Hallo Libertatis,
konzentriere Dich lieber darauf, Deine Tochter zu einem mündigen und kritisch denkenden Menschen zu erziehen, der sich sowohl in die eine als auch in die andere Richtung das Denken nicht verbietet.
Dogmatismus ist hierbei nicht hilfreich!
Eine Taufe sagt erst einmal gar nichts über die spätere Einstellung des Kindes aus.
Bei uns war es so: Meine Schwester und ich sind getauft worden. Allerdings hatte die Kirche in unserer Familie (und auch im Umfeld) keine großartige Bedeutung. Mein Vater ist irgendwann aus der Kirche ausgetreten - aber da dies in erster Linie fiskalische Gründe hatte, was das kein großes Thema - meine Schwester und ich wurden auch konfirmiert.
Bei mir ging das aber „in die Hose“! Da mein Vater mich dazu erzogen hatte, stets Fragen zu stellen/zu diskutieren, wurde ich vom Kirchenvorstand als „Rebell“ abgestempelt und wurde erst nach einer „Stellungnahme zu meinen Taten“ konfirmiert.
Danach war für mich (und meinen Vater) die Entscheidung klar: Ich trete aus der Kirche aus!
Meine Schwester hingegen hat den Weg des Glaubens eingeschlagen. Sie hat einen Pastor geheiratet und ist eine sehr aktive Christin.
Du siehst, es kann so oder so ausgehen!
Meine Eltern haben uns jedenfalls die Freiheit gegeben, alles kennen zu lernen und selbst zu urteilen/entscheiden.
Das sollte doch das Ziel sein.
Mein verstorbener Mann (DDR-sozialisiert) war bei diesem Thema um einiges „dogmatischer“/„intoleranter“ als ich. Da gab es zwischen uns auch häufiger Diskussionen, in denen ich den Glauben der anderen „verteidigt“ habe.
Eine Taufe ist für mich kein Grund, sich zu streiten.
Ich kenne Menschen, die sich später haben taufen lassen, um das Konfirmationsgeld abzugreifen, oder die - weil alle Freunde es machen - am Konfirmandenunterricht teilnehmen wollten. Ich kenne Menschen, die wieder in die Kirche eingetreten sind, um Pate zu werden (und nach einem Jahr wieder ausgetreten sind). Ich kenne Menschen, die sehr gläubig sind, aber aus unterschiedlichsten Gründen ihre Kinder nicht taufen lassen…u.a. mein Schwager und seine Frau, sie sehr aktiv in einer Freikirche, die keine Taufe vorsieht, tätig sind.
Ich als Ungläubige rate Dir: Spiel das Thema Taufe nicht hoch und zügele Deinen Dogmatismus. Sieh die Taufe als Ritual, welches die Kindsmutter wünscht. Sieh Deine Vaterrolle darin, Deiner Tochter die Welt aus verschiedenen Perspektiven näherzubringen.
Viele Sonntagsgrüße
Kathleen