Kind zeichnet mit zehn Jahren noch Strichmännchen

Er zeichnet nie Bilder von einzelnen Objekten, sondern konzentriert sich oft auf Bilder von Situationen mit vielen Menschen (Strichmännchen) und vielen Objekten.

Es ist alles dabei, von der Schlägerei im Rockermilieu bis zur Hochzeit. Oft sind es Dinge, die ihm gefallen. Er hat einen ganzen Bilder-Zyklus mit zum Thema „sehr viele Menschen (Strichmännchen) im Freizeitpark mit sehr vielen Attraktionen“ gezeichnet.

Wenn er Bilder ohne Menschen malt, dann sind darauf ebenfalls sehr viele Objekte zu sehen, zum Beispiel ein Wald mit sehr vielen Tieren, vielen Bäumen, dreißig Wolken am Himmel und einem ganzen Schwarm Bienen.

Bäume sind ein Stamm mit einer grünen Wolke obendrauf. Sie sehen ähnlich aus wie die Zuckerwatte im Freizeitpark. Das ist ein Strich mit einer rosa Wolke obendrauf.

Hände malt er selten, nur wenn man ihn darauf hinweist. Das ist dann eine Kugel mit fünf Strichen. Aufgefallen ist mir, dass er bei einem Bild Hände und einzelne Trauben ungefähr gleich groß malte

Geometrische Gebilde und Comicfiguren malt er nicht.

Mir ist aufgefallen, dass er keine liegenden Menschen und Objekte malen kann. Mein Vater war im Krankenhaus und lag dort im Bett. Mein Neffe malte ein Bild von vielen Strichmännchen. Eines steht auf dem Bett. Das ist mein Vater.

Bei einem Bild von einem Picknick malte er einen flachen Kuchen. Der stand wie ein Rad auf der Seite.

Eine Nachbarin zeigte mir neulich ein Bild, das ihre gleichaltrige Tochter von ihr gemalt hatte. Man konnte sie drauf tatsächlich erkennen.

Mein Neffe zeichnet oft Bilder seiner Mutter. Sie ist eines von vielen Strichmännchen. Es gibt keine Chance für den Außenstehenden sie zu erkennen.

Vielleicht liegt es auch an seinem Fokus. Er malt eigentlich nie einzelnen Personen oder Gegenstände. Dieses Thema interessiert ihn anscheinend nicht für seine Bilder.

Gleichzeitig aber sind die Strichmännchen auf seinen Bildern nicht austauschbar. Er schenkt mir oft als nette Geste Bilder von mir. Auf diesen Bildern sind dann zwanzig Strichmännchen, eines davon bin ich. Er erklärt mir ganz genau, welches und was mir gerade tolles passiert. „Guck mal, das bist du. Wir sind im Freizeitpark. Guck mal, ich habe dir extra viel Zuckerwatte gemalt, weil Zuckerwatte lecker ist“. Er kann zu jedem Strichmännchen erklären wer das ist und was er machen will. „Guck mal, das ist eine Familie, die wir nicht kennen. Das ist ein Mann und eine Frau und zwei Söhne und die wollen mit der Achterbahn fahren und danach holen sie sich Zuckerwatte und das ist der Cousin vom Vater aus dieser Familie. Der mag die Achterbahn nicht. Er ist ein Idiot“. Das heißt die Strichmännchen sind nicht austauschbar. Sie haben anscheinend sogar Familienbeziehungen und Vorlieben.

Ob er gesichtsblind ist weiß ich nicht. Fällt das auf?

Ich glaube, wir haben einen neuen Mordillo.
Ich würde das fördern.

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Mordillo musste ich erst mal nachgucken. Er war mir kein Begriff.

Jetzt aber sehe ich tatsächlich Ähnlichkeiten. Mordillos Zirkus oder Mordillos Fussballspiel sind tatsächlich Bilder, die mein Neffe bestimmt gerne für seine Bilder aufgreifen würde.

Ich muss ihm das mal zeigen. Wirklich lustig. Ich denke, dass er Freude daran haben wird, Danke für den Hinweis.

Mordillo malt natürlich viel besser, aber es ist das gleiche Gewusel.

Ja, Du schreibst ja dass er lieber Gesellschaften zeichnet als einzelne Leute.
Und der krag auch nix in die Wiege gelegt.
Aber unterm Strich reichte es für ein schönes Leben.
Vielleicht gefallen ihm ja solche Wimmelbilder? Auch die Zeichnungen von Ali Mitgutsch konnte ich mir als Kind stundenlang anschauen.

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Also zumindest empfinde ich das jetzt erstmal nicht als Makel, sondern wie einige hier eher als Gabe bzw. besondere Ausdrucksweise.
Ich persönlich bin auch nie viel weiter gekommen…perspektivisches Zeichnen und alles darüber hinaus war mir immer ein Graus.
Wenn es sonst keine weiteren Auffälligkeiten gibt, würde ich ihn einfach machen lassen. Es gibt schon genug Druck heutzutage.
Gibt es weitere Auffälligkeiten, dann sollten diese beim Kinderarzt/ Hausarzt ( wir z.B. hatten nach der Praxis-Aufgabe unseres Kinderarztes nur noch den Hausarzt, weil die Alternative keine war) angesprochen werden.

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Der Gang zum Kinderarzt scheint aus irgendeinem Grund ausgeschlossen (siehe die ersten Beiträge im thread)

Ich finde es toll, dass hinter seinen Zeichnungen richtige Geschichten stehen. Das ist mehr, als ich so manchem akademisch geschulten Künstler moderner Machwerke zutraue.
Da die Figuren durchaus unterschiedlich gezeichnet werden, frag doch mal, warum er dich so oder so malt. Was ist das individuelle Merkmal, worin du dich für ihn von den anderen unterscheidet.

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Ich finde das total schön, was Du hier beschreibst.

Mein Sohn hatte auch Probleme im feinmotorischen Bereich und hat auch immer so kleine Strichmännchen gezeichnet im Rahmen von tollen Bildergeschichten…
Er hat eben mehr Wert auf andere Dinge in der Darstellung gelegt als auf die Personen :wink:

Und ganz ehrlich, wer braucht schon später unbedingt naturgetreue Menschenzeichnungen (siehe auch Picasso & Co)?

LG Beatrix

Hallo Bird,

dann würde ich ihr als Mutter des Kindes einfach mal vertrauen.

Mein künstlerisches Talent war auch so ausgeprägt dass meine „Werke“ in der Oberstufe auch als das künstlerische Werk eines Fünftklässlers hätte durchgehen können.

Wenn sonst nichts auffällig ist, liegen seine Talente eher auf anderen Gebieten oder es ist einfach sein ganz persönlicher Stil (Oder er ist faul und möchte beim Malen einfach nur schnell fertig werden).

Daher würde ich mir da keine Gedanken zu machen. (Gott, manchmal sehne ich mir die 80er Jahre zurück…)

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Das glaube ich weniger, sonst würde er sich nicht die Mühe machen und ganz viele Personen zeichnen, aber wenn man sich Sorgen macht, schadet es nicht, den Arzt darauf anzusprechen. Aber wie auch schon von anderen gesagt, kann es natürlich auch völlig harmlos sein. Vielleicht wird er irgendwann doch noch ganz berühmt. :slight_smile:

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lasst doch die überforderten Kinderärzte ihre wichtige Arbeit tun.
So Nicklichkeiten stundenlang die Sprechzeit zu verstopfen… ich weiß nicht…

Meine hatten immer Eckat-Lippen und zu lange Arme. In der praepubertären Phase demonstrierte ich dagegen an, mit Froschgesichtern (meistens eine Strichpfeife im Maul) und 2 Strichbeine, mit 3 Zehen, tatsächlich keine Arme oder Bauch. Teil der Selbstfindung, wurde zu einer Art Logo, die ich überall hinkritzelte.
Die wahren Abenteuer sind im Kopf.

Wenn er es mir nicht gleich zeigt, frage ich ihn oft welches der Strichmännchen ich bin.

Ich kriege ich oft besondere Dinge, zum Beispiel mehr Zuckerwatte, einen Fußball, Dinge von Adidas. Er malt mit einem weißen Tuschstift ganz vorsichtig drei Streifen, leider oft quer statt längs.

Beim Bild vom Schwimmbadbesuch malte er allen Männern die Familie Adidas Badeshorts (ein schwarzes Viereck mit drei Streifen an jedes Bein). Kein einziger von uns besitzt eine Badeshorts von Adidas, aber er findet sie gut und hätte gerne, dass Adidas Badeshorts hätten.

Auf anderen Bildern haben alle Familienmitglieder Adidas Sonnenbrillen. Ich weiß nicht, ob es überhaupt Sonnenbrillen von Adidas gibt, aber es sieht schon cool aus :sunglasses:.

Manchmal malt er auch Deko um die Leute herum, die er mag oder denen er ein Bild schenken will. Früher waren das immer rote und neonfarbene Herzen. Da er jetzt anscheinend zu groß dazu ist, sind es jetzt nur noch Muster.

Wenn er aber viele Leute auf einem Bild mag, kriegen viele Leute Muster um sich herum.

Es ist sonst schon etwas auffällig. Er hat Dyskalkulie und hatte Probleme im feinmotorischen Bereich und natürlich macht man sich deswegen Gedanken, ob die Entwicklung altersgerecht verläuft.

Die

sind für dich also

? Was auch immer du sagen wolltest.

Von

war überhaupt keine Rede? Machst du immer aus einzelnen Mücken ganze Elefantenherde?:roll_eyes:

Die da wäre? Nasentropfen und Hustensäfte verschreiben? An wen soll man sich deiner Meinung nach wenden, wenn man sich Sorgen um die Entwicklung eines Kindes macht? An ein Forum, um Ratschläge von Experten wie dich zu bekommen?

…und geschichten, fantasievolle interpretationen derselben - das scheint sehr kreativ zu sein.
warum also auf „realistischen“ darstellungen beharren, wenn sich die offensichtlichen talente auf ganz anderen ebenen zeigen?

das drängen auf perfektion tötet die kreativität, die sich grad im ansatz herausbildet.
wer gute geschichten erzählt, muß nicht gut zeichnen - und umgekehrt.

e.c.

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hier ist dafür ausreichend

macht… ja, die Tante. Weder Schule noch Eltern noch die U’s beim Onkel Doc… wdh. Nicklichkeit. Ist ja nicht so, dass er keine Buchstaben und Zahlen schreiben kann (so wie ich) oder Fehlstellung des Meniskus (so wie ich) oder Knochenwucherung am großen Onkel (so wie ich). Aber wegen Strichmännchen die Mücken aufpumpen?

Psychologen finden immer was. Wenn genau eine „Fähigkeit“ durch „Gabe“ ersetzt erscheint, dann ist doch gut jetzt. Bsp.:

Quantität statt Qualität - das soll doch die

erst mal nachmalen.

… endlich nicht mehr mit jedem selbst zu verarztbaren Kratzer zum Kinderarzt pilgern. Bin umgezogen und mangels Kinderarzt mit Kapazitäten dann immer zur alten Stätte gefahren (40Km)…

Und endlich das Schulfach: Erste Hilfe - was muss zum Arzt, was geht selbst

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