Klimawandel und Übersäuerrung der Meere ?

Hallo,

einerseits wird durch mehr CO2 in der Atmosphäre das Meerwasser theoretisch mehr CO2 aufnehmenund also saurer, andererseits wird das Meerwasser aber auch wärmer und kann daher weniger CO2 lösen - warum geht man trotzdem von einer Übersäuerungsgefahr aus? Ist diese Theorie gesichert oder reine Spekulation? Könnte der Ausschlag auch in die andere Richtung gehen?

Gruß, Paran

Moin Paran,

nun, der eine Effekt muss ja vom anderen nicht kompensiert werden, wenn trotz Erwärmung mehr CO2 gelöst wird, sinkt der pH-Wert trotzdem.

Aber es ist ja noch komplexer.
Das Meer kann CO2 kompensieren, indem es als CaCO3 ausgefällt wird, oder ev. gibt es Puffersysteme. Algen etc. wachsen besser (was aber durch andere Faktoren wieder limitiert werden kann etc.

Nichts (oder sehr wenig) auf der Welt ist monokausal!

Gandalf

Hallo Gandalf,

nun, der eine Effekt muss ja vom anderen nicht kompensiert
werden, wenn trotz Erwärmung mehr CO2 gelöst wird, sinkt der
pH-Wert trotzdem.

Schon klar, aber in Berichten wird die mit der Themaperatur abnehmende Lösungsfähigkeit für CO2 nie erwähnt, was den Schluss impliziert, dass es nicht in die Überlegung mit eingegangen ist.

Aber es ist ja noch komplexer.
Das Meer kann CO2 kompensieren, indem es als CaCO3 ausgefällt

Klar. Aus solchem, vor allem aber organisch ausgefälltem Kalk, bestehen die Alpen großenteils, auch in einem warmen Meer gebildet.
Wenn Kalk ausfällt, ist das CO2 gut untergebracht, beste Lösung.

wird, oder ev. gibt es Puffersysteme. Algen etc. wachsen
besser (was aber durch andere Faktoren wieder limitiert werden
kann etc.

Sicher gibt es zahlreiche Wechselwirkungen, aber aus geologischer Sicht lässt sich sagen, dass „je wärmer das Meer desto mehr Kalk“ gut hinkommt. Lässt sich sicher nicht genau berechnen, eben wegen vieler Einflussfaktoren, aber die Tendenz ist offensichtlich.

Nichts (oder sehr wenig) auf der Welt ist monokausal!

Keine Frage. Eben drum stöhrt es mich zu hören, der höhere CO2-Gehalt der Luft würde die Meere übersäuern. Das ist sehr monokausal argumentiert.
Wenn dem mehr Überlegungen zu Grunde liegen, sollte das zumindest mal am Rande erwähnt werden.

Gruß, Paran

Hallo,

Schon klar, aber in Berichten wird die mit der Themaperatur
abnehmende Lösungsfähigkeit für CO2 nie erwähnt, was den
Schluss impliziert, dass es nicht in die Überlegung mit eingegangen ist.

Diese Schluss ist regelmäßig ein Trugschluss. Wissenschaftler sind ja nicht ganz blöd.

Der CO2-Gehalt im Wasser steht ja im Gleichgewicht mit der CO2-Konzentration in der Atmosphäre. Wenn man also annimmt, das die Temp. und der Druck gleich bleiben, wird sich mit der Zunahme der Gaskonz. in der Atmosphäre also auch die Gasmenge, welche in Lösung geht erhöhen.
Die Temp. wirkt dem zwar entgegen, aber die Temp.-änderung ist vergleichsweise gering.
So ist z.B. 1Grad mehr nur eine Änderung um ca. 0,3%, wärend sich die CO2-Konz im Verhältnis erheblich stärker ändert, z.B. sich verdoppelt.

Keine Frage. Eben drum stöhrt es mich zu hören, der höhere
CO2-Gehalt der Luft würde die Meere übersäuern. Das ist sehr
monokausal argumentiert.

Das kann durchaus sein. Da spielen wohl noch sehr viele Parameter mit rein.
Aber ganz einfach hingehen und behaupten, das könne alles nicht passieren, ist auch nur eine Behauptung, die belegt werden müßte.
Gruß Uwi

Schon klar, aber in Berichten wird die mit der Themaperatur
abnehmende Lösungsfähigkeit für CO2 nie erwähnt, was den
Schluss impliziert, dass es nicht in die Überlegung mit
eingegangen ist.

Presse und WIssenschaft sind zwei verschiedenen Dinge. Nicht alles was in der Presse verkündet wird, ist aktueller Stand der Wissenschaft. Und nicht jede Überlegung der Wissenschaft wird in der Presse verkündet. Da kommt nur das was sich gut verkaufen lässt.

Hallo Paran,

nun, der eine Effekt muss ja vom anderen nicht kompensiert
werden, wenn trotz Erwärmung mehr CO2 gelöst wird, sinkt der
pH-Wert trotzdem.

Schon klar, aber in Berichten wird die mit der Themaperatur
abnehmende Lösungsfähigkeit für CO2 nie erwähnt, was den
Schluss impliziert, dass es nicht in die Überlegung mit
eingegangen ist.

Das geht alles aber auch nicht von heute auf Morgen!

Zuerst steigt der CO2 Gehalt der Luft.
Dadurch löst sich etwas mehr CO2 im Meer und der CO2 Gehalt der Luft sinkt wieder.
Durch das CO2 in der Luft wird es wärmer.
Dadurch werden auch die Meere wärmer.
Nun wird ein Teil des im Meer gelösten CO2 wieder ausgelagert, der CO2 Gehalt der Luft nimmt wieder zu.
Es wird noch wärmer.

Bei konstanter CO2 Menge pendelt sich das irgendwo ein.
Momentan nimmt aber der CO2 Gehalt schneller zu, als sich die Meere erwärmen.

MfG Peter(TOO)

Wenn Kalk ausfällt, ist das CO2 gut untergebracht, beste
Lösung.

Das ist keine gute Lösung. Die Ausscheidung von Kalk setzt CO2 frei.

Keine Frage. Eben drum stöhrt es mich zu hören, der höhere
CO2-Gehalt der Luft würde die Meere übersäuern. Das ist sehr
monokausal argumentiert.
Wenn dem mehr Überlegungen zu Grunde liegen, sollte das
zumindest mal am Rande erwähnt werden.

Was da so am Rande erwähnt werden könnte ist (vermutlich) noch viel be"scheidener".

Siehe dazu diese Literaturstelle ->und die Formel 6. Wenn man diese Formel für zwei Temperaturen rechnet (die konstanten sind für zwei Temperaturen tabelliert) kommt schnell heraus, dass die Abnahme der Löslichkeit von CO2 mit der Temperatur die dominierende Größe ist. Bei Temperaturerhöhung gibt das Meer nicht nur den völlig unerheblichen gelösten CO2- Vorrat zum Teil ab, sondern kontert richtig heftig durch CO2- Abgabe aus dem Kalk- Kohlensäure- Gleichgewicht. Da kommt das x- fache dessen zusammen, was als ideal gelöstesCO2 austritt.

Gruß

Peter

Hallo,

Die Ausscheidung von Kalk setzt CO2

frei.

Dass musst Du mir näher erläutern. Wie setzt die Bildung von CaCO3 CO2 frei? Habe ich mal anders gelernt und erscheint mir so immer noch logisch - aber ich bin sicher nicht auf dem neuesten Stand.

Gruß, Paran

Dass musst Du mir näher erläutern. Wie setzt die Bildung von
CaCO3 CO2 frei? Habe ich mal anders gelernt und erscheint mir
so immer noch logisch - aber ich bin sicher nicht auf dem
neuesten Stand.

Das ist das gleiche Prinzip wie in einer Tropfsteinhöhle. Calciumhydrogencarbonat bildet unlösliches Calciumcarbonat, Wasser und CO2.
Gruß, Peter

Hallo paran,

Aber es ist ja noch komplexer.
Das Meer kann CO2 kompensieren, indem es als CaCO3 ausgefällt

makroskopisch betrachtet erscheint es, als ob das Meer CaCO3 (und MgCO3) massenweise direkt ausfällen würde.
„Aber es ist ja noch komplexer …“ denn mikroskopisch betrachtet erkennt man den tatsächlichen Umweg über z.B. Mikrofossilien = Coccolithen (Kalkkörperchen mariner Flagellaten).
Nachprüfen läßt sich das etwa an Rügener Kreidekalkstein. Für die in der Kreidezeit marin entstandene Rügener Kreide ist ein CaCO3 -Gehalt von mindestens 97 % charakteristisch.

REM-Aufnahmen von Vertretern der Mikrofossiliengruppen, die die Hauptbestandteile der Matrix der Kreidekalksteine stellen, siehe z.B. bei: http://de.wikipedia.org/wiki/Kreide_%28Gestein%29

Dieser Vorgang der CO2 - Bindung läuft auch heute noch ab: „The long-term flux of coccoliths to the ocean floor is the main process responsible for the formation of chalk and limestone.“
Aus:
http://www.seos-project.eu/modules/marinepollution/m…

Gruß

Tankred

Hallo,

lt. deiner etwas eigenartigen Argumentation könnte man die Kalkalpen z.B. mit Essigsäure auflösen und so CO2 binden?

Falls „Nein“ - die Kalkalpen sind das Ergebniss warmer Meere in denen Kalk überwiegend biogen ausgefällt wurde.

Gruß, Paran

Hallo,

lt. deiner etwas eigenartigen Argumentation könnte man die
Kalkalpen z.B. mit Essigsäure auflösen und so CO2 binden?

Ich finde es mehr als „etwas“ eigenartig wie du aus den bisher von mir gegebenen Antworten so etwas Absurdes schlussfolgern kannst.

die Kalkalpen sind das Ergebniss warmer Meere
in denen Kalk überwiegend biogen ausgefällt wurde.

Das ändert doch nichts daran dass Hydrogencarbonat unter CO2- Abspaltung Carbonat erzeugt, welches mit Calcium- Ionen unlösliches Calciumcarbonat bildet. Bei Temperaturerhöhung. Du kannst das dabei entstehende CO2 doch nicht aus der Welt schaffen, indem du auf einen biogenen Prozess verweist, der dieses CO2 möglicherweise bindet. Wer sagt dir denn, dass dieser stets parat steht? Im einfachsten Fall bildet sich schlicht ein neues Gleichgewicht mit einem höheren CO2 Partialdruck in der Gasphase.
Gruß, Peter

Falls „Nein“ - die Kalkalpen sind das Ergebniss warmer Meere
in denen Kalk überwiegend biogen ausgefällt wurde.

Und dabei wurde Kohlendioxid frei:

http://de.wikipedia.org/wiki/Steinkorallen#Kalkbildu…

Hallo,

es wurde CO3 in CaCO3 gebunden und aus dem ursprünglichen Hydrogencarbonat ein CO2 freigesetzt. Außerdem es wurde ein Teil Hydrogencarbonat aus der Lösung genommen, so dass ein neues gebildet und damit wieder CO2 gelöst werden kann.

Letzlich bindet Kalk (CaCO3) CO2, statt selbiges freizusetzen. Da kommt man nicht drumrum.

Gruß, Paran

Hallo,

Du bleibst also dabei, dass die Bildung von Kalk langfristig mehr CO2 freisetzt, als bindet?

Gruß, Paran

Hallo,

Du bleibst also dabei, dass die Bildung von Kalk langfristig
mehr CO2 freisetzt, als bindet?

Wenn ich deine Antwort auf DrStupid’s Beitrag lese wird mir so einiges klar. Woanders nennt man das „kreative Buchhaltung“. Den Hinweis auf den Denkfehler werd ich ihm überlassen. Wenn er Lust dazu hat.

Obwohl es mir in den Fingern brennt.

Gruß, Peter

aus dem ursprünglichen
Hydrogencarbonat ein CO2 freigesetzt

Ja, genau darum geht es.

Außerdem es wurde ein
Teil Hydrogencarbonat aus der Lösung genommen, so dass ein
neues gebildet und damit wieder CO2 gelöst werden kann.

Nicht bevor das ausgefällte Calcium ersetzt wurde.

Letzlich bindet Kalk (CaCO3) CO2,

Calciumhydrogencarbonat bindet doppelt so viel.

statt selbiges freizusetzen.

Dir wurde bereits erklärt, dass das falsch ist. Wenn Du das nicht verstehen willst, dann ist das Deine Sache. Der Natur ist Deine Meinung egal.

Hallo,

Letzlich bindet Kalk (CaCO3) CO2,

Calciumhydrogencarbonat bindet doppelt so viel.

Aber Calciumhydrogencarbonat ist nur in der Lösung möglich, ist diese, sprich das Meer, gesättigt, kann kein weiteres CO2 gelöst werden.
CaCO3 kann hingegen in nahezu beliebigen Mengen gebildet werden - die natürliche Grenze ist der Wasserspiegel -, letzlich also weit mehr CO2 rel. dauerhaft (Tausende bis Milliarden Jahre) binden.

Gruß, Paran

Aber Calciumhydrogencarbonat ist nur in der Lösung möglich,
ist diese, sprich das Meer, gesättigt, kann kein weiteres CO2
gelöst werden.

Und wenn aus dem Calciumhydrogencarbonat Kalk entsteht, dann kann noch weniger gelöst werden.

CaCO3 kann hingegen in nahezu beliebigen Mengen gebildet
werden - die natürliche Grenze ist der Wasserspiegel -

Die Kalkbildung wird nicht durch den Wasserspiegel, sondern durch den Nachschub an Calcium begrenzt.

letzlich also weit mehr CO2 rel. dauerhaft (Tausende bis
Milliarden Jahre) binden.

Entscheidend ist nicht, wie lange das Zeug herumliegt, sondern wie schnell es entsteht. Wenn das Calcium schneller ausfällt, als es durch Verwitterung von Gestein nachgeliefert werden kann, dann wird durch die Kalkbildung Kohlendioxid freigesetzt.

Hallo,

Aber Calciumhydrogencarbonat ist nur in der Lösung möglich,
ist diese, sprich das Meer, gesättigt, kann kein weiteres CO2
gelöst werden.

Und wenn aus dem Calciumhydrogencarbonat Kalk entsteht, dann
kann noch weniger gelöst werden.

Noch weniger als garnichts geht nicht, gell?

CaCO3 kann hingegen in nahezu beliebigen Mengen gebildet
werden - die natürliche Grenze ist der Wasserspiegel -

Die Kalkbildung wird nicht durch den Wasserspiegel, sondern
durch den Nachschub an Calcium begrenzt.

Auch. Aber bislang gab es da erdgeschichtlich kaum Mangel.

letzlich also weit mehr CO2 rel. dauerhaft (Tausende bis
Milliarden Jahre) binden.

Entscheidend ist nicht, wie lange das Zeug herumliegt, sondern
wie schnell es entsteht. Wenn das Calcium schneller ausfällt,
als es durch Verwitterung von Gestein nachgeliefert werden
kann, dann wird durch die Kalkbildung Kohlendioxid
freigesetzt.

Wenn.
Und wenn nicht?

Gruß, Paran