Kind beim Jugendamt abgeben

Hallo , ich muss kurz ein wenig ausholen damit ich verstanden werde .
Ich sorge mich um eine Freundin und ihren kleinen Sohn (11 Monate) . Sie ist freiwillig in einer Mutter-Kind-Einrichtung , da sie psychisch Krank ist . Sie möchte die perfekte Mutter sein für ihr Baby und leidet nun unter dem Druck . Dazu kommt eine echt üble Vergangenheit und sehr schlechte Erfahrungen mit ihrem Elternhaus ( Gewalt,Alkohol,seelischer Missbrauch). Dies alles führte zu ihrer Krankheit .
Ihr wurde eine Betreuerin zur Seite gestellt , wo sich aber kein Vertrauensverhältniss aufgebaut hat . Diese Betreuerin gibt keine Ratschläge zur Erziehung oder sonstigen Fragen von Seiten der Mutter und setzt sie zusätzlich psychisch unter Druck , welcher natürlich ihr Leiden verschlimmert anstatt zu lindern oder sonstwas . Zusätzlich ist meine Freundin schon in einer Therapie und ab Februar höchstwahrscheinlich auch in einer Tagesklinik in Behandlung . In letzter Zeit allerdings bekommt sie immer mehr Zweifel an sich und ihren Fähigkeiten , gepaart mit Schlaflosigkeit und den daraus folgenden körperlichen Defiziten und weiss nichtmehr weiter . Sie ist kurz davor das Kind beim Jugendamt abzugeben um sich in stationäre Behandlung zu begeben . Das würde aber in meinen Augen hinderlich für ihren Heilungserfolg sein , da sie ihr Kind über alles liebt . Sie kann ja kaum ein paar Stunden ohne es auskommen , geschweige dann eine mehrwöchige stationäre Behandlung . Von ihrer Betreuerin wollte sie sich Infos holen wie das alles ablaufen würde da bekam sie folgende , sinngemäße antworten :

  1. wie abgeben ? - wir fahren in die Klinik und dann kommt das Jugendamt und nimmt das Kind mit !

2.Wann bekommt sie das Kind zurück ? - Das werde sie dann schon sehen und es liege ganz an ihr wann sie es zurückbekomme !

  1. Was sie machen müsse um das Kind zurückzubekommen ? - Das wird sie in der Klinik erfahren !

Ich finde diese Antworten extrem kontraproduktiv und sehr taktlos , aber das steht hier nicht zur Frage .
Hat irgendjemand vieleicht mit solch einem Fall Erfahrung und könnte sie mitteilen oder hat irgendwer Ideen und Möglichkeiten Infos über solch einen Vorgang zu bekommen ohne gleich die Pferde scheu zu machen ?
Es ist echt grad richtig verzwickt und meine Freundin fast am verzweifeln . Ich bin über jede Hilfe dankbar

mit freundlichen Grüßen
Roomer

Hallo

Ihr wurde eine Betreuerin zur Seite gestellt , wo sich aber kein Vertrauensverhältniss aufgebaut hat .

Was ist das denn für eine Betreuerin? Kommt sie vom Jugendamt?

Kann sie die nicht wechseln? Was soll denn eine Betreuerin, zu der kein Vertrauensverhältnis besteht?

Das würde aber in meinen Augen hinderlich für ihren Heilungserfolg sein , da sie ihr Kind über alles liebt .

Es geht natürlich nicht nur um ihren Heilungserfolg, sondern auch um das Kind. Ich halte es allerdings nicht für ausgemacht, dass eine Trennung von der Mutter für das Kind gut sein muss. Besser wäre es bestimmt, wenn noch weitere, positiv wirkende Personen da wären und auch auf das Kind aufpassen und es erziehen können, aber eben nicht versuchen würden, ihr das Kind abzuschwatzen.

Es klingt für mich so, als läge nicht genug vor, dass das Jugendamt das Kind aus der Familie nehmen kann, und sie versuchen es halt, von der Mutter zu erreichen, dass sie es freiwillig abgibt. Was du da schilderst, finde ich ziemlich gruselig.

Eine Betreuerin ist natürlich gut, wenn man psychisch krank ist, aber die muss eine Vertrauensverhältnis aufbauen können, sonst ist sie keine Hilfe.

Sie sollte sich umgehend von anderen Leuten beraten lassen, Diakonie, Pro Familie, Caritas oder so. Und wenn es geht, diese Frau loswerden.

Viele Grüße

Hallo !

So wie du die Lage deiner Freundin schilderst, kann es gut sein, dass sie das Kind erstmal anderen anvertraut WEIL sie es liebt und Gutes für es will.
So etwas ist ein Entschluss, den eine Mutter nur aus Liebe zum Kind fällen kann, wenn sie das Wohl des Kindes in den Focus rückt und den Mut hat einzugestehen, dass sie zur Zeit nicht gut für das Kleine sorgen kann. Wenn sie das schafft, hat sie Mumm und große Stärke und ein Beweis von Verantwortungsgefühl.

Das Kind wird auch nicht „beim Jugendamt abgegeben“, sondern wenn dann vermittelt das Jugendamt eine Pflegestelle - Menschen, die das Kind mit Fürsorge behandeln und deiner Freundin den Freiraum verschaffen würden, stabiler und gesünder zu werden - das nämlich wird von ihr als Mutter benötigt. Je freiwilliger und mit eigener Einsicht so etwas geschieht, desto undramatischer für alle Beteiligten, auch für das Kind und die Mutter !

Es ist keine Schande krank und überfordert zu sein, es wäre aber eine Schande, wenn ein unschuldiges Kleines das ausbaden müsste.

Natürlich könnte sie ihr Kind auch besuchen, würde Bericht bekommen und Kontakt halten - schliesslich hat sie ihm - soweit dein bericht zutrifft - nichts getan, sondern bestmöglich für es gesorgt.
Und wenn sie gesund bzw. gesund genug ist, kann das Kind natürlich auch zurück zu ihr, so etwas wird nach meiner Erfahrung alles sehr in Ruhe geklärt um Druck und Belastung auf seiten der Mutter und des Kindes zu vermeiden.
Es wäre kein Abschieben oder so etwas, so sollte man nicht darüber denken.

Natürlich ist die Gesamtsituation traurig und belastend für die Mutter und das Kind. das ist es aber so oder so, jetzt genauso wie wenn sie sich für die stationäre Therapie und erstmal Trennung vom Kind entscheiden würde. Letzteres bietet aber meiner Ansicht nach bessere Chance auf nachhaltige Besserung der Lage für alle.
Um so mehr wäre ihr zu wünschen, dass ihr Mut gemacht und sie gestärkt wird. Und sicher sein kann, dass es ihrem Kind gut geht.

Alternativ : Gäbe es vielleicht Familienangehörige, bei denen das Kind in der Zeit die die Mutter für ihre Stabilisierung braucht gut aufgebhoben wäre ? Dann könnte man mit dem Jugendamt auch so einen Weg beschreiten.

Zur Betreuuerin : Wenn das Verhältnis nicht gut funktioniert kann die Betreuungsperson gewechselt werden.

Ich wünsche euch allen Beteiligten alles Gute, Kraft und Mut für die richtigen Entscheidungen und baldige Entlastung !

PS :

Die Betreuerin entscheidet nicht über den Umgang mit dem Kleinen.

Wendet euch selbst an das Jugendamt mit der Bitte um Hilfe : Dann werden die Antworten sicher anders ausfallen.
Es ist durchaus machbar, die Pflegefamilie vor der Therapie kennen zu lernen, Kontakt aufzunehmen, den Kleinen dann nach und nach dort zu lassen und mit dem Gefühl in die stastionäre behandlung zu gehen, das es so ok ist. Es muss keine abrupte Trennung geben !
Die Aussagen der Betreuerin sind grob und auch nicht inhaltlich richtig.

PPS :

Die Ansprechstelle wäre : Stelle für Bereitschaftspflege des Jugendamtes. Das sind die, wo Kinder vorübergehend Aufnahme benötigen, z.B. weil die Mutter ins Krankenhaus muss und keine passenden Verwandten da sind.
Laßt euch nicht verrückt machen !

Vielen lieben Dank für die Infos und Denkanstöße . Ich werde ihr diese einfach mal so übermitteln und hoffen das sie dann eine für Mutter und Kind geeignete Lösung findet .

mit freundlichen Grüßen
Roomer

Hallo

Ihr wurde eine Betreuerin zur Seite gestellt , wo sich aber
kein Vertrauensverhältniss aufgebaut hat . Diese Betreuerin
gibt keine Ratschläge zur Erziehung oder sonstigen Fragen von
Seiten der Mutter und setzt sie zusätzlich psychisch unter
Druck ,

ist das eine gesetzliche Betreuerin oder eine Familienhilfe? Erstere gibt keine Erziehungsratschläge und ist für anderes verantwortlich (z.B. Finanzen, Gesundheitsfürsorge). Von einer Familienhilfe kann man allerdings erzieherische Hilfe erwarten.

stationäre Behandlung zu begeben . Das würde aber in meinen
Augen hinderlich für ihren Heilungserfolg sein , da sie ihr
Kind über alles liebt . Sie kann ja kaum ein paar Stunden ohne
es auskommen , geschweige dann eine mehrwöchige stationäre
Behandlung .

Die Liebe zu seinem Kind kann keine Therapie sein und darf auch nicht dazu herhalten.

Von ihrer Betreuerin wollte sie sich Infos holen
wie das alles ablaufen würde da bekam sie folgende ,
sinngemäße antworten :

  1. wie abgeben ? - wir fahren in die Klinik und dann kommt das
    Jugendamt und nimmt das Kind mit !

Das mag u.U. richtig sein. Allerdings kommt das Kind dann nicht in einen lieblosen Kerker bei Wasser und Brot sondern in eine Pflegestelle. Die Vorstellung zum JA zu fahren mit dem Kind auf dem Arm um es dort abzugeben! ist absurd.

2.Wann bekommt sie das Kind zurück ? - Das werde sie dann
schon sehen und es liege ganz an ihr wann sie es zurückbekomme
!

Auch das wird inhaltlich richtig sein, woher soll die Betreuerin den individuelle Therapieplan, Dauer und Prognose im Voraus erkennen?

  1. Was sie machen müsse um das Kind zurückzubekommen ? - Das
    wird sie in der Klinik erfahren !

Auch das wird erst nach Aufnahme in die Klink beschlossen werden können und detaillierte Aussagen vor der Aufnahme wären vermutlich reine Prognose. Die Klinik wird sicherlich einen Therapieplan erstellen und die nötigen Therapie und Handlungs-Schritte festlegen, das kann niemand von aussen schon vor Einlieferung festlegen oder zeitlich genau abschätzen. Zum jetztigen Zeitpunkt weiß niemand wie schnell und intensiv die Fortschritte der Mutter sein werden, wie gross ihr Einsatz wird und auch ihre Kraft mitzuwirken.

Sicherlich ist es eine verdammich schwere Situation für die Mutter. Vertrauensverhältnisse sind nicht immer schnell gewachsen. Psychisch Kranke leiden ja zudem noch unter der Erkrankung, je nach Krankheit liegt auch genau dort der Pferdefuss. Bindungsstörungen usw. erschweren ein solches Verhältnis und lassen Dinge hinterfragen die für andere annehmbar sind. Mißtrauen, Angst und Verzweiflung verzerren gerne die Wahrnehmung und die Beurteilung der Situation.
Mitgefühl ist wichtig, Mitleid wäre jedoch falsch.

Ich wünsche Mutter und Kind die richtige Hilfe und alles Gute
Sabine

Hallo !

Neben dem Hoffen wäre Handeln allerdings wichtig ! Von nichts kommt nichts…

Alles Gute !

Hallo,

sind keine Verwandten oder Bekannten vohanden, die das Kind während des Klinikaufenthaltes betreuen könnten?

Ich würde in der Situation einen Anwalt mit Spezialisierung Familienrecht konsultieren, per verm. angebrachtem Armenrecht sollte das kostenlos möglich sein.

Finde das sehr haarig, daher lieber vorher schon rechtlich absichern, schlau machen.

Was die „Betreuung“ angeht - dagegen sollte man Beschwerde beim Jugendamt, möglichst auch bei anderen Ämtern / Bürgermeister einlegen.
Was da lt. Poster abläuft erscheint unverschämt, desinteressiert und arbeitsmüde. Das kann man einer jungen überforderten Mutter nicht zumuten und ist das Steuergeld nicht wert, von dem es gezahlt wird.
Das geht besser.

Gruß, Paran

Vielen Dank Sabiiine .
Sicherlich ist es richtig was Du schreibst in Bezug auf diese Betreuerin , jedoch könnte man in Anbetracht des Zustandes die Aussagen ein wenig „geschickter“ verpacken . Warum sagt sie es nicht so wie Du zum Beispiel es mir geschrieben hast . Das wäre eine Info mit der sich die Mutter sicherlich hätte etwas beruihigen können , aber nein sie macht es pampig und eiskalt. Ich weiss leider nicht was für eine Betreuerin das ist und in welcher Funktion sie tätig sein soll .

Gruß
Roomer

Hallo Paran

Vielen Dank für Deine Antwort . Leider gibt es keine „vertrauenswürdigen“ Familienmitglieder , welche für eine zeitweise Betreuung in Betracht kommen .

Gruß
Roomer