Hallo, meine Familie und ich interessieren uns für eine Kinderpatenschaft. Wir haben uns mal Unterlagen von World Vision zuschicken lassen. Dort wird alles ziemlich toll beschreiben, aber dann habe ich mal nach Erfahrungsberichten im internet gesucht, und dort haben Leute World Vision als schlecht beschreiben. Weiß jemand eine gute Organisation, bei der dann auch das Geld direkt bei dem Kind ankommt?
Vielen Dank schonmal im Vorraus.
Gruß vanipe.
Hallo,
je größer die Organisation, um so mehr laute Unzufriedene wirst Du finden. Ob die im Einzelfall zurecht unzufrieden sind oder nicht mag dahin stehen. Eine Aussage über die grundsätzliche Seriosität einer entsprechenden Organisation erlaubt dies nicht.
Hinzu kommt natürlich, dass man auch die Erwartungshaltung der Spender kritisch würdigen muss. Was kann und darf man tatsächlich ganz objektiv von einer Organisation erwarten, und was nicht, und bezieht sich Kritik auf Dinge die man tatsächlich erwarten kann?
Der direkte Bezug zum einzelnen Kind ist natürlich wichtig und gewollt, aber man muss dieses Kind natürlich auch im Kontext seiner Familie und Dorfgemeinschaft/Heim sehen, und muss aufpassen, dass da kein Neid durch allzu herausgehobene Behandlung entsteht. Schulische Förderung muss den Möglichkeiten des einzelnen Kindes angemessen sein, und nur weil da ein Pate dahinter steht, heißt das noch lange nicht, dass das konkreten Kind sinnvoll einen höheren Bildungsabschluss anstreben sollte, …
Je mehr persönliche Betreuung ich haben will, und je mehr Informationen ich bekommen möchte, um so höher wird der Anteil an Personal- und Verwaltungskosten sein (das Geld dafür wächst ja nicht auf Bäumen). Die richtige Balance zwischen möglichst hohem Anteil an Geld, was vor Ort ankommt, und Geld für die Verwaltung und auch die Werbung weiterer Spender zu finden, ist nicht einfach. Ich würde jedenfalls keiner Organisation Geld in die Hand geben, die nicht durch geeignete regelmäßige Informationen nachweist, wofür sie es verwendet, auch wenn die zehn bunten Seiten im Quartal und eine professionelle Buchführung natürlich Geld kosten.
Objektive Kriterien sind z.B. das dzi Spendensiegel und der Transparenzpreis von PWC. Plan International hat z.B. beide, worldvision das dzi Siegel.
Ich habe mich für Plan International entschieden, und zahle momentan noch ohne konkretes Patenkind, da nach den Ereignissen in Haiti erst einmal die Strukturen wieder soweit hergestellt werden müssen, dass die „normale“ Arbeit wieder aufgenommen werden kann. D.h. das Geld geht jetzt erst einmal in die Errichtung neuer Einrichtungen, … Dafür habe ich volles Verständnis, und sehe auch darin mein Geld gut aufgehoben. Da könnte man aber natürlich auch ganz böse Kritik üben, dass sie das in einem halben Jahr noch nicht geschafft haben.
Gruß vom Wiz
Hallo,
ich habe eine Patentschaft bei der Kindernothilfe, die ebenfalls den von Wiz angesprochenen Transparenzpreis und das dzi-Siegel hat.
Du solltest wissen, dass es dort - und nicht nur dort - nicht erwünscht ist, private Geschenke an das Patenkind zu machen, da das im sozialen Umfeld des Kindes Neid und Ausgrenzung bewirken kann. Briefkontakt ist möglich, aber nicht erforderlich, in jedem Fall kriegt man aber jährlich einen persönlichen Brief des Patenkindes oder - wenn es wie meines geistig behindert ist - der Betreuungsperson.
Schöne Grüße,
Jule
Contra Kinderpatenschaft
Hallo,
bei einer Kinderpatenschaft wird immer ein Kind bevorzugt behandelt.
Spendet Euer Geld für eine allgemeine Hilfsaktion.
Pit
Hallo Pit,
bei einer Kinderpatenschaft wird immer ein Kind bevorzugt
behandelt.
Spendet Euer Geld für eine allgemeine Hilfsaktion.
die meisten der Hilfsorganisationen, die Kinderpatenschaften
anbieten, sind eigentlich allgemeine Hilfsorganisationen:
Man hat zwar ein „zugewiesenes“ Patenkind, das Geld kommt aber
einem ganzen Dorf, einer Schule etc. zu gute.
Früher kam es in der Tat häufig vor, dass Kinder, die einen
Paten hatten, bevorzugt, versorgt und gefördert wurden,
während sich am Elend rund herum nichts änderte - mit den
schon von Jule genannten Problemen auch für das Patenkind, die
auch beim Zuschicken von Geschenken auftauchen würden.
Eine gewisse Bevorzugung kommt sicherlich vor, ist aber auch bei allgemeinen Hilfsorganisationen der Fall:
„Bevorzugt“ werden Kinder, die besondere Hilfe benötigen - beispielsweise Mädchen, die sonst nicht zur Schule gehen könnten, behinderte Kinder die spezielle Hilfsmittel benötigen. Diese „Bevorzugung“ käme ihnen aber auch bei allgemeinen Hilfsorganisationen zuteil, z.B. Schulstipendium für alle Mädchen eines Dorfes (die sonst nicht zur Schule gehen dürften), aber nicht für Jungen (die in der Region von ihren Eltern sehr wohl zum Unterricht geschickt werden).
Patenschaften halte ich dahingehend für eine gute Idee, dass
sie wohl mehr Menschen dazu motivieren, zu spenden.
Selbst würde ich sowohl für eine Patenschaft, wie auch an eine
andere Hilfsorganisation spenden, habe mich aber aktuell für
eine einmal jährliche Spende entschieden, da mir eine
regelmäßige nicht möglich ist.
Viele Grüße,
Nina
Hallo,
in dieser pauschalen Knappheit kann ich deine Aussage nicht stehen lassen. Was ist schlimm daran, einem Menschen konkret zu helfen und sich persönlich um diesen zu kümmern, der so ggf. in die Lage versetzt wird, nicht nur selbst etwas besser als andere dem Elend einer bestimmten Situation zu entkommen, sondern darüber hinaus dadurch in die Lage versetzt wird, aufgrund der ihm zuteil gewordenen Hilfe dann auch anderen zu helfen, und im System selbst vor Ort etwas zu bewegen und Dinge zu ändern?
Ich halte eine vernünftige Patenschaft mit angemessenem Kontakt und zielführender Hilfe für einen einzelnen im Sinne der Hilfe zur Selbsthilfe für deutlich interessanter als die Gieskannenmethode, die es kaum schafft mehr als die Minimalversorgung sicherzustellen, ohne Aussicht mehr als tägliche Verteilung von Lebensmitteln und medizinische Grundversorgung zu erreichen. Das ist in einem ersten Schritt durchaus notwendig und wünschenswert, schafft es aber regelmäßig nicht, die Menschen zu befähigen, in einem nächsten Schritt selbst ihr Schicksal in die Hand zu nehmen, um dann vor Ort eine zunehmende Selbständigkeit und Unabhängigkeit von fremder Hilfe zu erreichen. Ich kenne hingegen einige Patenschaften, durch die einzelne Patenkinder zwar nicht materiell herausgehoben behandelt wurden, allerdings Paten ihren Einfluss und materielle Mittel sehr wohl für angemessene Bildung und einen Start eingesetzt haben, der dann dazu führte, dass Patenkinder dann auf die eigenen Beine kamen, und nicht den Rest ihrer Tage auf Spenden angewiesen waren, und auch selbst wieder Hilfe leisten konnten.
Gruß vom Wiz
Hi
Childfund Deutschland kann ich empfehlen, die Berichte kommen häufig, die Organisation ist sehr aktiv, manchmal werden Reisen veranstaltet wo man auch sein Patenkind treffen kann (wenn es im angebotenen Land lebt). Außerdem missionieren sie nicht.
lg
Kate
Ich bin kein Einzelkämpfer
Guten Tag,
Frau oder Herrn vanipe scheinen Antworten wurscht zu sein, aber für interessierte Mitleser:
"_Viele Menschen übernehmen eine Kinderpatenschaft, weil sie konkrete Hilfe leisten möchten: Ein Kind in Afrika oder Lateinamerika unterstützen, seine Ausbildung sichern und damit in seine Zukunft investieren. Die Vorteile liegen scheinbar auf der Hand. Der Spender weiß genau, wohin sein Geld fließt, und übernimmt mit der persönlichen Bindung zum Patenkind »echte Verantwortung«. Manchmal bekommt er/sie sogar Briefe von »seinem« Patenkind.
Auch die Mitarbeiter von terre des hommes erhalten jeden Monat Anfragen nach Kinderpatenschaften. Oft sind die Menschen enttäuscht, weil wir grundsätzlich keine Kinderpatenschaften vermitteln und auch nicht mit ihnen werben.
Als Kinderhilfswerk mit jahrzehntelanger Erfahrung hat terre des hommes diese wichtige Entscheidung bewusst getroffen. Kinderpatenschaften sind unserer Ansicht nach nicht vereinbar mit den bewährten Prinzipien einer wirksamen und nachhaltigen Entwicklungsarbeit und ihrer Darstellung in der Öffentlichkeit
(…)
Dies sehen übrigens die großen Organisationen, die heute Kinderpatenschaften vermitteln, im Prinzip genauso. Auch dort kommt die Spende meistens nicht nur einem Kind zugute, sondern fließt in ein spezielles Projekt, das durch das Kind sozusagen vertreten wird_
."
http://www.tdh.de/content/spenden/kinderpatenschafte…
Aber halt nur meistens.
Pit
Hallo,
ich verstehe dein Problem nicht. Es gibt unterschiedliche Modelle, unterschiedliche Organisationen, … Es gibt viele Wege sinnvoll und nach den eigenen Vorstellungen Hilfe zu leisten. Diese möge man aber bitte auch jedem lassen. Unter dem Strich zählt jeder so oder so geleistete Euro Hilfe.
Seriöse Anbieter von Patenschaften erklären sehr offen und genau, dass sie größere Projekte vor Ort haben, die insgesamt unterstützt werden, und tragen Sorge dafür, dass es keine problematischen Bevorzugungen gibt, die zu Neid und Problemen führen würden. Dies ändert aber doch nichts daran, dass ein persönlicher Kontakt mit sich kümmernden Paten gerade für Kinder ohne Eltern einen sehr positiven Effekt auf die individuelle Entwicklung des Einzelnen haben kann. Gerade wenn man längerfristig denkt, und nicht nur sicherstellen will, dass da jemand jeden Tag eine Schüssel Reis hat, sondern sich die Frage stellt, wie man jemandem so auf die Beine helfen kann, dass er in die Lage versetzt wird, künftig möglichst unabhängig von fremder Hilfe zu leben, und ggf. selbst zum Aufbau seines Landes oder seines Dorfes beitragen kann.
Warum schiebst Du das alles auf so eine negative Darstellung möglicher Probleme aufgrund einer in seriösen Projekten gar nicht gegebenen wirtschaftlich herausgehobenen Position? Schau Dir z.B. mal die Möglichkeiten seriöser Organisationen an, Patengeschenke machen zu können. Das sind normalerweise Dinge unter € 10,–, und oft auch Spielzeuge für mehrere, … Da macht man sich schon sehr viel Gedanken darüber, dass die Patenschaften einzelner nicht problematisch werden.
Und wenn z.B. Plan mir gerade heute wieder schreibt, dass immer noch keine Patenschaften in Haiti vermittelt werden können, aber das Geld potentieller Paten für Übergangsklassenzimmer und -unterkünfte gebraucht wird, dann ist das doch vollkommen OK, und dann ziehe ich mich da doch nicht enttäuscht zurück, sondern sorge erst mal mit dafür, dass wieder die nötigen Strukturen aufgebaut werden, bis man dann wieder Patenschaften vermitteln kann. Was ist daran schlechter, als es einer anderen Organisation zu geben, die das selbe macht, aber später keine Patenschaften vermitteln wird?
Gruß vom Wiz
Hallo Wiz,
Schau
Dir z.B. mal die Möglichkeiten seriöser Organisationen an,
Patengeschenke machen zu können. Das sind normalerweise Dinge
unter € 10,–, und oft auch Spielzeuge für mehrere, … Da
macht man sich schon sehr viel Gedanken darüber, dass die
Patenschaften einzelner nicht problematisch werden.
das finde ich auch sehr sinnvoll!
Und wenn z.B. Plan mir gerade heute wieder schreibt, dass
immer noch keine Patenschaften in Haiti vermittelt werden
können, aber das Geld potentieller Paten für
Übergangsklassenzimmer und -unterkünfte gebraucht wird, dann
ist das doch vollkommen OK, und dann ziehe ich mich da doch
nicht enttäuscht zurück, sondern sorge erst mal mit dafür,
dass wieder die nötigen Strukturen aufgebaut werden, bis man
dann wieder Patenschaften vermitteln kann.
Genau
Viele Grüße,
Nina
Hallo Wiz,
mein „Problem“ ist, dass längst nicht jeder die Problematik von Einzelpatenschaften kennt und dass es wohl immer noch Organisationen gibt, die solche Patenschaften vermitteln; darauf wollte ich hinweisen.
Deinem Kommentar stimme ich völlig zu, mit einer Ausnahme:
Es gibt viele
Wege sinnvoll und nach den eigenen Vorstellungen Hilfe zu
leisten. Diese möge man aber bitte auch jedem lassen.
Ich kann niemanden daran hindern, eine Einzelpatenschaft zu übernehmen - aber ich kann versuchen, ihm dies auszureden.
Grüße
Pit
Vielen Dank für all die Antworten. Ich werde mich weiterhin informieren und dann nochmal überlegen ob ich eine Patenschaft eingehen möchte, oder doch lieber für Hilfsprojekte spenden will.
Gruß vanipe.
Hallo,
Das ist ein sehr ‚kniffeliges Thema‘! Ich lebte selber bis vor gut 3 Jahren für 21 Jahre in Haiti. Habe noch immer regen Kontakt und vor Ort die verschiedensten Hilfsorganisationen kennen gelernt. Irgendwie wird immer geholfen und es kommt auch auf jeden fall irgendetwas von dem Geld an!
Persönlich bin ich auch gegen Einzelpatenschaften! Vorld Vision, Compassion International etc. unterstützen tatsächlich die einzelnen Kinder. Was genau zu dem Problem wird, das sie ‚bevorzugt‘ sind gegenüber anderen Kindern in Not. Zudem habe ich beobachtet und verantwortliche Einheimische klagten, daß sie sehr oft ihre Eltern nicht mehr respektierten, da die ‚weißen Eltern‘ ja ihre Schule bezahlen. Natürlich sind Geschenke und Päckchen schön, auch die Briefe und Fotos, aber es ging über das Verständnis der Kinder heraus.
Was sinnvoller und wichtiger ist ‚Projekte‘ zu unterstützen. Da hat man natürlich nicht so eine schöne persönliche Bezierhung, aber es ist keine Bevorzugung von Einzelnen da und es kann effektiver geholfen werden. D.h. , lieber eine Schule unterstützen, als einzelne Schüler. Die Not, gerade in Haiti (ärmste Land der westl. Hemisphäre) ist für uns hier sowieso unvorstellbar. Leute vor Ort können das viel besser sehen und entscheiden.
Welche Organisation - das war die Frage, kann man so nicht beantworten. Ich könnte keine Hilfsprojekte nennen, die ich persönlich dort kenne, weiß aber nicht ob das hier der Platz ist. Ich bin ganz neu in wer-weiß-was.
Barb