Woher weißt Du, dass in all diese Fällen keine abschließbaren Fenstergriffe vorhanden waren?
Du machst es Dir mit deiner Verurteilung sehr leicht!
Auch abschließbare Fenstergriffe sind kein Allheilmittel. Mal ist ein Fenster mit Absicht offen (aber das Kind an sich anderweitig abgesichert), mal wird vergessen, sie dann auch tatsächlich wieder abzuschließen, nachdem man sie mal öffnen musste, mal vergisst man den Schlüssel im Schloss, und gerade die Billigdinger sind schnell auch mal kaputt. Ich habe hier - gar nicht mal ganz so billige - Griffe verbaut, von denen einer gleich defekt ankam, und einer innerhalb eines Jahres getauscht werden musste.
Hinzu kommt, dass Kinder gerne mal mit neuen Fähigkeiten „überraschen“. Gestern war es noch kein Thema, die Zimmertür ganz normal zu schließen, hinter der es ein offenes Fenster gab, heute bekommt das Kind die Tür plötzlich auf. Gestern kam das Kind noch nicht ans Fenster ran, heute schafft kann es plötzlich einen Stuhl besteigen, … Zudem sind Kinder sehr erfinderisch, wenn es darum geht, Dinge zu tun, die sie besser nicht tun sollten.
Es kann schon mal vorkommen, dass man den richtigen Zeitpunkt verpasst, um neu notwendige Maßnahmen rechtzeitig umzusetzen. Und bei gar nicht so wenigen Familien sitzt das Geld auch nicht so locker, mal eben von jetzt auf gleich entsprechend zu investieren. Ein einzelner Griff mag noch nebenbei drin sein. Wenn man aber alleine nur pro Raum ein Fenster absichern will, läppert sich die Sache. Dazu noch Treppengitter, Steckdosensicherungen, Kippschutz für Möbel, … Schön, wenn man über diese Kosten nicht nachdenken muss. Aber es gibt Familien, die dies alles nur nach und nach umsetzen können.
Selbstverständlich gibt es auch leichtfertige Eltern. Eltern, die falsche finanzielle Prioritäten setzen, Eltern die nicht gerade geistige Überflieger sind, … Aber so etwas kann durchaus auch Eltern passieren, die nicht zu dieser Klientel zählen.
Und angesichts des Erfindungsreichtums von Kindern kann man nie wirklich sicher sein. Du sicherst die Fenster, und sie stellen dann eben etwas anderes an. Insoweit ist es viel wichtiger, Kinder grundsätzlich immer und überall und in jedem Alter, sobald dies irgendwie möglich ist, für Gefahren zu sensibilisieren. Aber bitte ohne sie überzubehüten, ihnen jegliche Chance zu nehmen, auch mal negative Erfahrungen zu sammeln, …