Hallo Eli,
Der deutsche Chirurg Dr. med. Hartinger beschreibt die
Anatomie des Schächtens folgendermaßen […]Bezogen auf das beschriebene Schächten mag dieses alles
zutreffen, nur hat dieses mit einem Schächten nach jüdischem
Ritus nicht mehr sehr viel gemeinsam (langsamer, mehrmaliger,
falscher Schnitt).
Nochmals Dr. Hartinger:
„Entsprechend den Vorschriften der Shechita müssen dem Schlachttier die Beine zusammengebunden werden, anschließend wird es so gefesselt auf die Seite geworfen. Dann wird der Kopf mit maximaler Kraft nach hinten gezogen um den Hals zu überstrecken. In dieser Stellung werden die beugeseitigen Hals-Weichteile mit einem Messer querverlaufend durchtrennt. Noch vorher oder auch unmittelbar danach wird es zum Ausbluten am Hinterlauf aufgehängt.“
Genau dieses Schächten nach jüdischem Ritus beschreibt Dr. Hartinger. Weder ist irgendwo von einem " langsamen", noch von einem " falschen" Schnitt die Rede. Nicht in diesem Zitat und auch nicht in dem in meinem letzten Posting. Vielmehr davon, dass wegen des unvermeidlichen Thromboisierens (Verstopfung der Blutgefäße durch gerinnendes Blut) während des langsamen Ausblutens idR Nachschnitte notwendig sind, wenn das Tier völlig ausbluten soll. Meines Wissens muss nach jüdischem Ritus das Tier mit einem Schnitt lediglich „zu Fall“ gebracht werden - das heisst nicht, dass weitere Schnitte unzulässig wären, insbesondere wenn sonst kein vollständiges Ausbluten möglich wäre.
Ich verzichte darauf, hier einschlägige Bilder und Videos zu verlinken, weil die Begleitkommentare leider nicht frei von Äußerungen sind, die antisemitisch interpretiert werden könnten - obwohl die Bilder sehr gut für sich selbst sprechen.
Entscheidend aus meiner Sicht ist Folgendes:
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Ist es völlig unerheblich, ob das Schächten nach jüdischem oder muslimischem oder sonst einem Ritus stattfindet. Erheblich ist vielmehr, ob das Schächten unter Betäubung vorgenommen wird oder nicht. Leider lässt die deutsche Rechtsprechung (mE aus falscher und ungerechtfertigter Rücksichtnahme) immer noch Ausnahmeregelungen vom gesetzlichen Verbot der Schlachtung ohne Betäubung zu (vgl. dazu http://www.vier-pfoten.de/website/output.php?idfile=…). Es ist mE höchste Zeit, den Ausnahmetatbestand des § 4a II.2 TSchG ersatzlos zu streichen - der ohnehin mit Europarecht (EU-Richtlinie 93/119/EG vom 22.12.1993 über den Schutz von Tieren zum Zeitpunkt der Schlachtung oder Tötung) kollidiert. Vom Staatsziel Tierschutz (Art. 20a GG) ganz zu schweigen.
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Die Behauptung, der Schächtschnitt führe zu einer augenblicklichen Bewusstlosigkeit (so u.a. auch auf Hagalil zu lesen) ist eine unrichtige Schutzbehauptung. Aus eben diesem Grund habe ich das Zitat Dr. Hartingers hier eingestellt. Das geschächtete Tier erlebt das Ausbluten, die Schmerzen einer durchschnittenen Kehle und die extreme Atemnot bei vollem Bewusstsein. Das Durchtrennen der Halsarterien unterbindet eben nicht vollständig die Durchblutung des Gehirns und führt daher nicht zu einer Bewusstlosigkeit, schon gar nicht zu einer „augenblicklichen“.
Die Behauptung, es sei wissenschaftlich belegbar, dass Schächten für das Tier nicht mehr Leiden als andere Tötungsarten bedeute, ist objektiv falsch - richtig ist vielmehr das Gegenteil. Aus diesem Grund hat die Hauptversammlung des 20. Deutschen Tierärztetages am 23. Juni 1995 mit grosser Mehrheit jedes Schlachten ohne Betäubung, insbesondere das jüdische und moslemische Schächten, als unvereinbar mit dem Tierschutzgedanken verurteilt („Die Bundestierärztekammer lehnt jedes Schlachten ohne Betäubung aus Tierschutzgründen ab.“); gleichermaßen auch die Europäische Vereinigung der Tierärzte (Federation of Veterinarians of Europe, FVE).
Zur eingehenderen Information möchte ich auf diese Arbeit Dr. Hartingers verweisen - insbesondere auch auf die Vorworte Samuel Dombrowskis (Träger des Ehrenkreuzes der Akademie für Tierschutz und jüdischer Auschwitz-Überlebender) und Prof. Dr. Remigiusz Wegrzynowizc’ (Rektor der landwirtschaftlichen Akademie Stettin und Träger der israelischen Medaille „Gerechte unter den Völkern“):
http://www.paktev.de/download/hartinger_schaechten.pdf
Wer es eiliger hat kann eine kurze Zusammenstellung von Fragen und Antworten zum Thema hier finden:
http://www.stfd.at/rfsvetmed/aktuelles/schaechten/fr…
Freundliche Grüße,
Ralf