Koennen Hunde Symbole erkennen?

Hallo,

ich frage mich ob es moeglich ist einem Tier wie z.B. einem Hund beizubringen Symbole (z.B. Bilder, Buchstaben) zu erkennen?

Falls ja kann man den Hund dazu erziehen beim Zeigen eines Symbols (z.B. eines Wortes) eine bestimmte Handlung auszufuehren - oder?

Wie gut kann der Hund die unterschiedlichen Symbole (Zahlen, Woerter…) erkennen und wie gross sollten diese sein damit der Hund diese im Blickfeld hat und erkennen kann?

Wer hat Erfahrungen mit seinem Hund (oder anderem Tier) in diesem Bereich?

Gruss

Desperado

Hallo,

es gibt Studien darüber, dass Hunde in der Lage sind, Bilder von Artgenossen zu erkennen, wenn sie darauf trainiert wurden. In einem Fall wurde den Hunden das Bild eines Hundes und das einer Landschaft vorgelegt. Immer wenn die Testhunde das Bild mit dem Hund wählten, bekamen sie Futter.

Im weiteren Verlauf des Tests unterschieden die Hunde zuverlässig auch auf neuen Bilder die Bilder von Hunden von denen mit Landschaften.

Insgesamt fällt es Hunden eher schwer, flächige, unbewegte Bilder zu erkennen und zu unterscheiden. Die Unterscheidbarkeit muss deutlich sein und der Hund muss lernen, welches Bild er wählen muss. Im Falle der Studie wurde mit einem Touchscreen gearbeitet, den die Hunde berühren mussten.

Falls ja kann man den Hund dazu erziehen beim Zeigen eines Symbols (z.B. eines Wortes) eine bestimmte Handlung auszufuehren - oder?

Bei Worten und Zahlen halte ich das für schwierig, da diese sich doch vom Erscheinungsbild sehr ähnlich sind. Ich könnte mir vorstellen, dass sie für den Hund nicht ausreichend zu differenzieren sind. Bei Bildern funktioniert es offensichtlich.

Das Training selbst erfordert das Erlernen einer Handlungskette. Diese wird immer vom Ende her aufgedröselt, d.h., der Hund lernt das, was er am Schluss tun soll, zuerst. In diesem Fall hieße das, der Hund müsste zunächst lernen, bei immer demselben Bild eine bestimmte Handlung auszuführen, wie z.B. Bellen oder sich wälzen.

Das kann man mit zwei oder drei verschiedenen Bildern (mehr würde ich zunächst nicht nehmen)trainieren, so dass der Hund bei jedem Bild die dazu gehörende Handlung ausführt.

Beherrscht er das zuverlässig, wird die Differenzierung gelernt, d.h. dass der Hund die Bilder nun gleichzeitig gezeigt bekommt und beim Deuten auf eines der Bilder die dazu passende Handlung zeigt. Das ist allerdings ungleich schwieriger als die Bilderdifferenzierung im o.g. Test. Dort gab es ein klares „Richtig“ (Hundebild) oder „Falsch“ (Landschaftsbild), und die Hunde wurden nur belohnt, wenn sie das Hundebild wählten.

Bei dem von mir genannten Training ist das „Falsch“ aber nicht ganz so klar definiert: Soll der Hund z.B. beim Bild eines Hundes bellen und beim Bild des Weihnachtsmanns Männchen machen, wäre es falsch, wenn er beim Bild des Weihnachtsmannes bellt. Gleichzeitig ist das Bild an sich aber nicht ganz falsch, da er ja etwas anderes tun soll. Hier muss man sehr sauber trainieren, wenn das zuverlässig klappen soll und darf vor allen Dingen nicht zu schnell vorgehen. Erst muss eine Handlung 100prozentig sicher klappen, bevor man die nächste einführt.

Die meisten Trainer, die rechnende oder lesende Hunde vorführen, arbeiten aber mit Tricks. Sie geben dem Hund mittels ihrer Körpersprache Zeichen, indem sie z.B. mit einem Finger so oft gegen die Hosennaht tippen, wie der Hund bellen soll. Die geschickteren Trainer nehmen nur eine bestimmte Körperhaltung ein, bei der der Hund zu bellen beginnt. Das tut er solange, bis sie die Körperhaltung verändern.

Schöne Grüße,
Jule

es gibt Studien darüber, dass Hunde in der Lage sind, Bilder
von Artgenossen zu erkennen, wenn sie darauf trainiert wurden.

Hallo Jule,

vorab: ich unterschreibe alles was du gesagt hast. Leider sehen das viele Menschen nicht so, vor einiger Zeit habe ich die Behauptung gelesen, es sei wissenschaftlich gesichert, dass ein Hund keinen anderen Hund im Fernsehen erkennen könnte. Das ist ja offensichtlicher Quatsch, manche Sendungen mit Hund muss ich abschalten, damit sich meine Hündin erst mal wieder beruhigt. Dass im Namen der Wissenschaft solche Falschinformationen verbreitet werden, kann ich mir eigentlich nur durch ideologische bzw. religiöse Motive erklären: der Mensch ist die Krone der Schöpfung, und Intelligenz bei Tieren darf einfach nicht sein, weil sie als persönliche Kränkung empfunden wird.

Teilweise ist auch die Qualität der Forschung ziemlich minderwertig. In meinem Schulbuch Biologie stand, aus anatomischen Gründen könnten Hunde nicht auf dem Rücken liegen, untermauert mit Zeichnungen. Auch das weiss jeder Hundebesitzer besser, aber sowas wird dann als Schulwissen ungeprüft zementiert. Vor so einem Hintergrund erscheinen dann Ergebnisse der Verhaltensforschung sensationell, die eigentlich garnicht weiter erstaunlich sind.

Eigentlich sollten wir froh sein, dass wir mit unseren geistigen Möglichkeiten nicht ganz so allein sind.

Gruss Reinhard

Hallo Reinhard,

Dass im Namen der Wissenschaft solche
Falschinformationen verbreitet werden, kann ich mir eigentlich
nur durch ideologische bzw. religiöse Motive erklären: der
Mensch ist die Krone der Schöpfung, und Intelligenz bei Tieren
darf einfach nicht sein, weil sie als persönliche Kränkung
empfunden wird.

dies kann dahinter stecken, aber auch etwas ganz anderes. Immerhin findet man gerade in den letzten Jahren viele auch in populärwissenschaftlichen Medien dargestellte Beispiele für tierische Intelligenz wie z.B. den - mittlerweile verstorbenen - Graupapagei „Alex“, was problemlos verbreitet werden darf, nebst natürlich offensichtlich nur vorgegaukelter tierischer Intelligenz (der „kluge Hans“) oder erdachte Geschichten, die von tierischer Intelligenz handeln („Lassie“, „Flipper“ und viele andere)).

Was in der Studie zu der Annahme, Hunde könnten keine anderen Hunde im Fernsehen erkennen, führte, obwohl dein Hund dies offensichtlich beherrscht:

  • Die Test-Sendungen waren tatsächlich für Hunde wenig bis nicht geeignet.

  • Wie war der genaue Testaufbau? Wie mussten diese Tiere mitteilen, einen Hund erkannt zu haben?

  • Mit welchen Hunderassen wurde getestet? Hier gibt es gewisse Unterschiede in Intelligenz und Verhalten, desweiteren natürlich auch individuelle Unterschiede zwischen einzelnen Hunden der selben Rasse.

  • Mit wie vielen Hunden wurde der Test durchgeführt? Mitunter ist das Erkennen von Hunden im Fernsehen eine unter Hunden relativ seltene Fähigkeit, sodass sich unter den Testtieren tatsächlich keines befand, das diese Fähigkeit zeigte, aber just du einen der Hunde mit dieser seltenen Fähigkeit hast.

Viele Grüße,
Nina

Hallo Reinhard,

es sei wissenschaftlich gesichert, dass ein Hund keinen anderen Hund im Fernsehen erkennen könnte.

Auf den Fotos der von mir genannten Studie haben die Testhunde nicht den Hund erkannt. Sie wurden lediglich darauf konditioniert, indem sie immer dann Futter kriegten, wenn sie das Hundebild antippten. Auf dem Bild hätte genauso gut Dracula sein können, der Effekt wäre der Gleiche gewesen.

In Bezug aufs Fernsehen gestaltet sich eine zuverlässige Studie schwierig. Es gibt Hunde, die auf den Anblick von Hunden im Fernsehen reagieren, andere, die auf alle Tiere ansprechen oder auf jede Bewegung bzw. jedes Geräusch. Und es gibt - wie Nina bereits sagte - Hunde, die gar nicht reagieren. Die offensichtlichste Reaktion ist die auf einen bellenden oder jaulenden Hund - und hier wäre wieder die Frage, ob für den Hund das dazugehörige Bild maßgeblich ist oder nicht.

Was die Quantität und Qualität von Studien betrifft: Zunächst mal muss es Forscher geben, die sich für eine Fragestellung interessieren. An denen mangelt es in aller Regel nicht. Dafür aber an denen, die das Ganze dann finanzieren müssen. Und hier stehen häufig marktwirtschaftfliche Interessen im Vordergrund. Für Hunde interessiert man sich z.B. deutlich stärker, seit man erkannt hat, dass sich mit ihnen Geld verdienen lässt :smile:.

Schöne Grüße,
Jule

Und esgibt - wie Nina bereits sagte -
Hunde, die gar nicht reagieren.

Hallo Jule,

das sind sicher die, die intelligent genug sind, die Qualität des Programms zu erkennen…

Gruss Reinhard

Hallo Reinhard,

das sind sicher die, die intelligent genug sind, die Qualität
des Programms zu erkennen…

auch wenn das von dir ggf. eher ironisch gemeint ist:
Es kann tatsächlich sein, dass manche Hunde gelernt haben, dass der Hund im Fernsehen nicht echt ist (bzw.: „jeder Hund hinter diesem Etwas kein Interesse zeigt“) und sich somit Kontaktaufnahme nicht lohnt. Somit wäre es in der Tat ein intelligentes Verhalten, den Fernsehhund nicht anzubellen.

Noch etwas, da du hier vor allem bzw. nur die Intelligenz anführst:

Um auf etwas reagieren zu können, muss es natürlich erkannt werden, und das hat eben nicht nur mit Intelligenz, sondern auch mit den Sinnesorganen zu tun. Fernsehen ist natürlich entsprechend menschlichen Sinnen gemacht. Bei Hunden dominiert aber das Sehen deutlich weniger als beim Menschen, Geräusche aus dem Fernseher klingen anders als „echte“, beim Fernsehen fehlt natürlich der Geruch - gut möglich, dass einigen Hunden schlichtweg deshalb entgeht, dass dieses Etwas auf dem Bildschirm einen Hund darstellen soll.

Viele Grüße,
Nina