Klavier Selbst gelernt: "Richtig" lernen nach 30 Jahren noch sinnvoll?

Hallo,
ich habe im Alter von etwa 14 Jahren ein Keyboard bekommen und habe einfach drauf losgespielt. Ich bin dann ein paar Mal auf Mittelklasse-Keyboards ausgewichen, aber hatte leider nie die finanzielle Möglichkeit mir richtigen Klavierunterricht zu gönnen.
Nun habe ich auch nicht so die Zeit (und den Platz) jeden Tag zu üben, trotzdem hört man mir im Freundeskreis gerne zu.

Bei mir stimmt durch das „Selbstbeibringen“ natürlich die Handposition nicht. Ich greife halt so, wie ich gerade dran komme. Außerdem kann ich mit der rechten Hand so gut wie gar nichts spielen, außer eine Bass-Oktave mit Daumen und kleinen Finger zu greifen und so dem ganzen etwas Rhytmus zu verleiten.

Noten kann ich auch nicht „fließend“. Ich kenne sie zwar, aber muß sie halt Note für Note umsetzen :smile:

Seit Jahren frage ich mich allerdings, ob es in meinem Fall überhaupt noch Sinnvoll ist eine Klavierschule aufzusuchen, oder ist mein Spiel schon „zu versaut“ um da noch was retten zu können. Oder kommt mir mein Musikalisches Gefühl sogar ein wenig entgegen…
Oder muß es gar keine teure Schule sein, sondern reicht vielleicht auch schon ein Klavierlernbuch, bzw. welches wäre empfehlenswert (es gibt ja Haufenweise davon).

Ich wäre sehr dankbar, wenn hier jemand ein paar Worte dazu sagen kann.

Viele Grüsse

Taki

Hallo,

hätte die Frage gelautet, ob man auch mit/nach 30 Jahren Klavierspielen lernen kann, hätte ich ja gesagt. Unter diesem Aspekt:

habe ich allerdings Zweifel, auch wenn ich nicht vom Fach bin. Ich habe aber eine vergleichbare Erfahrung. Ich habe Tippen so nach und nach gelernt. Erst mit zwei Fingern angefangen und dann wurden es immer mehr, jetzt sind es durchaus 10. Und ich kann fast blind tippen, ich muss nur ganz selten auf die Tastatur schauen, und zwar manchmal, wenn ich ansetze. Aber nicht jedes Mal. Irgendwann, als ich schon mit 10 Fingern tippen konnte, hatte ich die Ambition, das 10-Finger-Tastschreiben zu erlernen (nur mit Buch, kein Kurs). Es ging in die Hose, ich kann diese „dummen Buchstabenfolgen“ (na ja, eigentlich sind sie nicht dumm sondern haben durchaus ihren Sinn) nicht blind tippen! Ich kann Wörter blind tippen, aber keine zusammenhangslose Buchstaben. Und so stelle ich mir das auch beim Klavierspielen vor.

Das ist kein Thema, die kann man auch später erlernen.

Ich würde Kontakt zu einem Klavierlehrer aufnehmen, ob privat oder in der Musikschule, und vielleicht erstmal ein paar Stunden buchen, um zu sehen, ob das etwas bringt, oder eben ob du dich nicht doch schon „zu versaut“ bist.

Das reicht definitiv nicht. Das Buch kann auf keinen Fall deine Handposition korrigieren!

Gruß
Christa

Hallo

Wenn du jetzt gerne und mit Spaß spielst, dann kann es durchaus sein, dass dir der Spaß ziemlich verdorben wird, wenn du jetzt, nachdem du nunmal dir schon eine Technik angeeignet hast, eine andere Handhaltung einüben sollst.

Das geht eigentlich nur, wenn man nochmal ganz von vorne anfängt, und beim Üben ständig auf die Handhaltung achtest. Es ist auf jeden Fall schwerer, als wenn du überhaupt noch nie ein Instrument mit Klaviatur gespielt hättest.

Wenn du jetzt ein richtiges Klavier anstatt eines Keyboards nimmst, dann wäre es vielleicht nicht ganz so schwer, weil das ist ja durchaus ein anderes Instrument.

Wenn du aber nicht allzu viel Zeit investieren willst, würde ich mir einen Klavierlehrer suchen, der mit deiner falschen Handhaltung leben kann, und mit dir gemeinsam einen Weg sucht, deine Technik zu verbessern, ohne komplett umzulernen. Vielleicht nähert sich deine Handhaltung dann auch ein wenig der richtigen Handhaltung an. Evtl. kannst du auch einzelne kurze Stücke mit der richtigen Technik üben, und andere Stücke machst du mit der erlernten Technik weiter. -

Es ist aber wahrscheinlich nicht ganz einfach, so einen Lehrer zu finden …

Noten lesen lernt man am besten, indem man jeden Tag (oder so oft wie möglich) irgendwelche Stücke,

  1. die man nicht kennt
  2. die technisch sehr einfach für einen sind
    ganz langsam vom Blatt abspielt. - Wäre natürlich gut, wenn man eine Kontrolle hätte, ob man es richtig macht.

Außerdem kann man sich auch irgendwelche Noten nehmen und die Notennamen ranschreiben. Das übt auch ein wenig, aber man will ja nicht Noten schreiben, sondern nach Noten spielen können. Deswegen ist das Spielen nach Noten wichtig, wenn man es lernen will.

Viele Grüße

Zu den Noten:
Mir geht es eigentlich mehr darum, Lieder die ich ohnehin schon kenne nachzuspielen. Also so ein Profi, der ein Satz Noten vorgelegt bekommt und diese dann aus dem Ef Ef spielen kann, möchte ich gar nicht mal werden. Da ich ohnehin lieber meine eigenen Sachen aus dem Kopf spiele :smile:
Aber wäre halt schön, wenn man auch sowas wie Mondscheinsonate oder Gymopädie nachspielen könnte. Und dafür ist dann wahrscheinlich auch die richtige „Handhabung“ nicht ganz unwichtig. Für „meine“ Lieder brauche ich sie ja nicht. … :smile:

Das wird man mit der Methode auch nicht so leicht. Man lernt halt nur mal, ein bisschen nach Noten zu spielen.
Und das wäre eigentlich nicht direkt hinderlich, wenn man Stücke wie die Mondscheinsonate spielen möchte. Sowas komplett auswendig hinzukriegen, na ja, das ist nicht so ganz leicht.

Ein guter Klavierlehrer kann Dir da sicher weiterhelfen. Ich hab früher auch etwas auf unserem Klavier rumgeklimpert, bin aber dann zur Klampfe gekommen.

Wenn es rein aus Spaß an der Freude ist, spielt es keine Rolle, wie Du auf die Tasten klopfst. Einen Beethoven-Wettbewerb wirst Du sowieso nicht mehr gewinnen, also was solls.

Also wenn du Lust hast und auch das nötige Kleingeld, dann ist es dafür nie zu spät.
Dir wird es wahrscheinlich etwas schwerer fallen, dich an eine andere Handposition zu gewöhnen, aber Übung macht den Meister!