Hallo,
Bevor ich konkret auf Deine Meinung eingehe möchte ich
vorausschicken, daß gleichgültig welche Form der Betreuung
gewählt wir, das Konzept mit der Einstellung der betreuenden
Personen steht und fällt. Es nützt das beste Konzept nichts,
wenn es nicht von den Betreuenden mit Lust und Leidenschaft
umgesetzt wird.
Stimmt und wenn das Konzept, welches umgesetzt werden soll, nur der Mode wegen gewählt wird bzw. die Konsequenzen nicht getragen werden, dann ist jedes Konzept schlecht…
Sicher haben auch die Betreuer Vorlieben, die sich aber zum
einen nicht unbedingt mit den häuslichen decken und zum
anderen verfügen die Betreuer über eine entsprechende
Ausbildung um den Kindern auch Dinge zu vermitteln die nicht
unbedingt ihren Steckenpferden entsprechen. Um sich
selbstkritisch zu kontrollieren, werden die Betreuer auch
einen Beschäftigungsplan erstellen (oder sollten sie
wenigstens).
Tja, und genau das sollten sie auch im „offenen“ Konzept tun. Auch wenn ErzieherInnen in ihrer Ausbildung eigentlich viele verschiedene Formen von Beschäftigungs- und Entwicklungsangeboten lernen sollten, so werden sie (wenn sie nicht perfekt sind, was ich von keiner ErzieherIn erwarte), in „ihrer“ Gruppe die Dinge vornehmlich tun, die ihnen liegen.
Weiterhin gehe ich davon aus, daß in geschlossen Gruppen viel
direkter auf das Kind und seine Entwicklung eingewirkt werden
kann.
Im Idealfall beobachten alle ErzieherInnen alle Kinder.
Jaajaa, ich weiß, dass klingt nicht realisierbar, aber im
ursprünglichem Konzept nimmt diese Aufgabe eine besondere
Stellung ein. Übrigens wurde das Konzept zur Integration von
Kindern mit Behinderungen in Regelkindergärten entwickelt.
Sollte das Kind nicht besser eine Bezugsperson haben, mit der
auch ein Vertrauensverhältnis aufgebaut werden kann. Ist es
nicht viel besser, wenn eine Person die Entwicklung des Kindes
kennt und somit viel individueller mit Lob und „Tadel“
umgehen kann besonders bei behinderten Kindern.
Für gewöhnlich sehen vier Augen mehr als zwei, sechs, acht usw. sogar noch mehr. Ich empfehle zu diesem Thema das schon genannte Buch zu lesen. Tatsächlich soll im Idealfall in den Teamsitzungen jedes Kind (natürlich nicht auf jeder), insbesondere die Kinder mit besonderen Bedürfnissen, thematisiert werden. Ich denke, das „offene“ Konzept kann nicht einfach in der Form realisiert werden, daß gesagt wird: „Jetzt lösen wir mal einfach die Gruppen auf und lassen die Kinder tun, was sie wollen“. Die offene Arbeit bedeutet für die ERzieherInnen nicht weniger ARbeit, sondern eher mehr. Als Konsequenz gilt denke ich auch, daß das offene Konzept nicht genutzt werden kann, um Stellen einzusparen (aber das ist ein ganz anderes Thema).
Am Nachmittag,
wenn die Gruppen kleiner werden, da die Kinder abgeholt werden
ist es normal alle Kinder gemeinsam spielen zu lassen und sie
auch gemeinsam zu beaufsichtigen nur eben am Vormittag halte
ich dieses Konzept für weit vom Optimum entfernt
Ich halte das Konzept, bei der richtigen Vorbereitung, auch am Vormittag für praktikabel, allerdings würde ich tatsächlich auch nicht den kompletten Tag offen verbringen, sondern nach einer Begrüßungsphase am Morgen (ca. 1 Stunde), in der die Kinder in eine Stammgruppe mit einer festen Bezugsperson gehen, offene Angebote und Freispielphasen anbieten. DAs nennt man dann „halboffen“ „teiloffen“ usw.
Besonders in der Eingewöhnungsphase und bei kleineren Kindern (2-3jährigen) scheint mir das Konzept auch nicht geeignet zu sein.
Das „offene“ KOnzept kann auf jeden Fall nicht „von oben“ verordnet werden, sondern muß von allen ERzieherInnen, der Kindergartenleitung und auch von den Eltern getragen werden. Ich denke, dass vieles auch von der Aufklärung aller Beteiligten abhängt. Was für einen Aussenstehenden vielleicht für ein undurchdringliches Durcheinander und Chaos aussieht, kann in Wirklichkeit auch Konstruktives beinhalten, andererseits kann es sich natürlich auch nur um Chaos handeln .
Mfg, Elke Thormählen