Hallo Experte,
ist es Einbildung, oder klingen B-Tonarten wirklich weicher und gefälliger als die Kreuztonarten. Wenn ja: Warum? - Besten Dank im Voraus!
Nathan
Hallo,
Gute Frage. Es gibt viele ähnliche Themen z.B.:
• Klingt die höhere Stimmung (A>440Hz) schärfer?
• Klingen die Transistor (Röhren) – Verstärker besser?
etc.
Meistens (aber nicht immer!) sind es nur die Hirngespinste, Aberglauben usw.
Wenn um die Tonarten geht:
- Bei der ganz perfekten temperierten Stimmung – gibt’s kein Grund dafür, weil alle Intervalle genau gleich sind.
- In der Wirklichkeit – die Musiker spielen die B’s und Kreuze etwas anders d.h.
Fis ist nicht gleich dem Ges. Die Ursache ist hier die, so genannte, Zonenhören. Wir akzeptieren den Ton als „sauber“ nicht nur, wenn er bestimmte Frequenz hat, aber wenn er nur im bestimmten Bereich liegt. Dieser Bereich kann erstaunlich breit sein. (>>Boris Michailovich Tieplov). Die Töne, die in der Musik „nach oben führen“ – werden wesentlich höher intoniert. Die „nach unten“ – tiefer. - Auch die gute Klavierstimmer stimmen die Instrumente eher nach eigenem Gehör (Quintenkreis), als nach der Elektronik.
- Leute mit dem, so genannten, „vertikalen absoluten Gehör“ empfangen alle Tonarten mit seinen „Farben“. Auch die Komponisten haben es häufig bemerkt (z. B. >> Skriabin) und bestimmte Tonarten für bestimmte Musikstücke angewendet.
- Letztendlich ist es alles von der konkreten Situation im Musikstück abhängig. Stellen Sie sich vor z. B. drei scharfe Trompeten in Es-Dur, dann sanfte Cellokantilene in A-Dur…
Zusammenfassend:
• Bei der ganz perfekten temperierten Stimmung – hat’s kein Sinn
• In der Musikpraxis – kann’s auftreten, aber es ist eher eine nebelhafte, subjektive Sache.
Hoffentlich habe ich geholfen,
Grüße,
Marek Czeszek.
P.S. Ich schlage vor einige klassische Werke aus diesem Standpunkt anhören; auch die Experimente mit dem guten Synthesizer könnten für Sie sehr lehrvoll sein.
Hallo Marek Czeszek,
vielen Dank für die ausführliche Beantwortung.
Klar, die „temperierte“ Stimmung ist eben ein Kompromiß, die Feinheiten mit auf-/abwärts gehen flöten, sicher.
- Andererseits denke ich an Sinfonien („strahlendes“ A-Dur im Gegensatz zum c-moll, d-moll („Der Sturm“) als „klagend, plärrend“ (Busoni), und nicht zu vergessen das ganze Brimborium um Tschaikowskis f-moll-Sinfonie. Die großen Komponisten haben sich doch wahrscheinlich auch was gedacht bei der Auswahl der Tonarten. - Es läßt sich anscheinend doch nicht alles vom Verstand her erklären. Ich dachte (auch „nebulös“), da wären irgendwelche konkrete Schwingungszahlen/Verhältnisse. - Ich spiele MuHa z. T. mit Gruppen, häufig in C wegen der weitverbreiteten Simmung und nicht in der Orignaltonart. Selbst einfache Lieder oder Stückchen klingen dann nicht so richtig, was nicht undbedingt mit dem Bekanntheisgrad zu tun haben muß… Irgendwo hats doch was mit den Tonarten - fühle ich. Und damit wären wir wieder beim Nebulösen und Eingebildeten.
Mit ganz herzlichen Grüßen
NATHAN