Knöllchen Horst / jemanden tunneln

Hallo!

Wer ist Knöllchen Horst und was bedeutet „jemanden tunneln“

Danke

(SZ) Der Flughafen der irischen Haupt-
stadt Dublin verzeichnete im vergangenen
Jahr 13 569 Beschwerden wegen Lärmbe-
lästigung. Das sind 37 pro Tag und wäre
nicht weiter bemerkenswert, entfielen
nicht 12 272 dieser Beschwerden auf eine
einzige Person. Im Großraum Dublin gibt
es also einen Mann (oder eine Frau, aber
wir lehnen uns mal aus dem Fenster und sa-
gen: einen Mann), der sich jeden Tag durch-
schnittlich 33,6 Mal über Fluglärm be-
schwert. Das sind 1,4 Beschwerden pro
Stunde. Zieht man noch acht Stunden
Schlaf ab, dann sind es sogar 2,1 Beschwer-
den pro Stunde. Andererseits: acht Stun-
den Schlaf bei einem Menschen, der sich
am Tag 33,6 Mal über Fluglärm be-
schwert? Das wäre doch zu optimistisch.
Über den Mann, falls er einer ist, ist nur
bekannt, dass er im Dubliner Vorort Ongar
leben soll. Sonst nichts. Es ist wie bei der
Queen, nur anders: Always complain, ne-
ver explain. Man wüsste so gerne mehr.
Was den Mann antreibt, um mal in den
Journalistenslang zu wechseln. Was der
Fluglärm mit ihm macht. Natürlich kann
es sein, dass es ihm gar nicht um die Laut-
stärke geht, sondern, zum Beispiel, um Ra-
che am Leiter der Flughafenbeschwerde-
stelle, weil der ihn beim Fußball getunnelt
hat. Und selbstverständlich ist es möglich,
dass sich die Beschwerden nicht allein ge-
gen den Fluglärm richten, sondern gegen
den modernen Flugverkehr an sich, gegen
den Verfall einer einst erhabenen Kultur-
technik – immerhin handelt es sich beim
Flughafen Dublin um die Heimstatt der Air-
line Ryanair. Aber wir wollen das nicht glau-
ben. Wir wollen uns lieber beeindrucken
und ein bisschen berühren lassen von der
Hartnäckigkeit eines Mannes, der einfach
nicht aufgibt. Der dranbleibt. Der weiter-
macht. 6227 Beschwerden waren es 2020,
12 272 im Jahr 2021 und bereits 5276 in den
ersten drei Monaten des Jahres 2022. Das
sind 59 Beschwerden pro Tag! Und damit
59 Belege dafür, dass der Mann bei allem
Frust das Vertrauen in den Flughafen, in
den Beschwerde-Button, in das Universum
nicht verloren hat. Das Vertrauen, dass
ihm Gerechtigkeit widerfahren wird,
irgendwann. Wahnsinn, oder?
Nun mag es Leute geben, die im Dubli-
ner Serienbeschwerer einen irischen
Wiedergänger des deutschen Knöllchen-
Horst erblicken, über den einst die ebenso
falsche wie glaubwürdige Geschichte im
Umlauf war, er habe einen Rettungshub-
schrauber wegen Falschparkens ange-
zeigt. Doch das Besondere an der Unbeirr-
barkeit ist, dass sie nur so lange wie Queru-
lantentum aussieht, bis sie ihr Ziel
erreicht. Dann verwandelt sie sich in
Unbeugsamkeit. Wenn die Menschen in
Ongar eines schönen Tages also wieder
ruhig schlafen können, weil kein Pilot den
Ort mehr zu überfliegen wagt, dann wer-
den sie sich voller Dankbarkeit an den
Mann erinnern, der sich beschwerte. Und
sich nicht beirren ließ

Hallo Nadja,

„Tunneln“ nennt man es, wenn beim Fussball jemand den Ball zwischen den Beines des Gegners hindurchspielt.

Und statt langer Erklärungen:

Gruß,
KHK

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Hallo,
ohne den ganzen Text gelesen zu haben:
„jemanden getunnelt“ zu haben kommt aus dem Fußball. Hier hat man einem Gegenspieler einen Ball durch die Beine (also quasi „durch einen Tunnel“) gespielt. Peinlich für den, der getunnelt wurde.

„Knöllchen Horst“ war/ist jemand, dessen Hobby es ist, jeden, aber wirklich jeden Verkehrsverstoß anzuzeigen. Er ist durch Straßen mit Verboten gegangen und hat dann mehrere Hundert Anzeigen erstattet. „Rekord“ war die Anzeige gegen einen Rettungshubschrauberpiloten, der bei einem Einsatz den Straßenverkehr blockiert hat. Knöllchen Horst war bundesweit bekannt und (ver- weniger) geachtet.

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Im Ösiland sagt man zu tunneln auch „ein Gurkerl schiessen“ bzw. zu getunnelt werden „ein Gurkerl kriegen“.

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