Servus,
wenn ich Roggenmehl bräuchte, ginge ich schlicht in den nächsten REWE und käufte mir welches.
Für unser Brot brauche ich alle vierzehn Tage ein paar Kilo Roggen, Weizen, Gerste, Leinmehl und Dinkelkleie. Die kaufe ich mir bei einer Mühle, die im Versand hübsche Gebinde in Haushaltsgrößen 5 und 10 kg anbietet, so dass man sich keine 25 Kilo-Säcke mit den entsprechenden Mehlmottenkulturen in die Bude stellen muss, und die vor allem auch die weniger teuren konventionell erzeugten Getreide an Endverbraucher in 10 kg und ohne den ganzen Plastikverpackungskruscht liefert (die Papiersäcke sind übrigens genau die, in denen die angeblichen „Unverpackt“-Läden ihre Ware auch bekommen - honi soit qui mal y pense).
Bei dieser Mühle bestelle ich regelmäßig, bevor die Sachen zur Neige gehen. Vor Ostern habe ich dort bestellt und gesehen, dass es ganz zweckmäßig ist, wenn man bei so wichtigen Sachen einen kleinen Puffervorrat im Haus hat, weil die Lieferzeiten dort wegen 2/3 der Belegschaft in häuslicher Quarantäne derzeit (und ganz ohne Kriegspropaganda und angeblichen „keinen Krümeln in ganz Deutschland“) auf drei bis vier Wochen verlängert sind.
Wenn ich nicht sowieso auch im Haushalt schroten und mahlen würde, hätte ich keinerlei Schmerzen damit, ein Brot aus Roggenmehl pur zu backen. Man muss dazu halt wissen, dass Teig aus Roggenmehl pur anders funktioniert als solcher aus oder mit Weizenmehl, er muss immer mit einem gesäuerten Vorteig gemacht werden, weil Roggenteig kein Protein- sondern ein Stärkegerüst aufbaut und im nicht ausreichend sauren Milieu dieses Stärkegerüst durch die Amylase aus dem Roggen sofort wieder abgebaut wird.
Wegen der aktuellen Kriegspropaganda zu aller-allerletzt. Wie viele Zentner Brot man da backen muss, bis so ein Teil sich rentabel einsetzen lässt, lässt sich leicht ausrechnen, und die enormen Preissteigerungen bei Getreide und Ölsaaten seit etwa November 2021 betreffen mit zunehmender Dauer der hohen Preise auch die langfristigen Kontrakte im Handel, so dass für das kommende 3/4 Jahr kein deutlicher Unterschied zwischen der Preisentwicklung für Mehl und für ganze Körner zu beobachten sein wird. Knapp ist weder das eine noch das andere, aber man muss eben dafür bezahlen.
Das einzige, was dafür spricht, ist, dass man mit so einem Dings eben Vollkornmehl und -schrot machen kann, das nicht bloß so heißt, während bei dem, was im Handel als Vollkornmehl vertrieben wird, die Keimlinge abgetrennt sind, damit das Mehl nicht schnell ranzig wird.
Schöne Grüße
MM