welche Erziehungsmaßnahmen sind sinnvoll wenn sich ein 4 Jähriger nicht beruhigt und nicht hören möchte. Ist in ein Zimmer sperren bis er sich beruhigt hat in Ordnung und sinnvoll?
Genau. Weil das so eine schöne Erfahrung ist, ist das auch die schlimmste Form der Bestrafung, den ein den Menschenrechten verpflichteter Staat kennt. So eine Strafe ist natürlich umso wirksamer, wenn sie für ein nicht als falsch empfundenes Handeln von den Personen verhängt wird, denen das größte Vertrauen entgegengebracht wird. Die Beruhigung erfolgt aus dem Grunde bestimmt unverzüglich.
Das Kind ist vier Jahre alt. Nicht zu gehorchen und sich furchtbar aufzuregen gehört zum natürlichen Verhaltensrepertoire. von Vierjährigen Auch wenn das furchtbar nerven kann, muß man sich das immer vergegenwärtigen und dann auch daran denken, daß sich ein Kind nur deshalb zu Hause so aufführt, weil es sich absolut sicher ist, daß es von den Eltern nicht im Wald ausgesetzt wird.
Wenn man mit einer solchen Strafmaßnahme dieses Urvertrauen zumindest ins Wanken bringt (nur um es klar auszudrücken: das Kind ist dann zur Strafe alleine in einem Raum eingesperrt (also von seinen Eltern und ggfs. Geschwistern – also den Vertrauenspersonen - getrennt, in dem es sich eigentlich wohlfühlen soll), kann man sich schon mal auf die Suche nach einem geeigneten Therapeuten machen - zumindest, wenn der Zustand länger als ein paar Sekunden anhält.
Zuerst sollte man sich Gedanken darüber machen, ob es um etwas so wichtiges geht, daß überhaupt Erziehungsmaßnahmen bzw. Bestrafungen angesagt sind. Soll das Kind nicht vom Abflußreiniger trinken oder nicht in der achten Etage auf dem Balkongeländer balancieren? Oder geht es darum, daß das Kind genau um halb acht ins Bett soll oder im Winter kein T-Shirt anziehen darf?
Falls letzteres: Kind tendenziell machen lassen, wenn die Sache nicht völlig aus dem Ruder läuft. Falls ersteres: überlegen, welche Maßnahme wenigstens ansatzweise in Bezug bzw. im Verhältnis zur Tat steht. Saust Du mir meine Klamotten ein, saue ich Dir Dein Kuscheltier ein. Schmeißt Du meine Sachen runter, schmeiße ich Deine Sachen runter. Wenn Du Faxen machst, wenn Du essen sollst, ist das Abendessen gleich vorbei und dann beim dritten mal den Teller wegnehmen. Und nicht: wenn Du nicht aufräumst, gehen wir nächste Woche nicht schwimmen. Da gibt’s keinen Bezug; das bekommt kein Kind übereinander.
Es kann auch helfen, das Kind aus der Situation herauszunehmen, aber dann nimmt man es mit und sperrt es nicht ein. Also z.B. Kind unter den Arm nehmen und sich mit ihm auf dem Arm oder Schoß auf sein Bett oder auf einen Stuhl in seinem Zimmer setzen.
Da Du nicht schilderst, worum es geht, kann man nur allgemein sagen, daß Kinder in dem Alter in ihrer kleinen Welt leben, sehr ich-bezogen sind und Bedürfnisse anderer nur in ganz wenigen Fällen wahrnehmen und berücksichtigen können. Wenn Du da rumschreist, während es gerade ganz dringend ein großes Problem lösen oder beklagen mußt, hat das deswegen naturgemäß keinen besonderen Effekt.
Im übrigen: was wollen wir eigentlich am Ende produziert haben? Ein Kind, das immer genau das macht, was man ihm sagt oder jemanden, der einen eigenen Kopf hat und diesen auch durchsetzen will?
Das wäre eher nicht so mein Stil, weil ich damit „absichtlich“ etwas kaputt mache.
Das hingegen schon.
Irgendwie finde ich beide „Alternativen“ nicht uneingeschränkt verlockend.
Ich halte eine ruhige Konsequenz für wichtig. Das ist manchmal (auch und gerade) für Eltern anstrengend, aber Kinder wissen irgendwann, was passiert, wenn Eltern etwas zum dritten Mal sagen und dabei sehr erst sprechen und gucken.
Und sie merken auch, wenn Eltern aus Stress, Zeitnot oder Nullbock gerade jeder Diskussion aus dem Weg gehen wollen und das Kind gewähren lassen, solange der innere Plan der Eltern nicht durcheinander gebracht wird.
Ergänzend möchte ich noch hinzufügen, dass ein vierjähriges Kind nicht nur keine Ahnung von Konsequenzen hat (dass man zb friert, wenn man im Winter im Tshirt auf die Straße geht), sondern auch noch nicht wirklich der Sprache mächtig ist. Zum einen WEIß ein Vierjähriges unter Umständen nicht, was „kalt“ und „frieren“ bedeutet. ER / Sie kommt dann schon von alleine rein, wenn es im Tshirt im Schnee doof ist - dauert nur ein paar Sekunden…
Und noch weniger kann ein kleiner Mensch in diesem Alter seine Geühle verbalisieren, ganz zu schweigen davon, sie alleine verarbeiten. In dem Alter kann man nicht sagen „Ich finde das nicht schön, dass Du mir keine Schokolade kaufst.“ - man probiert das, was bisher immer funktioniert hat - brüllen. Und der Erwachsene hat die Aufgabe, beizubringen, dass man nicht immer Schokolade haben kann, wenn man welche will. Nicht auskiskutieren, nicht schreien - einfach keine Schokolade kaufen. Und das brüllende Bündel auf dem Fussboden liegen lassen. Das gibt sich schon von alleine. Im Supermarkt meist schon, wenn man weggeht. „Weg“ sind nur ein paar Meter, man kann seinen kleinen Wonneproppen auch von einem Regal weiter im Auge behalten. und wenn das Kind dann ankommt und friedlich ist als wäre nie was gewesen, oder will getröstet werden - dann tröstet man es und hat es genauso lieb, wie zu vor.
Hallo,
es gibt eine total verrückte Möglichkeit:
Man stelle alle technischen Impulse und Bildschirme ab und nähme sein Kind einfach mal in den Arm und schuggelt es. Auch wenn sie grellig sind. Die beruhigen sich!
Stimmt, ; die Küken boykottieren den eigen aufstellten Zeitplan!!!
Das wäre mehr als Drohung gedacht. Kommt allerdings auf das Kind an, ob das funktioniert. Bei meiner damals noch Dreijährigen habe ich ihr gesagt, daß ich auf ihr Kuscheltier trete, wenn sie nicht aufhört, gegen die Rücklehne in meinem Auto zu treten. Sie hat dann gefragt, warum ich das machen will und ich habe ihr erklärt, daß ich halt auf ihre Sachen trete, wenn sie gegen meine tritt. Sie hat natürlich weitergemacht und zu Hause gemeint, daß ich noch auf ihr Kuscheltier treten wollte. Darauf meinte ich, daß das natürlich nicht ernst gemeint gewesen wäre und ihr nur hätte erklären wollen, daß das eine halt meins und mir wichtig ist. Sie: „Du kannst ruhig auf den Oli treten; dann kann die Mama den mal schön wieder waschen.“ Aber die ist halt auch sonst etwas speziell.
Schon richtig, aber das ist m.E. ein Punkt, über den es sich nachzudenken lohnt. Ein Mensch, der immer das kritik- und widerstandslos macht, was jemand höhergestelltes sagt, soll am Ende m.E. nicht dabei herauskommen. Daher auch mein Hinweis, sich gut zu überlegen, welche Dinge man denn unbedingt durchsetzen will.
Auch hier: es kommt auf das Kind an. Das o.g. Beispiel war nur ein solches. Wir hatten auch schon mal die Situation, daß sie mit Bauklötzen warf und wir ihr sagten, sie käme auf ihren Stuhl, wenn sie das nochmal macht (wie damals in der Tagesstätte (sie war damals eineinviertel Jahr alt)). Sie warf erneut und mußte auf den Stuhl. Nach fünf Minuten wieder runter, sie wirft wieder und zeigt sofort auf den Stuhl.
Der zu sagen, was sie zu machen oder unterlassen hat (bzw. das durchzusetzen), ist echt schwierig. Sie zieht das alles bis zum letzten durch - bis hin zu dem ihr bekannten Nachteil bzw. fordert den sogar noch ein. Und das von Anfang an. Und gerade, wenn ich ins Spiel kommt, weiß sie auch, daß ich die Konsequenzen durchziehe. Nix zu machen. Am ehesten kommt man noch mit einer guten Argumentation weiter.
Ich will es mal so sagen: das geht in dem Alter schon, aber es hängt vom Kind ab (manche können das auch erst mit sechs oder sieben so formulieren bzw. ihre Gefühle beschreiben) und von der Situation. Wenn das Kind müde oder wegen irgendetwas anderem angeschlagen ist, wird aus einem Kind, das sonst sehr wohl in der Lage ist, sich dementsprechend zu äußern, schnell eine Mischung aus personifiziertem Trotz und Baby bzw. eine Mischung aus Schreihals und Nervensäge. Je nachdem, wie lange und mit welcher Intensität der Zustand anhält, kann das natürlich schon dazu führen, daß man irgendwann auf die tollsten Ideen kommt, aber man sollte immer daran denken, wer hier gerade der Erwachsene ist.
Das hätte ich vor vier Jahren noch sofort unterschrieben, aber seitdem haben wir ein Exemplar, das mit eineinhalb im Flughafen spazieren geht und zwar ohne sich umzudrehen und auch in einer fremden Hotelanlage auf dem Boden sitzen bleibt, wenn der Rest der Familie schon um die nächste Ecke gebogen ist.
"…, daß ich noch auf ihr Kuscheltier treten wollte. Darauf meinte ich, daß das natürlich nicht ernst gemeint gewesen wäre . …
Und gerade, wenn ich ins Spiel kommt, weiß sie auch, daß ich die Konsequenzen durchziehe. Nix zu machen. "
Machst du jetzt immer genau das, was du sagst oder nur manchmal?
Immer, wenn es sich sofort umsetzen läßt. Der o.g. Dialog zielte weniger auf die Konsequenz ab, sondern vielmehr darauf, ihr zu verdeutlichen, daß jeder sein Eigentum hat, das er nicht verschmutzt haben möchte. Offensichtlich zwecklos, wie ich schilderte. Konsequenzen anzudrohen, die erst später eintreten, ist generell eher nutzlos und zwar noch bis in ein deutlich höheres Alter.
Der Vierjährige möchte nicht „nicht hören“, er will nicht gehorchen, und das ist es was dich so fuchtig macht, dass es Dir nicht mehr möglich ist die Situation als das zu sehen und zu behandeln was sie ist.
Der Vierjährige ist genau in dem Alter in dem er schwere Kämpfe mit der Wahrnehmung austrägt, dass er nicht mehr König der Welt ist. Seine Bedürfnisse werden nicht mehr immer umgehend erfüllt. Eine derartige, extreme Veränderung der bisherigen Zustände, einschließlich der nächsten umgebenden Erwachsenen (das ehemalige Personal) kann einen schon ganz heftig aus der Bahn werfen. Nun ist es ja grundsätzlich so, dass er seinen Eltern nach wie vor gefallen möchte, ihr Wohlwollen erreichen und behalten möchte, Er „weiß“ ja schließlich auch -auf diese Art, auf die alle Kinder „wissen“- dass er von diesem Wohlwollen abhängig ist. Und daher tut er meistens so, als würde ihn diese Entmachtung nicht stören, Aber manchmal, ja manchmal geht es doch eben nicht so glatt ab. Mit der Erfüllung der verschiedenen Forderungen, mit der Anpassung an die seltsamen Vorstellungen der Erwachsenen. Und dann kommt es zu „Nee, also das jetzt nicht auch noch! Jetzt reicht’s aber wirklich. Ich will aber . . . !!“ Wahlweise auch „ich will aber nicht!!“ Gebrüll, Geschrei, Boden werfen, Fäuste trommeln, Füße treten.
Und da haben wir sie dann, die allseits bekannte „Trotzphase“ in der „auf keinen Fall nachgegeben werden darf“ und ähnlicher Unsinn.
Wenn jetzt elterlicher Stress, nur noch 2 cm 'Geduldsfaden vorhanden ist, keine Möglichkeit das Kind abzugeben oder wenigstens 10 Minuten aus dem Zimmer zu gehen vorhanden sind, dann kommt es zu Reaktionen und Handlungen die einem hinterher so leid tun, beschämen, manchmal die Frage „Was bin ich bloß für _ -- _“ dräuend den Kopf hebt.
Mir ging es für diese Situationen fast schlagartig (was ein Wort in diesem Zusammenhang!) besser als ich es mir erlaubt habe all die Rückstände der wilden Sechzigern, Summerhill, Kinderläden und geschlechtsneutrale Erziehung (die Erinnerung daran, dass ich dieses Wort gern und häufig abgesondert habe lässt mich noch heute erröten) auszumustern, kritisch auf weiteren Gebrauch zu prüfen, nur die heutigen Varianten zu behalten.
Und vor allen Dingen diese schrecklichen Euphemismen aus meinem Kopf zu verbannen. Wenn ein Kind nicht tut, was ich möchte, ihm auftrage, ihm abverlange dann ist es keineswegs so, dass es nicht hört. Es gehorcht nicht. Und JA!! Es gibt Situationen in denen ich will, dass es gehorcht. Die Frage ist doch einen wie großen Anteil an unserer gemeinsamen Zeit das aus macht. Wieviel Zeit mit Bitten, Selbstverständlichkeiten, Erklärungen usw, in Ruhe, Harmonie und gegenseitigen Nettigkeiten verbracht wird und wie wenig mit Anordnungen und gehorchen.
In Erinnerung an deinen Text hatte ich „wegzusperren“ im Kopf. Die Du eindeutig nicht geschrieben hast. Aber der ganze Tenor deiner Frage war so, dass diese noch härtere Formulierung bei mir zurück blieb. Und auch da hätte ich mich (in diese Lage phantasiert) über die benutzte Sprache das genauere Angucken derselben wieder eingekriegt. "Moment mal! Du willst doch das Kind nicht wegsperren! Was für ein negativ besetztes Wort. Damit bezeichnet man in aller Regel die Reaktion übergeordneter Personen oder Institutionen auf unerwünschtes Verhalten (meist laut und dramatisch) eines Menschen, mit der aber nichts langfristig konfliktlösendes erreicht wird,
Mir hat das mit dem Sprachgebrauch genau begucken immer sehr geholfen.
Alb-Gruß, Renate
PS
Ein Vierjähriger, der mitten im Entthronungskonflikt steckt kann sich nicht beruhigen. Den muss Papa, Mama, Kuscheltier und Zeit beruhigen,