Kirchenaustritt - welche Folgen?

Hallo Perle,

am Ende wird kein Pfarrer an Deinem Grab stehen.

Womit ich nun aber keine Diskussion darüber entfachen will, wer außer den Hinterbliebenen etwas von dem Begräbnis hat.

Gruß
Cassius

hast Du Dir mal über den dritten Glaubensartikel Gedanken
gemacht?

Es gibt keinen christlichen Glauben ohne Kirche - somit
bedeutet Austritt aus der Kirche Abkehr vom Glauben. Man kann
nicht ein bisschen Christ sein, man ist das ganz oder gar
nicht.

Hi, also dem möchte ich jetzt mal widersprechen, denn letztendlich ist dieser Glaubensartikel eine Erfindung der Kirche(en)!
Es gibt triftige Gründe aus der Kirche auszutreten und seien diese auch nur finanzieller Art.
Nicht nur, dass der Staat die Kirchensteuer automatisch einbehält für die katholische und evangelische Kirche, was weltweit wohl einmalig sein dürfte. Nein, auch alle anderen Steuerzahler werden ausnahmslos weiterhin für die genannten Kirchen geschröpft indem die ganzen kirchlichen Einrichtungen mitnichten von den Kirchen allein, sondern auch von Steuermitteln des Staates getragen werden.
Die Gehälter der meisten Geistlichen werden allein aus Staats/Steuermitteln bezahlt, die Summe beläuft sich jährlich auf kanpp 4,5 Millionen €! Weiterhin vereinbarte staatliche Leistungen im Bayerischen Konkordat von 1924:

Fonds für Erzbischöfliche und bischöfliche Stühle und ihrer Domkapitel.
Standesgemäße Wohnung für die Erzbischöfe, Bischöfe, den Dignitäre, der Hälfte der Domkapitulare durch den Staat.
Staatlich Versorgung des Generalvikars und des bischöflichen Sekretärs.
Geeignete Gebäude für die Ordinariate, Domkapitel und deren Archive durch den Staat.
Bestandsgarantie für das Vermögen und die Einkünfte der Domkirchen.
Verbürgung des Staates im Unterhalt der Domkirchen einschließlich deren Ausgaben für Gottesdienste und der Besoldung weltlicher Bediensteter notfalls Ausgleichszahlungen zu leisten.
Staatliche Beihilfe für Knaben- und Priesterseminare.
Angemessene Zuschüsse für die Emeritenanstalten und die Eremiten.
Bei Veränderung von Pfarrstellen angemessene Bezuschussung der Geistlichen.

An all dem muss sich jeder Steuerzahler beteiligen, dann muss ich mich nicht auch noch an der Kirchensteuer beteiligen.
Und ja, auch wenn nicht steuerpflichtiges Kirchenmitglied, kann man trotzdem an Gott glauben, sich Christ nennen und ein christliches Leben führen.

MfG ramses90

Kirchliche Trauung nur in Ausnahmen

heiraten kannst du evtl. schon noch, wenn
dein(e) dir Angetraute® der entsprechenden Konfession
angehört

Auch wenn der Partner evangelisch ist, ist eine evangelische Trauung nur im Ausnahmefall möglich. Ansonsten gibt es einen „Gottesdienst anläßlich einer Eheschließung“. Es liegt allerdings in der Betrachtungsweise (und manchmal auch Konfliktfreudigkeit) des Pfarrers, wie weit er die „Ausnahme“ ausdehnt.

Gruß, Martinus

‚heilige Christliche Kirche‘

hast Du Dir mal über den dritten Glaubensartikel Gedanken
gemacht?

Der bekennt die heilige christliche bzw. katholische Kirche. In beiden Fällen ist damit aber nicht eine Amts- oder Organisationskirche gemeint, sondern die Gesamtheit aller, die an den dreieinigen Gott und vor allem Jesus Christus als Gottes Sohn glauben und danach leben. Das kann man auch bekennen, wenn man keiner verfaßten Kirche angehört.

Gruß, Martinus

Hölle und Kirche

im Moment hab ich das
Gefühl, mir soll sich gleich die Hölle auftun (die auch nur
von der Kirche erfunden wurde!). Alles Gute Perle

Nicht ganz. Lukas 16,19ff (der Reiche Mann und der arme Lazarus) ist ein Evangelientext, und es ist zumindest naheliegend, daraus eine Hölle oder etwas ähnliches abzuleiten. Als rein kirchliche Erfindung kann man die Hölle also sicher nicht einstufen (die einzelnen Ausgestaltungen dessen, was hier angelegt ist, schon eher).

Gruß, Martinus

Glauben und Kirche

verliert man denn sein
Glaubensbekenntnis, wenn man nur der Institution Kirche den
Rücken kehrt?

Das tut man ganz sicher nicht, zumindst nicht zwangsläufig. Man sollte sich nur auch ehrlich die Frage stellen, ob Glaube zum einen nicht auch etwas mit Gemeinschaft zu tun hat - zum Beispiel einer Gemeinschaft, in der man über seinen Glauben spricht. Zum christlichen Glauben gehört die Bibel unvermeidbar mit dazu, und die bezeugt, daß die Anhänger Jesu von Anfang an die Gemeinschaft gesucht haben, um über das, was Jesus gesagt hat, zu reden.

Die Frage ist auch, was aus dem eigenen Glauben wird, wenn man ihn nur noch für sich selber lebt. Die Gefahr, daß er sich letztlich im Kreis dreht, wenn man nicht in der Gemeinschaft, in Gottesdiensten… neue Impulse bekommt, ist groß. Aber die Möglichkeit, z.B. durch eigenes Lesen in Bibel und Büchern zu Glaubensthemen „dran“ zu bleiben, besteht natürlich auch ohne Kirche.

Aus evangelischer Sicht ist die „wahre“ Kirche ohnehin die Gemeinschaft all der Menschen, die christlich glauben. Die verfaßte Kirche ist nur ein Hilfsmittel dazu, und es gibt keinen Zwang, ihr anzugehören. Im Gegenzug wird dann natürlich auch erwartet, daß jemand, der aus der verfaßten Kirche austritt, nicht mehr auf ihre Dienste wie Trauung oder Beerdigung zurückgreift - oder den Gemeinschaftstitel „evangelisch“ (z.B.) trägt. Das hat nichts mit Diskriminierung zu tun, es ist letztlich ein logischer Schluß aus der Sicht der eigenen Entbehrlichkeit. Als Christ ist man zunächst mal Christ, und alles andere sind Unterscheidungen, die (siehe FC-Bayern-Fanclub) auch von einer Gewissen eigenen Stellung innerhalb der Gruppe „Christen“ abhängen.

Gruß, Martinus

Hallo Martinus,

ich arbeite bei der Ekiba, da ist es eigentlich die Ausnahme, es nicht zu tun(alsozu trauen :wink:

Gruß eiawell

Hallo Perle,

ja,ich denke schon, vielleicht solltest du eben nicht so am „evangelisch“ kleben, sag doch einfach, du glaubst an Gott oder, wenn das für dich zutrifft, daran, dass Jesus Christs Gottes Sohn ist,und,glaube mir, Gott ist sowieso anders als wir alle denken!

Gruß eiawell

Mein Fehler, die „Ordnung kirchlichen Lebens“ gilt nur für die lutherischen Kirchen. In anderen kann es auch die Regel sein, stimmt.

Martinus

Hi,

wie verstehst Du Mt 16,18? Ich weiß, daß über dieses Wort allerhand diskutiert worden ist - aber Dein persönliches Verständnis täte mich dann schon interessieren.

Schöne Grüße

MM

Salve Martine,

welche Bedeutung hat dieses Bekenntnis, wenn sich der Bekennende selbst davon ausschließt? Insbesondere katholischerseits gibt es zwar - theoretisch - eine Kirche ohne Organisation, ohne Kirchensteuer, ohne Bischöfe, aber jedenfalls nicht ohne Wandlung. Wie kann man jetzt außerhalb der real existierenden Organisation stehend die Wandlung vollziehen? Insbesondere alleine, wo doch eine Versammlung von (mindestens) zwei oder drei im Namen Jesu für seine Präsenz notwendig ist?

Schöne Grüße

MM

Ave!

Wer glaubt ist - auch nach katholischer Lehre - nicht nur nie allein, sondern zunächst mal Christ, egal welcher Kirche angehörig. Es darf die römisch-katholisch, eine orthodoxe… sein, Hauptsache, sie hat „richtige“ Bischöfe, was in der evangelischen (für Katholiken ja keine „Kirche im eigentlichen Sinne“) nicht der Fall ist. Insofern schließen sich auch Glaubensbekenntnis an die „heilige, katholische Kirche“ und Nicht-in-der-römisch-katholischen-Kirche-Sein" zunächst nicht aus.

Insbesondere
katholischerseits gibt es zwar - theoretisch - eine Kirche
ohne Organisation, ohne Kirchensteuer, ohne Bischöfe, aber
jedenfalls nicht ohne Wandlung.

Da es ohne Bischöfe und Priester aber keine Wandlung gibt, ist eine Kirche ohne sie katholisch meines Wissens nicht denkbar.

Insbesondere alleine, wo doch eine Versammlung von
(mindestens) zwei oder drei im Namen Jesu für seine Präsenz
notwendig ist?

Von notwendig ist nicht die Rede. „Wo zwei oder drei in meinem Namen…“ heißt nicht „nur wo zwei oder drei…“, oder gar „erst…“.

Martinus

Jeder, der eine Kirche mit eigenen Auslegungen verlässt, kann nur gewinnen
Mt 16,18? Und ich sage dir auch: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen,

1.Kor.10,4 denn sie tranken aus einem geistlichen Felsen, der ihnen folgte. Der Fels aber war Christus. 1.Petr.2,4 …da ihr zu ihm gekommen seid, zu dem lebendigen Stein, der von den Menschen zwar verworfen, bei Gott aber auserwählt und kostbar ist, -8….

Ps.118,22 …Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, der ist zum Eckstein geworden;
1 Petr. …Jesus Christus als Eckstein des Hauses Gottes. 1.Kor.3,11… Denn einen anderen Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.
Schlachter 2000 speedytwo

Servus,

mit dieser Übersetzung:

auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen

lehnt sich bereits Luther ziemlich weit aus dem Fenster. Im Original steht da ἐκκλησίαν, und dieses ist eine organisierte, verfasste Volksversammlung, also weder eine einzelne Person, noch eine nach Gusto zusammengewürfelte Gruppe.

Ob Luther bereits auf der Wartburg damit gerechnet hat, daß die Kirche nicht in seinem Sinn reformierbar wäre, und deswegen den Begriff „Kirche“ an dieser Stelle gemieden hat, sei dahingestellt.

Schöne Grüße

MM