Kissinger vs. Homo media

Vom NATO-Krieg gegen Serbien spricht kaum noch jemand. Dass er gegen das Völkerrecht verstiess und Scharpings Lügen vom Hufeisenplan erst die rechte Stimmung für eine eher pazifistisch gesinnte deutsche Bevölkerung schaffte, interessiert auch nur noch bestenfalls am Rande (s. http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/co/7855/1.html). Dass die NATO für ihre unrechtmässigen Handlungen straffrei ausging, ist „dank“ Carla des Ponte auch ohne Relevanz (s. http://www.freitag.de/2000/24/00240601.htm). Vielleicht könnte dies ja damit zu tun haben, dass die UNO-Chefanklägerin nicht ganz so unabhängig ist, wie sie gerne gesehen wird? In den etablierten Medien äussert man sich eher wohlgefällig, aber man mag einmal zwei Artikel gegenüberstellen (s. http://www2.tagesspiegel.de/archiv/2001/04/03/ak-dr-… und http://…). Und der kurzfristige „Aufreger“ Uranmunition hat eine äusserst geringe Halbwertszeit aufgewiesen, nachdem del Ponte und Scharping diese Land und Menschen verseuchende Munition, entgegen beispielsweise der Meinung internationaler Ärzte (http://www.ippnw.de/frieden/du/urangina.htm) oder der Kasseler AG Friedensforschung (http://www.uni-kassel.de/fb10/frieden/themen/DU-Gesc…), als kaum bedenklich ansehen.
Beinahe möchte man es als Glück für interessierte Gruppen bezeichnen, dass der Homo sapiens, der durch Lernen, Begreifen, Erfahrung erst zu dem wurde, was er geworden ist, zum Homo media evolutionierte und seine Fähigkeiten des längerfristigen Erinnerns und Erkennens von Zusammenhängen verlor. So wird die Welt wieder vereinfacht und nur noch zwischen Schwarz und Weiss, Gut und Böse, für uns oder gegen uns entschieden. Dies hat sicherlich seine Vorteile, wird dadurch doch das Hirn entlastet und schafft, wie Psychologen dies sehen, automatisch Platz und Raum für neues, von alten Denkmustern befreites Gedankengut, dessen sich u.a. Springer, Bertelsmann und Co. in ihrer nur wenige Euro kostenden Menschenfreundlichkeit - neudeutsch auch „Content“ genannt - gerne annehmen. Wie schön, dass dies so preiswert, ja geradezu billig zu bekommen ist.
Bedauerlicherweise ist die evolutionäre Entwicklung nicht immer ganz perfekt, und so tauchen bisweilen doch kritische Fragen von Nestbeschmutzern, Krakeelern, Randalierern und anderen von ihren schlechten Denkgenen noch nicht befreiten Personen auf. Sie wollen einfach nicht einsehen, dass ein und dasselbe nicht immer das gleiche ist. So ist es völlig in Ordnung, dass einerseits Ministerpräsidenten, Ex-Bundesminister oder gar Ex-Kanzler „grösstmögliche Dummheiten“ verbreiten und ohne Konsequenzen weiterregieren, mitbestimmen oder Gelder kassieren dürfen, andererseits die Benennung dessen, was es wirklich ist, nämlich schamloses Lügen und Betrügen, als Hetzkampagne angesehen wird. Ebenso ist es völlig in Ordnung, die schwächsten Glieder der Gesellschaft jederzeit und unbelegt als Schmarotzer zu diffamieren, während den sich nachweislich an der Gesellschaft bereichernden Schmarotzern hohe Anerkennung bis zum Bundesverdienstkreuz widerfährt. Es erweckt auch nicht eben das grösste Misstrauen, wenn Staaten von Demokratie, Freiheit und Menschenrecht sprechen, gleichzeitig durch Waffenlieferungen Dikatur, Unfreiheit und Menschenentrechtung fördern. Kritisch hinterfragt wird ebenso nicht, dass in einem bestimmten Landabschnitt punktgenau in Hochhäuser und Flachbauten stürzende Flugzeuge als ein die Welt verändernder Terrorismus angesehen werden, obwohl der Absturz auf mehrere Atomkraftwerke in diesem Landabschnitt wesentlich „effektiver“ und „weltverändernder“ gewesen wäre. Man möchte sich ebenfalls nicht wundern, dass auf der einen Seite ein Land gegen einen angeblichen Terroristenführer keinerlei Beweise für seine Schuld besitzt, ihn jedoch innerhalb weniger Stunden zu einem Teufel hochzustilisieren weiss (http://www.heise.de/tp/deutsch/special/wtc/12742/1.html), während auf der anderen Seite just aus dem anklagenden Land ein Mann kommt, für dessen Verbrechen an der Menschheit Beweise existieren.
Diesen Mann sollte man ruhig beim Namen nennen, besitzt er für viele Menschen doch, u.a. wegen solch wohlgefälliger Biografien (http://encarta.msn.de/find/Concise.asp?z=1&pg=2&ti=7…), einen guten Klang: Henry A. Kissinger. Dass aber mittlerweile sogar etablierte Medien über seine Machenschaften (http://www.geocities.com/Athens/4092/Chile/kissinger… und http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/co/4959/1.html) berichten, wie die Doku „Der Fall Kissinger“ (http://www.wdr.de/tv/diestory/archiv/2001/09/03.html, Anfang Juni auf 3sat wiederholt), ist dabei bemerkenswert.
Einige Zeit ist seit diesen Veröffentlichungen bereits wieder vergangen, aber Mister Kissinger muss sich noch immer nicht verantworten. Und während man in Serbien bestehendes Recht ausser Kraft setzte, um Milosevic „loszuwerden“, darf man solch Absurdes lesen, notfalls mit Invasion der Niederlande zu drohen, wenn ein US-Bürger vor den Internationalen Strafgerichtshof käme (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,200430,…). Somit auch, wenn Frau Carla del Ponto den Herrn Henry A. Kissinger auf die Anklagebank setzen würde. Für den verwöhnten Homo media, dem eine (zu) lang bekannte Wahrheit langweilig, öde und vernachlässigbar wird, kommt diese Ehrbeschmutzung jedoch niederträchtig und eine Anklage unrealistisch vor. Und so stelle ich mir angesichts der aktuellen Diskussion nur eine Frage: Was ist eigentlich ein jüdischer Ex-Harvard-Professors und Ex-US-Aussenminister, für den Menschenrechte und Menschenwürde un(ge)wichtige Faktoren waren: etwa ein Anti-Nichtsemit?!

Marco

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