Können die Zugtiere nicht Lasten tragen?

Hallo!

Warum steht hier „Zug- und Tragetiere“? Können Tragetiere nicht genauso ziehen wie die Zugtiere und umgekehrt?

Danke

Vermutlich drei Legionen
und ein gewaltiger Tross aus
fast 20 000 Menschen marschierten
durchs Land, dazu Tausende Reit-,
Zug- und Tragetiere.

Hallo Nadja

das ist richtig so - Tiere haben körperbaubedingt unterschiedliche Talente.

Manche können sehr gut ziehen (Ochsen, Kühe), andere besser tragen (Esel, Mulis etc) und manche können beides und auch noch geritten werden (Pferde, Mulis)

Gruß h

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Hier geht es weniger um die Art der Tiere, sondern ihren Verwendungszweck. Ein Pferd etwa könnte sowohl Reit-, Zug- als auch Tragetier sein. Einen Ochsen wird man aber eher nicht zum Reiten verwenden.

Eine typische (marianische) Legion besaß eine bestimmte Anzahl an Tieren. Neben 120 (Reit)Pferden für die Kavallerie gab es noch etwa 500 Tragtiere für die Legionäre. Zugtiere gehörten offiziell nicht dazu und wurden von Legionen eigentlich nur für Verwundete verwendet. Allerdings wurde eine Legion oft von Hilfstruppen und einem Tross begleitet, die sehr unterschiedlich zusammengesetzt waren.

LG

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Dieser Satz ist übrigens nicht korrekt, da es hier so klingt, als bestünde der Tross alleine aus fast 20.000 Mann. Tatsächlich gehörten vermutlich nur ca. 3000 dem Tross an. Das Gros waren Legionäre (ca. 12.000) und Hilfstruppen (ca. 4000).

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Hallo Nadja,

das klassische Tragetier, das Maultier (Pferdestute * Eselhengst) ist bereits lange vor der römischen Kaiserzeit im alten Orient nachgewiesen.

Obwohl man es schon auch reiten kann, wurde es nur zum Reiten verwendet, wenn es nichts anderes gab. Um beim Sprachthema zu bleiben: Die Spezialisierung von Maultieren auf das Tragen geht so weit, dass ein Saumpfad (= ein Pfad, auf dem man zu Fuß geht und bepackte Tragetiere am Zaumzeug führt) bei unseren Nachbarn „chemin muletier“ = Maultierweg heißt.

Es ist übrigens noch nicht sehr lange her, dass im Gebirge Maultiere als Tragtiere militärisch eingesetzt wurden - es könnte sein, dass es in der Schweiz immer noch welche gibt, das weiß ich nicht.

Und noch was hübsches Sprachliches zu dem Thema: Der Sommelier (= Weinkellner, ausgeweitet auch Weinkenner) kommt vom provenzalischen Wort saumalier = Führer der Saumtiere (Esel und Maultiere), auf deren Rücken die Weinfässer transportiert wurden.

Schöne Grüße

MM

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  • grade gesehen: In der Tragtierkompanie der Bundeswehr in Bad Reichenhall sind auch heute noch ungefähr 40 Maultiere im Dienst. Außer diesen Tragtieren gibt es auch noch einige Haflinger-Pferde als Reittiere (z.B. für die Aufklärung im Gebirge) Hier ist ein Artikelchen dazu:

http://www.panzerbaer.de/helper/bw_tiere_maultiere-a.htm

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Hi Aprilfisch

Maultiere (Mulis) sind eigentlich als Tragtiere gezüchtet, aber wurden und werden sehr wohl als Reittiere eingesetzt, weil sie tatsächlich sogar sehr gut zu reiten sind (sitzbequem und weit weniger explosiv als Pferde) - allerdings natürlich nicht für die hohen Herren und Damen, sondern eher für das Gefolge :slight_smile:

Die deutsche Bundeswehr hat noch eine Kompanie https://www.bundeswehr.de/de/organisation/heer/aktuelles/lehrstunden-mit-den-mulis-5389066 bei den Gebirgsjägern und die Schweizer setzen sie sowieso in den Bergen ein.

Zum Kriegsdienst werden sie fast ausschließlich als Lastentier eingesetzt, weil schlicht die wenigsten Bundeswehrler reiten können :wink:

Gruß h.

p.s. hab zu lang zum Tippen gebraucht :slight_smile: :slight_smile:

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Servus,

da fragt sich ein bisselchen, was die Haflinger in Reichenhall machen - ist das schlicht aus Tradition, weil halt in irgendeiner Dienstanweisung steht, dass Maultiere für Transporte und Pferde zum Reiten sind? Besonders elegant (im Sinn der landläufigen Araber-Stereotypen) sind Haflinger ja grad auch nicht, und ob man mit ihnen reitenderweise flotter oder wendiger vorwärtskommt als mit Maultieren, ist auch nicht gesagt. Fällt Dir als Quasi-Insider dazu was ein?

Schöne Grüße

MM

Hi

„Haflinger sind nicht stur - sie geben den Menschen nur mehr Zeit, über ihre Fehler nachzudenken“
Maultiere geben ihnen ggf. NOCH mehr Zeit :wink:

Die Hafs haben sie einerseits aus Tradition - und wegen der Nähe zu Österreich, dort bekommt man auch mal welche aus einer guten Zucht zu bezahlbaren Preisen.

Hafs haben eine sehr geschickte Größe (übersichtlich), sind genügsam und wenn man nicht gerade einen mit hohem Araberanteil erwischt sind die meisten aus o.g. Grund ziemlich anfängertauglich.

An Maultiere kommt man nicht so gut heran weil es einfach viel, viel weniger gibt (größere Zuchten gibts eher in USA, Frankreich etc.), weil die ja gezielt produziert werden müssen, während man Haflinger regelmäßig im Übermaß angeboten bekommt.

„Tempo“ ist in den Bergen unwichtig weil die da eh fast nur im Schritt herum tappsen (wegen der Lasten die da drauf gepackt sind - die bekäme sonst ungeahnte Beschleunigung). In den Bergen brauchts vor allem extreme Trittsicherheit - „bodennähe“ („normale“ Pferde sind allein durch ihren ungünstigeren Schwerpunkt in den Bergen benachteiligt) und Genügsamkeit - da liegen die Maultiere noch einen Tacken weiter vorne in der Tauglichkeit :wink:

Haflinger sehen in den Augen des durchschnittlichen Betrachter hübscher und halt „pferdiger“ aus - und sind auch für nicht so versierte Reiter einfacher zu „bedienen“ aus o.g. Gründen :slight_smile: und sie können eher längere Strecken auch mal in höherem Tempo laufen (Meldereiter)

Ausnahmen gibts auch hier immer - klar - z.B: Inge Harbach mit ihrem Muli Fount Leroy auf dem Tevix Ccup (dem härtesten Langstreckenritt)

Gruß h.

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Servus,

ja - vor ungefähr hundert Jahren habe ich, in Pferdesachen vollkommen grün, mit einem Haflinger Kartoffeln gehackt und gehäufelt: Der Max wurde von dem einzigen Vollerwerbsbauern am Ort rundherum an alle vermietet, die nicht mit dem Schlepper in die Kartoffelreihen fahren wollten. Der Max wusste, worum es ging, man brauchte bloß hinter ihm drein zu trotten und das Gerät zu führen, außerdem musste man ihn ab und zu erinnern „Max, geh grade!“ - die Wendungen am Ende der Reihen (ein paar Schritte scharf huist - ein paar Schritte zurück - dann nochmal scharf huist in die nächste Reihe und weitertrotten) machte er dann selber.

Schöne Grüße

MM

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Nicht umsonst galten marianische Legionäre als muli mariani :wink:

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