Kind stürzt aus dem Fenster

Leider passiert es ja immer wieder, dass Kleinkinder aus dem Fenster stürzen.

Wie kann denn sowas bloß passieren? Eltern erleben ihre Kinder doch jeden Tag, sehen, wie flink sie krabbeln/laufen/ klettern können, wie gern sie versuchen, Türen aller Art zu öffnen: Und trotzdem kommen sie nicht auf die Ideen, die Fenster abzusichern???

In allen Wohnungen, in denen ich bisher gelebt habe, hatten die Fenster verschließbare Griffe, ansonsten kann man das sicher nachrüsten oder einfach Riegel anbringen - sind die Leute zu blöd dazu?

Bei sowas wird von Betroffenen oft heulend argumentiert, man könne das Kind ja nicht jede Sekunde beaufsichtigen. Klar, kann man nicht. Eben deswegen sollte man Unfallquellen absichern - und Fenster sind nun wirklich als Unfallquelle bekannt und nicht gerade leicht zu übersehen.

Ich kann das nicht verstehen und ja, auch wenn es unpopulär ist, ich verurteile solche leichtfertigen Menschen.

Das ist natürlich immer leicht, wenn man die Umstände nicht kennt.
Einem selbst würde ja auch nie das Haus abbrennen, das passiert immer nur anderen.

Gruß,
Steve

Genau. Man sichere alles ab und wenn das Kind dann in einer ungewohnten, nicht gesicherten Umgebung ist, dann fällt es aus dem Fenster, fischt sich einen Topf vom Herd oder trinkt einen Liter Spülmittel.

Schon einem Kind von 12-18 Monaten kann man beibringen, daß man bestimmte Dinge nicht macht - bspw. in Steckdosen fassen, die Treppe nicht allein rauf- und runterlaufen usw. Das ist wesentlich zielführender. Die Frage ist halt nur, ob das Kind sich an die Erklärungen bzw. Anweisungen hält oder ob darauf schlichtweg keinen Bock hat bzw. absichtlich das Gegenteil von dem macht, was es soll bzw. nicht soll.

Das meinst du jetzt nicht ernst, oder? Du würdest dich darauf verlassen, dass ein Kleinkind, dem du „beigebracht“ hast, nicht das Fenster zu öffnen, das auch nicht macht?
Wenn Leute so denken, verstehe ich allerdings, dass es immer wieder zu Unfällen kommt.
Du weiß es vielleicht nicht, aber Erwachsene, und auch Kinder, tun gelegentlich Dinge, die ihnen verboten wurden oder von denen ihnen abgeraten worden ist…

Ist es für dich vollkommen abwägig, dass die finanziellen Mittel dazu fehlten, oder dass es Menschen auf dieser Welt gibt, die nicht wissen, dass es verschließbare Fenstergriffe gibt?

Ich habe übrigens nicht in vielen Wohnungen gelebt, aber es gab in keiner einzigen abschließbare Fenstergriffe. In unserem Haus haben wir sie nachgerüstet, nachdem unsere Tochter geboren wurde.

Man kann nicht immer und überall alles Absichern. Das Leben birgt Risiken, die nunmal da sind.
Fenster lassen sich auch nicht immer mit Schlössern sichern. Das Problem ist ja weniger, daß die Kinder das Fenster öffnen (Kinder die aus Fenstern fallen sind meistens noch zu klein, um Fenster allein zu öffnen) sondern das Fenster ist offen um zu Lüften, und das Kind fällt dann raus.
Aber auch die Schlösser gehen nicht immer und Überall. Nicht jede Familie wohnt in Eigentumswohnungen. In Mietwohnungen kann man nicht einfach die Fenster austauschen oder Schlösser anbauen.
Sicher ist es schrecklich wenn sowas passiert, aber Unfälle hat es immer gegeben, und wird es immer geben, und es wird niemals möglich sein jedes auch noch so kleine Risiko auszuschließen. Und solange man die Umstände die zum Sturz geführt haben nicht kennt, sollte man sich mit Verurteilungen zurückhalten…

Einen Blitzeinschlag oder einen Kurzschluss kann man nicht immer verhindern. Fenster kann man aber für wenige Euro 100-prozentig kindersicher machen. Darum hinkt der Vergleich.

So eine Kaltschnäuzigkeit dem Leben von Kindern gegenüber schockiert mich, ich verstehe aber nun besser, wie es zu solchen Unfällen kommt, da sicher manche Leute so denken wie du.

Ih will keine Werbung machen, daher kein Link, aber Fenstersicherungen gibt es für wenige Euro auch für Fenster in Mietwohnungen - leicht und ohne Schrauben anzubringen.

Und ja, ich finde, wenn man mit sehr wenig Aufwand eine sehr große Gefahr sicher ausschließen kann, dann sollte man das tun.

Das ist doch keine Kaltschnäuzigkeit, sondern ganz normale Lebenserfahrung. Jetzt hast du deine Wohnung komplett abgeschlossen, alle Steckdosen gesichert, an alle Ecken Polster geklebt, einen Zaun um deinen Herd gebaut und den Fußboden gepolstert.
Dann kann das Kind immer noch gegen die Heizung fallen, sich an den Legos das Knie aufschlagen, sich beim Essen den Mund verbrennen usw.
Spätestens im Kindergarten ist dann ganz Schluss mit Aufpassen. Da haben alle Türen Türdrücker, die Ecken haben Ecken und der Fußboden ist nicht gepolstert.

Data

Mein Neffe hat im Alter von 3 Jahren mit seinem Onkel im Keller gearbeitet. Da wurden Boote gebaut, Windmühlen, Rennautos. Alles mit „richtigem“ Werkzeug, Hammer, Nägel, Bohrmaschine, Säge.

3 Like

Woher weißt Du, dass in all diese Fällen keine abschließbaren Fenstergriffe vorhanden waren?

Du machst es Dir mit deiner Verurteilung sehr leicht!

Auch abschließbare Fenstergriffe sind kein Allheilmittel. Mal ist ein Fenster mit Absicht offen (aber das Kind an sich anderweitig abgesichert), mal wird vergessen, sie dann auch tatsächlich wieder abzuschließen, nachdem man sie mal öffnen musste, mal vergisst man den Schlüssel im Schloss, und gerade die Billigdinger sind schnell auch mal kaputt. Ich habe hier - gar nicht mal ganz so billige - Griffe verbaut, von denen einer gleich defekt ankam, und einer innerhalb eines Jahres getauscht werden musste.

Hinzu kommt, dass Kinder gerne mal mit neuen Fähigkeiten „überraschen“. Gestern war es noch kein Thema, die Zimmertür ganz normal zu schließen, hinter der es ein offenes Fenster gab, heute bekommt das Kind die Tür plötzlich auf. Gestern kam das Kind noch nicht ans Fenster ran, heute schafft kann es plötzlich einen Stuhl besteigen, … Zudem sind Kinder sehr erfinderisch, wenn es darum geht, Dinge zu tun, die sie besser nicht tun sollten.

Es kann schon mal vorkommen, dass man den richtigen Zeitpunkt verpasst, um neu notwendige Maßnahmen rechtzeitig umzusetzen. Und bei gar nicht so wenigen Familien sitzt das Geld auch nicht so locker, mal eben von jetzt auf gleich entsprechend zu investieren. Ein einzelner Griff mag noch nebenbei drin sein. Wenn man aber alleine nur pro Raum ein Fenster absichern will, läppert sich die Sache. Dazu noch Treppengitter, Steckdosensicherungen, Kippschutz für Möbel, … Schön, wenn man über diese Kosten nicht nachdenken muss. Aber es gibt Familien, die dies alles nur nach und nach umsetzen können.

Selbstverständlich gibt es auch leichtfertige Eltern. Eltern, die falsche finanzielle Prioritäten setzen, Eltern die nicht gerade geistige Überflieger sind, … Aber so etwas kann durchaus auch Eltern passieren, die nicht zu dieser Klientel zählen.

Und angesichts des Erfindungsreichtums von Kindern kann man nie wirklich sicher sein. Du sicherst die Fenster, und sie stellen dann eben etwas anderes an. Insoweit ist es viel wichtiger, Kinder grundsätzlich immer und überall und in jedem Alter, sobald dies irgendwie möglich ist, für Gefahren zu sensibilisieren. Aber bitte ohne sie überzubehüten, ihnen jegliche Chance zu nehmen, auch mal negative Erfahrungen zu sammeln, …

Das sind nun aber beileibe keine Vergleiche von Unfallsituationen die einem kindlichen Fenstersturz gleichkommen!
Damit will ich nicht wegfishs Haltung unterstützen diese Eltern zu verachten aber auch ich frage mich da wie sowas passieren kann und sehe da Eltern oder Aufsichtspersonen keinesfalls schuldlos dastehen! ramses90

Kommt auf das Kind an. Meine kleine Tochter (knapp zwei) versteht seit einem Jahr, daß sie nicht in Steckdosen fassen soll. Also macht sie das immer nur dann, wenn sie sauer ist und uns ärgern will (vorher stellt sie sicher, daß wir ihr auch zusehen). Wenn ich der erkläre, daß sie Fenster nicht öffnen oder auf Fensterbänke klettern soll, dann ist das für sie überhaupt erst der Hinweis, daß es da etwas gibt, mit dem sie uns ärgern kann. Aus dem Grund gehe ich (u.a.) seit einem Jahr mit ihr zum Turnen, damit sie lernt, was Höhe bedeutet und was passiert, wenn man runterfällt. Inzwischen hat sie das verstanden, so daß ich darauf vertraue, daß sie bei uns nicht aus dem Obergeschoß springt (was nicht heißt, daß ich sie unbeaufsichtigt oben herumlaufen lasse, wenn das Fenster geöffnet ist). Bei der Großen hat es einmal gereicht, ihr zu sagen, daß sie einen bestimmten Schrank in der Küche nicht aufmachen soll, und seitdem läßt sie das.

So unterschiedlich sind die Kinder und entsprechend muß man mit ihnen auch umgehen. Es hat aber nur wenig Sinn, Kinder von jeglicher Gefahr fernzuhalten, weil sie dann nicht lernen, damit umzugehen, wenn sie dieser Gefahr in einer nicht abgesicherten Umgebung begegnen. Oder wenn man bspw. mal vergessen hat, den Griff am Fenster zu verriegeln oder das Fenster überhaupt zu schließen. Die ganzen Sicherungen nützen nämlich gar nichts, wenn man sich darauf verläßt und vergißt, sie zu aktivieren. Bzw. dann werden sie überhaupt erst zur Gefahr, weil man sich auf die Sicherungen verläßt und nicht darauf, daß das Kind sich richtig verhält.

Gerade, weil ich das aus hautnaher Erfahrung weiß, fange ich gar nicht erst mit irgendwelchen Sicherungen an. Dein Satz sagt übrigens auch etwas über Erwachsene aus, nämlich daß sie nicht unfehlbar sind und das heißt dann auch, daß sie - wie oben geschrieben - auch mal Fenster aufstehen lassen oder vergessen, den Griff zu verriegeln.

1 Like

Hallo,

wir kennen die genauen Umstände dieses Einzelfalls nicht.

Hier trafen sicherlich mehrere unglückliche Umstände zusammen.

Und Verurteilen können hier Gottseidank noch immer ausschliesslich dafür ausgebildete Richter und nicht jeder x-beliebige Zeitungsleser.

Grüße
miamei

Vielleicht war das Fenster schon geöffnet, und es stand ein Hocker oder genügend „Turmbaumaterial“ in der Nähe? Ein abschließbarer Griff hätte da auch nix genützt.

Natürlich sind Kinder schnell und erfindungsreich, aber welches zweijährige Kind schafft es, ohne Hilfsmittel auf den Fenstersims zu klettern, ein geschlossenes Fenster zu öffnen und dann noch RAUSzufallen?
Wenn Eltern es hinkriegen, von der ganzen Anstrengung nix mitzukriegen, würde ich eher die Frage nach mangelnder Aufsicht als nach mangelndem „Sicherheitsdenken“ stellen.

Gruß,

Kannitverstan

Nein, natürich nicht. Ich wollte auch aufzeigen, dass man Kinder nicht immer und in jeder Situation beschützen kann. Und dass die Antwort @Brainstorm64 eben nicht kaltschnäuzig ist.

Scheiße passiert.

Was da nun genau vorgefallen ist, weiß kein Mensch.
Ob der Alte besoffen im Sessel saß und nebenbei seine Frau verprügelt hat und deshalb keine Zeit hatte, auf das Plag zu schauen oder ob die Mutter vielleicht noch nebenbei das Baby stillt, dem 3-Jährigen den Po abwischt, bügelt und die Spülmaschine ausräumt und einfach davon ausgegangen ist, dass das Kind Mittagsschlaf macht. Irgendetwas dazwischen.

Data

4 Like

Hi,

die beste Sicherung hilft nix denn du musst auch mal das Fenster zum Lüften aufmachen. So geschehen bei mir. Meine Kinder gingen hoch in den dritten Stock zur Schwägerin. Währenddessen ich dann die Fenster aufgerissen um zu lüften. Dann bin ich ins Bad und hab dort geputzt. Da kamen die Kinder lachend runtergelaufen, ich hab sie noch gehört, und ich denke nur DAS FENSTER!!! Ich sofort ins Wohnzimmer wo meine KInder schon flugs auf der Fensterbank vor geöffnetem Fenster saßen und ihrem Papa lachend zuwinkten, der gottseidank grad angekommen war und mit wackeligen Beinen unten versuchte die Kinder dort wegzubewegen. In einem passenden Moment hatte ich beide noch gekrallt bevor etwas schlimmeres passieren konnte. Ergo: Es geht so schnell dass was passiert… Ich habe diesen Schock und die Selbstvorwürfe lange nicht verwunden.

Etwa vier Wochen ist es her, da latschte unsere Tochter mit einer Trittstufe an mir vorbei, ging in ihr Zimmer, schob die Stufe vor einen Stuhl, stieg auf die Stufe, dann auf den Stuhl und holte sich etwas von der Fensterbank. Letzte Woche saß ich im Garten und las. Sie kommt mit dem Gartenbewässerungssprühding um die Ecke und befeuchtet sehr großzügig meine Klamotten. Witzig dabei: den Wasserhahn hatte ich kurz zuvor zugedreht. Gestern abend nahm sie eine Tube vom Tisch, drehte sie auf und verteilte den Inhalt großzügig auf ihrem Arm. Hatte sie alles zuvor noch nie gemacht bzw. (was die letzten beiden Sachen betrifft) nicht hinbekommen.

Ich würde nicht meine Hand dafür ins Feuer legen, daß sie den Griff eines Fensters nicht drehen kann und daß sie auf die Fensterbank kommt, bewerte ich als sicher. Was also sollte die Lösung sein? Die Griffstücke gegen verschließbare austauschen und die nächsten Jahre daran denken, immer diese zu sichern, wenn man ein Fenster geschlossen oder gekippt wird?

Im Haus leben insgesamt vier Personen. Wie wahrscheinlich ist es wohl, daß die drei größeren davon bei wahrscheinlich zwanzigfachem Öffnen von Fenstern und Türen pro Tag daran denken, jedes mal die Sicherung zu aktivieren und es über Jahre nicht ein einziges mal vergessen?

Gruß
C.

2 Like

Jeder Vergleich hinkt.

Anderes Szenario: Das Fenster ist zum Lüften auf, der Postbote klingelt und man nimmt noch ein Paket für den Nachbar entgegen. Kaum schließt man die Tür klingelt das Handy und man geht schnell dran. Schon sind 5 Minuten ohne Aufsicht vergangen, die für einen Unfall reichen.

Ich finde deine Selbsterhöhung „ich verurteile das“ daher schlicht fehl am Platz. Man sollte tun, was möglich ist, aber das hat eben immer Grenzen.

Gruß,
Steve

6 Like

peinlich, sollte natürlich abwegig heißen, wo war bloß mein Kopf?!

Du kannst versuchen, Dein und das Leben Deines Kindes frei von Gefahren zu machen. Ich fürchte, Du wirst Dich dann gedanklich nur noch auf das Vermeiden von Gefahren fokussieren müssen (Du willst ja nicht nur die gefärlichen Fenster absichern sondern auch Stellen, in denen das Kind ertrinken kann, heisse Stellen, Wassertöpfe, Kleidungsstücke - so manches Kind wurde schon durch Kordeln erwürgt - Kinder ersticken an Essen - also nur Flüssignahrung).

Dann ist Dein Kind zwar sicher, wächst aber vekrampft und ohne Vertrauen auf. Du musst damit leben, dass Du nicht alle Risiken wegoptiieren kannst, und dass Dir immer mal ein „Fehler“ passiert und Du etwas übersiehst.

Interessehalber: Du hast keine Kinder, oder?

Sebastian