In den großen Medien (SPON, Zeit Online) wurde nicht berichtet. Lediglich die Tagesschau hat eine Meldung hierzu eingestellt, wohlgemerkt aber nach 19 Kommentaren, in denen Ungarn weit überwiegend Zustimmung zu seiner Politik ausgesprochen wurde, die „Kommentierung der Meldung beendet“: Ungarn hat seinen zweiten Zaun an der Grenze zu Serbien fertiggestellt. Das 155 Kilometer lange Bauwerk erhöhe die Sicherheit des Landes, sagte Innenstaatssekretär Karoly Kontrat nahe der Grenzstadt Röszke. Die Regierung von Ministerpräsident Viktor Orban will mit dem Zaun verhindern, dass die Zahl der Migranten wieder zunimmt, die über Ungarn nach Westeuropa gelangen wollen.
Dabei heißt es doch immer, der Schutz der EU-Außengrenzen sei so wichtig. Müsste Merkel jetzt nicht eigentlich ein Dankschreiben an Orbán schicken, wenn sie damals schon unterwürfig zu Erdoğan fuhr wegen des Flüchtlingsabkommens? Wie steht denn die Bundesregierung nun zu Ungarn? Kann es sein, dass sie sich weiterhin nach außen hin „gegen Abschottung“ positioniert, während sie klammheimlich genau weiß, wie sehr sie darauf angewiesen ist, dass sich der Herbst 2015 nicht mehr wiederholt? Oder fürchtet man, dass das Gerede von einer ach so unmöglichen nationalen Grenzsicherung Risse bekommt, weil die Ungarn es einfach machen, anstatt sich wirklichen Maßnahmen zu verwehren?
Alle reden immer von Trump und Erdoğan. Komisch, dass Merkels Zustimmungswerte wieder ansteigen, obwohl sie eine so inkonsequente Politik verkörpert. Ich jedenfalls wähle lieber politisch Kräfte, die selbst für einen Wandel in der Politik stehen, anstatt sich nur darauf zu verlassen, dass andere schon die Drecksarbeit machen, damit man sich selbst als Sauberfrau darstellen kann.