Ich glaube, dass da mehrere Effekte zusammenkommen.
Bei Raps- und Sonnenblumenöl: es wurde über eine mögliche, zukünftige Knappheit berichtet und gleichzeitig wurde vor allem Diesel sehr schnell sehr viel teurer. Die Leute, die sicherheitshalber zwei Flaschen mehr kaufen wurden von denen „unterstützt“, die gleich 20 Flaschen für ihr Auto kauften. Ganz grob darf man wohl davon ausgehen, dass da innerhalb weniger Tage der Bedarf erworben wurde, der sonst in 2-3 Monaten über den Tisch geht. Kommen dann die ersten Lieferungen, kaufen einige schnell wieder nach. „bevor es in den nächsten Wochen wieder nichts gibt“.
Bei Mehl kommt zu den prognostizierten Preissteigerungen aufgrund des Krieges noch der Umstand, dass die daraus resultierende zusätzliche Nachfrage auf den höheren „Bedarf“ vor Ostern bzw. der „Freiluftkuchensaison“ traf. Hinzu kommt, dass sich in den letzten zwei Jahren der Bedarf an Mehl ganz grundsätzlich erhöht hat, weil die Leute angefangen haben, selber Brot zu backen und generell mehr zu kochen. Ob die Industrie diesen Trend schon in ihren Kapazitäten berücksichtigt hat, weiß ich nicht.
Im übrigen ist ja nun auch nicht so, dass es Mehl für Endkunden und Mehl für das Gewerbe gäbe. Aus dem Umstand, dass die Bäckereien weiterhin voll sind und es auch noch Nudeln, Fertigbrot und TK-Brot- und Kuchenprodukte in den Supermärkten zu kaufen gibt, darf man schließen, dass es durchaus noch genug Mehl gibt - trotz der erhöhten Nachfrage seitens der Endkunden. Dass in manchen Märkten Mehl fehlt, ist im Zweifel nur eine Frage der Verpackungskapazitäten und der Logistik. Auch hier tippe ich insofern darauf, dass sich das Problem gerade in der letzten Phase befindet und sich die Lage in 2-3 Wochen wieder normalisiert.
Beim Toilettenpapier war es vor zwei Jahren übrigens ähnlich: jeder kaufte schnell noch ein Paket oder zwei dazu, was dann dem Normalbedarf von etwa vier-sechs Wochen entsprach. Ziemlich genau so lange dauerte es, bis die Läden wieder voll waren.
Dass dabei auch eine psychologische Komponente eine Rolle spielt, konnte man bei uns mehrmals daran erkennen, dass die leeren Regale schlagartig der Vergangenheit angehörten, als der Betreiber 2020 derartige Massen an T-Papier, Mehl und Zucker in die Gänge stellte, dass jedem klar sein musste, dass die von den Kunden erzeugte Knappheit definitiv vorbei war.
Gruß
C.