Klavierlernen für Erwachsene

Hallo,
ich bin unverhofft an ein Klavier gekommen. Hat jemand einen Tipp, mit welcher Anleitung ich mir selbst das Klavierspielen beibringen kann? Gibt es eine empfehlenswerte „Fibel“ für Erwachsene? Keine Sorge, ich will kein Pianist werden, aber gerne für den Hausgebrauch ein bisschen herumklimpern.
Ich bin einigermaßen musikalisch, kann Flöte, Klarinette und Mundharmonika spielen. Jetzt will ich mal ein Instrument lernen, zu dem man auch selbst singen kann.

lg hahu

Moin

Keine Sorge, ich will kein Pianist werden, aber
gerne für den Hausgebrauch ein bisschen herumklimpern.

auch unter diesen Vorgaben solltest Du zumindestens für den Anfang einen Lehrer nehmen, denn sonst werden sich bei mit großer Wahrscheinlichkeit Fehler einschleichen, die später kaum noch (wenn überhaupt) wieder zu berichtigen werden können. Speziell der richtige Fingersatz ist anfangs eher unbequem und fühlt sich unnatürlich an und wird so kaumv on selber gelernt.

Gandalf

Hallo,
klar gibt es Bücher oder Heftreihen zum Erlernen des Klavierspiels.
Aber leider ist ein Lhrer, gerade am Anfang nicht zuersetzen. Hab ich selber erfahren müssen.
Aber einen Tip habe ich trotzdem. Suche dir für deine Zwecke (nur so ein bißchen Klavier spielen) einen Lehrer/in aus dem POP /Jazz Bereich.
Klassische Lehrer können häufig nicht so recht aus ihrer Haut und hängen dann sehr am „Absoluten Klavierspiel“. Ein Jazzer ist da meist freier in seiner Denke…und das die Chemie zwischen euch stimmen muß, erklärt sich von selbst…
Gruß von Jörg

Klassische Lehrer können häufig nicht so recht aus ihrer Haut
und hängen dann sehr am „Absoluten Klavierspiel“. Ein Jazzer
ist da meist freier in seiner Denke…

klar, dass ich hier jetzt was zu sagen muss.
Im Grunde stimmt’s, es gibt viele klassisch studierte, die recht perfektionistische, weniger freie, streng an Regeln hängende Sichtweisen haben.
Aber die Anfänge für „ein bisschen Klavier spielen“ können die genauso beibringen. Wenn sie gute Lehrer sind, können sie sich auch auf Schüler mit weniger Perfektionismusdrang oder -möglichkeiten einstellen. Ist das nicht der Fall, sind sie nicht so gute bzw. nicht so vielfältige Lehrer, und solche gibt’s bei den Jazzern genauso.
Wenn sie gute Lehrer sind, erkennen sie auch, ob der Schüler ein Talent und einen Drang zur Improvisation besitzt, und empfehlen dem dann auch, zu jemandem zu gehen, der sich mit Impro besser auskennt.

Im Anfängerunterricht geht es um Notenlernen in 2 Schlüsseln, Haltung, Kontrolle der Finger und Hände, Akkorde, musikalische Begriffe und Bezeichnungen, Kennenlernen von verschiedensten Musikstilen etc., also im Grunde um das Erkennen und richtige Umsetzen dessen, was auf dem Blatt steht - und sowas kann ein Klassiker genauso beibringen wie ein Jazzer oder Popmusiker. Selbst wenn es ein Hardcore-Klassiker ist, der wirklich ausschließlich Mozart unterrichten will (ich weiß ja nicht, was du sonst mit „absolutem Klavierspiel“ meinst…) , dann kann der Schüler mit eigenen Wünschen, Songs etc. ankommen, wenn er die spielen lernen will, und der Lehrer kann sie ihm beibringen. Abgesehen davon, dass ein Schüler, der Mozart gelernt hat, sich einen Popsong auch schnell selber beibringen kann, weil er alle Grundlagen gelernt hat.
Und wenn der Lehrer Popsongs nicht unterrichten will, die der Schüler aber unbedingt spielen möchte, dann passt’s halt nicht mit dem Schüler. Hat aber nicht unbedingt mit der klassischen Ausbildung zu tun.

Gruß

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Fazit
Dank euch für eure nachvollziehbaren Argumente.
Dann werde ich wohl Klaverstunden nehmen und mal sehen, in welche Richtung und auf welches Niveau sich die Sache entwickelt.

lg hahu

Hallo,
klar das ich jetzt auch noch was schreiben muß…
nämlich …du hast Recht…eigentlich sollte ein guter Lehrer
auf seinen Schüler eingehen und so weiter, so wie du es beschrieben hast.
Leider ist meine Erfahrung, das „Klassische Lehrer/innen“ schnell anfangen auf absolute Präsision und Dauerübungen zu verfallen.
Ich habe sogar schon erlebt, wie eine Lehrerin einer 40 jährigen an den Finger herumgebogen hat…(wortwörtlich). DA hört es dann spätestens auf. Ich / Wir wollen SPASS beim Musikmachen haben und das geht auch ohne Schmerzen…
Wenn man jemand „klassisches“ findet, der auf seine Wünsche und Neigungen eingeht, dann passt ja wieder die Chemie.
So long and Happy Music von Jörg

Super, und ich wünsche dir ganz, ganz viel Spass dabei.

Happy Music von Jörg

Es gibt Lehrer, die sich nicht auf Schüler einstellen können, ohne Zweifel. Vielleicht gibt es die im klassischen Bereich sogar wirklich mehr, weil klassische Leute von Anfang an mit motorischem Talent gesegnet waren und sich nicht hineinversetzen können in jemanden, der gewisse Dinge nicht sofort hinbekommt.
Es gibt aber auch Jazzkollegen von mir, die, weil sie nicht viel Unterrichtserfahrung haben, mit 8jährigen nach einem Jahr Unterricht stundenlang E-Dur-Tonleitern, parallel, über drei Oktaven, und dann noch 2 gegen 3 trainieren. Die Kinder verzweifeln daran natürlich total, ganz abgesehen davon erschließt sich mir der Sinn davon für dieses Alter nicht. Das ist genauso unangebrachtes Unterrichten.

Zum Thema Schmerzen: ja, es muss nicht schmerzhaft sein, Schmerzen sind auch erstmal kein guter Indikator. Aber es ist auch nicht prinzipiell so, dass, wenn Schmerzen auftreten, etwas falsch läuft im Unterricht. Manchmal muss sich die Hand erst dehnen, bei manchen entstehen da durchaus Schmerzen, und z.b. Oktaven muss man irgendwann auch bei „ein bisschen Klavier spielen“ greifen können. Ein guter Lehrer begleitet dabei und kann etwas dazu sagen, wenn die Schmerzen normal sind oder zuviel und unangebracht.

Zum Herumbiegen: Ich biege an den Fingern meiner Schüler auch schonmal rum, wenn die die Finger stets komplett flach halten. Sowas bringt keine Schmerzen mit sich. Ich stelle die Finger einfach auf, und der Schüler weiß ohne großes Rumgefasel, wie die bessere Handstellung aussehen und sich anfühlen soll. Einen Finger zu biegen tut doch nicht weh, es sei denn, ich biege ihn nach hinten, und welcher Klavierlehrer sollte sowas tun…
Und runde Finger SIND nun einmal halbwegs wichtig, wenn man die Sachen einigermaßen schön (heißt auch: einigermaßen gleichmäßig) spielen und sich nicht komische (auf Dauer möglicherweise auch schmerzhafte, auf jeden Fall aber sich selbst behindernde) Greifhaltungen angewöhnen will.

i.Ü. ist Lernen auch nicht nur „Spaß“. Manchmal lernt man für den weiteren Verlauf am meisten an Stücken, die einem erstmal keinen Spaß machen. Ich hatte als Kind selbst nie Lust auf Klavierspielen, demzufolge auch nicht wirklcih Spaß. Ich war einfach faul. Wäre ich nach dem Spaßfaktor gegangen, hätte ich nichts gelernt. Lernen ist Arbeit, kein Spaß. Das, was herauskommen soll, macht Spaß, wenn man soweit ist, dass es einem halbwegs leicht von der Hand geht. Der Weg dahin kann aber durchaus steinig sein, was natürlich vom einzelnen Schüler genauso abhängt wie von seinem Lehrer wie ebenfalls von der Chemie zwischen beiden.
Dass der Lernprozess selbst Spaß macht, kann vorkommen, schaffen viele aber nicht unbedingt, weil es anstrengend sein kann und langwierig ist und nicht immer sofort das rauskommt, was man erwartet. Klavierspielen kann frustrieren, aber mächtig. Man braucht viel Geduld. (bei anderen Intrumenten nochmal mehr). Den Spaß als erste Komponente des Klavierlernens in den Mittelpunkt zu stellen, finde ich ein bisschen am Leben vorbei und manchmal auch gefährlich. Wenn es bei dir selbst so gelaufen ist, ist das zu begrüßen, aber nicht wenige v.a. Erwachsene stoßen beim Instrument-Lernen nicht selten an Grenzen, an die sie im Grunde lieber nicht gestoßen wären. Entdecken Schwächen und Frustrationen bei sich, auf die sie lieber verzichtet hätten. Ein Lehrer braucht hier manchmal therapeutisches Einfühlungsvermögen, er muss genau merken, wie viel oder wie wenig er vom Schüler fordern kann, bzw. muss auf richtige Weise damit umgehen, wenn der Schüler merkt, dass er seinen EIGENEN Erwartungen nicht hinterherkommt (das kommt bei Erwachsenen viel häufiger vor.)

Kurz und knapp: man kann nicht per se sagen, dass jene Dinge im Unterricht schlecht sind und andere gut. Jeder Lehrer hat eine andere Herangehensweise und ein anderes Konzept, das der Schüler leider nicht so schnell auf Qualität prüfen kann, leider. Vielleicht aber auch gut, weil es „das richtige Unterrichten“ so genau sowieso nicht gibt.

gruß
Judith

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