Kindergartenwahl

Hallo,

welche Faktoren sind / waren Euch wichtig bei der Wahl des Kindergartens (außer Nähe zum Zuhause und Verfügbarkeit), besonders bezogen auf Erziehungsstil, Persönlichkeit der Leitung / Erzieher und Betreuungsschlüssel sowie Setting (draußen / drinnen etc.)?

; ) Danke
MfG Igeline

Moin,

welche Faktoren sind / waren Euch wichtig bei der Wahl des
Kindergartens

unsere Jungs waren in einem Waldorfkindergarten. Die Wahl war aber dieser spezielle, weil er eine für uns gute Mischung aus Steiner und Pragmatik war.

Etwas später (da waren sie schon in der Schule) gab es einen Waldkindergarten, das wäre auch was gewesen.

Gandalf

Hallo,
wir haben zwei Kindergärten im Dorf. Zuerst bewarben wir uns bei dem katholischen (obwohl unsere Tochter evangelisch ist). Da dies kein Problem darstellte, uns die Einrichtung,das Konzept und das Personal auf Anhieb ansprach, waren wir höchstzufrieden. Letztendlich war ausschlaggebend, dass unsere Tochter sich auf Anhieb wohlfühlte! Danach erübrigte sich die weitere Suche.
In den Grundschulferien hat sie den Kindergarten besucht und später ihr Schulpraktikum dort gemacht (…und es genossen)!
Die jüngere Tochter konnte diesen Kindergarten leider wegen ihrer Behinderung nicht besuchen, sondern ging in eine integrative Tagesstätte.
Vom Prinzip ist diese Form bestimmt auch für die „gesunden“ Kinder lehrreich.
Unangenehm fiel leider auf, dass es sehr viel junge Erzieherinnen gab, die irgendwie alle schwanger wurden und demnach ausfielen. So kam es zu sehr häufigen Personalwechsel, den ich persönlich unangenehm fand.
LG

Moin,

Unangenehm fiel leider auf, dass es sehr viel junge
Erzieherinnen gab, die irgendwie alle schwanger wurden und
demnach ausfielen. So kam es zu sehr häufigen Personalwechsel, den ich persönlich :unangenehm fand.

hm, dieser Satz befremdet mich ein wenig!
Klingt so in die Richtung:
Besser keine jungen Frauen einstellen, die könnten ja schwanger werden.
Und das von einer Frau und Mutter.

Gandalf

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Hallo!

Bei zwei Kindergärten zur Auswahl ist die Entscheidung nicht schwer, aber ich vermute auch, dass Dorfkindergärten besser „sozial kontrolliert“ werden, weil die Erzieher ggf. schnell das ganze Dorf „gegen sich“ haben (Dorfklatsch). Die Altenheime, die ich auf dem Dorfe kennen gelernt haben, jedenfalls, waren besser als einige, die ich in der Stadt kennen gelernt habe. Und persönlicher und kleiner.

Das mit dem Personalwechsel kenne ich auch, vielleicht war die Tätigkeit in irgendeinem Sinne nicht besonders angenehm?

Viele Grüße, I.

Hallo Gandalf,

siehst Du Pragmatik als Gegensatz zur Waldorfpädagogik? Im Sinn von „bodenständig“?
Was hat Dir an Waldorf gefallen?

Waldkindergarten kommt hier leider nicht in Frage, finde ich aber toll.

Grüße, I.

Hallo,

wir haben die Erfahrung gemacht, das das von Kind zu Kind verschieden ist. Unser erster Kiga war super für unseren Sohn und katastrophal für unsere Tochter.

Aber egal.

Für uns waren wichtig:

  1. Fussläufig erreichbar. Wir haben nur ein Auto, machen viel zu fuss oder per rad, und auch der Kiga sollte gut erreichbar sein,w as aber hier auch relativ leicht ist.

  2. Ein schönes Aussengelände. das auch viel genutzt wird. Draussen sein ist für uns wichtig.

  3. Da wir nicht gläubig sind, war uns die Konfession relativ latte. Weiß aber an unserem Evangl Kiga zu schätzen, das neben dem klassischen Gottesdiensten auch andere religionen thematisiert werden.

  4. Die Öffnungszeiten und die Fleixibiltät dabei.

Und - das werde ich nie wieder ignorieren - zu 80 % Bauchgefühl.

l

lg

Brenna

Moin,

siehst Du Pragmatik als Gegensatz zur Waldorfpädagogik? Im
Sinn von „bodenständig“?

ich sehe Pragmatik im Gegensatz zu verbrämter Ideologie.
Es gibt Waldorfeinrichtungen, da muss jedes Wort von Rudolf drei mal zu Rate gezogen werden, bevor man eine Entscheidung treffen darf. Und im Zweifelsfall gilt dann die Ideologie.
Da hätte ich meine Jungs nicht haben wollen.

Was hat Dir an Waldorf gefallen?

Es gab einen relativ festen Rahmen, an den sich die Kinder halten konnten, es war aber nicht starr. Die Kinder waren jeden Tag draußen im Garten, egal was für Wetter herrschte. Sie haben im Garten einen Teil des Gemüses angebaut, den sie in ihrem Essen verarbeitet haben, so haben sie erlebt, wo das Essen herkommt und welche Mühe es bereitet, es zu produzieren. So entsteht Respekt vor Lebensmitteln. Der Rest der verwendeten Lebensmittel war Demeterware.
Das Essen wurde von den Kindern zubereitet, auch so lernten sie kennen, wie Speisen aus Lebensmitteln entstehen.
Die Eltern wurden bei vielen Sachen eingebunden.

Gandalf

Hallo Gandalf,
die von dir beschrieben Sorge kann ich absolut nachvollziehen, weil mir seinerzeit Aufstiegschancen im Beruf genau unter dem Gesichtspunkt verwehrt wurden!
Allerdings war ich nicht im erzieherischen Bereich tätig.
Dennoch fand ich den Umstand als Mutter schon recht extrem. Gewünscht hätte ich mir, dass zumindest die Position der Gruppenleiterin stabiler gewesen wäre…
Naja, extrem wurde es besonders im letzten Kindergartenjahr. Da lief wohl eher eine Art „Notfallprogramm“.
Jetzt in der Schule gibt es natürlich auch junge Lehrerinnen, die wegen Schwangerschaft ausfallen. Dennoch ist der feste Bestand/direkte Bezugsperson gesichert.
Ich glaube, davon provitiert das Kind und es geht mir als Mutter ebenfalls besser damit, mein Kind von einer Person betreut zu wissen, die das Kind bereits über einen längeren Zeitraum kennt!
Schließlich tun sich immer mal Fragen über den Entwicklungsverlauf auf. Von welcher Seite auch immer…
LG

Hallo,

alle Faktoren gemeinsam waren wichtig.

Der Erziehungsstil steht und fällt mit den Erziehern. Ein Montessori-KIndergarten kann zur Qual werden wenn die Erzieher den traditionell dogmatischen Stil behawahren wollen und ein diplomatischer erziehungsstil kann schnell ins bodenlose kippen, wenn die entsprechenden großen Persönlichkeiten auf die entsprechenden kleinen Persönlichkeiten treffen. Im Grunde genommen sollte man sich die Kinder ansehen, die Eltern dazu und auch die Erzieher. Ich habe allerdings die Erfahrung gemacht, dass ein Erzieher auch von jetzt auf nachher weg ist und jemand neues dafür da ist (vielleicht besser, vielleicht schlechter, vielleicht anders).

Die Nähe zum Zuhause oder zur Arbeit macht Sinn, wenn man darauf angewiesen ist (z.B. ohne Auto oder mit mehreren Kindern, die hier und dort abgeholt werden müssen).

Die Kitaöffnungszeiten waren mir nicht so wichtig. Ich hatte flexible Arbeitszeiten und ich legte keinen großen Wert darauf mein Kind bis 18h in Fremdbetreuung zu geben.

Der Betreuungsschlüssel ist vorgegeben und wenn dieser eh schon eng gestrickte Schlüssel unterboten wird, dann wäre das ein Ausschlusskriterium. Allerdings habe ich die Erfahrung gemacht, dass Teilnehmer auf dem Europäischen Jahr oder Praktikanten aus dem Ausland (auch ohne Fachqualifikation) eine echte Bereicherung darstellen kann. Wir hatten einen Sozialarbeiter aus Ghana, der beim Mittagessen Feuer gespuckt hat und nur Englisch im starken Akzent gesprochen hat. Mein Sohn redet heute immer noch bewundernd über ihn. Hauptsache die Erzieher sind zugewandt, interessiert und motiviert.

Mit der Leitung hat man in der Regel nur Kontakt wenn es Probleme gibt und da sollte sie ansprechbar, kooperativ und nachvollziehbar in ihrer Handlung sein. Ich habe schon von Kindergärten gehört, die kurzum ihr komplettes Konzept geändert haben, die Gruppe verdoppelt haben oder bei Mobbing-Fällen eher das Opfer als die Täter gehen lassen. Ob die Leitung kompetent ist, kann man im Gespräch mt eben dieser abtasten und auch im Gespräch mit den Eltern.

Setting draußen / drinnen - beides ist wichtig. Es gibt Kindergärten, die dackeln mit den Kindern zweimal pro Woche für eine Stunde auf den Spielplatz - andere gehen gar nicht raus, sobald es matchig wird (also 8 Monate pro Jahr).

Ein weiteres Thema ist die „Arbeit am Kind“ - es gibt Kindergärten, die die Kinder mit Kursen und Programm zuschütten - Englischunterricht, Yoga, Frühstückskreis und gleich zwei Stunden später einen Mittagskreis, Gymnastik, Flöte und und und. Mir war es wichtig, dass mein Kind Kind sein durfte und selbständig wurde. Sie hatten einen Raum zum toben, einen Raum zum basteln, einen Raum zum spielen, einen Raum zum lesen / Rückzug und einen riesigen Garten, wo sie auch alleine rausgehen durften. Das Englisch kam dann ganz von allein, da immer ein Erzieher da war, der nur Englisch sprechen konnte - kein Unterricht also, sondern Alltag. Sie gingen mit den Kindern in kleinen Gruppen auf den Markt (um das Obst für den Nachmittag einzukaufen), jeden Tag zu einem anderen Spielplatz (damit sie aufmerksam im Strassenverkehr wurden).

Es ist die wertvollste Zeit, prägend und für das weitere Leben der erste Pfad und der sollte zumindest ok sein - und zwar nicht nur nach den Kriterien Öffnungszeit, Nähe und Betreuungsschlüssel (alles nur meine persönliche Meinung, aber danach hast Du ja auch gefragt).

Viele Grüße

Hallo,

die Kinder müssen dort zufrieden sein, was widerum von verschiedenen Faktoren abhängt wie andere Kinder in ähnlichem Alter, faire Erzieher, ausreichend Anregung und Bewegung etc…
Als Elternteil sollte man mit den Erziehern einigemaßen zurechtkommen. Bei sehr kleinen Kindern, die nichts erzählen können würde ich Brenna zustimmen: auf Bauchgefühl achten.
Eine ausreichende Eingewöhnungszeit (notfalls auch bis drei Wochen) im Beisein der Eltern sollte möglich sein. Ein Kindergarten, der auf max. wenigen Tagen mit Elternanwesenheit besteht, wäre meinem Bauchgefühl z.B. abträglich.

Der logistische Teil sollte nat. auch passen - aber man kann nicht immer alles haben.

Gruß und viel Erfolg, Paran

Hallo paran,
da kommt viel zusammen. Hier:
Auswahl 1: Waldorf, Alter passend, jeden Tag 2 Stunden in den Garten, nur eine Gruppe (kleiner Kindergarten), ruhige Kinder, Tag ist ritualisiert, Eltern sollen nur 2 Tage zur Eingewöhnung da sein. Kind ist Tagesmutter gewöhnt, aber es kommt mir schon etwas komisch vor, dass die Eltern da nicht mitbestimmen dürfen, und es kommt mir so vor, als sei Kritik nicht erwünscht. Irgendwie elitär. Nette Erzieherinnen. Den Kindern kann ich nichts aus dem Gesicht ablesen (wenig Emotionen sichtbar, ruhig).

Auswahl 2: Montessori, kleine Gruppe, kleiner Kiga, Kinder sehr aktiv und frei und eigen, Eltern auch, Erzieherinnen ganz nett, irgendwie elitär, Kinder sind nicht so sehr auf Andere bezogen, mehr auf sich selbst und die Dinge (Spielzeug). Kumpelhaft unter Eltern und Erziehern. Die Kinder machen Eindruck auf mich, aber das Interesse am Anderen ist evtl. nicht da?

Auswahl 3: um die Ecke, katholisch, eine Gruppe hat mir gut gefallen (gut strukturiert, nette Erzieherin, zufriedene Kinder), andere nicht (zu groß, zuviel Gewusel).

Auswahl 4: relativ weitweg, vormittags nur draußen (waldiges Gelände), nachmittags drinnen, da nicht schön.

Obwohl ich die ersten drei zumindest sehr gutfinde, ist mein Bauchgefühl nicht einwandfrei. Aber das gehört wohl dazu.

aber man kann nicht immer alles haben.:

Eben.

Gruß und viel Erfolg, Paran

Dank Dir.

Hallo,
wenn ich jetzt wüßte, wie der traditionell dogmatische Stil bei Montessori aussieht… die Leitlinien sind mir ungefähr bekannt.

Unter diplomatischem Stil kann ich mir auch nichts Genaues vorstellen, nur vermuten, was Du meinst.

die Erzieher sind zugewandt, interessiert und motiviert.:

das steht fest

Ich habe schon von
Kindergärten gehört, die kurzum ihr komplettes Konzept
geändert haben, die Gruppe verdoppelt haben oder bei
Mobbing-Fällen eher das Opfer als die Täter gehen lassen.

Das gibt es sicher oft. Deswegen stößt mich ein autoritärer Stil irgendwie ab. Der einzige Kindergarten, der nicht autoritär zu sein scheint, ist der Montessori Kindergarten. Vielleicht bin ich ich da aber auch zu empfindlich.

Setting draußen / drinnen - beides ist wichtig. Es gibt
Kindergärten, die dackeln mit den Kindern zweimal pro Woche
für eine Stunde auf den Spielplatz - andere gehen gar nicht
raus, sobald es matchig wird (also 8 Monate pro Jahr).

Mir war es wichtig, dass mein Kind Kind
sein durfte und selbständig wurde.

mir auch.

Sie hatten einen Raum zum
toben, einen Raum zum basteln, einen Raum zum spielen, einen
Raum zum lesen / Rückzug und einen riesigen Garten, wo sie
auch alleine rausgehen durften. Das Englisch kam dann ganz von
allein, da immer ein Erzieher da war, der nur Englisch
sprechen konnte - kein Unterricht also, sondern Alltag. Sie
gingen mit den Kindern in kleinen Gruppen auf den Markt (um
das Obst für den Nachmittag einzukaufen), jeden Tag zu einem
anderen Spielplatz (damit sie aufmerksam im Strassenverkehr

So etwas gibts hier nicht- Kleinstadt.

nicht nur nach den Kriterien Öffnungszeit, Nähe und
Betreuungsschlüssel (alles nur meine persönliche Meinung, aber
danach hast Du ja auch gefragt).

Nicht direkt, ich hatte diee Kriterien etwas zurückgestellt.

Danke und viele Grüße,
Igeline

Hallo,

wenn ich jetzt wüßte, wie der traditionell dogmatische Stil
bei Montessori aussieht… die Leitlinien sind mir ungefähr
bekannt.

Hm, ich könnte da ganz weit ausholen, aber ich versuche es mal an einfachen Beispielen kurz zu halten:
Der Grundgedanke bei Montessori ist „hilf mir es selbst zu tun“. So weit so gut. Wenn man diesen Gedanken aber in allen Konsequenzen durchzieht, dann warten im Winter 20 Kinder 20 Minuten lang schwitzend im engen Flur darauf dass sich Paul die Schuhe anzieht. Dabei kann es einem Montessorierzieher so weit treiben, dass er gar nicht differenziert, ob Paul sich nicht die Schuhe anziehen will oder es nicht kann. Es wird halt gewartet.
Weiteres Beispiel: Freiarbeit. Super Sache. Die Kinder können sich selber aussuchen wann sie an was arbeiten. Sie suchen sich das Spiel aus, ihre Partner dazu und beschäftigen sich damit in einem begrenzten Raum (z.B. auf einem selber ausgelerollten Teppich. Da mehrere Kinder oder Gruppen nebeneinander arbeiten, muss es relativ ruhig und leise zugehen. Erfordert die Arbeit / das Material eine Erklärung, so leitet der Erzieher dies an indem er es einmal vormacht (nonverbal). Das Kind schaut dabei aufmerksam zu und macht es dann selber nach. Der Erzieher greift dann bei „Fehlern“ nicht ein, sondern beobachtet nur und wird nur aktiv um es erneut eigenhändig vorzuführen oder wenn er gefragt wird.
Nun stelle Dir mal Paul aus dem ersten Beispiel vor. Er möchte zwar auch dabei sein und , kommt aber mit diesem ruhigen Ablauf nicht klar und stört. Das geht dann soweit bis er aus der Gruppe ausgeschlossen wird (z.B ein stiller Stuhl - also noch mehr Ruhe…). Anstatt wirklich auf die Bedürfnisse der Kinder (vor allem wilde Jungs) einzugehen, werden die Kinder wie kleine Erwachsene behandelt. Die Neugier und Wissbegier wird zwar ganz groß geschrieben, aber diese Wissbegier kann sich auch in anderen Bereichen artikulieren als das stille Spiel auf einem Teppich. Diesen Spagat bekommen einige nicht hin.

Unter diplomatischem Stil kann ich mir auch nichts Genaues
vorstellen, nur vermuten, was Du meinst.

Sorry, ich meinte eigentlich demokratisch. Diesen Stil habe ich häufig in Kinderläden erlebt (also Kindergärten, die von Eltern gegründet und geführt werden). Was ursprünglich als Erziehung zur Selbständigkeit durch Mitbestimmung gedacht ist, wird, wenn es falsch interpretiert wird unwissend eingesetzt wird zur endlosen Diskussion. Die Kinder werden in ihrer Freiheit über alles überfordert, die Grenzen werden schwammig oder verschwinden ganz.

Ich habe schon von
Kindergärten gehört, die kurzum ihr komplettes Konzept
geändert haben, die Gruppe verdoppelt haben oder bei
Mobbing-Fällen eher das Opfer als die Täter gehen lassen.

Das gibt es sicher oft. Deswegen stößt mich ein autoritärer
Stil irgendwie ab. Der einzige Kindergarten, der nicht
autoritär zu sein scheint, ist der Montessori Kindergarten.
Vielleicht bin ich ich da aber auch zu empfindlich.

Montessori sollte nicht autoritär sein, da hast Du vollkommen recht. Ich kann nur leider aus eigener Erfahrung sagen, dass es nur für ein Kind gut ist, das damit klar kommt, dass alles sehr geordnet und größtenteils ruhig zugeht. Wilde und aufsässige Kinder werden schnell problematisch. Das werden sie vermutlich in anderen Gruppen auch, aber hier fallen sie mehr auf.

Ich kann Dir nur raten zu hospitieren. Gerade Montessorikindergärten bestehen meistens sogar darauf, dass man vor der Anmeldung hospitiert um die Arbeit zu sehen und sich damit anzufreunden. Es gibt da keine teils weltfremde Weltanschauungen (wie z.B. in Waldorfpädagogik - bitte steinigt mich nicht dafür…), aber die gewisse Ordnung, die in einem Montessorikindergarten herrscht, sollte schon halbwegs zu Hause fortgeführt werden, damit die ganze Sache rund und glaubhaft für das Kind wird.
Ich glaube sogar fast, dass man als Erwachsener in der Montessoripädagogik mehr lernen kann als das Kind. Verstehe mich also nicht falsch, wenn ich diese Pädagogik an manchen Stellen kritisiere - es geht dann eher um die Umsetzung mancher Erzieher, wenn sie nicht erkennen wen sie vor sich haben, sondern nur stur nach ihren Lehrbüchern handeln.

Viele Grüße

Hallo,
also konkret geht es mir gerade auch um die Entscheidung zwischen Montessori und Waldorf. Alle Anderen, die ich gesehen habe, haben mich weniger überzeugt, weil sie weniger „klar“ waren und mir zu laut.

Danke für die Erklärung. Mir ist in dem M.-Kindergarten, in dem ich schon hospitiert habe, vor allem aufgefallen, dass die Kinder sehr aktiv, eigen und unabhängig gehandelt haben. Das hat mich beeindruckt. Dabei habe ich aber auch etwas Ungutes gefühlt. Die Kinder waren so „einzeln“(ich weiß nicht genau, wie ich das ausdrücken soll), da war so eine Distanz zwischen den Kindern.

Beim Waldorfkindergarten war es umgekehrt, wie eine Herde. Komischerweise habe ich da die Kinder einzeln kaum „gesehen“, sie waren sehr ruhig und abgetaucht, im Rollenspiel, vielleicht konzentriert. Die M.-Kinder waren eher nach außen orientiert, lebendig.

Führt man die gedachte Entwicklung weiter, würden die W.Kinder konformistisch und die M.Kinder egozentrisch- denke ich da zu weit und zu grob? (Jetzt rein aufs Negative bezogen).

Ich stelle mir vor, dass ein Kind sich im W.Kindergarten mehr aufgehoben fühlt. Das Weltfremde daran kann ich allerdings auch schlecht ertragen. Und mein Kind braucht viele Anregungen.

Eigentlich habe ich mindestens zwei gute Möglichkeiten zur Auswahl…

LG I.

Hallo,

also konkret geht es mir gerade auch um die Entscheidung zwischen Montessori und Waldorf. Alle Anderen, die ich gesehen habe, haben mich weniger überzeugt, weil sie weniger „klar“ waren und mir zu laut.

Was mich persönlich an vielen Waldorfkindergärten stört, ist die Tatsache, dass Kinder nicht lernen, mit Konflikten umzugehen. Streit und Auseinandersetzung sind unerwünscht, was dazu führt, dass das Deckmäntelchen der Harmonie über alles und alle gebreitet wird.

Im Mikrokosmos der Waldorfpädagogik funktionieren permanente Rücksichtnahme und eigenes Zurückstecken, um sich nicht anlegen zu müssen. Für eine gesunde Entwicklung halte ich das nicht für förderlich. Streiten, um Lösungen ringen, wütend, verletzt und traurig sein dürfen und auch die Erfahrung machen, dass nicht immer verziehen werden kann, wenn man verletzt hat oder verletzt wurde, sind nach meiner Überzeugung wesentliche Fähigkeiten, die Kinder erwerben müssen.

Letzten Endes resultiert daraus zu einem nicht geringen Teil auch die ruhige Atmosphäre, die du wahrnimmst.

Ganz persönlich stört mich zudem das vermittelte Frauenbild der Frau als sorgende Hausfrau und Mutter (oft schon im Äußeren daran zu erkennen, dass die Erzieherinnen nur Röcke tragen).

Die Montessoripädagogik ist per se nicht darauf ausgerichtet, im ständigen sozialen Miteinander zu agieren. Es wird stark auf Individualität geachtet, was seine Stärke darin findet, dass Kinder wirklich auch als Individuen gesehen und gefördert werden. In der negativen Ausprägung fördert das aber auch egozentrische Sichtweisen.

Da aber auch hier das Zusammenleben funktionieren muss, lernen die Kinder dennoch, miteinander auszukommen, sich zu arrangieren, Kompromisse zu finden und Rücksicht zu nehmen. Es verläuft nach meiner Erfahrung aber eher über Techniken - wie Kinderkonferenzen oder die Regelungen im Umgang mit dem Material - als über gelebte Vorbilder und soziales Training, wie man sie im Idealfall in guten pädagogischen Einrichtungen findet.

Wie Chili schreibt, hängt jegliche pädagogische Richtung stark von den Menschen ab, die dort erziehen.

Persönlich würde ich Montessori vorziehen, da die Kinder in einem frühen Alter die Grundlagen dafür legen, sich selbst zu organisieren. Das halte ich z.B. im Schulalltag für eine wesentliche Fähigkeit. Natürlich gibt es Kinder, die damit besser oder schlechter zurecht kommen. Ich erlebe aber recht häufig, dass das Prinzip, mit den Interessen und Stärken der Kinder zu arbeiten, bei den meisten Kindern gut funktioniert.

Schöne Grüße,
Jule

Hallo,

ich finde die Ausführungen Deiner Beobachtungen sehr beeindruckend. So in etwas trifft das auch in dem zu was ich beobachtet und erfahren habe.

Ich bin kein großer Freund von Waldorf-Pädagogik - das gebe ich ganz offen zu. Ich verdamme es aber auch nicht. Viele Kinder von Freunden gehen auf die Waldorfschule hier in der Nähe und sie sind sehr zufrieden. Allerdings waren diese Kinder nicht in einem Waldorf Kindergarten und wenn das Thema mal zur Sprache kommt, dann sehen sie ihre Kinder in der weiterführenden Schule woanders - und genau da gibt es dann spätestens Probleme. Waldorf Kinder sind einfach nicht kompatibel - sie können sich selten problemlos auf ein anderes Schulsystem einstellen, denn dafür stand voher der pädagigische Stil und ein abweichender Lehrplan zu sehr im Vordergrund.
Montessori-Kinder haben es da leichter, denn im Prinzip machen sie das weiter, was sie vorher auch schon gemacht haben - nur dass es ihnen jetzt immer einer sagt und in der Regelschule eine strengere Taktung herrscht.

Führt man die gedachte Entwicklung weiter, würden die W.Kinder
konformistisch und die M.Kinder egozentrisch- denke ich da zu
weit und zu grob? (Jetzt rein aufs Negative bezogen).

Da muss ich Dir widersprechen - vor allem was die Waldorf-Kinder angeht, so gehören sie eindeutig eher zu den (meiner Erfahrung nach) anstrengenden Kindern - noch schlimmer: es setzt sich fort bis ins Berufsleben („Nein, habe ich noch nie gemacht, aber ich kann es trotzdem machen - ich kann alles…“). Ich habe ehemalige Waldorfschüler als auffällig Teamunfähig erlebt (im Berufsleben).

Ich stelle mir vor, dass ein Kind sich im W.Kindergarten mehr
aufgehoben fühlt. Das Weltfremde daran kann ich allerdings
auch schlecht ertragen. Und mein Kind braucht viele
Anregungen.

Tja, da musst Du abwägen. Die Ezieher im Montessori wirken vielleicht etwas distanziert und überkontrolliert. Ich habe aber die Erfahrung gemacht, dass nur die Erwachsenen das so sehen - die Kinder nicht. Das „Weltfremde“ an der Waldorf-Pädagogik solltest Du aber zm Frühstück inhalieren, wenn Dein Kind nach diesem Modell den halben Tag verbringen soll. Manche Waldorf Kindergärten / Schulen fordern sogar schriftlich von den Eltern, dass die Kinder zu Hause keine Medien konsumieren dürfen, eher selten, aber auch schon erlebt: es wird kein Fussball gespielt (Ball ist rund, rund ist Harmonie und die soll man nicht mit den Füssen treten…). Was den Waldorfkindergarten betrifft, kenne ich mich nicht so gut aus, aber in der Grundschule gibt es eine 0te Klasse. D.h. die Schüler kommen regulär erst mit 7 in die erste Klasse. Die Schüler sind super im Handwerken, Basteln und haben oft eine sehr schöne Handschrift - aber sie sind anderen Schülern in Mathematik und Deutsch hinterlegen. Weit hinterlegen. Die Klassen sind oft auch größer als an anderen Schulen.
In der Montessori-Pädagogik wird sehr, sehr großen Wert auf Neugier, Wissen und Selbständigkeit gelegt - wenn man will, die Grundsteine für wissenschaftliches Arbeiten. Ich würde es tatsächlich vom Kind abhängig machen. Bei uns war das Dilemma, dass wir einen sehr lebendigen Jungen haben, der kognitiv weit voraus war, aber im Sozialverhalten eine normale bis etwas verzögerte Entwicklung hatte. Damit lagen wir zwar was die intellektuelle Förderung anging mit Montessori richtig, aber richtig aufgeblüht ist er erst mit der Einschulung.

Eigentlich habe ich mindestens zwei gute Möglichkeiten zur
Auswahl…

Das ist doch ein Luxus! Hast Du schon mit den Eltern gesprochen? Sie können sehr hilfreich in der Entscheidungsfällung sein. Beobachte doch während der hospitation die Kinder und frage dann die Eltern der Kinder, die Deines vom Temprament und Wesen am ähnlichsten sind.

Viele Grüße

Hallo,

ich würde mich nicht an der Orientierung des Kindergartens festhalten, sondern konkret schauen oder probieren, wo das Kind am gücklichsten ist.
Auch in Waldorf- oder Montessori-Kindergärten kann man Pech mit den Erziehern oder der Alterszusammensetzung der Gruppen haben.

Das ist ja das Problem. Es ist den Kindern wurscht, ob die Mahlzeiten so oder so, das Spielzeug in welcher Weise auch immer ausgesucht wurde und das Ganze einen theoretischen Überbau hat.

Wichtig für die Kleinen sind gute soziale Kontakte. Vor allem zu den Erziehern/inen aber auch zu anderen Kindern - was widerum auch von der Anleitung durch die Erzieher und der Gruppengröße abhängen kann. Da spielt vieles rein, weshalb man mit Bauchgefühl meist besser dabei ist, als mit Faktensammeln.

Bei passablem Wetter sollten die Kinder mind. ein paar Std. täglich draußen spielen können.

Der beste Beleg für einen guten Kindergarten ist ein zufriedenes Kind, das Gegenteil ist ebenso gültig.

Alles Gute, Paran

Hallo Jule,

danke für Deine Antwort. Ob das in dem Waldorfkindergarten so ist, weiß ich nicht. Es scheint zumindest so zu sein, dass Konflikte nicht unbedingt „ausformuliert“ werden, sondern abgelenkt wird. Mein Kind kann Rücksicht nehmen, aber er verteidigt sich auch und stellt sich auch mal in den Mittelpunkt. Ich will ihm das nicht nehmen, weil es in diesem Maß normal und gut ist. Wenn daher die ruhige Atmosphäre kommt, gefällt mir die Ruhe nicht mehr so gut. Begegne ich Waldorfkindern, sind diese manchmal ziemlich unauffällig und scheinbar ohne Ecken und Kanten. Gefällt mir nicht. Von der Entfernung, Zeiten, Essen, Atmosphäre war es bisher trotzdem die angenehmste Variante. Wenn wenig Platz ist, ist Ruhe irgendwie verträglicher als Gerempel und Unübersichtlichkeit.

Wenn das Frauenbild rückständig ist, fände ich das auch nicht so toll, aber dem könnte ich entgegenwirken, das stört mich weniger, allerdings verstehe ich auch nicht, warum die Erzieherinnen ständig stricken und handarbeiten sollen.

Die Erzieherinnen finde ich an sich sehr sympathisch und warmherzig. Die Vorteile an Montessori sehe ich auch, die geförderte Eigenständigkeit und Erfahrung finde ich auch absolut wichtig und förderlich, eigentlich unverzichtbar, wenn mans einmal gesehen hat. Problem sind da die Öffnungszeiten, auch wenn ich es nicht wahrhaben wollte, und die W.-Erzieherinnen sind lockerer.

Vielleicht schaueich mich nochmal nach einer Alternative um…

VG Igeline