Liebe Placebo,
ich habe nun die Informationen zusammen gefasst, in der Hoffnung, eine Idee oder Klarheit zu bekommen. Aber ich denke, ohne das Kind konkret mitzuerleben, kann man keine Schlüsse ziehen und sogar dann würde es noch schwierig.
Das Mädchen ist 3,5 Jahre alt und lebt mit dem nicht leiblichen Vater, der Mutter und dem 1jährigen Bruder zusammen.
Der Vater liebt die Kinder und wird von diesen geliebt.
Die Mutter hat kein Interesse an der Familie.
Neuerdings zeigt das Mädchen gegenüber einigen Erwachsenen, Onkel, Opa, ein ablehnendes Verhalten. Es weint, nuckelt am Daumen und verkriecht sich in sein Zimmer. Das Umfeld reagiert verständnisvoll auf dieses Verhalten und lässt das Kind in Ruhe.
Auch gegenüber den Stiefgeschwistern ist dieses Verhalten anfangs zu beobachten, ändert sich jedoch im Laufe der Zeit.
Das Verhalten ist neu. Es war allerdings schon mal zu beobachten, als der „neue Vater“ in die Familie trat.
Wenn kein Besuch da ist oder auch im Kindergarten verhält sich das Kind „normal“.
Ich denke, das Verhalten des Kindes ist entweder eine Reaktion auf ein erlebtes Verhalten.
Oder aber es möchte mit dem Verhalten etwas bestimmtes bewirken.
Meine erste Theorie war, dass es Aufmerksamkeit sucht. Nachdem du nun geschrieben hast, dass das Kind in Ruhe gelassen wird, nachdem es sich zurückgezogen hat, ist dies wahrscheinlich nicht der Auslöser.
Deine Theorie
Ob sie durch die Situation der Beziehung der Eltern das Gefühl hat, etwas zu verlieren, Mama zu verlieren?
ist hinsichtlich der Familiensituation naheliegend. Aber solange die Mutter auf das Verhalten der Tochter nicht reagiert sondern lieber Party macht - was sollte das Verhalten dem Mädchen bringen?
Wenn es eine allgemeine Reaktion auf die Familiensituation wäre, wieso reagiert sie dann nur auf Besuch so?
Trotz deiner Mühe, mir meine Fragen zu beantworten, fehlen mir nach wie vor zu viele Informationen, um eine halbwegs vernünftige Theorie aufzustellen.
Meine Gehirnwindungen sind schon halber verknotet…
Interessant wäre z.B.:
- wird bei gezeigtem Verhalten wirklich nicht auf das Kind reagiert, oder bekommt es z.B. anschließend, nachdem der Besuch gegangen ist, verstärkt Aufmerksamkeit und Zuneigung?
- Bei der Alterskonstellation ist mit Sicherheit Eifersucht auf den kleinen Bruder im Spiel. Wieviel Aufmerksamkeit bekommt er vom Besuch, vom Vater, von der Mutter? Wie reagiert die Kleine gewöhnlich auf ihn?
- Wie reagiert das Mädchen auf den Onkel, den Opa, etc, wenn sie ihnen außerhalb ihres Umfeldes begegnet?
etc, etc…
Ich finde dein Engagement für dein Patenkind toll, aber ich denke, es gibt so keine Möglichkeit für dich, herauszufinden, was mit der Kurzen derzeit los ist.
Ich denke, du musst dir keine Sorgen machen, dass diesbezüglich eine „hochgradige Störung“ o.ä. vorliegt. Eine Vorstufe zum Mutismus schließe ich aus.
Aber, zu deiner Frage, beobachten, dranbleiben sollte man auf alle Fälle.
Für das Mädchen ist die Situation übel. Eine Mutter zu haben, die sich mehr für Parties als für ihr Kind interessiert, die ihr Kind vielleicht nicht liebt oder ihm zumindest diese Liebe nicht ausreichend schenkt, das ist ein hartes Los und daran wird das Mädchen sicherlich noch lange zu knabbern haben.
Wenn du wirklich herausfinden willst, was da los ist, wenn du dem Kind und dem Vater auf irgendeine Weise helfen willst, dann rate ich dir: fahre hin, z.B. über ein Wochenende oder so.
Bei allen Hypothesen, die aufgestellt werden können: es sind und bleiben Hypothesen, die man vor Ort überprüfen muss.
Hätte gerne geholfen, sorry
Alles Gute für die Kleine
und Grüße an dich,
jeanne
Vielleicht hat ja auch der ein oder andere Leser noch Ideen, Theorien?