Kleinkind und Musikunterricht

Hallo liebe Gemeinde,

wir haben eine bald 3-jährige Tochter. Wenn diese es auch möchte, würde ich sie gerne ein Instrument spielen lassen. Sie kommt jetzt in den musischen Kindergarten.
Ab wann ist es denn ratsam, mit einem Instrument zu beginnen? Ist 3 Jahre noch zu jung dafür (keine musische Hochbegabung, ganz normales Kleinkind). Mit welchem Instrument könnte man denn starten? Welches ist für ein Kleinkind das beste Einstiegsinstrument?

Ich weiß, dass alles relativ ist. Aber vielleicht gibt es fachtheoretische Vorschläge, praktische Erfahrungswerte, die jemand gerne weiter geben möchte.

Gruß
numbat

Hallo,

ich hab schon von 3jährigen gehört, die mit einem Instrument angefangen haben (in dem Fall war das Geige).
Meine Schüler waren bisher nie jünger als 5 (Klavier). Mit einer 4jährigen hab ich bisschen was ausprobiert, das ging auch, aber es war halt einmal. Eine Freundin von mir unterrichtet eine 4jährige, offenbar ohne große Probleme.
Es geht also irgendwie. Aber ich weiß nicht, ob man durch früheres Anfangen auch einen Vorsprung hat gegenüber Kindern, die mit 6 oder 7 anfangen. Ich habe oft bemerkt, dass Kinder, sobald sie in die Schule kommen, durch das andere, leistungsorientiertere Umfeld quasi automatisch auch mehr Konzentration und Ausdauer beim Instrumentalunterricht mitbringen. Bei Vorschulkindern ist oft nach 15-20 Minuten Schluss mit der Konzentration, und dann geht manchmal gar nichts mehr.
Aber man kann auch in 20 Minuten was lernen. Allerdings kann man mit Kindern, die schon in die Schule gehen und zumindest schon die meisten Buchstaben kennen, etwas schneller ins normale Notenlesen/Tasten benennen etc. einsteigen. Die begreifen auch schneller.

(Ich kenne mich allerdings auch nicht so mit kindlichen, spielerischeren Lernmethoden aus, wo man den Tasten/Noten vielleicht erstmal andere Namen als C,D,E etc. geben muss.)

Wenn also jetzt im Moment seitens des Kindes der große Wunsch nach einem Instrument bestehen sollte, kann man es sicher mal probieren. Schaden kann es jedenfalls nicht, aber es kann auch sein, dass die Ausdauer schnell auch wieder weg ist. Ich hatte zwei fünfjährige Schüler, die nach 2 Monaten aufhörten, und mit 7 dann wieder anfingen.
Da würde ich sehr viel mit dem Lehrer Rücksprache halten.
Zu Ausdauer zwingen würde ich das Kind in dem Alter aber keinesfalls. Die sind stillsitzen und Konzentration noch überhaupt nicht gewöhnt und ich finde, sie sollten es auch nicht müssen. Ab 6 Jahren kommt vieles davon automatisch.

Als Einsteige-Instrument für kleine Kinder scheint sich die Blockflöte bewährt zu haben. Ist wahrscheinlcih recht leicht zu „bedienen“, aber man muss den Klang halt auch mögen…
Zudem gibt es dafür mehr Gruppenunterrichtsangebote, das ist für kleine Kinder immer schöner.

Gruß,
Judy

Moin,

Aber vielleicht gibt es
fachtheoretische Vorschläge, praktische Erfahrungswerte, die
jemand gerne weiter geben möchte.

neben der schon genannten Blockflöte gibt es das Orffsche Schulwerk mit seinen Instrumenten.
Speziell die Xylophone und Metallophone können Dreijährige wunderbar zur Erzeugung einfacher Melodien nutzen.

Gandalf

Blockflöte ist ein tolles Instrument, aber da würde ich vor Gruppenunterricht unbedingt abraten, weil das durch die ungenau Intonation an Folter grenzt.

Hallo numbat,

ich habe eine fast achtjährige Tochter. Ich selbst wollte gern als Kind Klavier spielen lernen, es ging aber nicht, und ich nahm erst im Erwachsenenalter Unterricht. Wir haben hier ein Digitalpiano stehen, ein Klavier fand ich bei meinem Leistungsstand und auch meinen Ambitionen einfach zu viel des Guten (auch vom Preis her). Meine Tochter hat vor ca. 3 Jahren, glaube ich, „Little Amadeus“ im Fernsehen gesehen, und seitdem wollte sie unbedingt Geige spielen lernen. Ich habe meine damalige (allerdings ältere) Klavierlehrerin gefragt, wie das mit einem Instrument aussieht, und sie empfahl mir, sie erst in einem Chor singen zu lassen, um erst die eigene Stimme zu „beherrschen“. Ich machte mich auf die Suche und fand in der Nachbarstadt die Domsingschule, wo sie auch heute noch singt, allerdings mit einem Jahr Pause letztes Jahr.

Seit einigen Wochen hat sie endlich mit dem lang ersehnten Geigenunterricht begonnen, und es macht mich kirre, wenn sie übt. Insbesondere deshalb, weil sie sich vehement weigert, nach Noten zu spielen, und nur aus dem Gedächtnis spielt. Die Lieder sind aber teilweise sehr ähnlich und unterscheiden sich nur an wenigen Stellen, und es nervt mich tierisch, wenn sie das alte Lied statt des neuen spielt. Sie soll nach Möglichkeit mindestens 10 Minuten am Tag üben, aber es klappt nicht täglich, und auch an den Tagen, an denen sie übt, fragt sie jede Minute, ob die 10 Minuten vorbei sind. Oder sie spielt gar nicht, hält nur die Geige in der Hand ein paar Minuten und fragt mich, ob die 10 Minuten schon vorbei sind. Ich habe ihr auch mehrmals gesagt, dass sie meinetwegen gar nicht üben muss, sie braucht es mir nur zu sagen, und ich kündige den Unterrichtsvertrag. Aber wenn ich bezahle, dann will ich auch, dass sie übt, denn sonst ist mir das Geld einfach zu schade. Mal gucken, wie lange ich das noch mitmache!

Es geht allerdings auch mit 3 …
Klavier: http://www.youtube.com/watch?v=9Ygzf709CmI

Vierjähriger am Klavier:
http://www.youtube.com/watch?v=omuYi2Vhgjo

Geige mit 3:
http://www.youtube.com/watch?v=MG5gS4Ry6RA

aber es ist sicherlich nicht der Normalfall.

Ist 3 Jahre noch zu jung dafür (keine musische Hochbegabung,
ganz normales Kleinkind). Mit welchem Instrument könnte man
denn starten? Welches ist für ein Kleinkind das beste
Einstiegsinstrument?

Wenn es unbedingt ein Instrument sein muss, finde ich, wie Gandalf auch, das Orff- Schulwerk in Ordnung, mehr aber auch nicht. Für die Kinderkantorei der Domsingschule mussten wir übrigens auch ein Glockenspiel kaufen, das haben sie dort benutzt (neben der Stimme, sozusagen).

Das ist so, meine bisherige Erfahrung, ohne fundierten musikalischen Hintergrund allerdings!

Viele Grüße
Christa

Ausdauer

Es geht allerdings auch mit 3 …
Klavier: http://www.youtube.com/watch?v=9Ygzf709CmI

Vierjähriger am Klavier:
http://www.youtube.com/watch?v=omuYi2Vhgjo

Geige mit 3:
http://www.youtube.com/watch?v=MG5gS4Ry6RA

aber es ist sicherlich nicht der Normalfall.

Nein, das ist natürlich überhaupt nicht der Normalfall, sonst würden diese 3jährigen ja nicht mit Rieu (oder wem auch immer) auf der Bühne gezeigt oder als „prodigy“ („Wunderkind“) bezeichnet werden.
An sowas sollte , nein DARF! sich keiner messen! Ebensowenig wie sich normalbegabte Schüler an virtuosen Profi-Aufnahmen messen dürfen. Ich habe ein bisschen den Eindruck, dass dies (u.a. durch youtube) zu schnell getan wird, dieses sich-messen an Ausnahmetalenten - und dadurch dann ein hoher Erwartungsdruck entsteht, dass bei einem selbst auch alles so schnell und prima und sofort ohne lange Hinarbeitszeit klappen muss.

Seit einigen Wochen hat sie endlich mit dem lang ersehnten
Geigenunterricht begonnen, und es macht mich kirre, wenn sie
übt. Insbesondere deshalb, weil sie sich vehement weigert,
nach Noten zu spielen, und nur aus dem Gedächtnis spielt. Die
Lieder sind aber teilweise sehr ähnlich und unterscheiden sich
nur an wenigen Stellen, und es nervt mich tierisch, wenn sie
das alte Lied statt des neuen spielt. Sie soll nach
Möglichkeit mindestens 10 Minuten am Tag üben, aber es klappt
nicht täglich, und auch an den Tagen, an denen sie übt, fragt
sie jede Minute, ob die 10 Minuten vorbei sind. Oder sie
spielt gar nicht, hält nur die Geige in der Hand ein paar
Minuten und fragt mich, ob die 10 Minuten schon vorbei sind.
Ich habe ihr auch mehrmals gesagt, dass sie meinetwegen gar
nicht üben muss, sie braucht es mir nur zu sagen, und ich
kündige den Unterrichtsvertrag. Aber wenn ich bezahle, dann
will ich auch, dass sie übt, denn sonst ist mir das Geld
einfach zu schade. Mal gucken, wie lange ich das noch
mitmache!

Ich denke, hier brauchen sowohl der Schüler als auch die Eltern noch ein wenig Ausdauer. So eine keine-Lust-aufs-Üben-Phase haben die meisten Kinder, v.a. weil es heute so extrem viel Ablenkung gibt und man heute eher schnelle, aber kurze Erfolge gewöhnt ist.
Wenn sich so eine Phase über mehr als ein Jahr hinstreckt, dann würde ich nochmal überlegen, aber nach ein paar Wochen würde ich noch keinesfalls gleich wieder aufhören. Kinder wollen nun mal lieber spielen als sich anstrengen. Und üben ist anstrengen.
Ich habe etliche Schüler gehabt, die eine Zeit lang fast nichts gemacht haben, und dann, hoppla, kam der Antrieb nach ein, zwei Jahren doch. Andersrum kenne ich es aber ebenso. Antrieb und Motivation ist nichts, was gleich bleibt, das ist ständigen Veränderungen unterworfen.

Ich habe auch Schüler, die seit Jahren überhaupt nicht üben. Ich hab damit kein Problem. Ich finde immer was, das ich denen beibringen kann, das deren Ohr, Fingerspitzengefühl, Sensibilität und Wissen trainiert. Solange sie grundsätzlich Interesse an Musik haben, habe ich als Lehrer trotzdem Spaß mit ihnen im Unterricht. Natürlich kommen die weniger schnell voran. Aber es gibt doch sowieso nicht DAS EINE zu erreichende Ziel.
Auch gibt es Schüler, die spielen sehr viel auswendig und andere wiederum nur nach Noten. Ich versuche immer das zu trainieren, was bisher eher weniger beachtet wird, aber ich muss die Kinder nicht prinzipiell verbiegen. Es ist nicht schlimm, der auswendig-Typ zu sein. Auch wenn Deine Tochter lieber alte Stücke übt als neue, trainiert sie doch das Geigespielen an sich. Selbst wenn sie dann nicht hundertprozentig im „Lehrplan“ steckt.
Ein Instrument halbwegs zu beherrschen, das ist etwas, wovon die Kinder später profitieren können, weil gewisse Bewegungen einfach „drin“ sind, wenn man sie im Kindesalter lernt. Und Erfüllung und Eigenantrieb beim Instrumentspielen habe auch ich erst mit 26 entdeckt, das muss ich von den Kindern nicht erwarten. Wenn ich sie irgendwie bei der Stange halten kann, jeden auf seine Weise, dann hab ich schon einen Beitrag geleistet dazu, dass diese Kinder Musik ihr Leben lang mit wohlwollenden Augen betrachten und ein Gespür dafür haben, wie es sich anfühlt, mit den Händen zu arbeiten und Musik selbst entstehen lassen zu können. Und dass langsames, ausdauerndes Arbeiten auch Erfolge bringt.

Dass du möchtest, dass Deine Tochter jeden Tag übt, ist schon sehr löblich, ich finde es auch ok, dem Kind zu vermitteln, dass Fleiß und Ausdauer dazugehören (wie zum gesamten Leben ja auch). Aber es gibt einen schmalen Grat zwischen Fleiß verlangen und gleich an Kündigung denken. Die Kündigung mal in den Raum stellen ist ok, aber mit dem Durchziehen wäre ich vorsichtig, und da würde ich v.a. auch dem Urteil des Lehrers trauen, ob es sich auch mit weniger üben für die Kleine lohnen würde.
Irgendwie habe ich das Gefühl, dass genau diese Einstellung seitens der Eltern: „ich zahle, also muss es sich auch lohnen“ dann auch dazu führt, dass man lieber gar ncihts mitnimmt als ein bisschen was, dafür langsamer. Und dann unterscheiden sich die Eltern in ihrer mangelnden Ausdauer nicht so sehr vom ausdauerlosen Kind.

Gruß
Judy

4 Like

Hallo Judy,

du hast dir so viel Mühe gegeben und mir so viel geschrieben, dass ich dir gerne auch nicht nur in 2 Sätzen darauf antworten würde, Momentan habe ich leider nur noch etwas dringendere Sachen zu erledigen. Aber ich komme darauf zurück, versprochen. Erstmal also nur danke für deine Antwort. :smile:

Viele Grüße
Christa

1 Like

Hallo,
mal wieder ein tolle , fundierte Antwort…
Besonders, DAS…

"Aber es gibt doch sowieso nicht DAS EINE zu erreichende Ziel. "

finde ich richtig toll.
Genau so hat es mein Lehrer bei mir vermittelt;
ich spiele Keyboard und Klavier in einer Kirchenband und im Duo im meiner Frau (Klarinette) , aber zum „echten“ üben komme ich ich kaum…
Ich habe zur Zeit mein Niveau, und hab irre Spass dabei, ohne je ein Profi o.ä. zu werden…

Jörg.

Hallo Judy,

An sowas sollte , nein DARF! sich keiner messen!

ich hatte das, auch wenn es vielleicht nicht so rüberkam, nicht als Beispiel für „mach das“ gegeben, sondern fand es eher erschreckend, dass ein normal begabtes Kind mit nicht mal drei Jahren schon ein Instrument erlernen soll.

So eine keine-Lust-aufs-Üben-Phase haben die meisten Kinder

Klar, aber die hätte ich nach einer gewissen Zeit erwartet und nicht gleich von Anfang an. Nach dem ersten Unterricht hat sie am selben Tag noch zu Hause geübt, und zwar auch länger, bestimmt eine halbe Stunde, aber danach war schon die Luft raus, irgendwie.

Ich habe etliche Schüler gehabt, die eine Zeit lang fast
nichts gemacht haben, und dann, hoppla, kam der Antrieb nach
ein, zwei Jahren doch.

1-2 Jahre sind mir definitiv zu lang. Meinetwegen soll sie dann Pause machen, und wenn die Lust größer ist, wieder anfangen.

Antrieb und Motivation ist nichts, was gleich bleibt, das ist
ständigen Veränderungen unterworfen.

Das ist mir schon klar. Es ist bei Erwachsenen auch nicht anders.

Ich habe auch Schüler, die seit Jahren überhaupt nicht üben.
Ich hab damit kein Problem.

Klar, so lange das Geld fließt, hätte ich als Lehrerin auch kein Problem. :wink: Als Mutter aber schon, denn das Geld wächst nicht auf Bäumen, und Instrumentalunterricht ist nicht gerade billig.

Natürlich kommen die weniger schnell
voran. Aber es gibt doch sowieso nicht DAS EINE zu erreichende
Ziel.

Auch das ist klar. Aber um etwas klar zu stellen: ich möchte nicht, dass sie eine Musikerkarriere einschlägt. „Möchte nicht“ im Sinne von „das ist nicht mein Ziel“, und nicht im Sinne von „sie soll auf keinen Fall eine Musikerkarriere verfolgen“.
Und wenn sie ihre Grenzen hat und langsamer vorankommt als andere, ist mir das auch egal, SO LANGE SIE SPASS DARAN HAT. Nur momentan komme ich mir so vor, als ich sie quälen würde, und zwar jedes Mal wenn ich ihr sage, dass sie üben soll. Ich möchte aber auch nicht, dass sie mehr oder weniger vollkommen unvorbereitet zum Unterricht geht, denn dafür ist mir einfach mein Geld zu schade.

Auch gibt es Schüler, die spielen sehr viel auswendig und
andere wiederum nur nach Noten.

OK, das sehe ich ein. Aber auch die, die auswendig spielen, müssen irgendwann mal nach Noten zuerst gespielt haben, oder haben ein so gutes Gehör, dass sie nach Gehör spielen. Das Gehör, um danach zu spielen, hat sie meiner Meinung nach nicht, und für die erste Variante müsste sie ja erstmal die Noten lesen lernen, oder? Noch (allerdings erst nach 3-4 Wochen Unterricht) hat sie Schwierigkeiten, G, D, A und E auseinander zu halten auf dem Papier. Und langsam kommt auch schon der erste Finger zum Einsatz (bisher hatte sie nur auf den leeren Saiten gespielt), d. h. es wird wieder mehr, und irgendwann wird ihr Gedächtnis nicht mehr reichen, wie es jetzt noch bei den einfachen und kurzen Stücken tut.

Auch wenn Deine Tochter
lieber alte Stücke übt als neue, trainiert sie doch das
Geigespielen an sich.

Dann soll sie das aber in einem Teil des Hauses üben, wo ich sie nicht höre, und nicht vor meinem Arbeitszimmer. :smile:) Ich fand halt, dass wenn sie ein Stück 2-3x hintereinander fehlerfrei gespielt hat, sie ruhig mit dem Üben des nächsten Stücks anfangen kann.

Dass du möchtest, dass Deine Tochter jeden Tag übt, ist schon
sehr löblich, ich finde es auch ok, dem Kind zu vermitteln,
dass Fleiß und Ausdauer dazugehören (wie zum gesamten Leben ja
auch). Aber es gibt einen schmalen Grat zwischen Fleiß
verlangen und gleich an Kündigung denken.

Ja sicher. Aber wie bereits erwähnt, es war nicht (nur) wegen der Unregelmäßigkeit beim Üben, sondern weil sie immer anfängt zu stöhnen, wenn ich ihr sage, dass sie üben soll, und bisher auch nie von alleine die Geige genommen hat, um zu üben. Dafür hatte sie sich neulich wieder auf mein Digitalpiano gestürzt, um „Musik“ zu machen. Klavierunterricht wollte sie aber nicht haben, es musste unbedingt Geige sein. Ans Klavier geht sie zum Beispiel öfter allein, auch wenn sie dort nur „frei spielt“ und nicht nach Noten.

Irgendwie habe ich das Gefühl, dass genau diese Einstellung
seitens der Eltern: „ich zahle, also muss es sich auch lohnen“

Nein, aber „Ich zahle, also muss ich auch sehen, dass sie wenigstens ein bisschen Spaß daran hat und das nicht als Qual empfindet“. :smile:

Viele Grüße
Christa

Hallo Christa,

So eine keine-Lust-aufs-Üben-Phase haben die meisten Kinder

Klar, aber die hätte ich nach einer gewissen Zeit erwartet und
nicht gleich von Anfang an.

Das gibt es aber auch gar nicht so selten. Dass man sich erstmal auch ans üben, ans arbeiten gewöhnen muss. Manchmal kommt es erst, wenn man mal durch eine intensivere Übephase (z.b. vor einem Klassenvorspiel) ein Erfolgserlebnis hat und am eigenen Leib spürt, was man mit Arbeit tatsächlich erreichen kann.

Klar, so lange das Geld fließt, hätte ich als Lehrerin auch
kein Problem. :wink: Als Mutter aber schon, denn das Geld wächst
nicht auf Bäumen, und Instrumentalunterricht ist nicht gerade
billig.

Das verstehe ich natürlich schon. Ich könnte mir für meine Kinder nicht mal Instrumentalunterricht leisten. Trotzdem möchte ich nur darauf aufmerksam machen, dass es kein hinausgeschmissenes Geld sein muss, auch wenn das Mädchen wenig übt. Dass es trotzdem einen Effekt haben kann.
Ich würde hier wirklcih den Lehrer zu Rate ziehen. Ihn fragen, ob er ihre Vorbereitung ausreichend oder verbesserungswürdig findet. Und das Mädchen selbst fragen, ob sie denn am Unterricht Spaß hat (wenn schon nicht am Üben). Wenn ihr der Unterricht absolut egal sein sollte, oder gar zuwider, dann hat es natürlich keinen Sinn.

Auch das ist klar. Aber um etwas klar zu stellen: ich möchte
nicht, dass sie eine Musikerkarriere einschlägt. „Möchte
nicht“ im Sinne von „das ist nicht mein Ziel“, und nicht im
Sinne von „sie soll auf keinen Fall eine Musikerkarriere
verfolgen“.

schon klar :smile:

Nur momentan komme ich mir so vor, als ich sie quälen würde,
und zwar jedes Mal wenn ich ihr sage, dass sie üben soll. Ich
möchte aber auch nicht, dass sie mehr oder weniger vollkommen
unvorbereitet zum Unterricht geht, denn dafür ist mir einfach
mein Geld zu schade.

Vielleicht machst du mit ihr einen Deal: 4 Mal die Woche üben?
Ich selber hab als Kind auch nciht jeden Tag geübt (und ich hab doch Wettbewerbe gespielt und es später studiert.) Ich hatte auch nie Lust aufs üben. Nie! Und doch hatte ich Lust aufs spielen und v.a. vorspielen. Und wenn dann Konzerte oder Wettbewerbe anstanden, hab ich auch mehr gemacht als sonst.
Als Lehrer glaube ich, dass es keinen riesigen Unterschied macht, ob man jeden Tag oder z.b. aller zwei Tage übt. Schon gar nicht in dem Alter. Die ganze Woche lang nicht zu üben, da bleibt man auf jeden Fall eher stehen. Aber 3-4 mal pro Woche fände ich eigentlich ideal. In der Anfangszeit sind die Stücke ja auch noch so kurz, dass es schnell langweilig wird, sie jeden Tag durchzuspielen. Man kann auch zuviel (und dann quasi falsches) üben.

OK, das sehe ich ein. Aber auch die, die auswendig spielen,
müssen irgendwann mal nach Noten zuerst gespielt haben, oder
haben ein so gutes Gehör, dass sie nach Gehör spielen. Das
Gehör, um danach zu spielen, hat sie meiner Meinung nach
nicht, und für die erste Variante müsste sie ja erstmal die
Noten lesen lernen, oder? Noch (allerdings erst nach 3-4
Wochen Unterricht) hat sie Schwierigkeiten, G, D, A und E
auseinander zu halten auf dem Papier. Und langsam kommt auch
schon der erste Finger zum Einsatz (bisher hatte sie nur auf
den leeren Saiten gespielt), d. h. es wird wieder mehr, und
irgendwann wird ihr Gedächtnis nicht mehr reichen, wie es
jetzt noch bei den einfachen und kurzen Stücken tut.

Es gibt ein paar wenige Kinder, die haben tatsächlich eine enorme Notenleseschwäche. Die brauchen extrem lang für sowas. Die lernen tatsächlcih meist durch vormachen-nachmachen. Das wird natürlich irgendwann schwer, wenn die Stücke immer länger und schwerer werden und sie sich das im Unterricht erarbeitete bis nach Hause natürlich nicht mehr alles merken können.
Aber nur weil deine Tochter jetzt noch Probleme mit den Noten hat, muss es nicht heißen, dass sie diese Schwäche hat. Vielleicht hat sie sich noch nicht so ans Notenbild gewöhnt. Das kann wirklcih noch kommen. Aber genau beurteilen kann das natürlich nur ihr Lehrer.

Dann soll sie das aber in einem Teil des Hauses üben, wo ich
sie nicht höre, und nicht vor meinem Arbeitszimmer. :smile:) Ich
fand halt, dass wenn sie ein Stück 2-3x hintereinander
fehlerfrei gespielt hat, sie ruhig mit dem Üben des nächsten
Stücks anfangen kann.

Aber sie ist doch noch ein Kind! Wenn sie Spaß hat an dem einen Stück, dann ist das doch schön… Dass es einen selbst nervt, darf ja trotzdem sein. Ich hatte auch mal ein Obermieterkind, das wochenlang „Tanz der wilden Pferde“ geklimpert hat. Hat mich wahnsinnig gemacht… Aber es war doch ein Kind!

Ja sicher. Aber wie bereits erwähnt, es war nicht (nur) wegen
der Unregelmäßigkeit beim Üben, sondern weil sie immer anfängt
zu stöhnen, wenn ich ihr sage, dass sie üben soll, und bisher
auch nie von alleine die Geige genommen hat, um zu üben. Dafür
hatte sie sich neulich wieder auf mein Digitalpiano gestürzt,
um „Musik“ zu machen. Klavierunterricht wollte sie aber nicht
haben, es musste unbedingt Geige sein. Ans Klavier geht sie
zum Beispiel öfter allein, auch wenn sie dort nur „frei
spielt“ und nicht nach Noten.

Ich glaube echt, das kann man von Kindern nicht erwarten, dass die von allein mit der Arbeit anfangen. Wie gesagt, ich habe das selbst als Kind nie, und wenn mich meine Eltern nicht mehr oder weniger gezwungen hätten bzw. ich auch das Gefühl hatte, das müsse halt sein und gehört dazu, dann wäre ich nicht weit gekommen, keinesfalls.
Es gibt sicher Kinder, die das vollkommen von allein tun, aber wenn ich es einschätzen würde, wieviel Prozent, dann würde ich auf maximal 10% tippen.

Nein, aber „Ich zahle, also muss ich auch sehen, dass sie
wenigstens ein bisschen Spaß daran hat und das nicht als Qual
empfindet“. :smile:

Was sagt sie denn, wenn du ihr selbst deine Überlegungen ausbreitest? Wenn du sie fragst, ob sie wirklich Geige lernen will? Immernoch?

Grüße,
Judith

Hallo Judith (ihre Aerobic-Trainerin heißt übrigens auch so),

Und das Mädchen selbst fragen, ob sie denn am
Unterricht Spaß hat (wenn schon nicht am Üben). Wenn ihr der
Unterricht absolut egal sein sollte, oder gar zuwider, dann
hat es natürlich keinen Sinn.

nein, zuwider sicherlich nicht, und der Geigenlehrer ist auch sehr nett und sehr geduldig, deshalb kann ich mir vorstellen, dass ihr der Unterricht an sich schon Spaß macht.

Als Lehrer glaube ich, dass es keinen riesigen Unterschied
macht, ob man jeden Tag oder z.b. aller zwei Tage übt.

Tja, da scheiden sich wohl etwas die Geister. Meine beiden Klavierlehrerinnen, die ich hatte (beide schon im Erwachsenenalter), eine aus der jungen Generation (Jahrgang '75, der Unterricht war Anfang 2000er (also 2003-04, irgendwas um den Dreh), und eine, die quasi mitten in meinem Unterricht in Rente gegangen ist, waren sich einig, dass man besser täglich 5 Minuten als einmal die Woche 30 Minuten übt. Wobei du ja nur „täglich“ mit „jeden zweiten Tag“ verglichen hast, da ist der Unterschied nicht so krass. :smile:

Aber 3-4 mal pro Woche
fände ich eigentlich ideal.

Wozu ich sie zumindest bringen möchte ist, dass sie am Tag des Geigenunterrichts zu Hause übt. Das hat auch der Geigenlehrer ihr erklärt, dass sie sich das besser merken kann, was er ihr im Unterricht sagt, wenn sie das zu Hause gleich umsetzt. Wenn sie erst nach 1-2 Tagen anfängt, ist es schon „weg“.

Es gibt ein paar wenige Kinder, die haben tatsächlich eine
enorme Notenleseschwäche. Die brauchen extrem lang für sowas.

Na ja, nach 3-4 Wochen Unterricht und eher kaum Üben des Notenlesens würde ich in der Tat auch nicht gleich auf Notenleseschwäche tippen. Aber ob man eine Schwäche hat oder nicht, geübt werden müsste trotzdem, oder nicht?

Aber nur weil deine Tochter jetzt noch Probleme mit den Noten
hat, muss es nicht heißen, dass sie diese Schwäche hat.

Momentan führe ich es noch auf mangelndes Üben zurück!

Aber sie ist doch noch ein Kind! Wenn sie Spaß hat an dem
einen Stück, dann ist das doch schön…

Ja, das Haus ist aber groß genug. :smile:) Das Klavier steht unten (mein Arbeitszimmer ist oben), also werde ich doch versuchen, aus dem Wohnzimmer ein halbes Musikzimmer zu machen. Jetzt hat sie auch einen Notenständer, weil es nervig war, mit dem Buch ohne Ständer zu hantieren, und so kann ich ihr auch mal etwas am Klavier vorspielen, damit sie ungefähr weiß, wie das klilngen müsste, was sie zu spielen hat (mit den Notenlängen hat sie auch Probleme, aber die habe ich auch nach Monaten Klavierunterricht gehabt :smile:)

Ich hatte auch mal ein
Obermieterkind, das wochenlang „Tanz der wilden Pferde“
geklimpert hat. Hat mich wahnsinnig gemacht…

Du sagst/schreibst „geklimpert“. Ich finde, Geige als Soloinstrument, und auch noch in der Anfangszeit, eine durchaus anders zu bewertente Herausforderung für die Zuhörer als ein Klavier. :smile:)

Was sagt sie denn, wenn du ihr selbst deine Überlegungen
ausbreitest? Wenn du sie fragst, ob sie wirklich Geige lernen
will? Immernoch?

Ich habe sie ja gefragt, ob sie noch Unterricht haben möchte oder wir darauf verzichten (wenn ich ihr sage, dass sie üben soll, und ich ein Stöhnen mit „ach neee, nicht jetzt“ - später aber auch nicht!), aber dann springt sie doch sofort auf, wenn auch zähneknirschend, und sagt „ich übe ja schon!“ Nur hält das auch nicht lange, und nach 2 Minuten fängt sie an zu fragen, ob die 10 Minuten vorbei sind!

Das Problem ist natürlich auch, dass Ende des Monats die 6 Wochen Sommerferien anfangen, und da sie in den Ferien keinen Geigenunterricht hat, wird sie wieder komplett raus sein. :frowning:

Viele Grüße
Christa

Hallo nochmal,

Tja, da scheiden sich wohl etwas die Geister. Meine beiden
Klavierlehrerinnen, die ich hatte (beide schon im
Erwachsenenalter), eine aus der jungen Generation (Jahrgang
'75, der Unterricht war Anfang 2000er (also 2003-04, irgendwas
um den Dreh), und eine, die quasi mitten in meinem Unterricht
in Rente gegangen ist, waren sich einig, dass man besser
täglich 5 Minuten als einmal die Woche 30 Minuten übt.

DAS kann ich auch unterschreiben. Mehrmals die Woche ist natürlich auf jeden Fall besser als nur einmal die Woche. Aber ich wage zu behaupten, dass ich als Lehrer keinen riesengroßen Unterschied zwischen „jeden Tag“ und „jeden zweiten Tag“ erkennen würde. 4 oder mehr Tage dazwischen lassen natürlich wesentlich mehr vergessen.

Es gibt aber eben unterschiedliche Übetypen. Und es gibt Menschen, die quälen sich wirklich enorm, wenn sie jeden Tag ranmüssen. Die kommen auch mit Pausen dazwischen gut aus. Und wenn es halt ein bisschen langsamer vorangeht, ist das kein Riesenproblem.

Aber 3-4 mal pro Woche
fände ich eigentlich ideal.

Wozu ich sie zumindest bringen möchte ist, dass sie am Tag des
Geigenunterrichts zu Hause übt. Das hat auch der Geigenlehrer
ihr erklärt, dass sie sich das besser merken kann, was er ihr
im Unterricht sagt, wenn sie das zu Hause gleich umsetzt. Wenn
sie erst nach 1-2 Tagen anfängt, ist es schon „weg“.

Das stimmt tatsächlich. Vielleicht hilft es ihr, wenn sie weiß, dass sie mit der Arbeit am Unterrichtstag quasi eine Menge Arbeit an den nächsten Tagen „einsparen“ kann.
Vielleicht kannst du auch ausmachen, dass sie am Unterrichtstag übt und den Tag danach, und dann erstmal einen Tag frei hat.

Was sagt sie denn, wenn du ihr selbst deine Überlegungen
ausbreitest? Wenn du sie fragst, ob sie wirklich Geige lernen
will? Immernoch?

Ich habe sie ja gefragt, ob sie noch Unterricht haben möchte
oder wir darauf verzichten (wenn ich ihr sage, dass sie üben
soll, und ich ein Stöhnen mit „ach neee, nicht jetzt“ - später
aber auch nicht!), aber dann springt sie doch sofort auf, wenn
auch zähneknirschend, und sagt „ich übe ja schon!“ Nur hält
das auch nicht lange, und nach 2 Minuten fängt sie an zu
fragen, ob die 10 Minuten vorbei sind!

Ich hatte auch mal einen fünfjährigen Schüler, der hat nach 5 Minuten Unterricht immer ganz charmant und extrem süß gefragt: „Ich frag mich was! Ich frag mich was!“ Ich: „was denn?“
er: „Ich frag mich, wann die Stunde vorbei ist!“

Ich bin dann, obwohl er sich nie wirklcih weigerte oder nie wirklcih lustlos war, mit den Eltern übereingekommen, dass wir erstmal pausieren. Nach anderthalb Jahren hatte er ein bisschen Lust, wieder anzufangen, wir haben’s nochmal ausprobiert, und jetzt kommt regelmäßig nach über 30 Minuten Unterricht sein Kommentar: „schon vorbei? echt? Ich finde, das geht immer so schnell rum!“

Viele Grüße!
Judith