Kind ist überraschend abweisend und distanziert

Hallo,

ich habe einen 8-jährigen Sohn, nennen wir ihn Paul, der bei seiner Mutter lebt. Noch als  der Kleine ein Jahr alt war, haben seine Mutter und ich uns getrennt. Wir haben es aber all die Jahre hinbekommen, dass Paul jedes zweite Wochenende bei mir verbringt, und manchmal auch eine Woche am Stück. Das Verhältnis zwischen mir und seiner Mutter blieb freundschaftlich.

Wenn Paul bei mir ist, dann sind wir beste Kumpels, unternehmen immer etwas Schönes, und ich nehme mir komplett Zeit nur für ihn. Wir lachen und unterhalten uns, er lernt sehr viel von mir, es ist fast nie in scharfes Wort nötig. Seit er zwei ist, lese ich ihm vor dem Schlafengehen und auf den Zugfahrten lange vor, und zwar immer. Ich denke, es ist ein Bilderbuchverhältnis zwischen Vater und Sohn, natürlich immer nur auf diese kurzen Zeiten von zwei Tagen alle zwei Wochen begrenzt.

Bei seiner Mutter lebt Paul in ihrer neuen Familie mit einem neuen Mann. Die Mutter und der Mann haben auch ein Kind zusammen, Pauls kleine Halbschwester. Ich glaube, dass dies auch eine gute Familie ist. Der Mann ist, soweit ich ihn kenne, ein feiner Kerl.

Nun zu meinem Problem. Wenn Paul bei seiner Mutter in der neuen Familie ist, scheint er mich völlig zu vergessen. Nie ruft er an, außer seine Mutter schlägt es ihm vor, was aber höchstens einmal im Monat geschieht.

An diesem Wochenende hätte Paul wieder bei mir sein sollen. Er rief mich aber vor zwei Tagen an um abzusagen. Er wurde zu einem Kindergeburtstag eingeladen. Erst vorigen Sonnabend ist er bei einem gewesen. Ich fragte: „Bist du dir sicher? Wir sehen uns dann vier Wochen nicht.“ Er hat an den nächsten Wochenenden tatsächlich keine Zeit. Ja, sagte er, er sei sich sicher. Wir sähen uns oft genug und dieser Geburtstag sei nur einmal im Jahr. 
Nun gut, ich habe geschluckt, aber seine Entscheidung akzeptiert.

Heute war Paul zu Halloween auf seiner Runde in der Nachbarschaft (bei seiner Mutter), und hat ordentlich viel bekommen. Ich habe seiner Mutter eine sms geschickt, ob Paul nicht vielleicht anrufen und mir erzählen wolle. Nein, telefonieren will er nicht.

Ich bin jetzt sehr traurig, weil ein Telefonat, und sei es auch nur eine Minute, doch wenigstens möglich sein müsste, wenn er schon das geplante Wochenende absagt.

Und da denke ich mir, dass ich mir so viel Mühe gebe, Paul ein guter Vater zu sein, immer die stundenlange Fahrerei auf mich nehme, um Paul von seiner Mutter abzuholen und ihn wieder hinzubringen, wir uns so wunderbar verstehen usw. Aber anscheinend ist es ihm völlig egal, ob es mich nun gibt oder nicht. All meine Liebe und mein Bemühen scheinen vergeblich zu sein. 

Wie soll ich Pauls Desinteresse verstehen?

Herzlichen Gruß
Tychi

Hallo Tychi,

wie du weißt, ist mein Sohn im gleichen Alter, da werden nunmal langsam die Freunde wichtiger!

Ich denke nicht, dass es persönlich mit dir zu tun hat - Jungs sind halt nicht so mitteilebedürftig wie Mädels. Mein Sohn ruft seinen Papa auch nie an, wenn er ihn mal länger nicht sieht (und er sieht ihn eigentlich ~3x/Woche).

Und bitte fang nicht an mit der Aufrechnerei „ich fahre so viele Stunden nur für dich, dann musst du doch auch genauso empfinden wie ich“ - sonst wird dir die Pubertät das Genick brechen ^^

lg, sieh es etwas entspannter, auch wenns schwer fällt!

Dany

Hallo

Und da denke ich mir, dass ich mir so viel Mühe gebe, Paul ein guter Vater zu sein, immer die stundenlange Fahrerei auf mich nehme, um Paul von seiner Mutter abzuholen und ihn wieder hinzubringen, …

Diese Fahrerei hat er zur Hälfte ja auch, und da legt er wohl auch keinen großen Wert drauf. Könntest du dir es eventuell leisten, in der Stadt, in der dein Sohn wohnt, für ein Wochenende ein Appartment, Ferienwohnung o.ä. zu mieten? Dann könnte er bei dir ein Wochenende verbringen, ohne dass er die Fahrerei hätte und ohne dass er auf gleichaltrige Spielkameraden in der Zeit völlig verzichten müsste. - Es würden ja auch Fahrkosten dabei gespart.

Aber anscheinend ist es ihm völlig egal, ob es mich nun gibt oder nicht. All meine Liebe und mein Bemühen scheinen vergeblich zu sein. 

Es kann sein, dass es ihm zeitweilig völlig egal ist, ob es dich gibt oder nicht, deswegen war aber all deine Liebe und Bemühen nicht vergeblich. Das war sehr wichtig für das Kind und seine Entwicklung, und irgendwann wird er es auch anerkennen (das kann aber noch gut 20 Jahre dauern). - Im übrigen wird er es ganz sicher auch anerkennen und dafür dankbar sein, wenn du ihn nicht zu diesen Besuchswochenenden zwingst.

Wie soll ich Pauls Desinteresse verstehen?

Dass er zur Zeit keinen Ortswechsel wünscht, wegen seiner Freunde. In dem Alter ist die Hauptaufgabe der Eltern, einfach da zu sein, während die Kinder miteinander spielen.

Allerdings habe ich das Gefühl, dass du etwas bedürftig rüberkommen könntest. Könnte es sein, dass du ihm vermittelst, dass du sehr traurig bist, wenn er nicht kommt? Das würde bedeuten, dass er dich dann trösten müsste. Das ist ganz unangemessen, dass ein 8-jähriger seinen Vater trösten oder dafür sorgen soll, dass sich Papi nicht einsam fühlt. Sowas spüren Kinder und reagieren mit Abwehr.

Allerdings finde ich schon, dass du eine rechtzeitige Absage verlangen kannst. Wenn man sich auf so ein Wochenende einstellt und die Absage kommt erst einen Tag vorher, da kann man Forderungen stellen, bis wann die zu erfolgen hat.

Viele Grüße

Vielen Dank für eure Antworten, die beide ermutigend sind. Ich möchte noch zwei Dinge hinzufügen.

Zu Simsys letzten Zeilen:
Es liegt ein schmaler Grat zwischen „ich bin bedürftig und brauche dich, um nicht traurig zu sein“ und „du bist mir wichtig und ich bin gern mit dir zusammen“. Es wäre nicht gut, wenn ich die erste Auffassung hätte und Paul mein Nachfragen, ob er sich sicher sei, so verstünde.
Die zweite Auffassung halte ich allerdings für richtig, und diese kann man dem Kind auch vermitteln. Auch aus ihr entsteht eine Enttäuschung über seine Absage und Unlust zu telefonieren. Diese Enttäuschung ist dem Kleinen zumutbar, denn es ist ja ganz normal, dass unsere Entscheidungen andere Menschen enttäuschen können. Dies und damit umgehen kann Paul auch jetzt schon lernen. Man darf es nur nicht dramatisieren.
Ich mache ihm ja keine Vorwürfe oder reagiere mit emotionaler Erpressung, sage also nicht: „Du machst deinen Vater sehr unglücklich“ oder sowas. Ich habe auf die Absage eher sachlich reagiert, sie also zur Kenntnis genommen und ihm aufrichtig viel Spaß auf dem Geburtstag gewünscht, und dies hoffentlich ohne sarkastischen Unterton.

Ich habe mir auch schon folgendes überlegt: Paul trennt zu seinem eigenen Schutz streng zwischen den beiden Heimen (also meinem und dem seiner Mutter). Wenn er in dem einen ist, verblasst das andere im Bewusstsein. Dies schützt ihn vielleicht davor, traurig darüber zu werden, dass diese beiden Heime getrennt sind, was ihm ja viel mehr auffiele, wenn er sie beide deutlich nebeneinander sähe.
Denn wenn er bei mir ist, dann spricht er auch nur auf Nachfrage von dem, was in der Schule oder in seiner Familie passiert ist. Er denkt normalerweise auch nicht daran, seine Mutter anzurufen oder seine Freunde oder sonst jemanden aus dem anderen zu Hause. Als er kürzlich eine ganze Woche bei mir war, hat er nicht ein einziges Mal den Kontakt zu jemandem außer mir herstellen wollen. Und auch von seiner Mutter oder jemand anders aus dem Umkreis gab es keine Anrufe.
Wenn ich mir dies vergegenwärtige und diese Erklärung (Auseinanderhalten zum Selbstschutz) glaube, dann geht es mir schon viel besser und dann wäre ja auch alles in Ordnung.

Herzliche Grüße
Tychi

Hallo Tychi!

Ich habe dem, was meine Vorredner bereits geschrieben haben eigentlich nicht viel hinzuzufügen, aber ich möchte gerne nochmal die meine Sichtweise als Scheidungskind beitragen.
Die Entwicklung, die du gerade erlebst ist – wie es ja schon geschrieben wurde – völlig normal und wird in den kommenden Jahren, bzw. in der Pubertät und auch danach noch stärker. Wenn man jedoch als Kind das Gefühl vermittelt bekommt, man enttäuscht ein Elternteil dadurch, dann fühlt man sich echt mies, glaub mir. Und das ist Gift für das Eltern-Kind-Verhältnis.
Ich glaube dir, dass du dein Kind nicht bewusst manipulieren oder, wie du schreibst, emotional erpressen willst. Aber mit der Auffassung, dass dein Kind ruhig jetzt schon lernen sollte mit deiner Enttäuschung umzugehen – damit wäre ich vorsichtig. Ich bin kein Psychologe, die Experten mögen mir hier widersprechen, aber ich denke schon, dass es ein Unterschied ist, ob ich lernen muss, allgemein damit umzugehen, wenn irgendjemand von mir enttäuscht ist, oder wenn ich als 8-jähriges Kind von meinem Vater vermittelt bekomme, ihn enttäuscht zu haben. Das weiß ich aus eigener Erfahrung.

Ich bin inzwischen 31 Jahre alt. Zu meinem Vater habe ich inzwischen zwar kein schlechtes, aber doch ein sehr oberflächliches, gezwungenes Verhältnis, eben weil ich auf seine regelmäßigen „Du-enttäuschst-mich-weil-du-dich-nie-rührst“ - Botschaften irgendwann nur noch verunsichert und mit Rückzug reagiert habe. Er hat mir immer implizit unterstellt, er wäre mir egal, was nicht stimmte, und was ich als sehr verletzend empfand. Nur gibt es eben Zeiten im Leben junger Menschen, in denen müssen die sich eben um sich selbst kümmern. Das hat nichts mit Egoismus zu tun, oder damit, dass andere Menschen egal sind, das hat was mit der eigenen Entwicklung zu tun und ist deshalb auch sehr wichtig.
Wenn ich jedoch deine Beiträge lese (und das meine ich jetzt nicht als Angriff gegen dich), dann habe ich das Gefühl, dass du deinem Sohn – vielleicht auch unbewusst – auch genau das vermittelst, dass er etwas falsch macht, weil er sich nicht ausreichend mit dir beschäftigt. Schon in dem Satz „All meine Liebe und mein Bemühen scheinen vergeblich zu sein“ schwingt für mich mit, dass du von deinem Sohn irgendeine Gegenleistung erwartest und das sollte nicht sein. Glaub mir, dein Sohn weiß diese Liebe sicher zu schätzen, aber im Moment gibt es eben Dinge, die für seine Entwicklung wichtiger sind.

Gegenbeispiel (wenn auch etwas anders gelagert, aber der Mechanismus ist der selbe, denk ich): zu meiner Mutter und meinem Stiefvater habe ich ein hervorragendes und sehr, sehr inniges Verhältnis weil sie mich mich abnabeln haben lassen. Während meines Studiums haben wir oft wochenlang nichts voneinander gehört. Dann mal wieder ein Telefonat, aber völlig zwanglos, ohne irgendeine Floskel von wegen „ach, gibt’s dich auch noch“, o.ä. Wenn ich heute alle halbe Jahre mal für ein paar Tage nach Hause fahre verbringen wir zusammen eine wunderbare Zeit.

Wenn du also möchtest, dass euer Verhältnis so gut bleibt, wie es bisher war, bleib cool – da kann ich mich nur meinen Vorrednern anschließen. Ich verstehe deine Enttäuschung schon, aber versuche, das ganze wirklich locker zu sehen, du tust euch beiden damit einen großen Gefallen. Denk immer daran, dass du deinem Sohn natürlich wichtig bist und er dich sicher auch lieb hat, auch, wenn du im Moment für ihn eine nicht so zentrale Rolle spielst, wie früher. Das ist ganz normal.

Grüße,
Lina

Hallo Tychi,

ich melde mich nun auch mal zu Wort, obwohl ich keine Kinder habe, aus welchem Grund mir ab und zu der Mund verboten wird. Als Qualifikation mag gelten, daß ich selbst mal Kind war und ich ein funktionierendes Gedächtnis habe, mich daran zu erinnern.

Zum Thema. Für mich ist es ein gutes Zeichen, daß dein Sohn sich so ohne dich bewegen kann, Entscheidungen treffen kann, leben kann. Das geht nur, wenn er sich seiner Eltern sehr sicher ist. Das heißt ihr beide, du und deine geschiedene Frau habt vielleicht nicht alles, aber wohl doch das meiste richtig gemacht.
Nur ein Kind, das sich seiner wichtigsten Bezugspersonen nicht sicher ist, hat es nötig, ständig an ihnen zu kleben, sich ihrer zu versichern. Wenn er sich umdreht und etwas anderes macht, könnten sie ja plötzlich weg sein.
Du könntest das Verhalten deines Sohnes also ganz anders auffassen und auf ihn und dich stolz sein.

Euch beiden alles Gute
MissSophie

Hallo

Zu Simsys letzten Zeilen:

Die habe ich ja nur vorsichtshalber geschrieben, ich kenn dich schließlich gar nicht.
Außerdem fand ich, dass dieser Abschnitt hier: „Ich bin jetzt sehr traurig, weil ein Telefonat, und sei es auch nur eine Minute, doch wenigstens möglich sein müsste, … All meine Liebe und mein Bemühen scheinen vergeblich zu sein.“ sehr nach Selbstmitleid klingt.

(Übrigens: Du weißt, dass Kinder oft mehr von den Gefühlen ihrer Eltern mitkriegen als die Eltern selber, und das oft auch dann, wenn die Eltern extra versuchen, sie den Kindern nicht mitzuteilen?)

Ich habe mir auch schon folgendes überlegt: Paul trennt zu seinem eigenen Schutz streng zwischen den beiden Heimen (also meinem und dem seiner Mutter). Wenn er in dem einen ist, verblasst das andere im Bewusstsein. Dies schützt ihn vielleicht davor, traurig darüber zu werden, dass diese beiden Heime getrennt sind, …

Vor allem schützt es ihn auch davor, nicht im Hier und Jetzt zu leben. Ihm geht es offensichtlich gut, also lebt er nicht in irgendwelchen Träumen oder Sehnsüchten, sondern im Jetzt. Das ist doch prima.

Du solltest dich auch langsam mit der Tatsache befassen, dass ältere Kinder - und Jugendliche erst recht - es absolut öde finden, ein ganzes Wochenende nur mit den Eltern - ohne Kumpels und Freunde - zu verbringen, und dass das ein Zeichen von seelischer Gesundheit ist, und dafür, dass sie einen guten Stand unter den Gleichaltrigen haben.

Viele Grüße

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Hallo Tychi,

so ist das. Die Kleinen werden älter.

Und du brauchst dir keinen Kopf machen, dass du ein schlechter Vater seist. Aber wie du selbst geschrieben hast, der Kleine wohnt bei seiner Familie, in der er sich recht wohl fühlt. Und du bist halt nur der 14-Tage-Papa.
Aber das macht ja nix. Und das soll auch keine Wertung sein, auch wenn ich es vielleicht etwas provokant geschrieben habe.

Menschen brauchen dringend gute und feste Bindungen. Und da gibt es eine Bindungshierarchie. Und da ist, was für die psychische Entwicklung deines Sohnes sicher besser ist, eben seien Mama auf Platz 1. Vermutlich kommt (auch wenn es für dich hart ist) auf Platz 2 sein Stiefvater und dann kommen neben dir vielleicht mittlerweile auch noch ein paar andere Erwachsene: Fußballtrainer, Lehrer, Onkel, Tanten, …

Und, wie auch schon geschrieben wurde, werden ihm nun auch seine Freunde wichtiger.

Was dein Sohn ist (und dafür knutsche ihn), er ist ehrlich und zieht diese Ehrlichkeit einer Höflichkeit vor. Dies ist für seine Entwicklung sehr viel besser.

Und du bist ein toller Vater und du wirst für ihn (GLAUBE MIR DAS) noch verdammt wichtig werden. Besonders in der Pubertät.

Was du jetzt machen solltest:
Keine Höflichkeit von deinem Sohn dir gegenüber verlangen, sondern ihn für seine Ehrlichkeit loben (das musst du ihm jetzt nicht sagen, sondern ihn nur spüren lassen.)

Ciao und Kopf hoch.

derdawodaso

Hallo,

unser sohn wird 8 und ist ähnlich. wir sind nicht geschieden, aber auch ihm sind seine freunde mittlerweile einfach wichtiger als wir.

mein mann (der lange zeit der größte für ihn war!) hat da auch drunter gelitten, das unser sohn lieber mit seinem freund lego spielt als mit ihm, eben weil kinder anders spielen.

er geht auch nicht mehr so gerne zur oma, und wenn ein kumpel was cooles macht dann will er dahin - immer.

vorschlag wäre, dann die we vll zu tauschen ? Oder dafür zu sorgen, (geht das entfernungstechnisch? ) das er bei dir ist und trotzdem dann zu seinem freund gehenkann .

unser nachbarsjunge ist auch ein scheidungskind und wenn er bei seinem papa ist (der ja hiernebenan wohnt ) speilt er trotzdem den ganzen tag mit freunden . Papa und er verbringen dann halt die abende usw zusammen, wie in einer normalen Familie auch.

Du bietest halt kein normales leben, sondern sehr exklusive Vaterzeit. Aber glaube mir, auch das wird er wieder geniessen.

lg

brenna

Hallo,
jetzt weiß ich natürlich nicht , wie es um dein Wohnverhälts gestellt ist. Vielleicht besteht ja die Möglichkeit, daß der Junge auch mal einen Freund zum Übernachten mit zu dir bringt?
Das Verhältnis zu deiner Ex und ihrem Neuen scheint ja offenbar entspannt.
Vielleicht besteht da ja auch noch Kontakt zu den Eltern der Kumpels des Sohnes, oder der läßt sich herstellen.
Die Kids in dem Alter finden es überaus spannend, in einem Zimmer gemeinsam zu übernachten. Da reicht schon eine Matratze und ein Schlafsack.
Das ist auch nicht asozial, spätestens in der Pubertät wird das in der Form durch Klassenfahrten( Übernachten in Mehrbettzimmern), oder Zeltlagern eh praktiziert.
Wenn allerings Absagen für Besuchswochenenden anstehen, wäre es vielleicht schöner, wenn die Mutter zuerst den Anruf tätigt, und danach der Sohn das Telefon übernimmt und er begründet, warum er denn nicht kommen mag.
Ich kenne eure persönlichen Verhätnisse nicht, aber möglicherweise lassen die Besuches-WE sich auch tauschen?
Was ist denn, wenn du mal den Besuch nicht wahrnehmen kannst?
LG

Hallo,

Mein Mann hat vor langer Zeit bei seinem Sohn in ähnlicher Situation den Fehler gemacht zu im zu sagen: „Ich will Dich nicht zwingen Deine Zeit mit mir zu verbringen wenn Du lieber bei Deinen Freunden bist. Wir machen es so: Du sagst einfach bescheid wenn Du mich sehen willst, dann komme ich“
Der Sohn hat sich NIE gemeldet und sie sahen sich fast nur noch zu Geburtstagen und Weihnachten etc. Wenn sie sich sehen ist alles ok und nett, aber sonst kommt kein Kontaktversuch vom Sohn. Leider auch jetzt nicht wo der Sohn selbst Papa ist.

Ich kenne auch andere Väter die von ihren Söhnen rein gar nichts mehr hören ausser gelegentlich ein Schreiben vom Anwalt wegen Unterhalt oder eine Dankeskarte bei Geschenken.
Den Vätern geht es schlecht mit der Situation aber man hat den Eindruck, dass die Kinder das nicht realisieren.

Ich glaube ich würde als Mutter meinem Kind nicht die Entscheidung überlassen, sondern es in dem Alter noch zu seinem Vater schicken wenn nicht triftige Gründe dagegen sprechen.

Gruß
M.

hallo,

wie glaubst du, beeinflusst es die Vater-Sohn-Beziehung positiv, wenn es heißt „du darfst nicht zu deinem Freund auf den Geburtstag, weil Papa-Wochenende ist“…

Ich finde, fest vereinbarte Wochenenden gut, und wenn der Sohn einen Termin hat, sollte man die Möglichkeit haben, das nachzuholen, oder eben so zu lassen.

Aber einen Besuch erzwingen, wenn Freunde einladen, dann lädt sich irgendwann Frust auf den Vater, weil er besucht werden „muss“…

lg, Dany

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Hallo,

Du scheinst auch ein „feiner Kerl“ zu sein, so liebst Du Deinen Sohn, liest ihm vor und entwertest nicht die neue Familie, die sich um ihn gebildet hat.

Es ist auch nicht verwunderlich verletzt zu reagieren, wenn man nicht das bekommt, was man erwartet - es ist absolut menschlich - aber es ist eben nicht rational und „erwachsen“.

Ich sehe das so: das Kind hat einen Alltag - und der ist bei einem 8-Jährigen oft ganz schön lang - Schule, Hausaufgaben und eventuell noch ein Hobby / Sport. So ist das Wochenende Freizeit. Ich kenne das von meinem unwesentlich älteren Sohn, wo die Wochenenden streckenweise schon Monate in voraus mit Geburtstagen, Turnieren oder Proben verplant sind. Dann sind da noch Freunde, die man in dem Alter auch zunehmend sehen möchte.

Ein 8-jähriger Junge ist auch nicht üblicherweise damit gekrönt, dass er von sich aus gerne die Initiative ergreift und telefoniert. Ich sehe das also nicht unbedingt als abweisend oder distanziert.

Im Moment würde ich es an seiner Stelle als Druck empfinden Dir etwas Recht zu machen- etwas was er sehr vermutlich selber auch möchte (dich sehen), aber im Konflikt steht mit dem Alltag.

Ich weiss nicht wie ihr räumlich voneinander getrennt seid (wie weit weg voneinander), aber ich halte von dieser „alle-14-Tage-ein-Wochenende-Regelung“ gar nichts. Zu sehr wird da schnell ein Blase draus, die nichts mit dem wahren Leben zu tun hat. Wahrscheinlich nicht bei euch, aber bei vielen anderen gestaltet es sich so, dass das Kind sich dann an diesem Wochenende aus dem Alltagsleben verabschiedet. Das mag zwar schön sein ein Wochenende keine Verpflichtungen zu haben, aber es ist nicht gesund für die Beziehung.

Besser wäre es Wochentage einzuplanen oder wenn es unbedingt ein Wochenende sein soll, dann wird das komplette Programm nicht über den Haufen geworfen.

Was spricht dagegen, dass er an dem Wochenende bei Dir ist und trotzdem zu dem Geburtstag geht? Das gehört doch zum (seinen) Leben dazu und man kann doch nicht einfach alles liegen lassen nur weil ein Papa-Wochenende ansteht. Dann besorgst Du mit ihm zusammen ein Geschenk, fährst ihn hin und holst ihn wieder ab.
So nimmst Du an seinem Leben teil und er nicht nur an Deinem.

Viele Grüße

Hallo,

Da hast Du mich missverstanden. Ein Geburtstag eines wichtigen Freundes kann durchaus wichtig genug sein um eine Ausnahme zu machen.

Ich meine damit, dass auch bei anhaltender Unlust des Kindes man einfach an der alten Regel festhält.
Es bringt nämlich auch nichts wenn man nachgibt, denn das Kind denkt ja „Och wieder zu Papi, dagegen könnte hier mit den Kumpels was soo tolles passieren“. Tut es meist nicht, aber das Kind realisiert nicht was es bei Papa verpasst und der ist immer mehr aussen vor.
Wenn der Junge mal 16 ist, ist es was anderes, vorher würde ich das Programm in „langweiligen Zeiten“ eben durchziehen wie den Klavierunterricht.

Gruß
M.

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Nochmal Hallo,
wie lang ist denn die Bahnfahrt? Daß du ihm dabei in der Vergangenheit stets vorgelesen hast, finde ich persönlich sehr lieb, aber das könnte einem 8-jährigen mittlerweile echt peinlich sein. Schließlich kann man (normalerweise) in dem Alter selber lesen. Vielleicht könnte man an der Stelle mal die Rollen tauschen…
Andere Idee: Hat der Junge schon ein Handy? Sonst könntest du ihm evtl. (in Absprache mit der Mutter ) ein einfaches mit Prepayd-Karte zu Weihnachten schenken. Das wäre bestimmt cool. Erwarte jetzt nicht, daß er dich deswegen öfter anrufen würde ( das heilige Guthaben geht für die Freunde drauf!), aber so könnte man zwischendurch mal smsen. Allerdings müßtest auch dabei du den ersten Schritt machen, indem du gelegentlich mal anfragst, wie es ihm geht, oder wie es im Sport lief,oder die Party so war…
Das ist nicht so schön wie ein persönliches Gespräch, könnte aber eine Alternative sein…
LG

Hallo zusammen,

danke für eure Antworten. So mancher Gedanke hat mir einen Denkanstoß gegeben.

Dass der Kleine bei mir übernachtet und trotzdem zum Kindergeburtstag kann, ist natürlich eine gute Idee, aber nicht möglich. Wir wohnen etwa 3 Stunden Fahrt voneinander entfernt.
Die Idee mit dem Handy für eine kurze Kontaktaufnahme hatte ich auch schon, aber seine Mutter findet es noch zu früh für ein Handy. Und vielleicht erzeugt es auch wieder Druck, sich bei mir melden zu müssen.
Tausch von Wochenenden machen wir in solchen Fällen wenn es geht, aber meistens geht es nicht, weil Paul anderweitig verplant ist oder ich auch manchmal keine Zeit habe.

Inzwischen ist meine Enttäuschung/Verunsicherung auch nicht mehr so akut.

Herzliche Grüße
Tychi

Man dankt für die Rückmeldung!

Hallo,

ich glaube, du erlebst das, was normalerweise eher Mütter erleben, wenn ihr Kind in den Kindergarten zu gehen beginnt: Den ersten Schritt eines Ablösungsprozesses, welcher auch von Seiten des Kindes vollzogen wird.

So sehr einem rational klar sein mag, dass es normal ist, wenn das Kind nicht mehr nur auf Mama/ Papa bezogen ist, so wenig verhindert das den Schmerz, den dieses Loslassen mit sich bringt.

In deinem Fall ist das Ganze natürlich durch eure räumliche Trennung erschwert und potenziert. Bisher war es aber wohl zumindest so, dass Junior die Nähe zu dir uneingeschränkt genossen hat. Das verändert sich nun allmählich - und daran musst du dich irgendwie gewöhnen.

Möglicherweise muss sich - zumindest für eine Weile - tatsächlich die Organisation eurer gemeinsamen Zeiten verändern. Die Ferienwohnung vor Ort könnte - wenigsten hin und wieder - eine Option sein. Allerdings würde ich darauf achten, in diesem Fall immer die selbe zu bekommen, so dass dein Sohn wenigsten ein bisschen ein Zuhause-Gefühl entwickeln kann. In diesem Alter sind Nester noch wichtig.

Im Wechsel dazu könnte vielleicht hin und wieder einer seiner Freunde mit zu dir kommen. Natürlich musst du deinen Sohn dann „teilen“ und hast zudem die Verantwortung für den anderen Sprössling. Und dann kann und soll es sicher auch weiterhin Wochenenden geben, die wie gewohnt ablaufen.

Die werden aber weniger werden. Das liegt in der Natur der Sache.

Kinder sind nicht dankbar für elterliche Liebe. Sie nehmen sie als selbstverständlich und immer verfügbar - und das ist auch gut so. Sie sollen in der Sicherheit aufwachsen können, dass Liebe nichts ist, was man sich verdienen oder erarbeiten muss, sondern etwas, was einem geschenkt wird.

Das bedeutet ganz logischerweise auch die Notwendigkeit, sich immer wieder bewusst zu machen, dass genau das der Job von Eltern ist: Ihre Kinder uneingeschränkt zu lieben, auch wenn diese ihnen dafür nichts zurückgeben (was so ja nicht stimmt, aber ich denke, du weißt, was ich meine).

Das wird schon :smile:.

Schöne Grüße,
Jule

Ganz Deiner Meinung
Hallo M.

ich glaube, ich bin ganz Deiner Meinung. Kinder gehen in den Kindergarten oder zur Schule, ob sie wollen oder nicht, weil es gut für sie ist. Wenn die Mutter es gut für den Sohn findet, dann fährt er halt ein WE später oder es gibt einen anderen Zeitausgleich. Wenn es der Mutter ganz recht ist, dass der Kontakt einschläft, nimmt ein Kind das auch hin.

Manches „ich will nicht zu …“ ist vielleicht ein „Ich möchte Dir gefallen“ bzw „ich möchte keine emotionalen Spannungen“.

Und mit dem nicht melden : Ich war jetzt mit unserem Fünfjährigen 3 Wochen in Vater-Kind Kur. Nicht einmal wollte er mit Mama telefonieren oder nach Hause. Obwohl er sie viel lieber hat als mich. Vielleicht sind Kinder einfach mehr im Hier und Jetzt.

Gruß
achim

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Hallo

Manches „ich will nicht zu …“ ist vielleicht ein „Ich möchte Dir gefallen“ bzw „ich möchte keine emotionalen Spannungen“.

Das kann sein, aber die Wahrscheinkeit finde ich hier sehr gering.

  • Also, ich hätte bestimmt keine Lust, alle zwei Wochen meine Koffer zu packen, 300 km hin und wieder zurückzufahren und dort das ganze Wochenende auf eine einzige Person fixiert zu sein, nicht einfach spontan mit den Kumpels Fußball oder irgendwas anderes spielen können, und überhaupt aus seinem Umfeld rausgerissen zu werden, während alle anderen dableiben ihr Leben nach eigenem Gusto weiterleben dürfen.

Und als Mutter könnte ich das sehr gut verstehen, wenn ein Kind sowas auch nicht gerne möchte, und da ich dem Kind nichts Schlechtes gönne, würde ich es auch nicht zwingen mögen. Wenn ich den Eindruck hätte, dass das Kind aber gerne fahren möchte, dann hätte ich bestimmt nichts dagegen, und schon gar nicht, wenn ein Partner und noch ein kleineres Kind da ist.

Es geht ja nicht um Mutter oder Vater. Wenn der Junge das ganze Wochenende ausschließlich mit der Mutter verbringen müsste, das würde er ja wohl auch nicht wollen.

Schwierige Situation, wenn die so weit auseinander wohnen. Der Vater sollte sich aber immer erkundigen, was es neues gibt, was sonst so passiert usw., damit er auf dem laufenden ist. Wenn das Kind nicht telefonieren mag, kann er ja die Mutter fragen.

Viele Grüße