Kartoffelwein?

Ich habe schon einmal darüber gelesen, dass besagter Wein mit 15 Gerstenmalz zubereitet werden kann. Leider kenne ich den Link dazu nicht mehr.

bitte mit WAS??

Gerstenmalz 15 EBC ist was zum Brauen, nicht zum Wein bereiten. Und was haben denn dann eigentlich die Kartoffeln noch in dem Bier verloren, das Du da machen willst? Wie soll ihre Stärke aufgeschlossen werden?

Schöne Grüße

MM

Hallo Eva,

gerade gelesen - und in meinem Bestande nachgeschlagen:

Allgemeines Haus- und Wirthschafts-Lexicon.
Encyclopädisches Wörterbuch für das praktische Leben
Herausgegeben von D. William Löbe
Zweite Ausgabe mit Universalregister
Dritter Band J - M
Leipzig - Verlag von Otto Wigand 1859

Seite 121
"Kartoffelwein:

Zur Darstellung von 125 Quart dieses Weines sind erforderlich 40 Pfund Kartoffelzucker, 1/2 Pfund guter weißer roher Weinstein, 3 Loth Ingwer, 1 Pfund gute Rosinen und 5 frische Citronen. 125 Quart reines Regen- oder klares Flußwasser werden in einem Kessel bis zum Sieden erhitzt, die zerschnittenen Rosinen hinzugetan und 1/2 Stunde gekocht; dann setzt man den Kartoffelzucker und, wenn dieser aufgelöst ist, den gepulverten Weinstein zu. Ist alles aufgelöst, so gießt man die Masse durch ein Haarsieb in ein reines hölzernes Gefäß, in dem sie bis auf 14 Grad R. abgekühlt wird. Man setzt nun 1/6 Quart reine frische Weißbierhefe zu und füllt die Flüssigkeit auf ein Faß, auf dem vorher ein geistiger Wein gelagert hat, worauf man noch den gepulverten Ingwer und die in dünne Scheiben geschnittenen Citronen fügt. Die Gährung, welche allmalig beginnt, darf nicht gestört werden; wenn aber keine Hefe mehr ausgestoßen wird, füllt man das Faß mit abgekochtem und wieder abgekühltem Wasser auf, verspundet es und läßt es drei Wochen ruhig im Keller liegen. Nach dieser Zeit wird die Flüssigkeit auf ein kleineres Weinfaß von der Hefe klar abgezogen, das Faß verspundet, 6 Wochen ruhig im Keller liegen lassen und dann der Wein auf Flaschen abgezogen, die man gut verpicht. Der Kartoffelwein hält sich viele Jahre lang und gewinnt durch Lagern an Stärke."

Auf gleicher Seite:

"Kartoffelzucker oder Stärkezucker:

Um diesen Zucker zu bereiten, wird aus den Kartoffeln zunächst das Stärkemehl gezogen und dieses in Syrup umgewandelt. Wird der Syrup noch stärker eingekocht, als in dem Artikel Kartoffelsyrup angegeben ist, so erhält man eine körnige Masse, den Stärkezucker…"

A. a. O.:

"Kartoffelsyrup oder Stärkesyrup:

Um denselben im Kleinen zu bereiten, nimmt man z. B. auf 6 Pfund Kartoffelstärke ein 8 Quart Wasser haltendes Gefäß oder einen entsprechend großen kupfernen Kessel. Das irdene Gefäß muß mit einer bleifreien Glasur versehen sein. Zum Kochen der angegebenen Menge Stärke bedarf man 7 Quart Flußwasser. Mit 1/2 dieser Wassermenge wird die Stärke erweicht, zu einer milchigen Flüssigkeit umgerührt, als ob Kleister gekocht werden sollte, das übrige Wasser mit 2 Loth concentrierter Schwefelsäure zum Kochen gebracht und die aufgeweichte Stärke nach und nach hinzugetan. Es wird nun ebenso verfahren, als ob man Stärke kochen wollte…
…Nachdem die Stärke 8 Stunden lang gekocht hat, wird der Kleistergeruch verschwinden und die Stärke ein honigähnliches Ansehen erhalten…"

Es geht dann noch eine komplette Seitenspalte weiter, insbesondere um diverse Methoden, die Säure zu entfernen und, falls Kupferkessel, die Masse auf giftige Kupfergehalte zu prüfen.

Ich hoffe, ich konnte helfen.

Herzliche Grüße

Helmut

Hallo, Helmut!
Krönchen und :+1: dafür! Das ist großartig, wird gespeichert und ausgedruckt! Oft übersetze ich Fantasy mit Mittelalter-Ambiente, da kann solches Wissen sehr gelegen kommen. Und waren das noch Zeiten, als man Flusswasser zum Kochen nehmen konnte :flushed:
Gruß,
Eva

tut mir leid, so habe ich es nur in einem Artikel gelesen. Keine Gewähr.