Kein Platz auf der Schule

siehe unten
Hallo!
Sarah findet das G8 doch gut.

Grüße
kernig

Hallo!

Nicht das G8, die neue Oberstufe! Die hat damit nämlich nix zu tun und hätte eigentlich schon im Schuljahr 04/05 eingeführt werden sollen. Dann hat man sich aber entschieden, das bis zum G8 rauszuzögern.

LG, Sarah

Bei solchen Argumenten geht mir echt die Hutschnur hoch! Es
hat sich doch effektiv nicht viel geändert!!!

Besser wurde auch nichts.

Mein Stundenplan
K12: LKs Englisch, Französisch; Deutsch, Musik; Geschichte,
Erdkunde, Religion; Mathe, Bio, Chemie; Sport (insg. 33
Stunden)
Der Stundenplan meines Bruders nächstes Jahr in der Q11:
Englisch, Französisch, Deutsch, Kunst; Geschichte/Sozialkunde,
Wirtschaft, Religion; Mathe, Bio; Sport (insg. 34 Stunden)

Ich kenne manche, die 40 oder mehr Wochenstunden haben. Und das sind die reinen Unterrichtsstunden. Rechnet man die Freistunden dazu, kommen viele auf 50.

Daran sieht man, dass mein einseitig sprachlich begabter
Bruder besser dasteht als ich armes einseitig sprachlich
begabtes Hascherl, ich musste nämlich zwei Naturwissenschaften
machen, er muss das nicht.

Bei uns darf Bio z.B. nicht die einzige Naturwissenschaft sein. Wenn man das wählt, muss noch eine andere dazukommen.

Es mag ja sein, dass vorher auch wenig besser war, aber ich kenne - wie gesagt - Fälle, in denen der Stundenplan durchaus überdimensionale Maße annimmt. Und dann wäre da noch die Umstellung selbst, der Doppeljahrgang.
Und wenn es schon ein neues System gibt, hätte man das doch wenigstens etwas besser als das alte machen können.

mfg,
Che Netzer

Anzahl der max. Nachmittags-Unterricht-Tage im G9 in meinem
Gymnasium:2. Heute im G8 3 oder sogar 4 je nach
Organisationstalent.

Einspruch!
3-4 ist bei uns das Minimum.
Diejenigen, die nur dreimal die Woche bis 17:00 in der Schule sein müssen, werden bei uns beneidet.
Und zum Organisationstalent möchte ich mal aus zwei Stundenplänen (zum ist keiner davon meiner) je einen Tag entnehmen:

  1. Donnerstag, Chinesisch in der 5. Stunde (11:45-12:30), Mathe in der 10. Stunde (16:15-17:00).
  2. Freitag, wie oben, nur mit Musik/Physik als Fächer. Dazu noch Latein in der ersten Stunde (8:00-8:45).

mfg,
Che Netzer

  1. Man kann durch die Seminare die Stunden im Lieblingsfach
    auf 6-8 Stunden ausdehnen.
  2. Die Seminare führen sehr gut an das wissenschaftliche
    Arbeiten in der Uni heran, da sie wirklich wie Uniseminare
    ausgelegt sind (W-Seminare). Außerdem bekommen die Schüler
    durch das P-Seminar die Möglichkeit, auch mal völlig andere
    Sachen zu machen - bei meinem Bruder gibts in Chemie z.B. ein
    Seminar mit dem Thema „Entwicklung einer eigenen
    Kosmetikkollektion“ und eines in Englisch mit einem
    didaktischen Thema.

Moooment mal…
Wenn die Seminare das sind, was bei uns Seminarkurse heißt, dann hat dein Bruder aber verdammt großes Glück.
Ich war im letzten Jahr im Astronomie-Seminarkurs. Teilweise war uns dort so langweilig, dass wir (mit der Lehrerin!) über unsere Haustiere gesprochen haben oder uns aus der Physik ein paar Gerätschaften zum Herumexperimentieren geholt haben. Der „Unterricht“ bestand größtenteils aus Referaten (schlecht vorbereitet, inhaltslos, ohne echte Zuhörer), Ausfälle gab es in jeder zweiten Woche wirklich gelernt habe ich vermutlich nur so viel, dass 7-8 Unterrichtsstunden mehr als ausgereicht hätten.
Und die gesamte Auswahl an Seminarkursen lässt auch zu wünschen übrig. Es gibt den Astronomie-Kurs (jetzt allerdings nicht mehr), einen Englisch-Kurs, einen in Chemie/Bio, einen über Filme und - wenn es ihn noch gibt - einen Sport-Kurs.
Und nach dem, was ich gehört habe, sind sie alle nicht gerade wissenschaftlich oder bereiten auf die Uni vor.

mfg,
Che Netzer

Nachhilfe
Hallo Jule!
Die Anzahl Kinder, die Nachhilfe erhalten hat massiv zugenommen. Nicht nur auf dem Gymnasium. Sogar schon in der Grundschule.

Wikipedia ist als Quelle nicht meine erste Wahl, ich hatte diesen Tenor aber auch schon in seriösen Zeitungen gelesen, deshalb zitiere ich mal:
„Die große Mehrheit der Nachhilfefälle liegt in Deutschland bei Schülern allgemeinbildender Schulen in den Klassenstufen fünf bis zehn, darunter die meisten in den Jahrgangsstufen sieben bis zehn. Im Jahr 2010 wurde die Zahl der aktuell Nachhilfe erhaltenden Schüler allgemeinbildender Schulen in Deutschland auf etwa eins bis anderthalb Millionen geschätzt, also ca. 11 bis 16 Prozent von ca. 9,5 Millionen solcher Schüler. Im Verlaufe ihrer gesamten Schulzeit nehmen nach verschiedenen Schätzungen zwischen 30 und 50% aller Schüler Nachhilfe. Die Tendenz ist seit Jahren steigend, unter anderem wegen der Verkürzung der Gymnasialzeit von neun Jahren („G9“) auf acht Jahre („G8“ - siehe Abitur nach zwölf Jahren).“

Die Lehrer in der 5. Klasse meines Sohnes sagten uns klipp und klar: Die Hilfe der Eltern ist unabdingbar in der 5. und 6. Klasse.
Und ich bin mir ganz sicher, dass das früher nicht so war, meine Umgebung bestätigt das (natürlich nicht repräsentativ).

Hier ähnliches:
http://www.test.de/themen/bildung-soziales/test/Nach…

Ich weiß, dass es heute vorausgesetzt wird, dass entweder Eltern als Hilfslehrer aktiv werden oder kräftig in Nachhilfe investiert wird.

Das war doch zumindest im gymnasialen Bereich noch nie anders.

Doch, ganz sicher.

Der Unterschied ist lediglich der, dass heute wesentlich mehr
Kinder in weiterführende Schulen gehen, denen die nötige
Begabung fehlt, als früher.
Daraus den Anspruch ableiten zu
wollen, dass sich die Schule generell auf die Minderbegabten
einzustellen hat, halte ich zumindest für überdenkenswert.

Den Anspruch leite ich mitnichten ab. Wobei ich dazu sagen muss: Dann sollte man zusehen, dass die richtigen Kinder aufs Gymnasium gehen können. Als Eltern ist man da nicht unbedingt der beste Entscheider und wenn man Pech hat (so wie wir), fällt auch der Lehrer dafür aus.

So ihre Kinder ausreichend begabt sind, nichts anderes als
Kinder aus wohlhabenden Familien: Nichts. Die Ungerechtigkeit
beginnt aber möglicherweise da, wo es an Begabung fehlt und
die Kinder besser situierter/ gebildeter Eltern andere
Möglichkeiten der Förderung haben. Auch das war aber schon
früher so.

Die Sache hat sich meines Erachtens nach sehr verschärft. Die Schere zwischen Arm und Reich klafft ja immer weiter auseinander. Die PISA-Studien sprechen zu diesem Thema ja auch eine deutliche Sprache.

Was den nicht dauerhaften Wechsel angeht: Nach meiner
Erfahrung funktioniert er einfach nur recht selten. Der
Lernaufwand, den das Mädchen für die Rückkehr investieren
müsste, wäre weit höher als bei einem Verbleib am Gymnasium.

Das mit der Rückkehr aufs Gymnasium sehe ich auch kritisch. Dann lieber mittlere Reife und die FOS, evtl. mit 13. Klasse und dem Abitur.

Grüße
kernig

Hallo kernig,

das Folgende ist meine persönliche Einschätzung: Ich sehe den Grund für die starke Nachhilfe grundsätzlich primär bei den Eltern. Die Schule ist - vielleicht abgesehen von der unglücklichen Situation des G8 und dem Umstand, nun auch noch den Weg in die Realschule in der 4. Klasse wählen zu müssen - nicht anspruchsvoller geworden - eher im Gegenteil. Was sich verändert hat, ist hingegen die Erwartungshaltung der Eltern.

Ich beobachte seit einigen Jahren eine starke Veränderung in der Eltern-Kind-Beziehung, von der auch beeinflusst wird, wie Eltern ihre Kinder wahrnehmen. Während es zu meiner eigenen Kinderzeit eher ein Problem war, begabte Kinder aus Bauern- und Arbeiterfamilien in eine weiterführende Schule zu schicken, weil die jeweiligen Eltern eine solche Laufbahn gar nicht in Erwägung zogen, erlebe ich inzwischen das absolute Gegenteil:

Eltern halten ihr Kind für den absoluten Superstar und können nicht akzeptieren, dass dieser in Wahrheit „nur“ normal oder sogar minderbegabt ist. Der Terminus „Hochbegabung“ wird heute ähnlich inflationär (und ungerechtfertigter Weise) bemüht wie das Etikett „ADHS“. Bringt das Kind schlechte Leistungen in der Schule, kriegt es - ich überzeichne bewusst - eben mal den einen oder anderen Stempel verpasst, damit man behaupten kann, es sei in Wahrheit hoch intelligent, aber die blöde Schule inklusive ihrer unfähigen Lehrer sei nicht im Stande das zu erkennen und angemessen zu fördern.

Hinzu kommt der Anspruch, dass das eigene Kind im Berufsleben möglichst viel verdienen bzw. einen hohen sozialen Status verkörpern soll. Normale Lehrberufe sind völlig out, das Absolvieren der Hauptschule und einer Lehre gelten vielen Familien nahezu als Makel.

Daraus resultiert das Bestreben, einen höheren Schulabschluss zu erreichen - koste es, was es wolle. Vielen Eltern geht dabei nach meiner Erfahrung der realistische Blick auf die tatsächlichen Fähigkeiten ihres Kindes verloren. Es wird gepowert und gepusht, was das Zeug hält - und die Tatsache, dass es anders überhaupt nicht funktioniert, wird dem Versagen des Schulsystems zugeschrieben.

Ein großer Teil der Kinder, die Nachhilfe kriegen, ist schlicht und ergreifend grundsätzlich überfordert. Was Lehrmethoden in den Schulen betrifft, so hatten wir - besonders im Grundschulbereich - zu keiner Zeit derart schülerorientierte Konzepte, wie es sie heute gibt. Dass es dennoch vielen Kindern schwer fällt, gute Leistungen zu erbringen, hat viele Ursachen, von denen nach meiner Einschätzung die wenigsten tatsächlich an der Schule liegen. Es ist für Eltern nur überaus bequem und angenehm, die Schuld dort zu suchen, erspart es doch die Auseinandersetzung mit den eigenen Erziehungsfehlern und den realen Fähigkeiten ihres Kindes.

In meiner eigenen Schulzeit gab es beispielsweise keinerlei Disziplinprobleme im Unterricht. Kein Lehrer musste sich mit Kindern auseinandersetzen, die permanent störten und auffällig waren. Und das lag NICHT daran, dass damals nur begnadete Pädagogen vor der Klasse standen - eher im Gegenteil. Dennoch konnten Lehrer das tun, was ihre ureigenste Aufgabe war: Unterrichten. Das Erziehen konnten sie weitestgehend den Eltern überlassen. Und wenn sie erzieherisch eingriffen, indem sie straften, hatten sie in jedem Fall die volle Unterstützung der Eltern.

Wer nicht mitkam, war eben nicht schlau genug. Kein Mensch wäre auf die Idee gekommen, die Ursachen anderswo zu suchen. Trotzdem fand jedes Kind irgendwie seinen Weg und seinen Platz im Leben. Und es wurde - auch und vor allem von den eigenen Eltern - so akzeptiert, wie es war.

Natürlich war damals nicht alles besser. Ich wage sogar zu behaupten, dass die tatsächliche (nicht die von Eltern und Kindern empfundene) Ungerechtigkeit weit höher war als in der heutigen Zeit. Und natürlich gab es auch damals Eltern, die ihre Kinder mit allen Mitteln durch die höhere Schule prügelten. Dennoch denke ich, dass die Last des elterlichen Erwartungsdrucks, die heute auf den Kindern liegt, damals nicht bestand.

Ich vertrete im Übrigen auch die Auffassung, dass unser Schulsystem durchaus Reformen vertragen könnte. Die bereits erwähnte (fehlende) echte Durchlässigkeit zwischen den Schularten gehört dazu, aber auch Dinge wie kleinere Klassen und mehr pädagogisches Personal.

Den Anspruch, es allen Kindern unabhängig von ihrer Begabung zu ermöglichen, weiterführende Schulen zu besuchen, habe ich hingegen nicht. Wer das dennoch will, muss eben nachhelfen.

Schöne Grüße,
Jule

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Ach Jule,
Du sprichst mir aus der Seele. Nur an einer Stelle trübt ein Schatten mein Gemüt, nämlich hier

Ich vertrete im Übrigen auch die Auffassung, dass unser
Schulsystem durchaus Reformen vertragen könnte. Die bereits
erwähnte (fehlende) echte Durchlässigkeit zwischen den
Schularten gehört dazu, aber auch Dinge wie kleinere Klassen
und mehr pädagogisches Personal.

Das dreigliedrige Schulsystem gehört abgeschafft, und die integrierte Gesamtschule muss her, mit differenzierten Kursen in bestimmten Fächern.
Ich wiederhole es immer wieder: außer in A, CH, D, L und Nordirland gibt es kein gegliedertes Schulsystem. Irgendwie seltsam, dass das 3½ germanische Nationen sind …

Grüße
Pit

Was Du dabei vergisst…
Hi!
Teilweise gebe ich Dir ja durchaus Recht.
Was Du aber völlig übersiehst: Die Eltern haben ja (zumindest in Bayern) kaum Einfluss auf die Schulempfehlung. Die höheren Übertrittsraten sind politisch gewollt. Aber dann werden die Kinder (und die Eltern) im Regen stehen gelassen.

Eltern halten ihr Kind für den absoluten Superstar und können
nicht akzeptieren, dass dieser in Wahrheit „nur“ normal oder
sogar minderbegabt ist.

Also ich werde mal persönlich und weiß ja zumindest von Dir, dass Du mich damit nicht persönlich angreifen wirst:
Unser Sohn hat den Schnitt für das Gymnasium geschafft. Bei einem mehr als suboptimalen Lehrer (das musst Du mir jetzt einfach mal so glauben, die Tatsache ist mehrfach belegt). Jeder, aber auch jeder hat uns gesagt: Das Kind muss natürlich auf’s Gymnasium, wenn er bei diesem Lehrer die Note geschafft hat, dann erst recht. Selber Tenor von einer „Lerntherapeutin“ (mit handfestem Hintergrund, also keine selbsternannte, bei der war er ein paar Mal, weil er echte Probleme mit dem rumschreienden und die Kinder runtermachenden Lehrer hatte). Ich halte ihn nicht für den „absoluten Superstar“, ich weiß wo seine Stärken und Schwächen liegen. Aber angesichts der Note und der Empfehlungen ging er eben aufs Gymnasium.

Und wir müssen feststellen, dass es ohne unsere massive Unterstützung nicht geht (Was in der Grundschule aber möglich war). Noch eine Neuerung des G8 ist der Grund dafür, dass unser Sohn (die Noten sind nicht soo schlecht, aber wirklich nur mit Hängen und Würgen und unser aller Nerven- und Zeiteinsatz zustande gekommen) nächstes Jahr die Realschule besucht (dauerhaft): In der 6.Klasse kommt die 2. Fremdsprache dazu. Das bricht uns allen mit Sicherheit das Genick, den Einsatz von diesem Jahr können wir nicht im nächsten wieder bringen, zumal ja Französisch dazu kommt.

Wir kapitulieren, hoffen aber, dass es uns allen schlußendlich zugute kommt. Beratung findet übrigens nicht statt, wir haben einige Stellen abgeklappert… Wurden immer wieder darauf hingewiesen, wie wichtig die elterliche Unterstützung in der 5. und 6. Klasse wäre. Und haben ansonsten gegenteilige Empfehlungen bekommen.

Der Terminus „Hochbegabung“ wird heute
ähnlich inflationär (und ungerechtfertigter Weise) bemüht wie
das Etikett „ADHS“. Bringt das Kind schlechte Leistungen in
der Schule, kriegt es - ich überzeichne bewusst - eben mal den
einen oder anderen Stempel verpasst, damit man behaupten kann,
es sei in Wahrheit hoch intelligent, aber die blöde Schule
inklusive ihrer unfähigen Lehrer sei nicht im Stande das zu
erkennen und angemessen zu fördern.

Die beschriebenen Fälle gibt es, aber z.B. auf unser Kind trifft das nicht zu und ich kenne noch viele andere.

Normale Lehrberufe sind völlig out, das
Absolvieren der Hauptschule und einer Lehre gelten vielen
Familien nahezu als Makel.

Als würde man mit einem Hauptschulabschluss eine gute und passende Lehrstelle bekommen… Wo lebst Du denn?

Es ist für Eltern nur überaus bequem und angenehm, die Schuld
dort zu suchen, erspart es doch die Auseinandersetzung mit den
eigenen Erziehungsfehlern und den realen Fähigkeiten ihres
Kindes.

Ich sehe aber, dass angesichts der Stoffmenge das Üben und Wiederholen in der Schule einfach zu kurz kommt und nach Hause ausgelagert wird. Und der Stoff ist ganz sicher wesentlich mehr geworden. In Bio z.B. habe ich mit meinen Heften verglichen und kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Englisch auch.

In meiner eigenen Schulzeit gab es beispielsweise keinerlei
Disziplinprobleme im Unterricht.

Oho, auf welcher Schule warst Du denn? Selbst von unserem idyllischen Landgymnasium kann ich das nicht behaupten… Also mit „weniger Disziplinproblemen“ würde ich ja noch mitgehen, aber „keinerlei“?

Das Erziehen konnten sie weitestgehend den
Eltern überlassen. Und wenn sie erzieherisch eingriffen, indem
sie straften, hatten sie in jedem Fall die volle Unterstützung

Auch hier: teilweise gebe ich Dir recht.

Wer nicht mitkam, war eben nicht schlau genug. Kein Mensch
wäre auf die Idee gekommen, die Ursachen anderswo zu suchen.

Das finde ich jetzt, ehrlich gesagt, nicht so richtig gut.

Trotzdem fand jedes Kind irgendwie seinen Weg und seinen Platz
im Leben. Und es wurde - auch und vor allem von den eigenen
Eltern - so akzeptiert, wie es war.

Das ist aber ein sehr rosarotes Bild, dass Du da malst. Es gibt also in meiner/unserer Generation keine gescheiterten Lebensläufe?

Dennoch denke ich, dass die Last des elterlichen
Erwartungsdrucks, die heute auf den Kindern liegt, damals
nicht bestand.

Angesichts der Lage auf dem Lehrstellen- und Arbeitsmarkt ist das doch kein Wunder. Auch mein Vater hat mich aufs Gymnasium geschickt mit der Begründung:„Du sollst es mal leichter/besser haben als ich“ (er musste sich sein Abi in der Abendschule hart erarbeiten). Das ist doch ein ganz natürlicher Wunsch von Eltern, oder nicht? Und in unserem Fall: Das Abi hat sich keineswegs als alleinseeligmachend herausgestellt. Aber wenn man selbst von einer Arbeitslosigkeit in die nächste taumelt möchte man doch dem Kind eine bessere Zukunft bauen. Mir sagte eine Mutter:„Wenn das Kind nicht aufs Gymnasium kommt, dann ist der Zug fürs Leben abgefahren.“ Natürlich habe ich wiedersprochen, aber nachvollziehen kann ich das.

Wie auch immer, das rosa Bild Deiner Schulzeit wollte ich nur nicht ganz unwidersprochen stehen lassen :smile:
Grüße
kernig

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Die „bestimmten“ Fächer sollten dann aber fast alle sein.
Ideal wäre vermutlich eine Art Kurs-System mit kleineren Kursen (je etwa ein halbes Semester), so kann jeder in seinem eigenen Tempo lernen. Das dürfte aber wohl etwas schwer zu organisieren sein und Schulklassen wären auch zu vermissen.

Aber gegen eine Klasse (oder auch nur einen Kurs), in den wirklich alle (naja, nicht ALLE, aber jeder beliebige) hineingesteckt werden, würde ich doch sehr protestieren. Selbst innerhalb einer Schulstufe (bei uns zumindest) gibt es schon gravierende Unterschiede.
Einige in unserer alten Klasse (10., letztes Jahr) haben z.B. in Mathe mehrere Stunden nachhilfe genommen, was dann aber doch nichts brachte. Andere durften sich mit Büchern/Laptop/Pizza in den Unterricht setzen.
Wenn man dazu noch die „klischeehaften Hauptschüler“ (die mit den 50 Taschenmessern und einem IQ, der dieser Zahl sehr nahe kommt) dazugibt, könnte das ziemlich böse Folgen haben.
Natürlich wäre eine Unterscheidung der Leistungsstärke bezüglich der einzelnen Fächer und nicht der Gesamtleistung sinnvoll, aber ich schätze, Schulklassen (bzw. Klassengemeinschaften) dürften ebenso wichtig sein.

mfg,
Che Netzer

Hallo kernig,

ich sehe die „alten Zeiten“ mitnichten rosarot :smile:. Sie waren anders - mit Vorteilen und Nachteilen. Und wenn ich mir manches davon in die Jetztzeit wünsche - wie z.B. die Tatsache, dass Lehrer von den Eltern Unterstützung erfuhren, statt Gegenwehr - dann durchaus in dem Bewusstsein, dass genau diese uneingeschränkte Unterstützung in früheren Zeiten manchmal auch ein Ausgeliefertsein an den Lehrer bedeuten konnte. In der Absolutheit, wie ich es damals erlebt habe, würde ich es heute ebensowenig haben wollen, wie mir die derzeitige - völlig gegenteilige - elterliche Grundhaltung gefällt.

Was deinen Sohn betrifft: Natürlich kenne ich weder ihn noch sein Notenbild. Die Erscheinung, dass Fünftklässler gravierende Umstellungsprobleme haben, kenne ich aber grundsätzlich sehr wohl - drei meiner eigenen Kinder inbegriffen. Aus meiner eigenen Erfahrung heraus würde ich persönlich nicht so schnell aufgeben - wenn der Junge nicht selbst dringend weg will.

Entscheidend für mich wäre, ob ich es der Psyche meines Kindes zutrauen könnte, dass es sich durchbeißt und schlechte Noten einigermaßen wegstecken kann. Wenn die kognitiven Fähigkeiten reichen, muss „nur“ die Umstellung verkraftet werden. Und dieser Prozess ist irgendwann zwischen Fünfter und Sechster abgeschlossen.

Schöne Grüße,
Jule

Hallo,
obwohl mir selbst die Leistungserwartung der Eltern total auf die Nerven geht (hatte es weiter unten schon geschrieben, dass in „unserer“ Klasse den Eltern völlig egal ist, WIE jemand seine guten Leistungen hinlegt, soll er halt die Ellenbogen ausfahren), möchte ich dir hier widersprechen:

Ich sehe den Grund für die starke Nachhilfe grundsätzlich primär bei den Eltern. Die Schule ist - vielleicht abgesehen von der unglücklichen Situation des G8 und dem Umstand, nun auch noch den Weg in die Realschule in der 4. Klasse wählen zu müssen - nicht anspruchsvoller geworden - eher im Gegenteil. Was sich verändert hat, ist hingegen die Erwartungshaltung der Eltern. :

Unser Sohn wechselte 2006 auf das Gymnasium. Auf dem ersten Elternabend wurde uns gesagt: „Wir gehen davon aus, dass Sie eh Nachhilfe für Ihre Kinder organisieren“. Als dann G8 eingeführt wurde, wurde das wiederholt „Die Schule kann gerade bei G8 nicht alle Themen umfassend und vertiefend behandeln. Wir gehen davon aus, dass Sie sich um nachhilfe für Ihre Kinder kümmern“ Das ist die Erwartungshaltung der Schule.

Dennoch konnten Lehrer das tun, was ihre ureigenste Aufgabe war: Unterrichten. Das Erziehen konnten sie weitestgehend den Eltern überlassen. Und wenn sie erzieherisch eingriffen, indem sie straften, hatten sie in jedem Fall die volle Unterstützung der Eltern. :

Wir sind altersmäßig nicht gaaanz so weit voneinander entfernt und ich habe das genau andersrum erlebt: Heute verstehen sich Lehrer als „ich unterrichte nur. bei 35 Kindern in der Klasse kann ich mich nicht auch noch um den Rest kümmern“. Früher war der Lehrer eine absolute Respektsperson, die viel zu viel Einfluß auf die Erziehung hatte. Natürlich hatten Lehrer die volle Unterstützung der Eltern. Eltern konnten ja gar nichts dagegen machen, oder haben es aus o.g. Grund nicht getan. Also hier sehe ich einen himmelweiten Unterschied zu heute und genau das bemängel ich auch heute.
Manche Lehrer in der Grundschule tun teilweise auch so, als ginge die Schule die Eltern ncihts an, das finde ich erschreckend.

Wer nicht mitkam, war eben nicht schlau genug. Kein Mensch wäre auf die Idee gekommen, die Ursachen anderswo zu suchen. Trotzdem fand jedes Kind irgendwie seinen Weg und seinen Platz im Leben. Und es wurde - auch und vor allem von den eigenen Eltern - so akzeptiert, wie es war. :

Großer Einspruch von meiner Seite und ich glaube nicht, dass das bei mir ein Einzelfall war: ich wurde seinerzeit fast auf das Gymnasium geklagt: Unser Rektor ging in der 4. Klasse durch die Klassen, fragte, wie man heißt, wußte, wer Industriellen-Kind war und hat danach die Entscheidung getroffen, wer auf Haupt- Realschule oder das Gymnasium kam. ich hatte durchweg 1en auf dem Zeugnis, ohne Ausnahme. Meine Mutter war Witwe eines Handwerkers: zunächst Hauptschule, aber als er sah, dass das denn doch nicht ganz passt: mit Mühe und Not Realschule. Mitschülerin, fast durchgehend 4en bis auf wenige Ausnahmen, aber Tochter eines großen Speditionsunternehmers: Ach, du heißt XY? Na klar: Gymnasium! Ich übertreibe übrigens nicht, es hat sich wortwörtlich so abgespielt. Und ich weiß, dass unsere Schule kein Einzelfall war: Dass Arbeiterkinder auf dem Gymnasium nichts zu suchen haben, war zu meiner Zeit ein großes Thema.

Und von den Eltern war diese Erwartung doch genauso: Mein Sohn soll mal meine Firma übernehmen. Er soll auch mal Arzt werden… da muss er auf das Gymnasium.

Im Übrigen:

Hinzu kommt der Anspruch, dass das eigene Kind im Berufsleben möglichst viel verdienen bzw. einen hohen sozialen Status verkörpern soll. Normale Lehrberufe sind völlig out, das Absolvieren der Hauptschule und einer Lehre gelten vielen Familien nahezu als Makel.:

Ich gebe zu: ich habe genau diesen Anspruch. Ich habe mich mal lange mit indischen Kollegen unterhalten, die ihre Kinder auf Internate in UK und der Schweiz schicken und ihnen gesagt, wir schwer mir das fiele. Die Antwort war „Ja, aber das einzige, was wir unseren Kindern wirklich mitgeben können für ihr ganzes Leben, ist eine gute Ausbildung. Dafür müssen wir alles tun“ Und damit haben sie Recht. (wobei ich damit meine: man muss von Anfang an versuchen, seinen Kindern das Gymnasium zu ermöglichen, also sämtliche Lerndefizite auszuschalten. Und wenn das nicht möglich ist, weil das Kind nicht kann, dann geht es halt auf eine andere Schulform). Aber… wollen wir denn nciht alle, dass unsere Kinder die Möglichkeit haben, mal das zu werden, was sie werden wollen?? (Unabhängig vom Verdienst…) Damit aber ein Kind, das mit 10 die Schule wechseln und sich festlegen muss, diese Möglichkeiten wirklich auch später hat, muss es ja schon aufs Gymnasium. Die Möglichkeiten der Hauptschüler heutzutage kennt man doch. Natürlich hat man dann Angst um die Zukunft seines Kindes. Das finde ich völlig legitim (und normal, sorry). Muss aber nicht gleich heißen: ich prügel mein Kind durch die Schule, koste es, was es wolle.

Gruß
shannon

1 Like

Was geschah:
Hallo,

Sorry, ich hatte die erste Antwort gelesen und als dann nicht gleich noch was kam hatte ich gedacht dieser „raunzer“ wärs gewesen und hab längere Zeit nicht mehr geschaut.

Erstmal: Das ist nicht mein Kind. Es ist das Kind meines Lebensgefährten das 14tägig am WE bei uns ist. Ich kenne sie seit 1,5 Jahren und brauch mir wegen der Erziehung nix anhören (ich mache meine Fehler dann wenn mein Kind im Januar auf die Welt kommt).

Nach dem Halbjahrszeugnis wurde mit dem Kind geredet und da sie es schaffen wollte auch viel mit ihr gelernt. Ihre leiblichen Eltern haben nicht die Bildung um effektiv helfen zu können, aber sowohl der Partner der Mutter als auch ich haben Abitur und uns bemüht. Ich kümmerte mich v.a. um die Naturwissenschaften (da ich u.a. Chemie LK hatte und auch im Bereich Naturwissenschaften arbeite)…es war leider sehr zäh, da man mit „anschubsen“ zum logischen Kombinieren und selbständigen Herleiten nicht weit kam. Sie konnte maximal Lösungswege nachvollziehen, kleinste Änderungen in Aufgabenstellungen führten zu absoluter Hilflosigkeit. Wie gesagt, ich sah sie auch nur 14 tägig und konnte keinerlei Leistungsüberwachung machen.

Leider haben wir dem Kind und der Mutter längere Zeit geglaubt dass es nun besser laufen würde und die Quengelei wegen des Lernpensums am Wochenende nahm zu.
Auf mein Drängen wurde die Lehrerin einige Wochen vor Schuljahresende kontaktiert um sich zu informieren wie es denn aussähe (mir schien ihr Fortschritt nämlich nicht berauschend) und wir erfuhren dass sie in einigen Fächern auf der Kippe stand. Die Lehrerin fand einen Wechsel auch gut und wollte sich schliesslich in der Konferenz dafür einbringen dass das Zeugnis so aussieht dass sie in die 9.Klasse Realschule wechseln kann. Einen Test auf besondere Fähigkeiten und Schwächen (um ggf gezielter fördern zu können)lehnte die leibliche Mutter strikt ab.

Nun ist das Zeugnis da: Sie hat fünf 5en bekommen(zwei davon waren uns mit 4,5 angegeben worden und man hatte gehofft dass mündliche Mitarbeit in den letzten Wochen etwas bewirken hätte können). In zwei relevanten Fächern (Englisch und Deutsch, wo sie am Schluss sogar eine 1,5 schrieb)in denen sie auf 2,5 stand gab es die 3, somit kann sie nicht ausgleichen und bleibt auch auf der Realschule sitzen.

Ich persönlich bin der Meinung, dass sie besser auf die Realschule passt (Ich selbst war auf der Realschule und danach aus eigenem Antrieb auf einem normalen Gymnasium und glaube aus ihrem Lernstil durchaus eher die Eignung für die Realschule erkennen zu können, wie gesagt ein Test und Beratung wurde abgelehnt).
Ihr Wunsch nach Abitur scheint auch eher fremdbestimmt zu sein, denn sie hat der Realschule zugestimmt und hat jetzt andere Flausen im Kopf.

Leider hält ihre Mutter sie nun für hochbegabt und ihr Partner möchte einen Test finanzieren (genaues weiss ich nicht) der ihre Hochbegabung feststellen kann und dann soll sie wohl auf ein Internat das ihr gerecht werden würde. Ich halte das für Hirnfürze, v.a. wenn man die finazielle Situation der Eltern im Auge behält (Aus der Ehezeit stark verschuldet). Mir wäre ein umfangreicher Test (incl psychologischer und sozialer Aspekte und Beratung) bei einer staatlichen Beratungsstelle lieber, aber nun gut, sollen sie machen. Ich hoffe dass es troztdem irgend etwas bewirkt das der Zukunft des Kindes dienen kann.

Viel kann ich nicht bewirken auch wenn das Kind sehr an mir hängt und oft mit Fragen zu mir kommt.
Ich bin sehr von den Lehrern enttäuscht, die dem Kind in der Situation noch solche Steine extra in den Weg legen und ich kann ihr Verhalten nicht nachvollziehen.
Ich hoffe das Mädel bekommt noch ein bischen mehr biss und schafft es aus dem Hätschelmodus zuhause auszubrechen und ihren Weg zu gehen.

Danke für eure zahlreichen Postings.

Gruss
M.

Großer Einspruch von meiner Seite und ich glaube nicht, dass
das bei mir ein Einzelfall war: ich wurde seinerzeit fast auf
das Gymnasium geklagt: Unser Rektor ging in der 4. Klasse
durch die Klassen, fragte, wie man heißt, wußte, wer
Industriellen-Kind war und hat danach die Entscheidung
getroffen, wer auf Haupt- Realschule oder das Gymnasium kam.
ich hatte durchweg 1en auf dem Zeugnis, ohne Ausnahme. Meine
Mutter war Witwe eines Handwerkers: zunächst Hauptschule, aber
als er sah, dass das denn doch nicht ganz passt: mit Mühe und
Not Realschule. Mitschülerin, fast durchgehend 4en bis auf
wenige Ausnahmen, aber Tochter eines großen
Speditionsunternehmers: Ach, du heißt XY? Na klar: Gymnasium!
Ich übertreibe übrigens nicht, es hat sich wortwörtlich so
abgespielt. Und ich weiß, dass unsere Schule kein Einzelfall
war: Dass Arbeiterkinder auf dem Gymnasium nichts zu suchen
haben, war zu meiner Zeit ein großes Thema.

Nein, da bist Du ganz sicher kein Einzelfall. Auch bei mir (Mutter Hausfrau, Vater Küchenmeister) war nur die Realschule möglich. Und ich WOLLTE aufs Gymnasium und war gut genug. Meine Eltern haben das hingenommen (Man hatte ihnen ausgemalt wie schrecklich es für meine persönliche Entwicklung sein würde wenn sie mich den damals möglichen Eignungstest machen lassen würden, denn den würde ich nicht bestehen und psychisch geschädigt daraus hervorgehen!).

Auf der Realschule sackte ich ab der 5. Klasse ab und es gab den einen oder anderen Lehrer der mich am liebsten auf die Hauptschule geschickt hätte (ich hab gar nicht gelernt, schon gar nicht die üblichen auswendiglern-orgien a la Lückentext). Mir war langweilig, die Schule ein Qual.

Als ich 15 Jahre alt war, war ich weit genug dass ich mich durchsetzen wollte. Ich ging mit meinem Eltern zu einer Beratungsstelle, wurde geprüft und eeendlich durfte ich nach der mittleren Reife auf das Gymnasium (ich ging auf ein normales Naturwissenschaftliches auf das ich schon immer gehen wollte, keines für Realschulabsolventen), denn endlich hatte ich schwarz auf weiss: IQ +/- 130.
Auf dem Gymnasium ging es allerdings nicht besser weiter. Nie erreichte ich die mündlichen Noten der Professorenkinder, egal was ich tat. Notfalls stand z.B. im Aufsatz „Thema verfehlt“ damit die unwiderlegbar sehr gute Leistung in englischer Grammatik minimiert werden konnte.
Mein Abitur habe ich ganz ohne Nachhilfe geschafft…wer hätte mir helfen sollen?

Ich würde sagen: früher war es nicht besser…anders war es. Und mir scheint heut ist genauso der Wurm drin trotz aller Reformen.

Gruss
M.