Hallihallo. Ich plane nicht für mich jemanden zuheiraten, den ich nicht liebe oder eine Beziehung einzugehen, gar nicht. Die Frage jongliert rein mit der Möglichkeit: Wenn ich mich länger mit Menschen unterhalte, die ich eigentlich nicht kenne etc., dann findet man doch eigentlich immer etwas, dass einem an dem anderen gefällt. Wäre es dann so, dass man eigentlich wirklich jeden Menschen lieben lernen kann, weil jeder etwas liebenswertes an sich hat und man das nur entdecken muss - Dafür muss man sich halt die Zeit nehmen. Was sagt ihr dazu? Und kann ich mich dann auch in jeden Menschen verlieben? Weil zwischen Liebe und Verliebtsein ist für mich ein gewaltiger Unterschied.
Jacky xx
Die meisten kommen mit ihren Geschwistern gut klar
Die meisten kommen mit ihren WG-Genossen gut klar.
Die meisten würden auch als Paare gut klar kommen, wenn
- A) es einen Vorteil hat, als Paar gut klarzukommen (Wohnung, Geld, Status, …)
- B) UND die beiden ähnlich sozialisiert sind, gleiche Interessen haben
- C) UND es eine Hürde für das Gras der anderen Seite geben würde.
- ODER D) sich beide vorteilhaft ergänzen (Sie hat Geld und Er putzt gerne)
A und C sind heute praktisch weggefallen, D) funktioniert mit Geld heute auch nicht mehr (im Gegenteil, eine Trennung ist viel lukrativer als selbst zu putzen)
Also, ich denke grundsätzlich schon.
Die moderne Liebe, die uns in Filmen stark verdeutlicht wird, in der es nur um die Seelenverwandschaft geht, und äußere Faktoren keine Rolle spielen, ist in der Geschichte ja eine ehr junge Idee. Oft sind Ehen in früherer Zeit und oft auch heute noch Zweckgemeinschaften, auch wenn ich dabei Gefühle im Spiel sind. Um sich forzupflanzen ist es rein organisatorisch besser, wenn beide Eltern da sind und die anfallenden Aufgaben aufteilen: Geld verdienen, putzen, kochen, einkaufen, … usw. Es ist einfach effektiver, wenn der eine dem anderen nicht ins Handwerk pfuscht.
Die Eheliche Bindung sollte also das Überleben der Kinder sichern. Eine Frau oder ein Mann alleine, wäre ein paar Jahrhunderte vor unserer Zeit kaum dazu in der Lage, das alleine durchzuziehen. Selbst wenn man nur 50 bis 100 Jahre zurückdenkt. Haushalt und Versorgung war ein Full-Time-Job. Deshalb hielten die Ehen damals so lange. Rollen waren klar verteilt, eine Trennung war einfach unvernünftig, obwohl damals auch Ehepartner fremd gingen, sie sich gestritten haben und Konflikte bewältigen mussten. Die haben sich sicherlich nicht in jedem Moment ihrer Ehe tief in die Augen geschaut und ihre Liebe jeden Tag aufs neue angeheizt.
Es funktionierte, weil es funktionieren musste.
Heute, … sind moderne Geräte vorhanden, die die täglichen Arbeiten stark erleichtern. Wäsche, Abwasch, Staubentfernung… gibt es überall Geräte, die wir im Grunde nur Einstellen müssen,Kleidung ist so günstig, dass wir kaputte Sachen einfach weg werfen und neue kaufen… Wenn man es gut organisiert, ist eine Stunde Hausarbeit am Tag völlig ausreichend.
Frauen emanzipieren sich, wollen eigenständiger sein, eigenes Geld verdienen. Männer machen immer häufiger Hausarbeiten. Dazu kommen Kitas, … die die Familien entlasten. Das sind alles gute Fortschritte, jedoch ist die Abhängigkeit voneinander nicht mehr gegeben. Diese mangelnde Notwendigkeit erleichtert den Menschen die Trennung.
Also auf Dauer ist die Ehe aus Vernunft sogar vielversprechender. Solange beide Partner davon profitieren.
Denn Gefühle, lassen oft nun mal einfach nach. Man hat Durststrecken, in denen es gar nicht gut läuft, es ist nicht immer Eitel Sonnenschein.
Auf der einen Seite ist es natürlich gut, dass es einem leichter fällt sich zu trennen, weil man dadurch mehr Freiheit hat, sich nicht zu etwas zwingen muss, was man eigentlich gar nicht möchte. Aber viel besser geht es vielen Menschen dadurch wahrscheinlich trotzdem nicht, weil man oft Dinge zu schnell aufgibt.
Ich denke, dass die Menschen Geduld verlieren, weil alles immer schneller wird, alles sofort da sein muss und keine Zeit da ist, damit sich Dinge einfach entwickeln können.
Jedoch denke ich, dass man trotz allem nicht absolut jeden lieben lernen kann.
Der Psychologe Lee hat das Konzept der Liebesstile eingeführt, welches sich im wesentlichen seither bestätigt hat. Demnach gibt es u.a. einen pragmatischen Liebesstil und auch einen freundschaftlichen Liebesstil. Der pragmatische Liebesstil basiert stark auf Vernunfstprinzipien, die begründen, warum man in einer Beziehung durchaus bleiben oder sie eingehen sollte. Der freundschaftliche Stil beruht auf einer inneren Verbundenheit und Gemeinsamkeiten. Beide Stile können zu langfristigen und glücklichen Beziehungen führen, wobei aber die Stile wechseln können und andere Stile, z.B. romantisch, hinzutreten können. Wichtig ist, sich aufeinander einzulassen, nicht-strafend miteinander zu kommunizieren, Gemeinsamkeiten herauszuarbeiten und zu pflegen sowie einander beizustehen. Übrigens beginnen viele Beziehungen romantisch, werden im Verlauf aber freundschaftlicher oder pragmatischer. Das ist kein Beinbruch und solche Paare können durchaus sehr glücklich sein. Es gibt nicht nur die eine Form von Liebe, sondern verschiedene Gestaltungs- und Erlebnismöglichkeiten. Diese können sich zudem wiederum verändern.
Also du setzt mehr oder weniger die Ehe als eine Zweckgemeinschaft an, die vielleicht sogar auf platonischer Freundschaft beruht, aber nichta us Liebe. ich glaube, dass in solch einer Familie dem immaginären Kind immer etwas fehlen würde, was durch kein Geld und keine Putzfrau der Welt ersetzt werden könnte.
Nein, ich sage nicht, dass da zwangsläufig keine Liebe im Spiel ist,
ich sage, dass der Grundgedanke der Ehe, die Versorgung war.
Und dass der Gedanke an selbstlose Liebe, ehr der modernen Zeit entspringt.