Kieferorthopä - Krankenkassenmodell oder andere Variante mit Zusatzkosten?

Hallo!

Mein Sohn, 12 Jahre alt, soll jetzt eine feste Zahnspange bekommen, also Brackets.

Vorgeschlagen hat man uns die „besseren“ Brackets (Damon System+Positionierer für die Einstellung der Kiefergelenke+Retainer - ein Haltedraht, der im Unterkiefer hinter die Frontzähne angebracht wird, zur Stabilisierung, dass die Zähne nicht wieder in die urspüngliche Form zurückrutschen).
Da das natürlich mit erheblichen Mehrkosten verbunden ist, frage ich mich, ob das normale Krankenkassenmodell nicht auch ausreicht.

Ist es wirklich so, dass mit der „besseren“ Variante wirklich die Tragezeit deutlich verringert wird und das Tragen deutlich angenehmer ist, also weniger Druck, weniger Metall im Mund, bequemer, komfortabler … oder ist das nur Geldmacherei?

Stimmt es wirklich, dass es auch vermieden werden kann, evtl. Zähne ziehen zu müssen?

Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Brackets die von der Krankenkasse bezahlt werden, so viel schlechter sind als die anderen?!

Gruß
Pen

Das kommt ganz auf den Kieferorthopaeden an und dessen Kompetenz.

Die letzten Studien haben gezeigt dass der Zeitvorteil von selbstligierenden brackets (Damon) allerhoechst bei 3 Monaten liegt und ueberschaetzt wird. Wenn der Kieferorthopaede k

Konventionelle brackets mit Drahtligatur verwendet anstatt Gummiligatur hat man die gl Biomechanik wie die selbstligierenden und den gl Vorteil was Sauberkeit betrifft.
Damon brackets sind ein bisschen kleiner aber es gibt auch konventionelle Mini-brackets die aeusserst klein sind.

Extraktion oder nicht haengt vom aktuellen Engstand & Profil ihres Kindes ab. Nicht zu Extrahieren kann manchmal zu unvorteilhaftem Profil fuehren.

Ich extrahiere seit 3 Jahren keine Zaehne mehr in meiner Praxis sondern distaliziere die Zaehne mittels Miniankerschrauben um Platz zu erhalten - schauen sie sich mal den Top Jet Distalisation auf youtube an - dies fuehrt zu den allerbesten Ergebnissen!

Fakt bei KFO Therapie ist dass die Stabilisierungsphase von 12 Monaten extrem wichtig ist. Ein geklebter Draht hinter den Frontzaehnen ist ein Maximum an Sicherheit. Wenn ihr Kind die retainer gut traegt koennen sie auf den geklebten Draht verzichten. Die Zaehne brauchen 9-12 Monate um ein „restructure of the periodontal fibers“ zu machen. Jegliches nicht tragen der retainer fuehrt zu einer erneuten Fehlstellung.

Besuchen sie ruhig mehrere Kieferorthopaeden bis Sie einen Ihres Vertrauens gefunden haben.

Herzliche Gruesse aus Griechenland,

Dr. Julia

hallo penelope123,
wir bieten auch die „besseren“ brackets an.
vorteile: weniger metall im mund, bessere ästhetik, bessere zahnpflege möglich (wenn man sich mühe gibt, funktioniert dies auch mit den kassenbrackets) und wenn es die selbstligierenden brackets von damon sind, hat es den vorteil, dass keine zusätzlichen elastics (gummis) befestigt werden und es so hygienischer ist
ist immer ne schwierige entscheidung, da es wirklich teuer ist. wenn die zahnpflege ok ist bei deinem kind, kannst du aber ohne bedenken die „normalen“ brackets nehmen. wir vergleichen das immer mit trabi und mercedes, es geht mit beiden varianten, aber das eine ist eben komfortabler.
der retainer-draht für den unterkiefer würde ich allerdings auf jeden fall nehmen!!! somit hat man eine garantie, dass es nicht zu ungewollten verschiebungen im nachhinein kommt. er kann auch ruhig bis mitte 20 drin bleiben, um ganz sicher zu gehen. zahnpflege funktioniert trotzdem und schon nach wenigen tagen merkt man ihn nicht mehr.
ich hoffe, ich konnte dir bissl helfen.
viele grüße

Hallo,

die „besseren“ Brackets haben gegenüber den „normalen“ Brackets schon den ein oder anderen Vorteil. Beispielsweise sind sie in der Regel kleiner und nahezu unsichtbar zu tragen. Aus diesen Gründen auch deutlich angenehmer für Ihr Kind.
Wie wichtig es ist, die Tragezeit zu verringern, ist Ansichtssache. Ob das tatsächlich möglich ist, mag ich als Zahnarzthelferin nicht beurteilen. Und wenn eine bestimmte Form von Platzmagel herrscht, müssen Zähne gezogen werden, egal welche Brackets zum anschließenden Lückenschluß verwendet werden. Ein „Kassenmodell“ gibt es bei den Brackets nicht, denn die Krankenkassen beteiligen sich an den tatsächlich anfallenden Kosten nur zu einem so geringen Anteil, dass die Kieferorthopäden nicht kostendeckend arbeiten können. Alleine das Aufkleben der Zahnspange benötigt je Kiefer eine gute Stunde, wobei in der Pauschale der Kassen die Materialien bereits eingerechnet sind. Kurzum werden Sie keinen Kieferorthopäden finden, der ohne Aufpreis Brackets klebt. Lassen Sie sich von Ihrer Krankenkasse beraten, welche Zuzahlungen sinnvoll sind. Der Unterkiefer-Fronzahnretainer zum Beispiel wird von der Krankenkasse nur in ganz bestimmten (und wenigen!!) Fällen bezahlt. Überwiegend muss der Kieferorthopäde nach den Kassenrichtlinien eine herausnehmbare Retentionsplatte anfertigen lassen. Nun ist es aber in der Regel so, dass die Kinder meist in der Pupertät dieses herausnehmbare Gerät tragen müssen. In aller Regel ist die Platte nachts überall, nur nicht im Mund des Patienten. Das ist ganz einfach ein Erfahrungswert, den ich selbst über die Jahre gesammelt habe. So verschieben sich die Zähne natürlich wieder und der Kieferorthopäde muss dann Schuld sein. Daher werden Sie auch kaum einen Kieferorthopäden finden, der mit so einem herausnehmbaren Gerät arbeiten möchte. Der festgeklebte Retainer dagegen kann nicht von den Patienten herausgenommen werden und hat obendrein den Vorteil dass sich die Stabilität der bewegten Zähne durch die Tragezeit von 24 Stunden am Tag deutlich schneller einstellt. Eine Zuzahlung für den Retainer ist also in jedem Fall eine sinnvolle Ausgabe.
Falls Sie große Zweifel haben, holen Sie sich eine Zweitmeinung durch einen anderen Kieferorthopäden ein.
Viele Grüße Sabsibini

Hallo penelope123,

Damon Brackets sind ein Markenprodukt wie Louis Vuitton.
Ein deutsches Markenbracket kostet ca 4-5 €, ein amerikanisches oder asiatisches 1-2 €, Damon ca. 28 € das Stück. Die Firma betreibt extreme Werbung, Internetauftritt, jeder Damon-Arzt ist auf einem Laufband zu lesen, früher Gebietsschutz.
Der Vorteil von Damon ist, dass Damon ein „SL“ Bracket ist (=selbstligierend) das bedeutet, man muß den Bogen nicht mit einem kleinen Gummi oder Draht am Bracket befestigen, sondern das passiert mit Hilfe einer kleinen „Klappe“, damit ist die Reibung geringer.Auf Fortbildungen wird davon gesprochen, dass die Behandlungszeit ca. 2-4 Wochen kürzer sei,m es soll dazu amerikanische Studien geben.
Es gibt aber auch von anderen Firmen „SL“ Brackets die deutlich billiger sind.
Das Problem ist aber, dass fast alle Praxen eine „Eintrittsgebühr“ für die
kieferorthopädische Behandlung erheben. Diese ist versteckt in privaten Zusatzvereinberungen, bezahlst Du ist es gut, wenn nicht hängen sie Dein Kind in die Warteschleife.
Eine gute KFO Behandlung ist sehr wohl zu den Kassensätzen möglich,
nur keiner wird es Dir dafür machen.
Du wirst wahrscheinlich cvergeblich suchen, frage doch mal Deine Krankenkasse.
Noch eines, wenn der erste Kieferorthopäde Abdrücke, Modelle, Röntgen bei Deinem Kind gemacht hat, dann hat er Dich gebunden an sich. Kein weiterer Behandler wird mit den Planungsunterlagen des 1. arbeiten wollen, die Kasse bezahlt aber nur ein mal, das 2. Mal ist es dann eine Privatleistung, dafür nehmen viele 500 €.
Laß Dich vorab nur mündlich beraten ohne Planungsunterlagen, solange bis Du Dich entschieden hast.
Mit Damon wird „Zahnziehen“ nicht vermieden, auch sind die Kräfte nicht geringer, das hängt vom Bogen ab.
Ein Retainer in der Unterkiefer Front ist eine sinnvolle Sache, kostet 70 - 100 €, bezahlt die Kasse meist nicht.

Grüße Klaus

liebe penelope 123
ich muss sie leider enttäuschen, aber die kasse zahlt nur Schulnote 4 - mehr darf sie vom gesetz nicht. es funktioniert auch so, nur viel langsamer und leider mit mehr Risiken.
bitte bedenken sie, dass ´wir in Deutschland als einziges land in Europa den kindern „spangen“ quasi zum Nulltarif anbieten können. wer etwas besseres möchte, muss halt dafür etwas investieren - ist wie beim Auto (Klimaanlage, getönte scheiben, etc. - auch wenn der vergleich natürlich hinkt).
als unabhängige Lektüre kann ich ihnen das buch „Kieferorthopädie“ von der Stiftung warentest empfehlen:
http://www.amazon.de/s/?ie=UTF8&keywords=warentest+k…
zum thema damon (ich behandle seit zehn jahre damit - über 3.000 Patienten) - es ist wirklich viel, viel besser, schneller, sanfter und bei engständen die Spange der Wahl. suchen mal auf YouTube dazu etwas.
viel erfolg bei der Behandlung
thedens, bremen

Hallo Pen,

mit den Brackets und Bögen die die Krankenkasse bezahlt, kommt man natürlich auch zum Ziel, aber die Zeitspanne der Behandlung ist deutlich länger, schmerzhafter und Extraktionen lassen sich dann oft auch nicht vermeiden. Eigentlich wollen wir keine Zähne mehr ziehen, da das negative Auswirkungen auf das Profil des Patienten haben kann. Das Damon- System ist eine gute Alternative. Einen Positioner würde ich nicht unbedingt machen lassen, ein Bionator, der von den Kassen bezahlt wird, wäre eine gute Alternative. Einen Retainer sollte man immer machen, um das Behandlungsergebnis stabil zu halten.Die Entscheidung müßt ihr natürlich selber fällen, denn die Kosten für die modernen Behandlungsmethoden sind ja nicht unerheblich. Damon und zwei Retainer sind sicherlich eine sehr gute Sache, meine eigenen Kinder würde ich auch so behandeln lassen.

Beste Grüße
Chris

Hallo penelope123,

sorry, dass ich mich lange nicht auf Deine Frage gemeldet habe. Ich war 4 Wo in USA Rundreise.

Hier kurz meine Antworten zu Deinen Fragen:

Kassenbrackets sind, wie von der Kasse für die gesamte Kassen-Behandlung gefordert:

  1. kassenwirtschaftlich (Kassen wollen nicht so viel Geld ausgeben)
  2. medizinisch ausreichend (nicht umfassend!!!)
  3. zweckmäßig (also gerade so zu gebrauchen)

Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Meisstens werden diese Brackets einfach gegossen, mit mehr oder weniger großen Toleranzen in Basis, Winkelsatz und Slotgenauigkeit, und meisstens doch recht groß.
Das Ergebnis mit Kassenbrackets sollte nach Kassensicht so sein, dass man von KIG Stufe 4 oder 5 klar in KIG 3 behandelt, wo es dann keine Kassenleistung mehr ist.
Behandelt der Kieferorthopäde weiter bis runter auf Kig 1 oder besser, so ist das sein Bier. Dafür bekommt er nicht mehr Geld.

Natürlich gibt es auch zahnfarbene Brackets. Die sind dann schon in der Mercedesklasse und auf keinen Fall mehr Kassenbrackets.

Also: Kassenbehandlung löst das Hauptproblem befriedigend, aber nicht gut oder sogar sehr gut. Da darf man sich nicht zuviel erwarten - Kassenleistung eben.

Das war früher anders. Da gab’s noch Vollkasko bei Kasse.
Wurde dann aber erst unter Rot/Grünen und dann unter Schwarz/Gelben Regierungen richtig runter geschraubt. Die Zeiten sind leider vorbei.

Die Tragezeit kann bei der „besseren“ Variante - abhängig vom Kieferorthopäden - deutlich verringert sein. Muss sie aber nicht. Das hängt allerdings von viele Faktoren ab.
Wenn der Kieferorthopäde sein Handwerk versteht, ist die Tragezeit vor allem deutlich angenehmer!! Wer mal Stahlbögen statt SE-Bögen im Mund hatte, der weiss, was der Unterschied ist. Kleinere Brackets haben Nachteile: sie gehen leichter ab als Kassenbrackets, weil die Klebefläche deutlich kleiner ist. Das ist einfache Physik. Haben aber auch große Vorteile: sie sind oftmals angenehmer und haben selbstlegierende Slots. Das macht das Tragen im Alltag erträglicher und verkürzt das Mundaufhalten und Sitzen auf dem Behandlungsstuhl in der Praxis.

Besonders wichtig für etwas kürzere Behandlungszeiten und Tragekomfort für den Patienten sind die Bracketmorphologie (Form, selbslegierend) sowie das richtige Verwenden von super(pseudo-)elastischen Materialien, wie z.B. Bögen, Coils und anderes aus medizinischen NiTi-Legierungen der neuesten Generation.

Ob man damit grundsätzlich aus technischer Sicht (andere Materialien als bei Kassenbehandlung) das Ziehen von Zähnen vermeiden lässt, ist nicht so eindeutig zu sagen. Ich sehe das nicht so. Andere allerdings sehen das wieder anders.

ABER: das Vermeiden von Extraktionen ist meistens eine sehr aufwendige Behandlung. Zähne ziehen geht schafft schlagartig Platz, ist einfacher, schneller, sicherer - und vor allem kostengünstiger!!
Und da sind sie wieder: die 3 Kassengrundsätze: wirtschaftlich, notwendig, zweckmäßig. Nach diesem Grundsatz sind in den meisten Fällen bei entsprechenden Kassenbehandlungen mit massivem Platzmangel Extraktionen zu bevorzugen.

Der Mehrpreis würde ich nicht alleine für die Materialien sehen, sondern auch dafür, dass weiter als bis Kasse KIG 3 behandelt wird.
UND DARAUF WÜRDE ICH BESONDERS ACHTEN: Am Behandlungsende sollte es dann auch bitteschön so perfekt wie möglich sein!!!

Zuzahlungen bewegen sich im Bereich von 1500-2500 EUR. Das ist dann das All-Inkl.-Paket. mit Herausnehmbar+Retention.
Unbedingt lingualen Kleberetainer mit im Preis haben. Der ist Wichtig und da schlagen die Damen und Herren der Zunft gerne am Ende nochmal 500EUR extra drauf.

Ich hoffe, ich konnte Dir zu dem komplexen Gebiet einigermassen helfen.

Ganz vergessen: Kassenbehandlung hat keinen Retainer, d.h. nach Beendigung der Behandlung haben die Zähne wieder freien Lauf!

Und das bedeutet in fast 100% der Fälle, dass sich die Zähne wieder zurück bewegen. Vielleicht nicht in voller Ausprägung, aber doch sehr deutlich. Damit war dann fast alles für die Katz’!
Also unbedingt Retainer nehmen!!!

Hallo!
Es ist schon ein Unterschied zwischen technisch einfachen oder hochwertigen Brackets und das nicht nur im Preis. Ob dadurch Extraktionen vermieden werden können hängt allerdings noch von weiteren Voraussetzungen ab (Anfangssituation, Platzbedarf, Höhe des Platzmangels, Mitarbeit etc.)

Zum Retainer ist zu sagen, dass es ein sehr guter Langzeitschutz gegen Verschlechterungen im vorderen Bereich ist - und Langzeitschutz bedeutet >25 Jahre! Das „Kassenmodell“ dagegen ist eine lose Zahnspange, die nur optimal wirkt, wenn sie mehr als nur zum Schlafen getragen wird - und welchen Erwachsenen haben Sie schon mit Spange gesehen? Natürlich kann man sagen: wenn es sich wieder verschlechtert ist es eben so - aber dann kommen wieder Probleme mit der Hygiene und Zahnstein etc. auf.

Es ist also schon sinnvoll, diese Zusatzbeiträge zu nutzen - was die Höhe der Kosten betrifft, schwanken diese je nach Menge der Leistungen zwischen 800 - 2500€ im allgemeinen.

Ich hoffe, ich konnte (wenn auch etwas später) noch helfen!

mfG Katrin