Na ja
Hi,
ihr redet immer davon, die Forschungsgelder „runterzufahren“.
Du hast das Argument falsch verstanden. Es geht nicht um ein runterfahren, sonder um ein umschichten
Das bringt nichts. Wenn man einfach weniger Geld gibt, wir es
eben länger dauern, bis man sein Ziel erreicht hat,
letztendlich gibt man aber genauso viel Geld aus!
Auch das stimmt nicht. Die freiwerdenden Gelder könne in anderen Bereichen eingesetzt werden. An den kumulierten Ausgaben ändert das wenig (zins- und inflationsbereinigt), richtig, aber die Opportunitätskosten variieren je nach Entscheidung stark.
Ein fiktives Beispiel aus dem täglichen Leben: Angenommen du hast die Wahl deine gesamten Ersparnisse jetzt für ein Auto (oder ein anderes Investitionsgut) auszugeben, das du voraussichtlich erst in zwei Jahren brauchst, oder du kannst jetzt in eine Küche investieren, die du ab sofort nutzen könntest.
Kaufst du das Auto, kannst du dir auf längere Sicht keine Küche kaufen. Deine Opportunitätskosten: Verzicht auf selbstgekochte Mahlzeiten.
Kaufst du die Küche sind deine Opportunitätskosten zunächst keine, sie ergeben sich erst, wenn du das Auto benötigst und du es in den zwei Jahren nicht geschafft hast, dir das notwendige Geld zurückzulegen.
Ähnlich verhält es sich bei Großprojekten, die einen großen Teil des Forschungsetats binden.
Die Opportunitätskosten der Großprojekte sind die Vernachlässigung kleiner Projekte und der Hochschulen.
Ich finde es nicht richtig, Forschungsgelder zu kürzen, wenn
die industrielle Nutzung nicht absehbar ist. Wenn das
Konsequent betrieben worden wäre, gäbe es keine Laser, keine
Spektralanalyse und eventuell kein Transistor!
Das sind aber historisch gesehen (bis auf Herrn Fraunhofer) die völlig falschen Beispiele für dein Argument.
Laserforschung wird heute noch, gerade wegen der wirtschaftlichen Relevanz, gefördert
http://www.vdi.de/tz-pt/zt/start.html
Außerdem ist die BMB+F website sehr informativ.
http://www.bmbf.de/foerde01/forschung/3-2-0-0-2.htm
um dein Bild von der zweckfreien Forschung etwas revidieren:
—Zitat
Die Vorhaben müssen
a.wissenschaftlich-technisch qualitativ hochstehend sein und von
entsprechend qualifizierten Antragstellern bearbeitet werden;
b.sich auf interdisziplinäre Fragestellungen mit Modellcharakter beziehen;
c.neue oder wesentlich verbesserte Verfahren und Konzepte beinhalten;
d.hinsichtlich ihrer Durchführung mit einem erheblichen
technisch-wissenschaftlichen und wirtschaftlichem Erfolgsrisiko
verbunden sein;
e.im Bereich der industriellen Forschung oder vorwettbewerblichen
Entwicklung angesiedelt sein;
f.quantifizierbare Beiträge, wenn möglich im Vergleich zu bestehenden
Verfahren, zur ökologischen Nachhaltigkeit leisten. Kriterien hierfür sind:
- geringerer Stoffverbrauch;
- geringerer Energieverbrauch;
- geringere Emission;
- geringere Toxizität;
- geringeres Risikopotential (Gefahrenstoffverordnung, Arbeitsschutz,
Arbeitssicherheit),
- Ressourcen- und Materialeffiziens;
- Rückführbarkeit von Reststoffen in Stoffkreisläufe;
- Verbrauch an nicht-erneuerbaren bzw. erneuerbaren Ressourcen;
g.so angelegt sein, dass sich die Ergebnisse unter marktwirtschaftlichen
Bedingungen umsetzen lassen.
—Quelle: http://www.fz-juelich.de/beo/frhomaus.htm, Hervorhebungen von mir
In diesem Zusammenhang ein weiteres kleines Zitat:
------------Anfang
Pressemitteilung: BMBF-OECD Konferenz ?Benchmarking Industry-Science
Relationships? in Berlin vom 16.10.2000, Nr.: 159/2000
Bulmahn: ?Der Wissens- und Technologietransfer in Deutschland muss an
Effizienz gewinnen?
Die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Edelgard Bulmahn, rief am
Montag in Berlin auf der internationalen Konferenz ?Benchmarking
Industry-Science Relationships? dazu auf, neue Wege beim Wissenstransfer zu
gehen. ?Wir haben eine gut funktionierende Forschungslandschaft. Aber im
Bereich Wissens- und Technologietransfer besteht noch erhebliches
Verbesserungspotenzial, das wir ausschöpfen müssen. Ein erfolgreicher
Wissenstransfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft ist mehr denn je eine
Schlüsselgröße für Erfolg im Innovationswettbewerb?, sagte Bulmahn.
Ziel der zweitägigen Konferenz von BMBF und OECD ist es, durch Austausch von
internationalen Erfahrungen und Ansätzen zu einer Verbesserung der
Kooperation zwischen Wirtschaft und Wissenschaft zu gelangen. Die Konferenz
ist das größte internationale Forum zur Innovationspolitik, das seit vielen
Jahren in Deutschland stattgefunden hat. Rund 400 führende Fachleute aus
Wirtschaft, Wissenschaft und Politik aus mehr als 40 Ländern diskutieren die
Gemeinsamkeiten und Unterschiede beim Wissens- und Technologietransfer in
ihren Ländern und ziehen Schlussfolgerungen für eine erfolgreiche
Kooperationsstrategie.
------------Zitat Ende
Falls du dich über aktuelle Themen der Forschungsföredrung interessierst:
http://www.bmbf.de/foerde01/pt_liste.htm
Du siehst, ohne Orientierung am Markt gibt es in vielen Bereichen keine Steuergelder mehr. Und das ist gut so.
Grüße Rossi