Kleine Meise

Hallo
Donnerstag abend fand ich 2 kleine Meisen auf unserem Balkon. Sie kamen wohl aus dem Nest, das sich hoch oben am Hausgiebel (unerreichbar) befindet. Ich habe sie zunächst dort belassen, in der Hoffnung, dass der Altvogel sie findet und füttert. Gepiept haben sie vernehmlich.
Am nächsten Morgen war eine Meise tot. Die andere habe ich mit ganz klein gestampften Jungvogel- Futterbrei mit Wasser vermengt gefüttert. Ein Voglespezi in einer Aufzuchtstation (für Eulen) hat mir geraten, auch etwas Tartar mit einer Spritze zu verfüttern. Die ersten Tage machte sie gute Fortschritte und hat sich sehr erholt. Seit gestern mittag frißt sie kaum noch und wird immer schwächer.
Gibt es noch einen Tip wie ich sie retten kann?
Ich halte sie in einem mit neutralen Tempo- Tüchern ausgepolstertem Schuhkarton. Stundenweise schalte ich eine Infrarot- Lampe an. Wasser nimmt sie aus einer Pipette meistens auf.

Gruß:
Manni

Knut-Effekt
Servus,

„aus dem Nest gefallene“ Jungvögel sind meistens nicht zufällig gefallen, sondern rausgeworfen worden, weil sie aus welchem Motiv auch immer von den Alten oder den Geschwistern als nicht lebensfähig angesehen wurden.

Wenn Du aus dem Wildvogel eine Art Haustier machen willst, könntest Du beim spezialisierten Tierarzt abklären lassen, ob es Infektionen, Hirnschäden oder was auch immer für Defekte gibt.

Wenn Du allerdings mal eine Brut Meisen nach dem Ausfliegen beobachtet hast, die noch lange zusammen bleiben und ununterbrochen miteinander schwätzen, wirst Du die Chancen der Aufzucht eines nicht sozialisierten Einzelgängers zu einem Vogel, der sich auswildern lässt, mit ungefähr Null beurteilen.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

Hallo,

„aus dem Nest gefallene“ Jungvögel sind meistens nicht
zufällig gefallen, sondern rausgeworfen worden, weil sie aus
welchem Motiv auch immer von den Alten oder den Geschwistern
als nicht lebensfähig angesehen wurden.

Kann sein.

Wenn Du aus dem Wildvogel eine Art Haustier machen willst,

Möchte ich nicht. Ich versuche ihn nur hochzupäppeln, bis er fliegen kann.

Gruß:
Manni

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Manni, es tut mir so leid für Dich und das Vögelchen. Toll, was Du alles für die Meise machst. Wer weiß, vielleicht gibt es ja noch ein kleines Wunder…

Hallo Manni.

Leider ist das, was du gerade erlebst, anscheinend typisch für junge Meisen.

Zuerst fressen sie gut und scheinen putzmunter und plötzlich werden sie krank und sterben.

Keine Ahnung, was denen fehlt. Allerdings denke ich auch, dass eine handaufgezogene Meise so gut wie keine Chance in der freien Natur hat.

mfg

OT
Hallo

Zuerst fressen sie gut und scheinen putzmunter und plötzlich werden sie krank und sterben.

Auch wenn es keinen interessiert, will ich mal meine Kenntnisse zu einsamen Igelkindern im Herbst verbreiten: Bei denen ist es auch immer so, und zwar deswegen, weil sie immer stark von Lungenwürmern befallen sind. Wenn sie dann gut zu fressen kriegen, geht es zuerst ihnen viel besser, und dann den Lungenwürmern. Die darf man also zuerst mal nicht viel füttern, sondern zuerst mal die Lungenwürmer bekämpfen.

Könnte ja sein, dass es jemand, der das noch nicht wusste, liest und im nächsten Herbst einen kleinen Igel findet.

Viele Grüße

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Hallo,

Manni, es tut mir so leid für Dich und das Vögelchen. Toll,
was Du alles für die Meise machst. Wer weiß, vielleicht gibt
es ja noch ein kleines Wunder…

Leider nein, es war alles umsonst (auch das nächtliche Aufstehen mit Füttern).
Sie ist wegen einer Magenverstopfung verhungert. Anscheinend ist das empfohlene Futter für Jungvögel- obwohl von mir mit einem Mörser zermalen und als weicher Brei mit Wasser verfüttert- für sie unverdaulich gewesen.
Schade. Hat mir leid getan. Sie ist gestern in meiner Hand eingegangen.

Gruß:
Manni

PS: ich würd’s im Wiederholungsfall aber trotzdem erneut versuchen.

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Hallo,

leider hast du einiges falsch gemacht. Kannst du aber nicht wissen, wenn du keine Erfahrung hast. Der Tipp mit dem Tartar ist so ziemlich der ungeeignetste gewesen, den ich mir denken kann. Ich will dem Menschen, der ihn gegeben hat, keinen Vorwurf machen, er zieht Eulen (Fleischfresser) hoch und da mag das alles gut und richtig sein. Meisen sind zwar auch Fleischfresser, aber sie ernähren ihre Brut mit Insekten und Insektenlarven.

Das nächste Mal besorgst du dir im Zoofachhandel Mehlwürmer. Auf 50 g (das ist oft die Abgabemenge pro Portion) gibst du in einer geeignet große Schale (Randhöhe 5 cm oder mehr, die Biester können klettern) 3-4 EL Haferflochen dazu. Schichthöhe Würmer&Haferflocken ungefähr 1-2 cm. Dann noch ein oder zwei Eierkartonstücke und du hast eine ganz feine Mehlwurmstation. Futtertiere sollten gut gepflegt werden, denn davon leben die anderen schließlich.

Mit diesen gut genährten Mehlwürmern fütterst du die Jungtiere, am besten mit einer Pinzette. Gesunde Tierchen sollten auf Berührrung/Erschütterung wie blöd losbetteln. Je kleiner diese sind, desto kleiner dürfen die Würmer sein. Wenn möglich, verfüttere bei kleinen Jungvögeln die weißen, frisch gehäuteten. Hast du nur ungehäutete und/oder größere Würmer, dann quetsche ihnen den Kopf mit der Pinzette platt (da musst du durch). Damit sie den Jungvögeln nicht dauernd aus dem Schnabel rennen. Wenn die Vögelchen größer werden, kommen sie auch mit den größeren Würmern zurecht, aber den ganz kleinen, hilflosen und nackten muss man ein wenig helfen.

Alternativ und dazu gefüttert ist verdeckelte Bienenbrut geeignet. Die bekommt man eventuell bei einem Imker mit Wabe (zur Zeit wird Drohnenbrut gerne abgegeben). Man zieht die Maden/Puppen aus der Wabe und verfüttert sie. Keine Sorge, auch wenn die Made wirkt als könnte sie niemals in einen Jungvogel passen: es klappt schon.

Wir rühren dazu auch noch aus Aufzuchtfutter (Eifutter) einen halbfesten Brei an. Grad so fest, dass man kleine Kügelchen formen kann, aber auch nicht zu trocken. Das wird abwechselnd mit den Würmern gegeben.

Diese Kost ist für so gut wie alle Jungvögel (Amseln, Meisen, diverse Insektenfresser, Spatzen, Finken…) geeignet, solange sie noch Nestlinge sind.

Den Unkenrufern sei gesagt: Man kann Jungvögel erfolgreich großziehen und auswildern! Nicht jeder Jungvogel, der aus dem Nest fliegt, ist krank. Manchmal fallen sie Nesträubern zum Opfer, oder sie wurden bei Wind aus dem Baumnest geschüttelt. Oder man bemerkt, dass die Elternvögel von der Katzgefressen wurden… Richtig aber ist, dass man einige Erfahrung braucht. Als Neuling in der Jungvogelaufzucht ist es schwierig, da wäre es schön, man hätte einen Mentor an der Seite. Aber auch mit Erfahrung geht noch manches schief.

Ach ja Lungenwürmer: Ja, das haben Vögel auch. Allerdings merkt man das an der Kurzatmigkeit der Tiere. Auch bakterielle Darmgeschichten sind nicht selten. Prophylaktisch sollte man nichts machen. Bei Verdacht aber nach Möglichkeit zu einem Arzt mit Erfahrung mit Vögeln.

Und Vorsicht mit Wasser!!! Vernünftig gefütterte Jungtiere brauchen kein extrawasser, außer es ist sehr heiß, oder sie haben Durchfall. Im letzteren Fall lieber das Futter, dass angerührt wird, etwas matschiger machen. Wenn man Wasser gibt, dann tropft man einen Tropfen an den Schnabelrand. Wenn die Tiere den trinken, ist es ok. Wenn sie sich schütteln, erst mal lassen. Nicht „gewaltsam“ einflössen.

Soviel mal ganz grob und oberflächlich für’s nächste Mal. Man könnte Bände schreiben über das Thema. Vielelicht finde ich eine vernünftige Seite, die man das nächste Mal empfehlen kann.

LG Barbara

Hi Plüschige,

genialer also du kann man unfreiwilligeren Vogeleltern den ganzen Krust nicht beibringen. Wenn ich könnte, hättest du Milliarden Sternchen.

Ich schreib dir das auch nur deswegen, weil man hier mittlerweile aber auch man gar nichts mehr über die ehedem so wichtige Archivsuche findet, die komplett down ist und vollkommen für den Arsch.

Mit der Suche nach eigenen Artikeln hingegen findet sich noch was so dann und wann. Hoffentlich sieht das die Modeuse hier ähnlich und löscht mich nicht gleich wieder.

Zahllos oft ist mir und meinem Umfeld eben genau das gleiche Problem untergekommen, nächstens brauch ich (hopefully) nur deinen Artikel kopieren.

Danke, Pluschi

Lieben Gruß

Annie

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Guter Text!
Hallo Barbara,

ich kann alles bestätigen, was du schreibst. Meine Mutter zieht seit 35 jahren Jungvögel auf, und ihre Erfahrungen sind genau die gleichen. Wir hatten Amseln, eine Wacholderdrossel, diverse Spatzen, Meisen, einen Mauersegler, eine Krähe … Viele sind gestorben, einige sind auf Dauer geblieben (wir hatten ein Spatz mit Epilepsie, kein Scherz), und einige wurden von uns ausgewildert (z.B. der Mauersegler.)

Unterkühlung ist ein häufiges Problem bei Jungvögeln. Ein Jungvogel, der schon eniige Stunden oder gar eine ganze Nacht auf dem Boden unter dem Nest zugebracht hat, ist in der Regel schon gesundheitlich angeschlagen.

Je kleiner die Jungvögel sind, um so schwieriger wird es auch, sie durchzubringen. Befiederte Jungvögel kurz vor dem Flüggewerden sind gersdezu ein Kinderspiel im Gegensatz zu Vögeln, die nur wenige Tage alt, nackt und blind sind. Aber auch das geht. :smile:

Liebe Grüße,
Max

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An Mod: Vorschlag für FAQ
Hallo Bel Ria,

ich finde, dieser Beitrag von Peluche wäre prädestiniert für die FAQ.

Schöne Grüße
Jule

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Hallo,

Das nächste Mal besorgst du dir im Zoofachhandel Mehlwürmer.

Habe ich gemacht. Allerdings erzählte mir der „Vogelvater“ diese seien zu hart für die Kleinen. Deshalb habe ich dann umgestellt.

Gruß:
Manni

Habe ich gemacht. Allerdings erzählte mir der „Vogelvater“
diese seien zu hart für die Kleinen.

Ja. Deswegen die frisch gehäuteten verfüttern, wie Barbara schrieb.

Allerdings glaube ich, daß deine Meise nach einer nacht im Freien eh keine Chance mehr hatte.

Gruß,
Max

Hallo,

Allerdings glaube ich, daß deine Meise nach einer nacht im
Freien eh keine Chance mehr hatte.

Nö, sie hatte sich in 2 Tagen überraschend gut erholt. Dann kam der Absturz durch Verstopfung des Magens.

Gruß:
Manni

Hallo Jule,

ich finde, dieser Beitrag von Peluche wäre prädestiniert für
die FAQ.

Gute Idee, wird erstellt :smile:

Gruß
BelRia

Hallo!
Die Mehlwürmer, falls es nicht die frisch gehäuteten sind, mixern und verfüttern. Ist zwar brutal, aber besser für die kleinen Vögel.

Gruß,
Eva