Kartellwirtschaft und Wucher am Beispiel Partnerbörsen

Hallo,
habe mir mal die verschiedenen
Partnerbörsen angeguckt. Die größeren folgen alle dem gleichen
Muster. Eine Kombination aus relativ simplen Profilseiten und einem
Abgleichalgorithmus, alles ohne viel Finesse, soll zum Abschluss
teurer Langzeitabos verleiten. Dazu werden alle möglichen Register
der Manipulation gezogen: gelockt wird mit Kostenloser Anmeldung:
dann folgen die Fragebögen und Profileinstellung (Opfer soll sich
schon mal investiert fühlen und Hoffnung machen), alle effektiven
Kontaktmöglichkeiten sind dann natürlich an kostenpflichtig Abos
gebunden. Mit dem Verheiss dieser wird man dann auch per Email
täglich bombardiert. Statt den üblich moderaten Preisen für eine
vergleichbare Internetleistung (f.e. Email, Online Zeitung etc.) gibt
es dann exorbitante Monatspreise die letzten Endes zum Abschluss
eines monatlich günstigeren Langzeitabos verleiten sollen. Da werden
dann schnell mal mehr als hundert Euro fällig – natürlich sofort,
nicht in Raten, monatlich – wie überall sonst.

Weniger kostengebundene Alternativen
kommen nahezu lächerlich primitiv daher.

Ich bin ursprünglich Informatiker und
habe eine ziemlich gute Vorstellung vom programmiertechnischen
Aufwand der Seiten selbst: kurz gesagt, es ist Fischen im Wasserglas.
Vergleichs- und Suchalghoritmen schreibt man so ziemlich im ersten
Jahr. Eine Datenbank und Profilseite kann jeder mittelmäßige
Webdesigner einrichten. Hinter kostenlosen Internetanwendungen wie
Webmail, Facebook, Tumblr usw. steckt wesentlich mehr Aufwand. Wie
also kann sich ein technisch relativ simpler Service mit solch im
Internet unvergleichbar hohen Preisen halten?

Ich beschäftige mich privat seit
langem mit Psychologie und Soziologie. Auch die Fragen der
Abgleichalghoritmen sind alles andere als durchdacht. Es wird meist
vage nach irgendwelchen Persönlichkeitsmustern gestochert. Oft
lassen die Fragen auch Datamining vermuten, sie scheinen weniger
relevant für die Partnersuche aber nützlicher zum Verkauf von
Datensätzen.

Ich empfehle die Dokumentage „die
Glühbirnen-Verschwörung“. Das Konzept ist hundert Jahre alt. Man
spricht sich eben ab um einen einfaches Produkt zu
unverhältnismäßigen Preisen anbieten zu können. Oder man denke
halt an Druckerfarbe – lange Zeit (immernoch?) wertvoller als Gold.

Gerade im Bereich Liebe und
Partnerschaft finde ich diese Praxis noch ein ganzes Stück perfider,
hochmanipulative Geldmache mit der schönsten Sache der Welt,
ekelhaft!

Gibt es eigentlich irgendwelche
Institutionen die solche Methoden untersuchen und ggf. gesetzlich
einschreiten? Haben die Begriffe Wucher und Kartellwirtschaft in
diesem Bereich noch irgendeine Bedeutung?

Nein.

Wucher setzt ein Ausnutzen einer Notlage aus. Wo siehst Du die bei den Nutzern solcher Seiten/Dienste ? Es gibt hunderte, es werden immer mehr.
Kann man ,mal ganz neutral formuliert, diese Dienstleistung nicht überall bekommen. Online oder stationär ?
Also wird niemand ausgenutzt und übervorteilt. Er muss dort nicht Dienste buchen.
Wenn Preise nicht ordnungsgemäß erkennbar sind kann man das wettbewerblich rügen lassen.

Und eine Kartellabsprache dieser „Anbieter“ willst du ja wohl nicht vermuten ? Dazu sind die doch intellektuell gar nicht in der Lage.

Und zum Kartell (verbotene Absprache von Preisen und Bedingungen) gehört doch noch das Ausnutzen der Marktmacht.
Die ist aber hier nicht gegeben.

MfG
duck313

Dass uns diese

und andere Damen stets und überall, im Fernsehen und an jeder Bushaltestelle, ihr Dekolleté präsentieren, kostet das Unternehmen richtig viel Geld. Und deswegen müssen die Nutzer entsprechend bezahlen.

Schau mal hier: https://www.wbs-law.de/wettbewerbsrecht/parship-siegt-gegen-verbraucherschuetzer-dennoch-hoffnung-fuer-nutzer-74651/

Ich kenn wenigstens eine absolut…werbefinanzierte…kostenfreie Partnerbörse.

An sonsten geb ich dir Recht…vor allem die mit Fakeprofilen arbeiten find ich absolut sch**ße!

Bundeskartellamt.

naja, aber was ist mit „nudging“ und verleitenden Angeboten, und die allgemeine Definition von Wucher ist ja halt nur, dass etwas zu überhöhten Preisen angeboten wird, der Aufwand steht mit dem Preise in schlicht keinem nachvollziehbaren Verhältnis, finde da sollte es irgendeine Art von Kontrolle geben

Und eine Kartellabsprache dieser „Anbieter“ willst du ja wohl nicht
vermuten ? Dazu sind die doch intellektuell gar nicht in der Lage.

Glühbirnen-Verschwörung halt, das war vor hundert Jahren, glaubst du das hat einfach aufgehört / gibt es nicht mehr? das waren damals auch keine Genies

ja schon diese anzeigen sind ekelhaft, ich habe das argument marketing schon in betracht gezogen - halt um einen möglichst großen interessenten pool zu erreichen, aber all die anderen plattformen und internetdienste erreichen viel mehr nutzer mit viel weniger marketing und sind trotzdem kostenfrei / werbefinanziert, jeder durchschnittliche kino film macht mehr werbung und den bekommst du für 12 euro einmalig

welche meinst du denn? hab mir auch finya angeguckt, sehr rudimentär

ja kann man nur sagen empört euch, absolut widerwärtig das alles

erfüllt aber seinen Zweck und ehrlich gesagt: mehr braucht doch kein Mensch!

Du kritisierst ein Geschäftsmodell, weil Du meinst, beurteilen zu können, daß die aufgerufenen Preise nicht in einem angemessenen Verhältnis zu erbrachten Dienstleistung stehen. Das ist zunächst einmal nur eine Behauptung, die Du lediglich mit ein paar Allgemeinplätzen zum Programmieraufwand für das eigentliche „matching“ zu belegen suchst. Ich bezweifle allerdings, daß Du den von außen überhaupt realistisch einschätzen kannst. Darüber hinaus bieten die Dienste aber auch allerlei zusätzliche Dienstleistungen an (wie z.B. Tips, Persönlichkeitsanalysen usw.), die es darüber hinaus erschweren, von außen einen Eindruck über die Aufwandsstruktur der Unternehmen zu bekommen.

Das ist der erste Punkt. Der zweite Punkt ist, daß es nicht verboten ist, über die millionenfache Vermarktung eines entwickelten Produktes Geld zu verdienen - und zwar viel Geld, weil nach Erstellung des Produktes keine wesentlichen zusätzlichen Kosten für jeden neuen Kunden anfallen. So verdient jeder Hersteller von Standardsoftware und Computerspielen sein Geld: man steckt einige zig oder hundert Millionen in das Produkt und damit hat sich das, wenn man mal vom Support und der DVD bzw. etwas Datenverkehr bei Downloadprodukten absieht. Gleiches gilt für die Filmbranche: man investiert hundert Millionen in einem Film, aber es kostet praktisch nichts, den Film einer Person mehr im Kino zu zeigen oder die DVD zu verkaufen.

Deine Argumentation versagt also bei beiden Deiner Ansätze.

Und ob Dir nun die ganze Branche gefällt oder nicht, spielt für die rechtliche und moralische Beurteilung der Veranstaltung auch keine Rolle. Letztlich bleibt es den Leuten selbst überlassen, ob sie den Preis für die erbrachte Dienstleistung für angemessen halten oder nicht. Gilt übrigens auch für Bodellbesucher und Sexhotline-Anrufer.