Klassensprecher als Pausenaufsicht

Hallo zusammen!

Manchmal denke ich, es ist gut, dass mein Kind die Schule erfolgreich hinter sich gebracht hat.
Soll heißen, das, was ich jetzt frage, betrifft mich nicht persönlich.
Dennoch hätte ich gern Eure Einschätzung dazu.

Es geht um Folgendes:

Rheinland-Pfalz, Grundschule, der Klassensprecher hat von der Klassenlehrerin den Auftrag bekommen, während der Pausen Fehlverhalten (Schimpfworte etc.)seiner Mitschüler aufzuschreiben und ihr zu berichten.

Bei 5 „Strichen“ gibt es eine Strafarbeit.

In meinen Augen ist das nicht in Ordnung.
Ich finde, so werden Denunzianten herangezogen, und für mich ist das schlichtweg Petzen.
Und ein Kind, nämlich der Klassensprecher, wird in eine Rolle gedrängt, die ich gefährlich finde.
Vor allen Dingen, weil es immer nur den einen Aufschreiber gibt - und der seine Lieblinge bzw. Feinde hat.

Was haltet Ihr davon?

Angelika

Mir gehts wie dir, Angelika,

Was haltet Ihr davon?

Nichts.

Es ist auch so schon schwierig genug, den Kindern den Unterschied beizubringen, zwischen petzen und Erwachsene bei ernsten Dingen ins Vertrauen zu ziehen.

Gruß
Elke

Hallo,

exakt so ist es auch in den ersten Klassen am Gymnasium unseres Sohnes gelaufen. Ich konnte es kaum glauben, als er das erwähnte!

Nicht nur, dass solchermaßen Denunzianten herangezüchtet werden, das finde ich schon ungeheuerlich genug, zumal der Klassenlehrer sonst immer den Gutmenschen spielte.

Ein Klassensprecher wird von den Klassenkameraden gewählt, d. h. die Kinder vertrauen ihm und trauen ihm zu, dass er ihre Rechte gegenüber den Lehrern vertritt. Diesen Schüler nun als „feindlichen Agenten“ zu verpflichten, schlägt dem Fass den Boden aus.

Manchmal zeigt diese Anstalt halt ihr währes Gesicht :wink:

LG
sine

Tach,

Nicht nur, dass solchermaßen Denunzianten herangezüchtet
werden, das finde ich schon ungeheuerlich genug, zumal der
Klassenlehrer sonst immer den Gutmenschen spielte.

Na das wird in Etwa auch der Grund sein, der Lehrer will die Verantwortung fuer eventuelle Strafe nicht uebernehmen. Nicht in der Grundschule, sondern bei einer Klassenfahrt ein Jahr vorm Abitur habe ich am eigenen Leibe eine aehnliche Situation erlebt: da „duerften“ diejenigen, die schon volljaehrig waren, darueber entscheiden, ob ihre Klassenkameraden (die klar Mist gebaut haben) auf eigene Kosten vorzeitig nach hause geschickt werden weil der begleitende Lehrer sich durch diese Entscheidungsfindung ueberfordert sah. Na vielen Dank aber auch.

Sowas im Kleinen in der Grundschule anzufangen finde ich sehr grenzwertig, auch was den Zusammenhalt der Klasse angeht. Am Ende ist nicht der Lehrer fuer wie auch immer geartete Bestrafung verantwortlich und auch nicht der, der Mist gebaut hat, sondern der, der die Strichliste gefuehrt hat.

Gruss
Paul

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Hi

Ich halte davon gar nichts und ich bin mir ziemlich sicher, dass die Lehrerin (so sie eignetlich die Pausenaufsicht hätte) damit ihre Aufsichtspflicht verletzt.

Es ist nicht die Aufgabe eines Grundschulkindes der Lehrerin Arbeit abzunehmen, für die sie schlichtweg zu faul ist.

Andere Lehrer schaffen diese grausame Höllenaufgabe der Pausenaufsicht doch auch (auch wenn es schwarze Schafe gibt, die sich lieber in eine Ecke zurückziehn oder im Warmen bleiben).

Es kann ja wohl nicht angehen, dass der Klassensprecher zum Denunzianten wird, sich damit den Zorn der Klassenkameraden auflädt, wahrscheinlich zum ewigen Ausgestoßenen wird nur damit die Lehrerin in Ruhe Kaffee trinken kann?

Abgesehen vom bedenklichen moralischen Aspekt ist die Verantwortung für den Klassensprecher viel zu groß,es handelt sich um ein Kind, ein Grundschulkind.

Was soll es tun, wenn es schlimmere Auseinandersetzungen gibt? Was, wenn es selbst angegriffen wird, weil es jemanden aufschreibt?

Die Aufsicht muss von einem Erwachsenen durchgeführt werden, denn nur dieser als Autoritätsperson kann überhaupt irgendetwas ausrichten und die Sicherheit der Kinder auf dem Pausenhof gewährleisten.

Ich wüsste nicht, wie diese gewährleistet ist, , wenn aufgeschrieben wurde, dass Josef 2x Scheisse und Dominik 1x Pottsau gesagt haben.

lg
Kate

Hallo, Angelika,

Rheinland-Pfalz, Grundschule, der Klassensprecher hat von der
Klassenlehrerin den Auftrag bekommen, während der Pausen
Fehlverhalten (Schimpfworte etc.)seiner Mitschüler
aufzuschreiben und ihr zu berichten.

Bei 5 „Strichen“ gibt es eine Strafarbeit.

Fehlverhalten in den Pausen zu unterbinden bzw. zu ahnden ist die Aufgabe der zur Aufsicht eingeteilten Lehrkräfte.

Ich finde, so werden Denunzianten herangezogen, und für mich
ist das schlichtweg Petzen.
Und ein Kind, nämlich der Klassensprecher, wird in eine Rolle
gedrängt, die ich gefährlich finde.
Vor allen Dingen, weil es immer nur den einen Aufschreiber
gibt - und der seine Lieblinge bzw. Feinde hat.

Was haltet Ihr davon?

Ich finde es unverantwortlich (und in höchstem Maße unpädagogisch), sich als Lehrer einen „Privatspitzel“ zu halten. Zusätzlich zu den von Dir geäußerten Bedenken:

  • Die Klasse hat den Schüler zum Klassensprecher gewählt, dem sie vertraut, der ihre Belange gegenüber den Lehrern vertreten und nicht den verlängerten Arm des Lehrers spielen soll. Das Klima in der Klasse und die Klassengemeinschaft werden durch eine solche Aktion erheblich und nachhaltig geschädigt.
  • Selbstverständlich hat auch der Klassensprecher ein Recht auf seine Pause, das er aber wegen dieser Sonderaufgaben regelmäßig nicht wahrnehmen kann.

Als Mutter des Klassensprechers würde ich das Thema unbedingt bei der Elternversammlung zur Sprache bringen - und der Klassenlehrerin vorschlagen, sie möge doch ihre Pause dafür opfern und die Kinder selbst beobachten, wenn sie unbedingt wissen möchte, wie sich ihre Schüler in den Pausen verhalten.

Gruß
Kreszenz

Klassensprecher als Pausenaufsicht: Danke an alle
Nochmal Hallo in die Runde, und Euch allen vielen Dank für die Rückmeldungen.

Es macht mich irgendwie froh zu lesen, dass mein Eindruck, nämlich, dass hier Unrecht geschieht, richtig war.

Ich gebe das von Euch Gesagte gern weiter und hoffe, dass die Eltern des Kindes den Mut haben, offensiv damit umzugehen und diese Sauerei aufzudecken.

Pfui Deibel, sowas hatten wir in der braunen Vergangenheit schon, und dann im anderen Deutschland.
Ich hatte eigentlich gehofft, diese Zeiten wären vorbei und man hätte daraus gelernt!

Angelika

Klassensprecher ungleich Pausenaufsicht
Servus,

ich kann da nur voll und ganz zu stimmen, denn ein Klassensprecher hat nicht die Aufgabe andere Schüler zu verpetzten und hat auch nicht die Aufgabe auf die anderen Schüler auf zu passen.

Eine Pausenaufsicht sollte ein Lehrer sein und kein Grundschüler.

mfg,

Hanzo

Achtung: Pausenaufsicht ist nicht Pausenaufsicht
Hallo,

Rheinland-Pfalz, Grundschule, der Klassensprecher hat von der
Klassenlehrerin den Auftrag bekommen, während der Pausen
Fehlverhalten (Schimpfworte etc.)seiner Mitschüler
aufzuschreiben und ihr zu berichten.

Geht es um die Hofpausen oder um die unbeaufsichtigte Zeit - die es immer gibt - wenn ein Lehrerwechsel ist?

Bei 5 „Strichen“ gibt es eine Strafarbeit.

In meinen Augen ist das nicht in Ordnung.

Das ist auch nicht in Ordnung.

Ich finde, so werden Denunzianten herangezogen, und für mich
ist das schlichtweg Petzen.
Und ein Kind, nämlich der Klassensprecher, wird in eine Rolle
gedrängt, die ich gefährlich finde.
Vor allen Dingen, weil es immer nur den einen Aufschreiber
gibt - und der seine Lieblinge bzw. Feinde hat.

Was haltet Ihr davon?

Bitte hole die Keule - von wegen - Blockwart nicht raus. Das macht eine vernünftige Diskussion grundsätzlich unmöglich.

Diese Strichliste wird m.E. nur dann eingeführt, wenn einige in der Klasse sich in diesen unbeaufsichtigten Zeiten nicht „richtig“ verhalten.

Dafür müsste aber - in Grundschulen - eine Klassenlehrerstunde, oder ein Klassenrat genügen. Dieser Klassenrat hätte dann die Verantwortung in der freien Zeit, mit allen demokratischen Rechten und Pflichten.

Das Thema Klassenrat wäre allerdings eine neue Diskussion Wert. Ich weiß auch nicht ob er im Primarbereich schon funktioniert.

Gruß
M.

Hallo!

Wie ich schrieb, ich bin (glücklicherweise) nicht betroffen und habe hier das geschildert, was eine Mutter schrieb.

Ich denke es ist unwichtig, um welche Art von Pausen es sich handelt.
Es kann und darf nicht zur Aufgabe eines Kindes gemacht werden, dass es eigenmächtig über „Fehlverhalten“ seiner Mitschüler urteilt.

Außerdem erwachsen aus dieser Form von Bespitzelung Beobachtung den Mitschülern direkte Konsequenzen.
Diese gehören nach meinem Verständnis ausschließlich in die Verantwortung des Lehrers!

Angelika

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Hallo!

Ich denke es ist unwichtig, um welche Art von Pausen es sich
handelt.

IMHO ist es wichtig, denn es macht einen Unterschied, ob es die 15-20 Minuten Pause ist, in der die Kinder nicht beaufsichtigt im Klassenraum sind, oder ob es das Ende der großen Pause ist, wobei die Kinder schon im oder vor dem Klassenzimmer auf den/die LehrerIn warten oder ob es eine (schon immer) unbeaufsichtigte 5-Minuten-Pause ist.

Oder habe ich das völlig fehlinterpretiert und die Schüler laufen im Schulhof rum und kontrollieren ihre Mitschüler? Das ist selbstverständlich völlig unzulässig und die Schulaufsicht ist gefragt.

Es kann und darf nicht zur Aufgabe eines Kindes gemacht
werden, dass es eigenmächtig über „Fehlverhalten“ seiner
Mitschüler urteilt.

sag ich doch auch.

Außerdem erwachsen aus dieser Form von
Bespitzelung Beobachtung den Mitschülern
direkte Konsequenzen.

Dazu muss man wissen, wie und warum diese Bespitzelung Beobachtung von der Lehrkraft eingeführt wurde.

Diese gehören nach meinem Verständnis ausschließlich in
die Verantwortung des Lehrers!

Nein, eine Klasse ist eine Lern gemeinschaft die auch selbst lernen muss, wie sie sich an Regeln hält, dazu gibt es gemeinsam erarbeitete Klassenregeln, an die sich alle halten und alle fordern auch dass sie eingehalten werden.

„Bespitzelung“ ist dafür natürlich nicht geeignet.

Wie immer, Schule ist komplex und aus den Äusserungen eines Kindes einer Bekannten auf einen IST-Zustand zu schließen ist nicht möglich.

mk

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Nochmal Hallo!

Ich glaube, im Prinzip sind wir fast einer Meinung.

Doch nach wie vor denke ich, es ist - ganz egal aus welchen Gründen - falsch von der Lehrerin, den Klassensprecher für ihre Zwecke einzusetzen.

Was die betroffene Mutter schrieb war, dass z.B. auch Schimpfworte vom Klassensprecher aufgelistet werden.

Klar, dass er sich auf einige Kinder „einschießt“, wohl vornehmlich die, die er nicht mag.
So kommen dann diese Kinder auf viele „Anzeigen“, andere werden nie aufgeschrieben.

Was sollen die Kinder daraus lernen?

„Lass Dich nicht erwischen“ - oder „überleg was Du sagst“, bzw. „mein Kumpel ist der Aufschreiber, also kann ich mir was rausnehmen“.

Es ist schwierig, und natürlich ist niemand von uns dabeigewesen.
Zur Grundschulzeit unseres Sohnes begann man hier in NRW mit dem Streitschlichterprogramm.

Eine befreundete Grundschullehrerin mit vielen Jahren Erfahrung sagte, dass sich dieses Programm bewährt habe.

Daher fände *ich* es gut, wenn man auf faire Art und Weise Verantwortung und gewisse Verhaltensregeln in die Hände der Kinder geben würde, statt dem Klassensprecher so viel Macht zu geben.

Angelika

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Hallo,
aufgrund so grober Angaben und noch dazu vom Hörensagen, wie sie uns hier gegeben wurden, ein zutreffendes Urteil zu fällen ist fast unmöglich.
Völlig unmöglich finde ich es aber Aussage mit Allgemeingültigkeit zu treffen.

Wenn Kinder lernen sollen Verantwortung zu übernehmen, dann doch wohl auch für vereinbarte Regeln. Das schließt m. E. auch ein, dass Regelverstöße den Instanzen gemeldet werden, die diese ggf. ahnden. Das ist natürlich eine schwierige Gratwanderung, aber jedes Mitteilen von Regelverstößen als Denunziantentum oder Petzen zu verunglimpfen verhindert gerade einen notwendige Auseinandersetzung daüber, was und wann man sich an „Vorgesetzte“ wenden sollte.

Kinder können natürlich rein formal keine Pausenaufsicht führen. Aber Einem Lehrer hier gleich mit großer Verve Pflichtvergessenheit und Faulheit zu unterstellen, finde ich geradezu anmaßend.
Auch hier gilt m. E. dass man Verantwortung nicht lernt, wenn man sie nie übertragen bekommt. Ich kenne das von Grundschulen so, dass Schüler umschichtig damit Beauftragt werden zusätzlich zu den Lehrkräften in den Pausen aufzupassen und ggf. die Aufsichtführenden Lehrkräfte zu benachrichtigen.

Auch bei selbstständigen Gruppenarbeiten oder Stadtgängen (eher nicht Grundschule) ist es m. E. sehr sinnvoll einen für die vereinbarten Regeln Verantwortlichen zu benennen, der dann natürlich auch das Recht haben muss, im Konfliktfall den Lehrer zu verständigen.

Das mag nun alles von dem hier geschilderten Fall abweichen, aber ganz deutlich ist das nicht und vor allem sind einige der hier getroffenen „Urteile“ in ihrer Verallgemeinerung schlicht falsch.

Gruß
Werner

Hi

Von welchem „Recht“ den Lehrer zu kontaktieren sprichst du denn?

So ein Recht muss nicht zugeteilt werden, das HAT einfach jeder.

Es spricht auch niemand davon, dass man einen Lehrer (!) in der Pause nicht holen darf, wenn etwas passiert. Hilfe holen ist immer wichtig.

Aufeinander aufpassen hat aber nichts damit zu tun, eine Strichliste (!) zu führen und die ganze Verantwortung auf einen Schüler (!) in er Grundschule (!) zu lasten, als dessen Hauptaufgabe.

Natürlich wissen wir nicht alle Details weil wir nicht dabei waren, aber darum geht es doch auch gar nicht.

Es ging um Meinungen zum geschilderten Fall mit den vorhandenen Informationen.

lg
Kate

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Hallo,

Von welchem „Recht“ den Lehrer zu kontaktieren sprichst du
denn?

So ein Recht muss nicht zugeteilt werden, das HAT einfach
jeder.

Schön, dass wir uns da einig sind.
Allerdings nimmst du hier eine Verschiebung der Begriffe und damit auch des Inhalts vor. Es geht hier nicht nur darum Hilfe in Notlagen zu holen, sondern auch den Lehrer zu benachrichtigen, damit er Sanktionen gegen Mitschüler durchsetzt. Und damit begeben „wir“ uns in die Grauzone zum Verpetzen.

Es spricht auch niemand davon, dass man einen Lehrer (!) in
der Pause nicht holen darf, wenn etwas passiert. Hilfe holen
ist immer wichtig.

Auch hier liegt zwischen „die aufsichtführende Lehrkraft benachrichtigen“ und „Hilfe holen“ eine ganze Palette möglicher individueller Wirklichkeiten.

Aufeinander aufpassen hat aber nichts damit zu tun, eine
Strichliste (!) zu führen und die ganze Verantwortung auf
einen Schüler (!) in er Grundschule (!) zu lasten, als dessen
Hauptaufgabe.

Ich habe hier nicht zugunsten der Strichliste gesprochen und die geschilderte Situation kommt mir so seltsam vor, dass ich sie für unglaubwürdig halte. Allerdings kann ich auch in dieser Situation nicht „die ganze Verantwortung“ auf einem Grundschüler lasten sehen.
Die angeblich so vollständig in die Gewalt des potentiellen „Blockwarts“ gestellten Mitschüler, sind kaum stumme Opfer, sondern könnten bei Machtmissbrauch wohl auch diesen Klassensprecher der Lehrerin/dem Lehrer gegenüber „anzeigen“.
Und wo du auf einmal die Hauptaufgabe her hast, weiss ich auch nicht.

Ein Lehrer, der eine Maßnahme so wie geschildert anordnen würde, müsste, ehrlich gesagt, ziemlich bescheuert sein.
Wenn er aufgrund der vom Mitschüler geführten Strichliste über benutzte Schimpfworte eine Ordnungsmaßnahme gegen andere verhängen würde, dann käme er im Konfliktfall in eine rechtlich fast unhaltbare Situation. Er müsste den Klassensprecher und ggf. anders Schüler zu Zeugen für ein widerholtes „strafwürdiges“ Verhalten aufrufen, dass er selbst gar nicht beobachtet hat. Ein m. E. völlig unverhältnismäßiges Verfahren.
Würde der Klassensprecher, was ich für viel wahrscheinlicher halte, keine Striche machen, um keinen Ärger mit Mitschülern zu bekommen, wäre auch die Autorität des Lehrer beschädigt und er könnte den Klassensprecher nicht sanktionieren, denn das gehört nicht zu den Anforderungen eines Schülers und nicht zu den Pflichten eines Klassensprechers. Als Wahlamt, steht es auch gar nicht in der Verfügung des Lehrers, diesen deswegen als Klassensprecher irgendwie zu maßregeln. Neben der mehr als fragwürdigen gruppendynamischen Wirkung und Fragen der Verletzung der Aufsichtspflicht fielen mir mit etwas mehr Zeit und Motivation vielleicht noch mehr Gründe dafür ein, dass, wie schon gesagt, das geschilderte Szenario ziemlich unglaubwürdig ist, oder zumindest wesentliche Informationen fehlen.

Es ging um Meinungen zum geschilderten Fall mit den
vorhandenen Informationen.

Die nur so unvollständig sind, dass die Meinungen letztlich höchstens zufällig einen Bezug zur Wirklichkeit haben. Außerdem waren einige Äußerungen mit einem Absolutheitsanspruch formuliert, der der schwachen Ausgangslage nicht angemessen ist.

Mit Gruß und Verlaub
Werner

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Hallo!

Zunächst einmal finde ich es schon gewagt von Dir anzuzweifeln, was eine Mutter über die Vorgehensweise mit den Strichen (voll Verzweiflung, weil ihr Kind nämlich u.a. Zielscheibe ist) berichtet hat.

Die Frau hat sich noch bei anderen Eltern erkundigt, und die Strichliste, die nur durch den einen Jungen geführt wird, wurde von mehreren Klasseneltern bestätigt.

Wie ich weiter unten schrieb, wenn in der Klasse Einverständnis darüber herrscht, dass _jedes_ Kind mal mit dem Aufschreiben drankommt, hätte ich noch irgendwie Verständnis.

Ich stimme Dir völlig zu, dass Kinder Regeln lernen müssen und sich in eine Gemeinschaft einfinden müssen.
Und ebenso habe ich Verständnis für Lehrer, dass sie manchmal gezwungen sind ungewöhnliche Wege gehen, um Ordnung und Disziplin in die Klasse zu bekommen.

Aber nicht auf diese Art und Weise!

Ich habe der Mutter geraten schriftlich um Klärung zu bitten, und zwar auf dem Dienstweg.

Eben weil ich das Ganze so unerhört finde.

Angelika

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Hallo,

Zunächst einmal finde ich es schon gewagt von Dir
anzuzweifeln, was eine Mutter über die Vorgehensweise mit den
Strichen (voll Verzweiflung, weil ihr Kind nämlich u.a.
Zielscheibe ist) berichtet hat.

Eltern sind in ihrer Wahrnehumg dessen, was in der Schule passiert fast immer auf das angewiesen, was die Kinder davon berichten.
Wer mal in der Situation war, sowas einfaches aufzuklären, wie warum X den Y geschlagen hat, weiss wie sehr die eigene Betroffenheit die Wahrnehmung von Kindern verändern kann (ohne dass da noch ein hinterhalt dazu kommen muss). Meine Kinder erzählen mir auch zum Teil sehr erstaunliche Dinge davon, was angeblich in ihrer Klasse so abgeht. Das hat sich bislang noch immer als Missverständnis herausgestellt.

Ja, insofern wage ich es, den Sachverhalt wie geschildert in Frage zu stellen.
Sollte es sich trotzdem so verhalten haben, dann habe ich meine Beurteilung mit Begründung im vorigen Beitrag auch noch geliefert und es wäre dann auch im Interesse der Kollegin/des Kollegen, wenn er/sie hier ein paar sinnvolle Hinweise zum weiteren Umgehen mit der Klasse erhielte.

Allerdings halte ich es für eine seltsame Sitte Probleme, die man mit einzelnen Menschen hat, nicht zuerst mit diesen zu besprechen, sondern gleich höhere Gewalten hinzu zuziehen.
Auch wenn ich gesagt habe, Schüler müssten das Recht haben bei Konflikten Lehrer zu benachrichtigen, bleibt es für mich der normale Weg, wenn die unmittelbar Betroffenen zuerst versuchen Konflikte miteinander zu lösen. Konkret sollte hier das Gespräch mit der Lehrkraft gesucht werden.

Gruß
Werner

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Hallo Angelika
den geschilderten Sachverhalt kenne ich auch noch von meinem Sohn, der mittlerweile 13 ist. Bei ihn wurde das in der 5.Klasse Gymnasium ähnlich gehandhabt. 2Schüler, die meist auch die Klassensprecher waren wurden immer wenn die Lehrerin das Klassenzimmer verließ wie 2 Wächter aufgestellt. Jeder der auch nur Pieps machte wurde an der Tafel mit Strichen notiert und dann gab es je nach Strichanzahl Strafarbeiten. Meiner war natürlich immer dabei und wenn er nicht von Haus auf schon genug immer angestellt hätte wäre ich auch reingegangen. Laut Aussage meines Sohnes hat er aber nie was angestellt und die zwei Klassensprecher konnten ihn nicht leiden. Irgendwann kam dann aber der Tag, dass meiner die Rolle des Wächters zugeschrieben bekam und er sich rächte und das Gleiche mit den anderen machte.
Was man daraus lernt? Nicht einmischen als Erwachsener, Kinder lernen bei so etwas Harmlosen etwas ganz Wichtiges:
Macht kann man mißbrauchen!
Schönen Gruß

Hallo,

Wenn Kinder lernen sollen Verantwortung zu übernehmen, dann
doch wohl auch für vereinbarte Regeln. Das schließt m. E. auch
ein, dass Regelverstöße den Instanzen gemeldet werden, die
diese ggf. ahnden.

Grundschüler können damit definitiv nicht umgehen. Sie kommen in eine Zwickmühle, denn zum einen wollen sie dem Lehrer nicht widersprechen, zum anderen auch nicht ihre Freunde melden.
Viele, nein die meisten Kinder sind mit dieser Aufgabe schlichtweg überfordert.

Ein Klassensprecher ist dafür da, die Interessen der Klasse zu vertreten und nicht Hilfspolizist des Lehrers zu spielen.

Allen Schülern sollte klar gemacht worden sein, dass wenn es IHNEN zu laut, zu umtriebig oder zu gefährlich wird, JEDER Hilfe holen kann und dass es eben dann kein Petzen ist. Aber es ist „no go“ damit explizit ein Schüler (egal welches Alter) damit zu beauftragen, Strichlisten zu führen, damit andere sanktioniert wird.

In meiner Praxis habe ich den Fall erlebt, da musste die Klassensprecherin auch Strichliste führen und hat dies getan. Einmal hat sie eine Freundin dann nicht aufgeschrieben. Diese hat sich irgendwann von der Klassensprecherin abgewendet und ihr daraus einen Strick gedreht. Die Klassensprecherin wurde dann von allen Seiten so dermaßen fertig gemacht (irgendwann auch vom Lehrer, weil „die Klasse ja Recht hat, wenn sie nicht gerecht aufschreibt“), dass sie Schlafstörungen entwickelt hat und von den Eltern von der Schule genommen wurde. Das ist sicherlich ein krasses Beispiel, aber vom Empfinden der Schüler ist dies leider zu oft der Fall.

Kinder können natürlich rein formal keine Pausenaufsicht
führen. Aber Einem Lehrer hier gleich mit großer Verve
Pflichtvergessenheit und Faulheit zu unterstellen, finde ich
geradezu anmaßend.

Da gebe ich dir Recht, weil viele Lehrer sich über das Ausmaß, was dies für die Schüler bedeutet noch gar keine Gedanken gemacht haben. „Man machts halt so, wies schon immer war.“

Auch hier gilt m. E. dass man Verantwortung nicht lernt, wenn
man sie nie übertragen bekommt. Ich kenne das von Grundschulen
so, dass Schüler umschichtig damit Beauftragt werden
zusätzlich zu den Lehrkräften in den Pausen aufzupassen
und ggf. die Aufsichtführenden Lehrkräfte zu benachrichtigen.

Dagegen ist überhaupt nichts einzuwenden. Wird bei uns in der Schule so meist erfolgreich praktiziert. Aber als Erwachsener muss man auch hier aufpassen, das kein Machtmissbrauch von Schülern betrieben wird.

In einer Grundschule würde ich aber auch sowas nicht befürworten, denn die Kinder sollen ihre Pause genießen!

Das mag nun alles von dem hier geschilderten Fall abweichen,

eben. Deshalb beende ich hier meine Ausführungen.

Ciao
Stefan

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