Kind zeichnet mit zehn Jahren noch Strichmännchen

Hallo,
Ich habe ein Frage zur Entwicklung meines Neffen (10 Jahre). Er ist normal intelligent laut Test, hat aber Dyskalkulie und Probleme im feinmotorischen Bereich. Er hat in der Vergangenheit Ergotherapie erhalten. Da meine Schwester berufstätig ist und ich im Homeoffice, ist er nach der Schule häufiger bei mir.

Er ist kein Problemkind, sondern ich empfinde ihn als reif für sein Alter, hilfsbereit und verantwortungsvoll.

Ich kenne mich mit Kinderzeichnungen nicht gut aus, habe aber das Gefühl, dass seine Entwicklung in diesem Bereich nicht gut verläuft und befürchte, dass es in seiner schulischen Entwicklung deswegen Probleme geben könnte. Der Besuch der weiterführenden Schule (Gesamtschule) steht jetzt auch in einem halben Jahr an.

Er zeichnet Menschen stets als Strichmännchen. Sie haben oft keine Gesichter. Wenn man ihn darauf hinweist, dann zeichnet er ihnen ein U als Mund, ein L als Nase und Punkte als Augen. Sie sind sehr klein und alle gleich groß.

Dass sie so klein sind liegt auch an seiner Art zu zeichnen, weil er gerne Situationen zeichnet, bei denen viele Menschen anwesend sind, wie beispielsweise „ein Besuch im Schwimmbad“ oder „ein großer Spielplatz mit vielen Kindern“.

Auffällig ist jedoch, dass er sie alle gleich groß zeichnet. So zeichnete er einen Besuch von mehreren Mitglieder unserer Familie im Schwimmbad. Alle Familienmitglieder sind gleich groß und sehen gleich aus. Die Erwachsenen sind so groß wie sein vierjähriger Bruder. Keiner hat ein Gesicht oder Hände. Ist das noch normal?

Kann man diesbezüglich nicht die Person fragen, die die Ergotherapie verschrieben/durchgeführt hat?

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Kinderarzt hielt Ergotherapie nicht mehr für notwendig (vor zwei Jahren). Er hat jetzt keinen Anspruch auf Ergotherapie mehr.

Kannst du auch noch meine Frage beantworten?

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Er geht nicht mehr dort hin und deswegen kann man auch nicht mehr dort fragen.

dort = Kinderarzt

oder

dort = Ergotherapie

?

Ergotherapeutische Beratung muss verordnet werden.

Dessen bin ich mir bewusst. Aber beim Kinderarzt kann man sich doch einen Termin geben lassen, um dann diese Frage zu besprechen.

Er geht nicht mehr zur Ergotherapie. Einen Kinderarzt hat er natürlich schon, der es aber vor zwei Jahren ablehnte weitere Ergotherapie zu verordnen. Das Kind hatte auch keine Lust mehr, also ließ meine Schwester es darauf beruhen.

Und deswegen kann man sich keinen Termin beim Kinderarzt geben lassen, um die Frage nach der vermeintlichen Entwicklungsverzögerung - mutmaßlich indiziert durch nicht altersgemäße Strichmännchen - zu besprechen?

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Er hatte fünf Verordnungen aufgebraucht. Danach wird es wohl schwierig mit weiteren Verordnungen.

Deswegen möchte ich hier erstmal erkundigen, ob es überhaupt Grund zur Sorge gibt oder ob ich es falsch interpretiere. So gut kenne ich mich mit Kinderzeichnungen nicht aus.

Meine Schwester sieht es nicht so eng: „Jeder hat Stärken und Schwächen. Zeichnen ist nicht seine Stärke“.

Das find ich absolut verständlich und verantwortungsvoll.

Was ich nicht verstehe: Warum erkundigt ihr euch nicht beim Kinderarzt, ob es überhaupt Grund zur Sorge gibt oder ob du es falsch interpretierst?

Das ist völlig normal. Mach dir keine Gedanken.

Hat teilweise auch wenig mit der Entwicklung zu tun - eher mit Interesse und Motivation.

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Hallo,

Das habe ich auch gemacht, bis ich etwa 14 Jahre alt war.

Bei mir auch nicht.

Völlig ausreichend für ein Strichmännchen.

Scheint mir kein Problem zu sein.

Ich habe Geschichten gezeichnet, die sich in meinen Kopf abspielten. Mal waren es „Cowboy und Indianer“ mal „Ritter“. Niemand außer mir konnte diese Zeichnungen verstehen, weil sie sich mit der Entwicklung der Geschichte in meinem Kopf entwickelte. Die Figuren mussten keine Gesichter haben, mussten keine Merkmale haben, weil ich doch wusste, wer wer ist.

Möglicherweise lag es bei mir daran, dass ich gesichtsblind bin, mir Namen nur schlecht merken kann und auch andere Merkmale von Menschen für mich nur eine untergeordnete Rolle spielen. Und ich rede vom Heute - einige Jahrzehnte später. Ob das auf Deinen Neffen zutrifft, kann und will ich nicht beurteilen. Evtl. könnte das ein Kinderpsychologe, sofern sich der Junge darauf einlässt. Mir waren diese Menschen schon damals zum größten Teil unsympathisch. Vielleicht spürte ich damals schon bei zu vielen Unsicherheiten, Ratlosigkeit und Angst vor ihren eigenen Gedanken. Seit dem habe ich bestimmt zwei Dutzend Psychologen verschiedener Ausbildungsgrade kennengelernt und davon waren nur vier wirklich bereit und in der Lage, echte Hilfe anzubieten. Das nur so nebenbei.

Es wird Schulfächer geben, die ihn sehr stark fordern (Mathematik, Physik und Chemie, weil ist auf Mathe beruhen) einige werden ihn vielleicht immer stressen (bei mir war es Sport, was ich regelrecht hasste) und andere werden seinen Neigungen sehr entgegenkommen. Das ist völlig normal. Dumm ist nur das Schulsystem, das nicht darauf ausgelegt ist, die Schüler die Neigungen der Schüler zu erkennen und zu fördern und deren Erfolge zu benutzen, um die Schüler zum Durchhalten bei den weniger geeigneten Fächern zu animieren.

Was aus so speziellen Menschen werden kann? Ich habe eine Lehre gemacht, die meinen technischen Neigungen, meiner ständigen Neugier und meinem Forscherdrang entgegenkam. Seitdem habe ich in verschiedenen, technisch geprägten Berufen gearbeitet, war meist glücklich und zufrieden. Gesichter kann ich mir bis heute nur schwer merken. Namen passen auch nur schlecht in meinen Kopf. Dafür verstehe ich technische, wissenschaftliche Vorgänge nahezu intuitiv.

Was ich mit dem Sermon sagen möchte: man kann sich wahnsinnig auf die Defizite konzentrieren und sich selbst und die Kinder bis zur Verzweiflung zu deren Aufarbeitung quälen. Oder man konzentriert sich auf die Stärken, fördert diese fast spielerisch und macht sich selbst und das Kind regelmäßig glücklich.

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okay soweit… Aber was ist mit einzelner Hand, Fuß, Kopf, Ohr… oder Tieren, Blumen, Bäumen, Autos, Flugzeuge, Bagger, Comicfiguren, geometrische Gebilde?

Story von mir: wenn die ollen Erwachsenen trotz meiner Mühe nicht erkannten wollten, was ich das fabrizierte, dann zeichnete ich gar nix mehr. Da bin ich bei @Zerschmetterling.

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Nachtrag (nachdem ich die Beiträge von @Zerschmetterling und @ceestmoi las): technische Zeichnungen wiesen schon in der Schulzeit hohe Akkuratesse auf und Zeichnungen von echten Dingen draußen (Marktplatz, Schloss, Brücke…), die ich draußen anfertigte, wirkten auf manchen schon zu genau.

Hi,

ich würde mir da keine Sorgen machen. Er hat vielleicht einfach nur kein zeichnerisches Talent. Ich selbst (64) stelle Menschen noch heute als Kopffüßler dar.

Gruß T

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…Ich selbst (64) stelle Menschen noch heute als Kopffüßler dar. …

sind sie das nicht?!

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Bei manchen hab ich zumindest auch einen Rumpf dazwischen gesehen.

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Ich halte es für normal. Vielleicht will er sich einfach nur nicht so anstrengen und gibt sich mit abstrakteren Bildern zufrieden. Viele Erwachsene bringen kaum mehr als Strichmännchen zu stande. Habt ihr denn früher auch mal zusammen etwas gezeichnet? Viele schauen sich erst ab, wie andere eine Figur zeichnen. Ich konnte da bei meinem älteren Bruder lernen und hab vor der Einschulung schon Personen im Halbprofil mit Schlips, Kragen, Schuhen mit Schnürsenkeln etc. gezeichnet.
Vielleicht interessiert ihn Zeichnen auch nicht so sehr. Wenn mir etwas nicht so gut gelang, wie z B. Unterschenkel, hab ich mir den Witzzeichner der TV-Hören+Sehen zur Vorlage genommen. Der konnte damals sehr exellent und detailliert seine Figuren zeichnen.