Gegenwärtig schaue ich mir die Kirchenleute genauer an, die wichtige
Erkenntnisse in die Naturwissenschaft eingebracht haben. Das beliebte
Klischee von der Wissensfeindlichkeit der Kirche scheint nicht ganz zu
stimmen - wie alle Klischees notabene.
Papst Sylvester II. (992-1002) hat wieder die Wissenschaft in Europa in
Schwung gebracht. Der Mord an Hypatia durch einen christlichen Mob ist
mir bekannt. Giordanos Tod auf dem Scheiterhaufen (1600) durch die
Heilige Inquisition auch. Auch Galileo Galilei. Aber dass Charles
Darwin studierter Theologe war, ist kaum bekannt. Dem Pater Mendel aus
Altbrünn verdanken wir die Vererbungsgesetze. Dem belgischen Abbé
Lamaitre den Urknall. Einer der ganz großen Paläanthropologen war der
Jesuit Tailhard de Chardin. Wer kennt noch mehr Naturwissenschaftler,
die aus der Kirche kamen?
Mit Gruß, Alexander
Hallo, Alexander,
mein Beitrag zur Sammlung:
Gregor Mendel (1822-1884), der Entdecker der Vererbungsgesetze war Augustinermönch.
Gruß
Eckard
Damals
… vor vielen Jahrhunderten, hatten die Kirchen das Bildungsmonopol inne. Erst später wurden von weltlichen Chefs Universitäten und Schulen für ihr eigenes Personal gegründet.
http://de.wikipedia.org/wiki/Universität#Altertum
Anders gesagt, wer früher an einer Klosterschule studierte, erhielt ein quer-durch-den-Bildungsacker Rundum-Sorglos-Paket an Wissen vermittelt. Darunter auch Theologie. Man hat nicht nur die Bibel studiert, sondern viele Schriften.
Agnostiker und Atheisten sind auch aus diesen Reihen gekommen.
Gruß
Stefan
Hallo,
da fallen mir z.B. noch ein:
Niels Stensen (nach dem der Stensen-Gang, eine anatomische Struktur benannt ist)
Pfarrer Kneipp
Berthold Schwarz (der dem Pulver seinen Namen gab)
Zudem stammt viel pharmazeutisches Wissen aus den Klosterapotheken, wurde zu Ackerbau und Viehzucht sowie Lebensmitteltechnologie viel in den Klöstern geforscht und entwickelt, z.B. im Bereich der Molkerei- und Brauereitechnik. Und auch heute noch ist es gar nicht so selten, dass Geistliche mehr oder weniger intensiv naturwissenschaftlichen und technischen „Hobbys“ nachgehen, die teilweise erheblichen Umfang haben. In nicht wenigen Pfarrgärten stehen die Stationen des dt. Wetterdienstes und werden von den Pfarrern bedient (sofern sie nicht inzwischen fernabgefragt werden), ich kenne einen langjährigen sehr ambitionierten Segelflieger und guten Meteorologen, einen recht bekannten Tierfotografen, …
Gruß vom Wiz
Hallo Alexander,
Wer kennt noch mehr
Naturwissenschaftler,
die aus der Kirche kamen?
Nikolaus von Kues
dann läßt sich aus den Reihen der Jesuiten sicher der eine oder andere Wissenschaftler finden.
Gandalf
Hallo Alexander,
dass dem so ist, kann niemand bestreiten.
Dennoch ist es eher so, dass dies, sieht man sich die Ursache an,
eher negativ zu bewerten ist. Denn bekanntlich ist es die Kirche gewesen, die den „Einfachen Menschen“ und vor allem den anders denkenden das Lesen, Schreiben und den
Zugang zu den Bibliotheken verwehrte.
Unwissende sind eben besser zu beeinflussen.
Wenn sich nun jemand für wissenschaftliche Arbeiten interessierte,
blieb ihm nur die Möglichkeit sich damit zu befassen, wenn er sich
zu der Kirche „gesellte“.
Menschen die das nicht taten waren schnell der Hexerei beschuldigt wenn sie etwas bahnbrechendes herausfanden und wurden ad majorem gloriam dei
auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
Viele Grüße
Hagen
athanasius kircher owt
.
Hallo!
Dennoch ist es eher so, dass dies, sieht man sich die Ursache
an,
eher negativ zu bewerten ist. Denn bekanntlich ist es die
Kirche gewesen, die den „Einfachen Menschen“ und vor allem den
anders denkenden das Lesen, Schreiben und den
Zugang zu den Bibliotheken verwehrte.
„DIE Kirche“ halte ich für etwas unpräzise. Wenn ich mich nicht irre, geht die allgemeine Schulpflicht auf Martin Luther zurück. Jedenfalls war er sehr dafür, dass jeder lesen und schreiben kann. Außerdem übersetzte er die Bibel in die Deutsche Sprache, so dass sie auch für Menschen verständlich wurde, die der Lateinischen Sprache nicht mächtig waren.
Eine der Grundideen der Reformation war, dass jeder seinen eigenen Zugang zum Glauben finden müsse. Der Absolutheitsanspruch der katholischen Kirche wurde durch die Berufung auf die Heilige Schrift und die Verantwortung des Einzelnen ersetzt.
Das erforderte allein aus theologischer Sicht schon ein Mindestmaß an Bildung bei der Bevölkerung. Folglich war es nie im Interesse der evangelischen Kirchen, die Bevölkerung „dumm zu halten“.
Aber auch wenn man die katholische Kirche betrachtet, erscheint mir der Vorwurf etwas pauschalisiert. Immerhin waren die Klöster im Mittelalter auch die Bewahrer des Wissens aus der Antike. Der Klerus betrachtete sich auch mit Sicherheit als geistige Elite.
Nur war der Zeitgeist im Mittelalter sehr stark aufs Jenseits hin gerichtet. Deshalb war eine Beschäftigung mit den „Realien“ lange Zeit verpönt.
Unwissende sind eben besser zu beeinflussen.
Ich glaube nicht, dass die Unwissenheit der Bevölkerung von Anfang an ein Machtinstrument war. Einen Konflikt zwischen Naturwissenschaften und der Kirche ergab sich nämlich erst, als naturwissenschaftliche Ergebnisse (Kopernikus…) Zweifel an der biblischen Schöpfungslehre weckten.
Wenn sich nun jemand für wissenschaftliche Arbeiten
interessierte,
blieb ihm nur die Möglichkeit sich damit zu befassen, wenn er
sich
zu der Kirche „gesellte“.
Es ist aus heutiger Sicht leicht, den Institutionen des Mittelalters autokratisches Machtstreben vorzuwerfen. Für den einen oder anderen Papst trifft das sicherlich auch zu. Man sollte aber nicht vergessen, dass die Kirche im Mittelalter auch durch Mönche und Nonnen getragen wurde, die ein geringeres Maß an Egoismus lebten, als wir uns nur vorstellen können.
Wie die Schriftrollen von Qumran zeigen, nutzte die Kirche ihr Wissensmonopol nicht aus, um biblische Texte zu verändern. Das zeigt, dass es auch innerhalb der Kirche höhere Motive gab - was Kirchengegner gerne leugnen.
Michael
Hallo,
Gregor Mendel (1822-1884), der Entdecker der Vererbungsgesetze
war Augustinermönch.
Der wurde schon in meier Anfrage genannt. Seine Biograhie ist mir wohl
bekannt.
Aexander
Hallo Michael,
(ich glaube hierfür sind wir im falschen Brett – aber dennoch…)
Eine Schulpflicht wurde erstmals durch die Discipline ecclesiastique 1559 erlassen, und zwar in der hugenottischen Kirchenordnung – und da nur für Jungs – nicht für Mädchen.
Die Bewegung der Hugenotten basiert zwar auf den Reformgedanken, durch den Johannes Calvin
inspiriert wurde, aber das nun Luther zu zuschreiben – na ja…
Gesetzliche Regelungen hierzu kamen dann erst im 18. Jahrhundert.
Nebenbei gibt es durchaus positive Gedanken und Bewegungen der Kirchen, auch heute noch.
Es ist nicht alles schlecht.
Meine persönlich Einschätzung ist aber negativ, da diese negativen Ereignisse in der Vergangenheit und auch in der Gegenwart überwiegen – meiner Ansicht nach.
Zudem sind die Messen und Gottesdienste psychologisch gesehen sehr suggestiv aufgebaut und zielen unter anderem auf Schuldgefühle und jenseitige Strafen ab, was ich auch nicht gerade als positiv empfinde.
Grundsätzlich halte ich die evangelischen Kirchen als besser, aber als „gut“ kann ich auch diese nicht bezeichnen.
Denn auch ein Luther hat die Hexenverfolgung befürwortet.
Ziztat von Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_Calvin):
„Genau wie Luther befürwortete Calvin vehement die Verfolgung der Hexen und deren Hinrichtung. Johannes Calvin rief in wörtlicher Befolgung alttestamentlicher Aussagen dazu auf, „Hexen“ aufzuspüren und gnadenlos „auszurotten“. Er forderte die unerbittliche Verfolgung und Vernichtung von Feinden Gottes, damit auch der Hexen. Unter Berufung auf die Bibelstelle Exodus 22, 17 erklärte Calvin, Gott selbst habe die Todesstrafe für Hexen festgesetzt.“
Da es hier aber weitgehend um Glauben geht, oder/und um tiefe Prägungen eines Menschen, glaube ich dass ein Konsens grundsätzlich kaum zu erreichen ist. Wenn jemand in der Kirche glücklich ist, kann er das gerne sein – nichts dagegen – im Gegenteil. Solange er Andere anderswo glücklich sein lässt und nicht anfängt zu bekehren und allgemeingültige Dogmen aufstellt…
Und das Pensum an vergangenen Verbrechen an der Menschheit lässt sich nun mal auch nicht dadurch schön reden, dass es kluge Köpfe in den Kirchen gab und gibt. Die gab es auch in anderen „Vereinigungen“ die sich ebenso am Leben vergangen haben.
viele Grüße
Hagen
Kirchenmänner der Wissenschaft
Niels Stensen
Pfarrer Kneipp
Berthold Schwarz
Anastasius Kirchner
Forschungsbereiche
Ackerbau und Viehzucht
Lebensmitteltechnologie
Molkereien
Brauwesen
Pharmazeutisches Wissen
Nikolaus von Kues
Hallo,
in meinem wissenschaftlichen Leben bin ich immer wieder auf die alten
Klischees gestoßen, dass die Kirchenmänner die größten Feinde der
Wissenschaft waren. Diese Hinweise kenne ich nur zu gut, doch
mittlerweile stelle ich fest, dass dies Genau die Überzeugung ist,
wie Lev Kaczynski die Deutschen sieht. Ich kenne aber viele Polen,
die den Rest der Welt nicht als S/W-Bild sehen.
Klar ist mir, dass die Ansichten des Ptolomäus zu einer
katastrophalen Entwicklung geführt hatte, da die Kirche seine Ideen
für richtig gehalten hatte, da seine Gedanken am wenigsten im
Widerspruch zu Bibel standen. Natürlich wurde alles, was im
Widerspruch zur Bibel stand, als häretisch angesehen. Wir müssen
einfach wissen, Macht korrumpiert. Und als die Kirche das Sagen
hatte, war’s nicht anders. Doch trotzdem entwickelte sich die
Wissenschaft. Nach und nach gab die Kirch ganz im Stillen alte
naturwissenschaftliche Positionen auf, weil sie nicht mehr zu halten
waren. Doch daran sollte man keine Überzeugungen festmachen. Aus
eigener Erfahrung habe ich die Kirche als ganz wichtige
Bildungseinrichtung kennen gelernt. Viele meiner Freunde kamen aus
ganz ärmlichen Verhältnissen und machten in katholischen
Bildungseinrichtungen ihre Mittlere Reife und sogar Abitur. Der
mittellose Sohn eines Bauern macht im Kolpingswerk sein Abitur,
studiere an eine süddeutschen Uni, promovierte, habilitierte sich und
ist heute Professor für Philosophie – aber kirchlich ungebunden, was
immer das heißen mag. Eines sollten wir allerdings immer in
Erinnenrung behalten: Es war gerade kirchliche Strukturen, die die
Bildung mehrte.
Hallo!
Mir scheinen Deine Artikel etwas zu tendenziell. Der Fragesteller wollte ja Geistliche genannt bekommen, die auch in der Naturwissenschaft erfolgreich waren. Dazu trägt Deine Antwort wenig bei - deshalb habe ich darauf reagiert. Insofern hast Du recht, wenn Du sagst:
(ich glaube hierfür sind wir im falschen Brett – aber
dennoch…)
Ich bin - was Geschichte anbetrifft - nicht so schrecklich sattelfest, dass ich mich hier an einer tiefergehenden Diskussion beteiligen könnte, aber ich möchte Deinem Hinweis…
Eine Schulpflicht wurde erstmals durch die Discipline
ecclesiastique 1559 erlassen, und zwar in der hugenottischen
Kirchenordnung – und da nur für Jungs – nicht für Mädchen.
Die Bewegung der Hugenotten basiert zwar auf den
Reformgedanken, durch den Johannes Calvin
inspiriert wurde, aber das nun Luther zu zuschreiben – na
ja…
… meinen gegenüberstellen:
„Vielmehr waren Melanchthon und Luther die Vordenker der allgemeinen Schulpflicht.“
Das fand ich hier: http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/buchtipp/432570/
So wie es in dem Artikel vom Deutschlandradio steht, hatte ich es auch einmal gelernt. Aber sei es drum, egal ob Luther oder Calvin, so ist die allgemeine Schulpflicht eine Errungenschaft der Reformation und damit auch der Religion.
Nebenbei gibt es durchaus positive Gedanken und Bewegungen der
Kirchen, auch heute noch.
Es ist nicht alles schlecht.
Meine persönlich Einschätzung ist aber negativ, da diese
negativen Ereignisse in der Vergangenheit und auch in der
Gegenwart überwiegen – meiner Ansicht nach.
Eben. Deiner Meinung nach. Dann wollen wir es damit - als Meinung - auch belassen.
Michael
Hallo Hagen,
dass dem so ist, kann niemand bestreiten. Dennoch ist es eher so,
dass dies, sieht man sich die Ursache an, :eher negativ zu bewerten
ist. Denn bekanntlich ist es die
Kirche gewesen, die den „Einfachen Menschen“ und vor allem den
anders denkenden das Lesen, Schreiben und den Zugang zu den
Bibliotheken verwehrte.
Je mehr ich mit der Geschichte der Bildung beschäftige, desto weniger
bin ich bereit, der Kirche jeden Verdienst abzusprechen.
Unwissende sind eben besser zu beeinflussen.
Dieses Argument wird immer wieder angeführt, denn ein unwissendes
Volk ist bekanntlich leichter zu führen. Das stimmt allerdings nur
auf den ersten Blick. Es war aber wirklich die Kirche, die im
Mittelalter das Monopol auf Bildung hatte. Bildung umfasste damals in
erster Linie den Nahrungserwerb. Es wurde hier bereits beschrieben:
Ackerbau und Viehzucht und Pharmazie, das waren die Themen des
Mittelalters. Und noch mehr: Bautechniken und Methoden zur
Urbarmachung von schwierigem Gelände: damit befassten sich die
Klöster und sie teilten dieses Wissen. Erst als das Wissen wuchs,
kamen zwangsweise Erkenntnisse, dass die gewonnenen Erkenntnisse oft
im Widerspruch zur „Schrift“ standen. Die große Katastrophe war dann
wohl das Zeitalter der Aufklärung. Nun wurde die Kirche reaktionär
und bekämpfte mit brutalen Methoden das Wissen per se. Die
Koranschulen der christlichen Kirche wurden obsolet, Friedrich der
Große gestand jedem zu, nachseiner Fasson selig zu werden.
So widerlich Verbrennungen auf dem Scheiterhaufen auch sind, sie
waren nichts mehr als Rückzugsgefechte. Diese Untaten alleine der
Kirche unterschieben zu wollen, ist historisch nicht korrekt. Es
waren die weltlichen Gemeinen, die die meisten Hinrichtungen
durchführte, weil der Anzeiger die Hälfte der Güter zugesprochen
bekam.
Alexander, der damit aber nicht die Kirche aus ihrer Verantwortung
entlassen will.