Mich würde interessieren, was der Unterschied zwischen einer
Reaktor Kernschmelze wie in Tschernobyl und einer
Atombombenexplosion ist. Soviel ich weiß, wird in einem Reaktor
die Kettenreaktion durch einen Moderator (Graphit?) gebremst.
Der Unterschied besteht im Wesentlichen in der Geschwindigkeit. Sowohl im Atommeiler, als auch in eiher Atombombe findet eine nukleare Kettenreaktion statt, bei der ein schnelles Neutron einen Kern spaltet und dabei zwei weitere schnelle Neutronen freisetzt.
In einer Atombombe wird dafür gesorgt, daß möglichst viele schnelle Neutronen im Spaltmaterial verbleiben und sich der Prozeß so schnell aufschaukelt, daß das gesamte Material durchreagiert, bevor es verdampfen kann, um eine möglichst hohe Energiefreisetzung in möglichst kurzer Zeit zu erreichen.
Bei einem Atomreaktor versucht man genau das Gegenteil. Dort werden mit den Moderatoren schnelle Neutronen abgefangen, um ein unkontrolliertes Aufschaukeln der Kettenreaktion zu verhindern.
Was ist z.B. in Tschernobyl dann passiert?
Warum ist dort nicht eine Art Atombombe explodiert?
Wie konkret ist die Gefahr des China-Syndroms?
Zu Tschernobyl gibt es ein Reihe sehr guter berichte im Netz, die sich detailliert mit dem zeitlichen Ablauf des Super-Gau befassen. Grundsätzlichn ist folgendes passiert:
Bei einem illegalen Experiment (bei dem nicht nur alle Sicherheitsbestimmungen mißachtet, sondern auch das automatische Sicherheitssystenm abgeschaltet wurde) kam es zu einem Ausfall des Kühlsystems, wodurch sich der Reaktorkern überhitzte. Als man das Külsystem wieder einschaltete floß Wasser in den mehrere tausend Grad heißen Reaktor, wodurch es sofort zu einer Dampfexplosion kam, die den Reaktor zerstörte. Da Wasser über 1000°C in Wasserstoff und Sauerstoff zerfällt, entstand dabei sehr viel Knallgas, welches in der Reeaktorhalle explodierte und das gesamte Gebäude wegsprengte.
Nach Ansicht einiger Experten war dies noch das kleinere Übel, denn wenn die Pumpen nur Sekundenbruchteile später eingeschaltet worden wären, hätte es zu einer echten Atomexplosion kommen können (vermutlich weil die Graphitstäbe im überhitzten Reaktor verbrannt und verdampft sind und die Kettenreaktion nicht mehr bremsen konnten). Diese Explosion wäre allerdings nicht miot einer Atombombenexplosion zu vergleich gewesen, weil die dafür nötige symmetrische Kompression des Spaltmaterials fehlte (deshalb ist es auch garnicht so leicht eine Atombombe zu bauen). Vielmehr wäre es zu dem gekommen, was die Atombombenexperten als Prädetonation bezeichnen. Die exponentiell anwachsende Kettenreaktion hätte den gesamten Reaktorkern explosionsartig verdampft. Durch die schnelle Expansion der Gase wäre die Kettenreaktion dann aber schnell wieder zum Stillstand gekommen. Im Vergleich zu einer Atombombe gleicher Größe wäre es also eine Atom-Verpussung gewesen, bei der allerdings mit einem Schlag Unmengen von radioaktivem Material in die Luft geblasen worden wäre.
Wenn die Feuerwehr übrigens nicht versucht hätte, den Brand zu löschen, hätten wir vermutlich nichts von der Katastrophe mitbekommen. Die Ferwehrleute hatten von Kernenergie keine Ahnung und wußten deshalb nicht, daß Wasser ein Accelerator für nukleare Kettenreaktionen ist. Mit ihrem Löschwasser haben sie die bereits zum Stillstand gekommene nukleare Kettenreaktion wieder richtig angeheizt und mit dem schell aufsteigenden Wasserdampf wurden die dabei entstehenden Spaltprodukte schön hoch in die Atmosphäre geblasen und konnten so bis nach Deutschland gelangen.
Die Gefahr eines China-Symdroms hat in Tschernobyl nicht bestanden, weil der Reaktor auf jeden Fall vorher explodiert wäre. Wenn der Reaktor sich aber ohne Explosion auf Schmelztemperatur erhitzt (beim Reaktortyp auf Three-Miles-Island soll das möglich gewesen sein), dann wäre dies nicht auszuschließen. In diesem Fall würde der flüssige Reaktorkern ind Grundwasser fließen und sich solange unter großemm Getöse in den Erdboden fressen, bis ihm das Spaltmaterial ausgeht.
Die Radioaktivität in Deutschland nach dem Super-GAU in Tschernobyl ist übrigens ein Kapitel für sich. So kann man mit Tschernobyl allein nicht erklären, warujm die Strahlenbelastung in der DDR geringer war als in der BRD (nach westlichen Messungen). Dies wird etwas verständlicher, wenn man bedenkt, daß es in Deutschland bei der Firma NUKEM zur selben Zeit offenbar einen schweren Plutoniumunfall mit mehreren Toten gegeben hat. Die Tschernobylkatastrophe kam da gerade Recht um dies erfolgreich zu vertuschen.