Maxime, Freiheit, Reziprozität
Hi Klaus.
der KI, soll kein ewiges in Stein gemeißeltes Gesetz hervorbringen.
Du vermeidest immerhin das Missverständnis, dem MyBlueberryNights hinsichtlich des Kantschen Gesetzesbegriffs unterliegt. MBBN meint offensichtlich, dass es Kant um ein staatliches Gesetz geht. Dem ist nicht so. Kant meint ein sittliches/moralisches Gesetz, also, genaugenommen, eine Regel. Für Kant rivalisieren im Menschen Neigung und Vernunft um die Herrschaft über den Willen. Dieser Wille ist nur dann ein „guter“ Wille, wenn er der Pflicht gemäß handelt, d.h. den Geboten der Vernunft entsprechend. Diese Vernunft zeigt sich darin, dass das Handeln von Grundsätzen bestimmt wird, welche die Menschheit als Ganzes im Auge haben und nicht nur die Interessen des handelnden Subjekts. Der Kategorische Imperativ bestimmt die innere Struktur dieses Handelns. Es muss so ausgerichtet sein, dass es als Maxime widerspruchsfrei für alle Menschen gelten könnte. Ich muss also so handeln, wie ich es in vergleichbaren Situationen auch von anderen Menschen erwarten würde.
Beispiel:
Maxime: Immer wenn ich knapp bei Kasse bin, beschließe ich, dem Nächstbesten auf der Straße sein Geld abzunehmen.
Daraus folgt, dass ich jedem anderen in vergleichbarer Situation das Recht zugestehe, genauso zu handeln.
Daraus aber folgt, dass ggf. ich das Opfer eines solchermaßen handelnden Menschen sein könnte.
Fazit:
Die Maxime taugt nichts. Es muss eine Maxime her, die alle Menschen - auch mich - nicht der Gefahr aussetzt, zu Opfern individueller Interessen zu werden. Es geht also um Reziprozität - die Handlungsmaximen der Menschen sollten in einem symmetrischen Verhältnis zueinander stehen.
Er soll ein Beispiel in die Welt bringen - Ein Vorbild setzten - für die Gegenwart.
Das ist, denke ich, nicht präzise genug, und teilweise auch falsch. Es geht weder um Beispiel noch um Vorbild noch um Gegenwart. Es geht um das durch die Vernunft gesteuerte konkrete Handeln. Dass es Modellcharakter haben könnte, ist ein sekundärer Aspekt. Außerdem soll die Maxime (also die Ausrichtung des Handelns) zeitlos gelten, nicht nur in der „Gegenwart“.
Wenn man jetzt ein Vorbild für das „Recht auf Freiheit“ setzen möchte, dann kann man durchaus gegen ein Verbot der NPD sein. Man muss halt nur bedenken, das dann, wenn irgendwann mal so eine Partei die Regeln vorgibt, das es dann erheblich schwieriger wird, diesen freiheitlichen Vorbild-Charakter aufrecht zu erhalten. :o)
Hier vermischst du wieder, was du eingangs getrennt zu haben schienst: Das Thema „Kategorischer Imperativ“ hat nichts mit staatlicher Gesetzgebung und somit nicht mit einem Parteienverbot zu tun (siehe auch meine Antwort an BBN).
Außerdem ist Freiheit nicht Chaos. Chaos aber entstünde, wenn alles, was im Widerspruch zu (demokratischer) Freiheit steht (z.B. NPD), deshalb nicht verboten würde, weil ein Verbot angeblich ein Verstoß gegen Freiheit wäre. Damit würde sich (demokratische) Freiheit selbst zerstören. Deine Argumentation ist also nicht logisch. Sie beruht auf einem unreflektierten Freiheitsbegriff, der hart an der Grenze zum Willkürbegriff liegt.
Chan