Hallo.
Wenn ein Mann Antidepressiva zu sich nimmt, kann es sein daß er unfruchtbar wird? Kann mir jemand einen Rat geben, bei welchem Arzt man da nachfragen kann?
Bin für jede Hilfe dankbar.
Hallo Betzi !
Antidepressiva haben zwar eine Menge möglicher Nebenwirkungen, aber
Unfruchtbarkeit gehört an sich nicht dazu ! Allerdings kann das sexuelle Verlangen durch einige dieser Medikamente beeinträchtigt sein. Bei einigen Männern kommt es auch zu Problemen mit der Potenz.
Da Sie allerdings nicht geschrieben haben, welches Präparat Ihr
Mann genau einnimmt, kann ich dazu nicht viel sagen. Im Zweifelsfall
sollte Ihr Mann aber auch den behandelnden Arzt, der ihm das Medikament verordnet hat, ansprechen. Eventuell kann dann auf ein
anderes Mittel ausgewichen werden.
Alles Gute und viele Grüße !
Kai (Arzt im Praktikum)
Hallo.
Wenn ein Mann Antidepressiva zu sich nimmt, kann es sein daß
er unfruchtbar wird? Kann mir jemand einen Rat geben, bei
welchem Arzt man da nachfragen kann?
Bin für jede Hilfe dankbar.
Sehr geehrte Betzi,
Ich möchte Kais zutreffende Bemerkungen etwas ergänzen.
Wenn ein Mann Antidepressiva zu sich nimmt, kann es sein daß
er unfruchtbar wird?
Nein!
„Unfruchtbarkeit“ in dem Sinne, daß der Mann keine Kinder mehr zeugen kann, macht in der üblichen Dosis keines der in Deutschland verschriebenen Antidepressiva.
Kann mir jemand einen Rat geben, bei
welchem Arzt man da nachfragen kann?
Bin für jede Hilfe dankbar.
Naja, am ehesten doch wohl bei demjenigen Arzt, der dem Mann das Medikament verschrieben hat!!
Prinzipiell ist es so, daß zwar kein Antidepressivum unfruchtbar macht, daß aber unter einigen Antidepressiva *vorübergehende* Störungen der Sexualfunktion auftreten können.
Bedenken sollte man dabei jedoch, daß auch die Depression selber (wegen der das Medikament verordnet wurde) die Sexualität beeinträchtigen kann. Die meisten depressiven Männer haben kaum noch Lust auf Sex, und bei den depressiven (und erst recht bei den magersüchtigen) Frauen kann darüberhinaus sogar die Menstruation ausfallen.
Wenn die Sexualstörung aber erst nach dem Ansetzen des Medikamentes aufgetreten ist, kommt es, wie Kai schon sagt, stark darauf an, um *welches* Präparat es sich handelt.
Die älteren trizyklischen Antidepressiva (wie Amitriptylin=Saroten, Imipramin=Tofranil, Trimipramin=Stangyl oder Doxepin=Aponal) können, *wenn* sexuelle Nebenwirkungen, dann am ehesten Erektionsstörungen verursachen; d.h., der Mann bekommt keine oder nur eine schwache Erektion.
Die neueren selektiven Serotoninwiederaufnahmehemmer=SSRIs (wie Fluoxetin=Fluctin, Citalopram=Cipramil, Paroxetin=Tagonis oder Sertralin=Zoloft) können, *wenn* sexuelle Nebenwirkungen, dann am ehesten *Ejakulationsverzögerungen* erzeugen; d.h., der Mann hat zwar eine Erektion, aber es dauert sehr lange, bis er zur Ejakulation kommt.
Ich vermute mal, daß Sie mit „Unfruchtbarkeit“ am ehesten so etwas wie die beiden letzten Beispiele meinen.
Wenn dem so ist, könnte man in Absprache mit dem behandelnden Arzt einen Wechsel auf ein anderes Antidepressivum überlegen.
In Frage kommt da z.B. (das teure, aber gute) Mirtazapin=Remergil oder auch der selektive, reversible MAO-Hemmer Moclobemid=Aurorix.
Aufgrund ihres Wirkungsprofils sind unter diesen beiden Antidepressiva bislang keine sexuellen Nebenwirkungen beobachtet worden.
Prinzipiell ist das ganze ein Problem, das in der Fachliteratur zu wenig diskutiert wird. Viele Patienten werfen das verordnete Antidepressivum in den Müll, sobald sexuelle Nebenwirkungen auftreten.
Und die Anzahl derjenigen Präparate, die explizit keine sexuellen Nebenwirkungen machen, ist, wie oben gesehen, klein.
Trotzdem sind die beiden Medikamente, die ich genannt habe, eine Überlegung wert.
Wundern tue ich mich nur etwas darüber, warum der betreffende Mann das nicht einfach mit dem Arzt bespricht, der ihm das Mittel verschrieben hat…
Wichtig ist auch, daran zu denken, daß eine Depression einen sehr stark verunsichern kann, man an sich selbst zweifelt, sich in Zukunftsängste hineinsteigern kann usw.
Deswegen sollte der betreffende Mann sich immer wieder vor Augen führen, daß er wieder zu seiner früheren Sexualität zurückfinden wird, sobald seine Depression ausgeheilt ist (und er keine Medikamente mehr einnehmen muß)!
Ich hoffe, Ihnen mit diesen Angaben weitergeholfen zu haben, und verbleibe mit freundlichen Grüßen,
Dr. med. Stefan Müschenich
Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie
Diplom-Psychologe