'Kindertröstreime' bei Verletzungen

ALs Kind lernt man je diverse Reime und auch Lieder kennen, die über Verletzungen hinwegtrösten sollen (und es meist auch tun)
Mir ist da, da ich gut die Hälfte meiner Kindheit bei meiner Oma verbracht habe, die mir als Ur-Rheinhessin viel Mundartliches beigebracht hat, die wunderschöne mainzer Variante am geläufigsten:

Heile, heile Gänsje,
es werd bal widder gut,
's Kätzje hot e Schwänzje,
es is bal widder gut,
heile, heile Mäusespeck,
in hunnert Johr is alles weg.

Meist noch mit der Bemerkung meiner Oma „bis de heiradsch isses weg“, was mich spätestens so zum Lachen brachte, dass alles vergessen war.
Meine andere Oma, ausm Schwabenland bzw ursprünglich Sudetendeutsche sagte hingegen immer:

Heile, heile Segen,
drei Tage Regen,
drei Tage Schnee,
und schon tut’s nicht mehr weh.

Ich behauptete als Kind immer, das sei falsch, es heiße ja schließlich „Heile heile Gänsje“, was ich bis heute auch immer noch am schönsten finde.

Jetzt würde mich mal interessieren, was es in anderen Gegenden für Reime gibt…

Liebe Grüße
Nadine

Hallo, Nadine,

diese Lieder und Reime sind sehr weit verbreitet. Daher glaube ich nicht, dass es wirklich echte regionale Sonderformen gibt. Varianten vielleicht.

Die von dir angeführten kenne ich auch so:

**Heile, heile, Segen,
drei Tag Regen
drei Tag Sonnenschein
bald wird’s wieder besser sein.

Heile, heile, Gänschen,
es wird schon/bald wieder gut.
Heile, heile Mäusespeck
in hundert Jahr ist alles weg.

Heile, Kätzchen, heile,
die Katze hat vier Beine,
vier Beine und ein’n langen Schwanz
morgen ist alles heil und ganz.**

Weiter kenne ich noch:

**Au, weh, Bauchweh, Zwetschgenkern,
wird gleich wieder besser wer’n!

Schluckauf und ich
gingen übern Steg,
Schluckauf fiel rein,
ich lief weg.

Zieh, zieh, Männchen!
Bring mir ein ander Zähnchen,
keinen von Lehm, keinen von Stein,
gib mir lieber einen von Bein.

Jeder, jeder Kinderzahn
fängt einmal zu wackeln an;
wackelt, wackelt, wackelt, wackelt,
hin und her in seinem Haus,
bis der Wackelbruder
endlich, endlich
zieht von selber aus.

Aber lan vor dieser Zeit
ist ein neuer Zahn bereit,
wächst und wächst und wächst und wächst
und setzt sich fest in seinem Haus,
blitzt und blitzt und blitzt und lacht:
So leicht bringt mich hier keiner raus,
leicht bringt mich hier keiner raus!**

Und vorbeugend:

Hau dich nicht, stech dich nicht,
brenn dich nicht,
Suppe, die ist heiß!
Kindlein, wenn du essen willst,
setz dich auf den Steiß.

Die letzteren sind eronkelt; sprich aus neuern Kinderreimbüchern.

Gruß Fritz (patentierter Onkel)

vielen dank! die sind ja echt putzig!

Liebe Grüße
Nadine

Liebe Nadine

Hier in der Schweiz singen wir auch das „Heile, heile Segen“ - allerdings etwas abgewandelt (und auf Schweizerdeutsch natürlich ;-D )

Heile, heile Sääge,
drüü Tag rääge,
drüü Tag Sonneschie
ond bald tuets em/ede XY nömme weh!

Für XY setzt man natürlich den Namen des/der „Schwerverwundeten“ ein… :smiley:

Gruss,

Semiramis

Hallo Semiramis

Hier in der Schweiz …

Die Schweiz hat unendlich viele Dialekte!
Deshalb sagen wir in Basel (und Zeile 3 und 4 reimen dann sogar):

Heile, heile Sääge,
drey Daag Rääge,
drey Daag Schnee
jetz duets im Schätzeli nümme weh!

Gruss
Erich

Hecker spreng iebern Neckar
Hallo zusammen,

Schluckauf und ich
gingen übern Steg,
Schluckauf fiel rein,
ich lief weg.

Dazu kenne ich noch eine schwäbische Dialektvariante:

Hecker,
spreng iebern Neckar
spreng iebern Rhei
ond mittler drei nei.

Übersetzung:

Hecker (= Schluckauf)
Spring über den Neckar,
spring über den Rhein
und mitten hinein.

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