Hallo penelope123,
sorry, dass ich mich lange nicht auf Deine Frage gemeldet habe. Ich war 4 Wo in USA Rundreise.
Hier kurz meine Antworten zu Deinen Fragen:
Kassenbrackets sind, wie von der Kasse für die gesamte Kassen-Behandlung gefordert:
- kassenwirtschaftlich (Kassen wollen nicht so viel Geld ausgeben)
- medizinisch ausreichend (nicht umfassend!!!)
- zweckmäßig (also gerade so zu gebrauchen)
Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Meisstens werden diese Brackets einfach gegossen, mit mehr oder weniger großen Toleranzen in Basis, Winkelsatz und Slotgenauigkeit, und meisstens doch recht groß.
Das Ergebnis mit Kassenbrackets sollte nach Kassensicht so sein, dass man von KIG Stufe 4 oder 5 klar in KIG 3 behandelt, wo es dann keine Kassenleistung mehr ist.
Behandelt der Kieferorthopäde weiter bis runter auf Kig 1 oder besser, so ist das sein Bier. Dafür bekommt er nicht mehr Geld.
Natürlich gibt es auch zahnfarbene Brackets. Die sind dann schon in der Mercedesklasse und auf keinen Fall mehr Kassenbrackets.
Also: Kassenbehandlung löst das Hauptproblem befriedigend, aber nicht gut oder sogar sehr gut. Da darf man sich nicht zuviel erwarten - Kassenleistung eben.
Das war früher anders. Da gab’s noch Vollkasko bei Kasse.
Wurde dann aber erst unter Rot/Grünen und dann unter Schwarz/Gelben Regierungen richtig runter geschraubt. Die Zeiten sind leider vorbei.
Die Tragezeit kann bei der „besseren“ Variante - abhängig vom Kieferorthopäden - deutlich verringert sein. Muss sie aber nicht. Das hängt allerdings von viele Faktoren ab.
Wenn der Kieferorthopäde sein Handwerk versteht, ist die Tragezeit vor allem deutlich angenehmer!! Wer mal Stahlbögen statt SE-Bögen im Mund hatte, der weiss, was der Unterschied ist. Kleinere Brackets haben Nachteile: sie gehen leichter ab als Kassenbrackets, weil die Klebefläche deutlich kleiner ist. Das ist einfache Physik. Haben aber auch große Vorteile: sie sind oftmals angenehmer und haben selbstlegierende Slots. Das macht das Tragen im Alltag erträglicher und verkürzt das Mundaufhalten und Sitzen auf dem Behandlungsstuhl in der Praxis.
Besonders wichtig für etwas kürzere Behandlungszeiten und Tragekomfort für den Patienten sind die Bracketmorphologie (Form, selbslegierend) sowie das richtige Verwenden von super(pseudo-)elastischen Materialien, wie z.B. Bögen, Coils und anderes aus medizinischen NiTi-Legierungen der neuesten Generation.
Ob man damit grundsätzlich aus technischer Sicht (andere Materialien als bei Kassenbehandlung) das Ziehen von Zähnen vermeiden lässt, ist nicht so eindeutig zu sagen. Ich sehe das nicht so. Andere allerdings sehen das wieder anders.
ABER: das Vermeiden von Extraktionen ist meistens eine sehr aufwendige Behandlung. Zähne ziehen geht schafft schlagartig Platz, ist einfacher, schneller, sicherer - und vor allem kostengünstiger!!
Und da sind sie wieder: die 3 Kassengrundsätze: wirtschaftlich, notwendig, zweckmäßig. Nach diesem Grundsatz sind in den meisten Fällen bei entsprechenden Kassenbehandlungen mit massivem Platzmangel Extraktionen zu bevorzugen.
Der Mehrpreis würde ich nicht alleine für die Materialien sehen, sondern auch dafür, dass weiter als bis Kasse KIG 3 behandelt wird.
UND DARAUF WÜRDE ICH BESONDERS ACHTEN: Am Behandlungsende sollte es dann auch bitteschön so perfekt wie möglich sein!!!
Zuzahlungen bewegen sich im Bereich von 1500-2500 EUR. Das ist dann das All-Inkl.-Paket. mit Herausnehmbar+Retention.
Unbedingt lingualen Kleberetainer mit im Preis haben. Der ist Wichtig und da schlagen die Damen und Herren der Zunft gerne am Ende nochmal 500EUR extra drauf.
Ich hoffe, ich konnte Dir zu dem komplexen Gebiet einigermassen helfen.