KFW Kredit zur Sanierung - Energieberater?

Hallo zusammen,

angenommen, jemand möchten einen zinsgünstigen Kredit bei der KFW-Bank beantragen, um sein Haus teilweise zu sanieren (neue Fenster, Dach dämmen) - wie wäre in dem Fall der genaue Ablauf?
Auf der Seite der KFW steht ja, dass man einen Energieberater beauftragen muss…Muss man also vorher selber einen Energieberater bitten zu bescheinigen, dass doppelt verglaste Fenster energieeffizienter sind als einfach verglaste und ein gedämmter Dachboden weniger Energie verbraucht?

Wie teuer ist ein Energieberater?

Darf man die notwendigen Arbeiten dann auch selber ausführen oder muss hierfür eine Firma beauftragt werden?

Vielen Dank im Voraus für alle Tipps und Antworten!

Wie teuer ist ein Energieberater?

Es geht hier nicht um „teuer“ oder „billig“. Du hast leider das ganze nicht verstanden: Zusätzliche Wärmedämmungsmaßnahmen lohnen sich finanziell fast niemals. Das sagt selbst die KfW:
http://www.t-online.de/wirtschaft/energie/versorgerw…

Der Einbau von Wärmedämmung (auch der Austausch von Fenstern etc.) ist etwas für reiche Leute und Idealisten.

Darf man die notwendigen Arbeiten dann auch selber ausführen
oder muss hierfür eine Firma beauftragt werden?

Das steht alles auf der KfW- Seite.
Generell sind bei solchen Krediten nur Dinge, die Du gegen Rechnung bezahlst, förderfähig. Deine eigene Arbeitskraft wird mit 0€/h eingerechnet.

Vielen Dank im Voraus für alle Tipps und Antworten!

Zusammenfassung: Rein finanziell betrachtet ist es preiswerter, im ungedämmten Haus mit Baujahr 1929 1,5x soviel Holzpellets zu verfeuern, als das Haus in 1m dickes Styropor zu packen, und Heizkosten zu sparen.

Erdbeerzunge

Moin auch,

Zusätzliche Wärmedämmungsmaßnahmen
lohnen sich finanziell fast niemals. Das sagt selbst die KfW:

Die KfW sagt das überhaupt nicht. Das sagt Prognos in einer Studie im Auftrag der KfW. Und nirgends in dem Artikel (Original übrigens hier http://www.welt.de/print/die_welt/wirtschaft/article…) steht, wie Prognos auf die Zahlen gekommen ist. Mit den dürftigen Informationen lehne ich das Ergebnis einfach mal ab, zumal es (n+k) Studien gibt, die zum genau gegenteiligen Ergebnis kommen.

Und wenn ich lese „steigt der Quadratmeterpreis auf 540 Euro – von denen 250 Euro auf die zusätzlichen Energiesparmaßnahmen entfallen.“ Schnell nachgerechnet: Vollkosten von 540 Euro / qm heißt, dass ein EFH mit 150 qm Wohnfläche als Neubau 81000 Euro kostet. Da frage ich mich, wann die zum letzten Mal ein Haus gebaut haben, muss so um 1953 herum gewesen sein.

Ralph

… vielen Dank für eure Antworten. Wahrscheinlich ist es einfach so, dass sich einige Maßnahmen lohnen, andere nicht. In unserem Zimmern unter dem Dach ist es im Winter immer kalt und es zieht total. Wenn wir das Dach dämmen würden, würde die Heizungsluft endlich mal nicht ungenutzt „entweichen“ und es wäre insgesamt viel wärmer im Haus.
Das Gleiche gilt für den Austausch der Fenster aus dem Jahre 1970, die schon undicht und „blind“ sind.
Wir würden diese Maßnahmen gerne in Angriff nehmen und dies durch die KFW-Bank finanzieren. Hat denn keiner Erfahrung damit, wie genau das funktioniert und wofür man den Energiebarater braucht???

Mach lieber einen großen Bogen um Deutschlands dümmste Bank (laut Bild Zeitung);
die KfW Produkte sind absichtlich extrem undurchsichtig, womit die wahren Konditionen verschleiert werden sollen.

Moin auch,

Geh auf die Website des BAFA (http://www.bafa.de/bafa/de/energie/energiesparberatung/), dort findest du zertifizierte Energieberater in deiner Nähe. Mit dem besprichst du, was ihr machen wollt, wie ihr es machen wollt. Der kann euch dann sagen, was die Maßnahme nützt bzw. ob sie nützt. Wenn ihr dann ein Angebot habt, dann geht ihr wieder zu dem und lasst euch sagen, ob es anständig geplant oder nur Murks ist. Ja, das kostet Geld. Und ja, dieses Geld ist sehr sehr gut angelegt.

Ralph

Hallo Marion!

Wie teuer ist ein Energieberater?

Stelle lieber die Frage, wie teuer die Maßnahme ohne Energieberater wird. Diese Frage kann ich nämlich beantworten: Die gesamten Ausgaben sind weitgehend vergeblich, das Geld ist einfach nur weg. Vielleicht wird ein bißchen Heizenergie weniger gebraucht, aber so ganz genau weiß das keiner, weil die Einsparung nur marginal sein wird und kein Winter wie der andere ist. Außerdem ist den meisten Leuten irgendwas mit kWh ohnehin ein Buch mit 7 Siegeln, es wird in € gerechnet, wobei die laufend steigenden Brennstoffpreise den Vergleich mit Vorjahren vernebeln. Fall sich eine Ersparnis ergibt, wird sie von Maßnahmen der Schimmelbeseitigung wieder aufgefressen.

Selbermacher haben vielleicht irgendeinen Bekannten vom Bau, außerdem beschrieb der Verkäufer im Baumarkt genau, wie die Pampe zum Ankleben des Isoliermaterials am besten zu verarbeiten ist und der Hersteller hält ein Video als Anleitung bereit. Andere Leute beauftragen eine Fachfirma, die das schon hundertmal gemacht hat. In allen Fällen ist das Ergebnis so ähnlich wie oben beschrieben. Es wird Geld versenkt und unter dem Strich rechnet es sich nie. In ausnahmslos allen mir bekannten privaten EFH wurde energetische Sanierung mit dem planlosen Anbringen von Dämmmaterial verwechselt, deren geringe Wirkung von außen auf Anhieb erkennbar ist und die Erwartungen an Energieeinsparung nicht erfüllen kann. Offensichtlich verplempern die Leute lieber einen hohen 5stelligen Betrag nutzlos oder sogar schädlich, als einen kleinen Bruchteil für Planung und Bauüberwachung auszugeben.

Bei den EFH-Eigentümern und ausführenden Firmen handelt es sich nicht ausnahmslos um hirnlose Leute, wie man angesichts der Vorgehensweise meinen könnte. Vielmehr fehlt es am Problembewußtsein. Immerhin waren im Laufe jahrhundertelanger Bautradition für Wohngebäude noch nie solche Überlegungen anzustellen, wie sie für eine energetische Gebäudesanierung aber unverzichtbar sind. Handwerkliche Fertigkeiten zum Anbringen irgendwelcher Materialien sind zwar auch erforderlich, bringen aber ohne Berücksichtigung der bauphysikalischen Gegebenheiten des Gebäudes bestenfalls nichts oder vermeidbare Kosten, oft genug aber auch Bauschäden und gesundheitliche Risiken für die Bewohner.

Wenn es um Energieeinsparung geht, kann man sich nicht auf das Anbringen dämmender Materialien beschränken. Eine energetische Sanierung ist deutlich umfassender.

  • In welchem Zustand ist der Keller? Wirklich ganzjährig staubtrocken, nicht muffig? Wie wird er genutzt, ist das umgebende Erdreich bindig und feucht oder sandig und trocken, sind Dämmung des Kellers, Veränderungen an seinen Fenstern und seiner Belüftung erforderlich …
  • Welche Heizungsanlage ist eingebaut, mit welcher Vorlauftemperatur arbeitet sie…
  • Gibt es mit den Geschoßdecken fest verbundene Balkone oder Außentreppen…
  • In welcher Wandebene haben die Fenster zu sitzen, womit sind sie am sinnvollsten zu verglasen und wie (genau im Detail bis hin zum letzten Dichtband) sind sie in ihrer neuen Lage einzubauen…
  • Ist eine Zwischensparrendämmung oder eine Aufsparrendämmung anzuwenden…
  • Welches Dämmmaterial ist geeignet, wie dick muß es sein und woraus besteht die Außenhülle…
    … und je nach Gebäudeart, seiner Bauweise, Lage und Ausrichtung noch vieles mehr.

Das alles willst du unberücksichtigt lassen oder ins Gutdünken irgendwelcher Bauhandwerker mit dem Überblick über bestenfalls ihr eigenes Gewerk stellen? Dann laß‘ das Dämmen! Nimm das Geld, spende es oder gönne dir irgendwas Schönes! Ohne klare Vorgaben durch den Planer und Überwachung der Ausführung bekommen etliche in der Branche tätige Leute nicht einmal die sachgerechte Befestigung des Isomaterials zustande und ob und warum womöglich Schimmel und Durchfeuchtung die Folge ihres Tuns sein wird, überblicken sie nicht. Soll heißen: Wer ohne Planung und Bauüberwachung einfach machen läßt, wirft sein Geld zum Fenster hinaus.

Wenn du aber wirklich Energie sparen willst, wenn sich die Maßnahme rechnen soll und wenn du dich im schimmelfreien, preisgünstig geheizten Haus behaglich fühlen möchtest, dann lasse die Maßnahme von einem als Energieberater tätigen Architekten planen und die Ausführung überwachen. Mehr Geld kannst du gar nicht sparen.

Natürlich spielen die Kosten eine entscheidende Rolle, aber nicht die des Energieberaters. Um Kosten zu sparen, kann Selbermachen an vielen Stellen sinnvoll sein, aber nicht zu Lasten sachkundiger Planung und Bauüberwachung. Oft sind aus finanziellen Gründen nicht alle erforderlichen Maßnahmen gleichzeitig möglich. Dann muß eben abschnittsweise vorgegangen werden. Wenn dabei aber eine Gesamtplanung fehlt, geht es mit Gewißheit in die Hose, ergeben die Einzelabschnitte niemals ein sinnvolles Ganzes. Bei mir in der Nähe (deshalb stelle ich nicht so gerne ein Foto des Falls ein) sanierte und dämmte jemand das Dach seines Hauses. Wenige Jahre später kam er auf die Idee, die Fassade zu dämmen und als er die 20 cm dicken Isolierplatten bis in Höhe des Giebels montiert hatte, stellte er fest, daß das Dach rings ums Haus 20 cm zu kurz ist. So kann man bis heute bewundern, daß die Dämmung auf halber Giebelwandhöhe endet. Eine andere, zwar nicht so auffällige, aber nicht minder üble Fehlleistung gehört inzwischen zum regelmäßig anzutreffenden Pfusch: Bei der Außendämmung der Fassade bleiben die Fenster in der ursprünglichen Wandebene mit der Folge ungedämmter Laibungen und Schimmelanfälligkeit rund um die Fenster und der Gefahr der Durchfeuchtung. Dabei ist statt Minderung sogar Mehrbedarf an Energie möglich. Daß viele Leute ihre Häuser mit dichten Fenstern und Dämmung einpacken, aber an Lüftung und Wärmerückgewinnung keinen Gedanken verschwenden, sei nur am Rande erwähnt. Hinterher wird über die unsinnigen Kosten von Dämmung geschimpft und immer noch nicht eingesehen, daß man allein mit Anbringen von Dämmung zu kurz greift, vielmehr energetische Sanierung im Blick haben muß und es ohne sachkundige Beratung, Planung und Überwachung der Ausführung nicht geht.

Du kennst vielleicht Leute, die virtuos und zudem preisgünstiger mit Bohrer und Zange umgehen können als ein Zahnarzt. Trotzdem kämst du vermutlich nicht auf die Idee, deine Zähne von einem Mechaniker bearbeiten zu lassen, obwohl er damit handwerklich kein Problem hätte. Du merkst sicher, daß es keine Frage des Handwerks ist. Auch bei energetischer Sanierung geht es zunächst nicht um handwerkliche Handgriffe, sondern um Bauphysik. Dafür braucht man Fachleute, die etwas anderes machen als die Leute mit Bohrmaschine und Kelle. Hole dir also erst jemanden, der sich mit Bauphysik auskennt, einen als Energieberater tätigen Architekten oder Statiker. Wer hinterher gemäß Planung des Energieberaters mit Kelle und Bohrmaschine hantiert, steht auf einem anderen Blatt. Falls du die Arbeiten in Auftrag geben möchtest, funktioniert auch das nur mit Sachkunde. Nie und nimmer kommt ein Laie zu vergleichbaren und brauchbaren Angeboten für eine sachgerecht ausgeführte energetische Sanierung.

Zusammenfassung: Mit sachgerecht ausgeführter energetischer Sanierung (absichtlich schreibe ich nicht nur Dämmung) läßt sich der Energiebedarf (natürlich abhängig vom Umfang der Maßnahme) i. a. bis auf Neubauniveau senken. Die Amortisation ist von der Entwicklung der Preise für fossile Energieträger abhängig. Unter der (abwegigen) Annahme konstanter bzw. nur im Rahmen allgemeiner Teuerung steigender Energiepreise liegen Amortisationszeiten für umfassende Maßnahmen im Bereich mehrerer Jahrzehnte, bis hin zu nicht absehbarer Amortisation. Realistisch ist aber von deutlich steigenden Preisen für alle fossilen Energieträger auszugehen, was die Amortisation verkürzt. Innerhalb der Nutzungsdauer eines EFH oder einer Sanierung ist nach meiner Prognose von einer Verknappung fossiler Energieträger und damit einher gehend explodierenden Preisen für Öl, Gas, Kohle und Holzbrennstoffe zu rechnen. Öl und Gas werden nicht mehr unbegrenzt zum Verheizen zur Verfügung stehen. Dann werden Häuser mit dem Energiebedarf heutiger Altbauten für Wohnzwecke nicht mehr nutzbar sein. Ungeachtet dessen erhöht eine energetische Sanierung die Behaglichkeit und trägt zur Minderung des CO2-Ausstoßes bei.

Gruß
Wolfgang

Hallo Erdbeerzunge!

Wie teuer ist ein Energieberater?

Es geht hier nicht um „teuer“ oder „billig“…
Zusätzliche Wärmedämmungsmaßnahmen lohnen sich finanziell fast niemals. Das sagt selbst die KfW:
http://www.t-online.de/wirtschaft/energie/versorgerw

Leider gelang es mir bisher nicht, die Studie im Original aufzutreiben. Sollte der Artikel in der „Welt“ die von der KfW in Auftrag gegebene Prgnos-Studie nicht heftig verfälscht und fehlinterpretiert haben, haben auch die Autoren der Studie nichts begriffen. Der „Welt“-Artikel, der auch in Rundfunknachrichten zitiert wurde, besteht durchweg aus grobem Unfug mit keiner einzigen brauchbaren Zeile. Da ist z. B. von Vollkosten von irgendwas um 400 € pro m² beim Neubau die Rede und im Weiteren, wie sich die Vollkosten durch Dämmung um 150 € erhöhen. Sodann wird der bis 2050 von der Volkswirtschaft für Dämmung zu treibende Gesamtaufwand der Ersparnis an Energiekosten gegenüber gestellt, wobei gemäß „Welt“-Artikel ein Defizit in dreistelliger Milliardenhöhe bleibt und daraus der Schluß folgt, daß sich Dämmung nicht rechnet. Ohnehin zeugt es von Mißverständnis des Problems, nur von Dämmung zu reden. Es geht um energetische Gebäudesanierung, was umfassender und vielschichtiger als nur Dämmung ist.

Für 400 € pro m² kann man eine Garage auf dem Niveau von billigen Vermietobjekten herstellen, aber für Wohnflächen entstehen bei einfachen Ansprüchen Kosten in ungefähr dreifacher Höhe. Daran hat sich übrigens durch Dämmung bei Neubauten nur wenig geändert. Die Kosten bei Neubauten steigen allenfalls deutlich, wenn man ein Passivhaus erstellt oder gar Energieüberschuß erzielen möchte. Unter der Voraussetzung korrekter Wiedergabe durch den „Welt“-Autor sind bereits die der Berechnung zugrunde liegenden Zahlen unbrauchbar. Die darauf beruhenden Ergebnisse sind deshalb ebenso unbrauchbar.

Obskur wird es, wenn jemand bis auf die letzte Milliarde genaue volkswirtschaftliche Zahlen bis zum Jahr 2050 vorzurechnen vorgibt. Solche Zahlen setzen mindestens Kenntnis der Preisentwicklung für Primärenergieträger im genannten Zeitraum voraus. Sie setzen ferner voraus, daß wir 2050 überhaupt noch bezahlbare Primärenergieträger wie Öl und Gas zum Verheizen haben. Aber davon kann niemand ausgehen. Die Frage, ob jemand alljährlich in seinem schlecht gedämmten EFH steigende Kosten für Heizmaterial ausgeben will, stellt sich gar nicht. Vielmehr stellt sich die Frage, ob er überhaupt noch irgend bezahlbar heizen kann, ob er also in der kalten Bude sitzt oder ob der Energiebedarf so gesenkt wird, daß sich Heizung bezahlbar mit welchem Energieträger auch immer darstellen läßt.

Die Studie (falls die „Welt“ nicht grob sinnentstellend berichtete) wird also nicht einmal den nackten Kostengesichtspunkten aus Mieter- oder Eigentümersicht bei der energetischen Gebäudesanierung gerecht. Immerhin geht es bei der Senkung des Energiebedarfs nicht nur um Kosten für den Einzelnen, sondern um die Senkung des CO2-Ausstoßes. Klimawandel ist zwar angesichts des langen Winters nicht das Thema, das im Moment die Gemüter bewegt, aber das ändert nichts am globalen Problem, dem sich die Menschheit mit ihrem Verhalten zu stellen hat. Von all dem abgesehen hat energetische Gebäudesanierung mit der Steigerung der Behaglichkeit in Wohnräumen einen Aspekt, der sich nicht in Geld ausdrücken läßt. Das hat etwas mit Lebensqualität zu tun. Es ist ein deutlich spürbarer Unterschied, ob raumseitige Wandoberflächen die Temperatur der Raumluft annehmen oder ob sie im Winter eiskalt werden.

Der Einbau von Wärmedämmung (auch der Austausch von Fenstern etc.) ist etwas für reiche Leute und Idealisten.

Umgekehrt wird ein Schuh daraus: Man muß schon über reichlich finanzielle Mittel verfügen, will man die schneller als das Einkommen steigenden Heizkosten wegstecken und man muß Idealist sein, wenn man in der Stube sitzend die Jahreszeit an den Wandoberflächen spüren und hinter den Schränken an der Dicke des Schimmelbewuchses messen will. Außerdem sollte man über ausreichend Ignoranz gegenüber der eigenen Gesundheit verfügen.

Zusammenfassung: Rein finanziell betrachtet ist es preiswerter, im ungedämmten Haus mit Baujahr 1929 1,5x :soviel Holzpellets zu verfeuern, als das Haus in 1m dickes Styropor zu packen, und Heizkosten zu sparen.

Ginge es um solche Schichtdicken aus Isoliermaterial und/oder nur um den Faktor 1,5 beim Energiebedarf, würde ich dir zustimmen. Aber deine Aussage hat mit der Realität so gar nichts gemein. Die Wohnhäuser unserer Altvorderen – das gilt auch noch für viele bis vor wenigen Jahrzehnten hergestellte Gebäude – hatten durchschnittlich einen Energiebedarf von 300 kWh pro Quadratmeter und Jahr. Das bedeutete in der Praxis 3.000 Liter Heizöl für ein kleines EFH mit 100 m² Wohnfläche. In Einzelfällen war noch deutlich höherer Energiebedarf zu beobachten. In vielen nicht oder nicht sachgerecht sanierten Gebäuden hat sich daran bis heute nichts geändert. Nach sachgerecht durchgeführter energetischer Sanierung unterhält man sich über die Größenordnung von 30 kWh pro m² und Jahr. Es geht also um den Faktor 10! Daß solcher Erfolg oft nicht einmal ansatzweise erzielt und zuweilen außer Geldausgabe gar nichts oder sogar Nachteiliges erreicht wird, hat Ursachen, auf die ich in einer Antwort auf das Ursprungsposting einging. Eine der Ursachen liegt darin, energetische Gebäudesanierung auf die Montage von Dämmmaterial nach der Viel-hilft-viel-Methode zu reduzieren.

Du erwähnt Holzpellets wohl im Glauben, es handele sich um einen dauerhaft preisgünstigen Brennstoff. Holzpellets waren pro kWh Heizwert anfänglich deutlich preisgünstiger als die kWh aus Heizöl oder Gas. Die Preisdifferenz ist aber im Abschmelzen begriffen, was aufgrund von Marktmechanismen vorhersehbar war. Der Rohstoff für Holzpellets ist nachwachsend, aber dennoch ist die jährlich zur Verfügung stehende Menge begrenzt. Dafür existiert genaues Zahlenmaterial, dessen Heraussuchen und Aufbereiten ich mir jetzt aber schenke. Ein nennenswerter Anteil der Wohngebäude läßt sich mit Holzpellets jedenfalls nicht heizen, weil es dafür schlicht nicht genug Holz gibt. So hatten Kriegszeiten und erste Nachkriegsjahre fatale Auswirkungen auf den Waldbestand, weil zu viele Leute auf Holz als Brennstoff angewiesen waren. Außerhalb solcher Krisenzeiten haben wird es mit nachhaltiger Forstwirtschaft zu tun, die sich zudem hierzulande an vielen Standorten von schnell wachsenden Nadelbaumbeständen zugunsten von Mischwald wandelt. Hinsichtlich Schädlingsanfälligkeit, Windbruch, Waldbrandgefahr und auch im Interesse des langfristigen wirtschaftlichen Nutzens sowie der Artenvielfalt sind Mischwälder oft vorteilhafter, bringen aber hinsichtlich kurzfristig verfügbarer schierer Masse für niedrigwertige Anwendungen wie Pellets-, Papier- und Spanplattenherstellung weniger Ertrag. Steigende Nachfrage bei bestenfalls konstantem Angebot treibt den Preis für den Rohstoff der Holzpellets und natürlich den vom Endverbraucher zu zahlenden Preis. Dieser Preis nähert sich zwangsläufig dem Heizölpreis an. Daß die Forstwirtschaft zugunsten der Pelletserzeugung eine Rolle rückwärts macht und wieder zum Irrweg vergangener Jahrhunderte (der aufgrund heute nicht mehr vorhandener Wirtschafts- und Bedarfsstrukturen mit zudem anderem Umweltbewußtsein eingeschlagen wurde) mit Fichten-Monokulturen zurück kehrt, ist nicht zu erwarten. Immerhin bringt eine ganze Lkw-Ladung mit Fichtenabschnitten für Spanplatten oder Pellets weniger als mancher einzelne edlere Stamm, für dessen Erwerb ein Möbeltischler oder Bootsbauer schon mal einige hundert Kilometer anreist Ich beschreibe diesen Punkt so ausführlich, weil viele Leute dem Irrglauben an den dauerhaft billigen Brennstoff Holz anhängen. Wie oben erwähnt, steht Holz zum Heizen in volkswirtschaftlich nennenswertem Umfang nicht zur Verfügung. Den ohnehin knappen Stoff auch noch als Ersatz für energetische Gebäudesanierung hinzustellen, ist vollkommen abwegig. .

Die Ölförderung hat ihren Höhepunkt bereits überschritten und bei der Gasförderung steht es bevor. Öl und Gas wird es noch lange geben, aber die Risiken, Kosten und Umweltbelastungen zur Förderung der letzten Reste steigen, während die Nachfrage ebenfalls steigt. Deshalb werden Öl und Gas absehbar zum Verheizen zu teuer. Dieser Zeitpunkt wird mit hoher Wahrscheinlichkeit innerhalb der Nutzungsdauer heutiger Maßnahmen zur energetischen Gebäudesanierung liegen. Der „Welt“-Artikel prognostiziert hohe Belastungen für die Volkswirtschaft, geht aber mit keinem Wort auf zu erwartende Belastungen ein, würden wir auf energetische Gebäudesanierung verzichten und die zum Heizen benötigten Energieträger stehen nicht mehr irgend bezahlbar zur Verfügung.

Marktmechanismen machen es zum Irrtum, durch Wechsel des Energieträgers längerfristig steigenden Kosten ausweichen zu können. Tatsächlich führt nur Senkung des Energiebedarfs zur Beherrschung der Kosten und eher über kurz als über lang zur Situation, daß man überhaupt noch heizen kann.

Nach meinem Eindruck melden sich im Moment immer mehr Leute in allen möglichen Medien zu Wort, auch hier bei www, denen die ganze Richtung mit Ausstieg aus der Kernenergie, Ausbau der Nutzung von Wind- und Sonnenenergie und Senkung des Energiebedarfs für die Gebäudeheizung nicht paßt. Mit unglaublicher Erkenntnisresistenz wird der immer gleiche Unfug erzählt. Hat man jemandem mit zwingender Begründung den Zahn vom demnächst billigen Gas gezogen, taucht der gleiche Mensch an anderer Stelle mit abermals der gleichen abwegigen Behauptung wieder auf. Andere ignorieren einfach, daß die Speicherung überschüssigen Stroms aus Wind und Sonne längst möglich und ihre Durchführbarkeit großtechnisch nachgewiesen ist. Das hindert diese Leute nicht, immer wieder die gleiche Platte vom „Zufallsstrom“ aufzulegen. Auch einige Bundestagsabgeordnete treiben dieses Spiel. Einigen ist sowieso alles viel zu kompliziert. Die werfen dann den Namen Trittin ins Publikum, was manchen Zeitgenossen als Beweis reicht, daß Veränderung unseres Umgangs mit Energie nicht nötig sei und wir wie die Altvorderen weitermachen sollten. Ähnlich agieren manche Vertreter von Partikularinteressen, etwa Vermieter, die an ihren überalterten Hütten nichts machen wollen und abwohnen lassen – Heizkosten zahlen ja die Mieter. Zuweilen wird noch unsere Wettbewerbsfähigkeit ins Feld geführt, obwohl jedem klar sein sollte, in welche prekäre Situation sich Volkswirtschaften begeben, die in der Abhängigkeit von knapper und teurer werdenden fossilen Energieträgern verharren. Unklar bleibt nur, ob die Vertreter des Weitermachens-wie-bisher bloß dämlich sind oder dämlich auf der Zuwendungsliste irgendwelcher Interessenvertreter stehen. Obwohl ein modernes Haus nur 300 Liter Heizöl statt der 3.000 Liter eines Hauses aus den 60ern braucht, gibt es Leute, die ihr Zeilenhonorar mit der Behauptung verdienen, energetische Sanierung brächte nichts. Der sachkenntnisfreie „Welt“-Artikel gehört in diese Kategorie.

Gruß
Wolfgang

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Hallo Wolfgang,

vielen Dank für die sehr ausführliche und einleuchtende Antwort. Wir werden wohl über ein Gesamtkonzept nachdenken (müssen) und längerfristig planen. Ich werde in den nächsten Tagen mal einen Energieberater „heraussuchen“.