Hallo Heinz!
wo sind denn die angeblich so reichlich gesegneten jobs für
leute 50+, die hier so deutlich skizziert werden?
Es gibt insgesamt zu wenig Arbeitsplätze, jedenfalls rein quantitativ. Die individuelle Chance auf einen Arbeitsplatz hängt vom Bewerber ab, von seinem Werdegang, seiner Qualifikation, seiner Persönlichkeit. Das ist nur eine Seite der Medaille. Auf der anderen Seite muß an allen zur Verfügung stehenden Stellschrauben gedreht werden, um immer längere Zeiten des Rentenbezugs aufgrund steigender Lebenserwartung von einer stagnierenden oder sinkenden Zahl von Beitragszahlern finanzierbar zu halten und um den Bundeszuschuß zur Rentenkasse nicht explodieren zu lassen.
Das Umdenken in Betrieben wird irgendwann zwangsweise einsetzen, wenn nämlich der Arbeitskräftebedarf nicht mehr aus jüngeren Jahrgängen zu decken ist. Gut wäre es, wenn das Umdenken schon früher einsetzte, nicht als soziale Maßnahme, sondern um einen gesunden Alters- und Erfahrungsmix in den Unternehmen zu erhalten. Seitens vieler Arbeitnehmer muß auch umgedacht werden. Die innerliche Verabschiedung in jungen Jahren ins Rentnerdasein, spätestens ab Anfang 50, ist nicht mehr finanzierbar.
Man kann aber nicht untätig zuwarten und hoffen, daß sich die Situation der Rentenkassen durch Einsicht und/oder Arbeitskräftemangel entschärft. Bis dahin werden die Rentenversicherungsbeiträge steigen und die Renten sinken müssen. Die Anhebung des Renteneintrittsalters stufenweise auf 67 Jahre ist nichts weiter als eine Rentenkürzung, wenn die Leute nach wie vor spätestens mit 60 in Rente gehen.
Mit dem Thema Rente wurden schon Wahlen gewonnen und ansonsten ist es ein wunderbares Feld zum Dampfablassen. Dummerweise verrät kein Schimpfender sein Rezept zur Rentenfinanzierung.
Auch hier werden wieder Stimmen laut, daß man das Beitragsgeld viel besser in private Anlagen investiert hätte. Das stimmt, aber möglicherweise nur für einen vergleichsweise kurzen Zeitraum. Seit Bismarck hatten wir den Kapitalstock. Aber bis zur Umstellung auf den „Generationenvertrag“ gab es keinen einzigen Rentner, der aus dem Kapitalstock eine auch nur halbwegs auskömmliche Rente bezog. Es herrschte vielmehr drückende Altersarmut, weil zwischendurch Währungskrisen und kriegsgeile Zeitgenossen alles verzehrten, was die Leute angespart hatten. Die Sache mit dem irgendwo angelegten Kapital, das dann üppige Zinsen trägt (hier kommen regelmäßig Zahlen vergangener Jahrzehnte ins Spiel) funktioniert nur bei entsprechendem Wirtschaftswachstum, denn irgendwo müssen die Zinsen schließlich verdient werden. Immerwährendes Wachstum werden wir nicht haben können. Ich halte es wenigstens für denkbar, daß wir auch dabei umdenken mussen und nicht nur schieren Zuwachs, als rein quantitatives Wachstum, zum zukünftigen Maß aller Dinge machen können.
Langer Rede fehlender Sinn: Der Stein der Weisen ist dringend gesucht. Wir tapern diesbezüglich noch im Dunkeln von einer kalten Stelle zur nächsten.
Gruß
Wolfgang