Körpertemperatur vom Reh

Hallo, ich habe in einer Unterhaltung zwischen zwei Jägern gehört, dass Rehe angeblich nicht schwitzen, ganz unabhängig vom Klima. Woran liegt das und gilt das für Rehe jeden Alters? MvG und vielen Dank im Voraus.

Hallo F.Schenke!

Das Rehe nicht schwitzen ist nur bedingt richtig. Rehe haben auf der Haut keine Schweißdrüsen. Aber das ist nichts ungewöhnliches bei Tieren und man findet diese Eigenschaft sehr häufig vor. Auch bei unseren Haustieren kennen wir das. Kaninchen, Meerschweinchen und auch Hund und Katze „schwitzen“ nicht über die Haut. Vögel schon einmal ganz und gar nicht!
Bei allen Warmblütern muss aber dennoch die Körpertemperatur geregelt werden. Das kann auf sehr viele Arten erfolgen. Hunde hecheln und kühlen das Blut u.a. über die Zunge. Andere Tiere benutzen die Ohren als Kühler, was extrem deutlich beim Elefant zu erkennen ist. Aber auch alle anderen Tiere, die schon allein zum besseren Hören relativ große Ohren haben, nutzen diesen Vorteil.
Dazu gehört zweifelsfrei auch das Reh und natürlich in allen Altersklassen. Bitte das „Nichtschwitzen“ nicht mit der Eigenschaft verwechseln, dass (Reh-)Kitze keinen Eigengeruch haben. Auch hier gibt es zahlreiche Mythen, die Halbwahrheiten verbreiten. Wie kann man einen Körper geruchlos bekommen oder halten? Ok, kein Schweiß aus Hautporen ist ein großer Vorteil, doch wie oben erwähnt keine Besonderheit von Kitzen, nicht einmal von Rehen. Es geht gar nicht! Dass Rehkitze keinen Eigengeruch haben, ist völliger Blödsinn. Die Lebensweise des Rehs und sein Umgang mit dem Nachwuchs schützt vor Raubtieren, weil Rehe anders als andere recht ähnliche Tiere den Kontakt zu ihren Jungtieren vermeiden und damit nicht zusätzlich mit dem Geruch der Alttiere auf die Jungtiere aufmerksam machen. Die Ricke trifft sich mit dem Kitz in den ersten Wochen nur zum Säugen. Die Ricke nimmt dann auch noch Kot und Urin auf und trägt diesen Geruch auf diese Weise vom Kitz weg. Das Kitz verharrt während der Zeit, in der es allein ist, kauernd am Boden und bewegt sich kaum. Auch dies hilft, Geruch nicht zu verbreiten. Außerdem hält sich die Ricke meistens in etwa 40 bis 50 Meter Entfernung auf. Sie riecht so viel intensiver als das winzige kauernde Kitz, dass Raubtiere sie statt dem Kitz wahrnehmen. Bei Bedarf flüchtet die Ricke dazu auch noch sehr auffällig vor Raubtieren und simuliert eine schlechte Verfassung, so dass dadurch Raubtiere vom Kitz weg gelockt werden. Vergleicht man dieses Verhalten mit dem von Damwild oder Rotwild, so ist klar, dass die Rehkitze im Verhältnis zu anderen Jungtieren ähnlicher Tierarten „keinen“ Geruch haben. Mit Schwitzen hat das aber nichts zu tun, denn auch Rotwild und Damwild schwitzt genau wie das Reh nicht über die Haut.

Schwitzen über die Haut hat nämlich sehr große Nachteile, insbesondere dann, wenn man einen kleinen Körper hat und in Lebensräumen lebt, in denen es größere Temperaturunterschiede gibt. Würde ein Reh im Winter durch eine Flucht „schwitzen“ und dabei das Fell nass werden lassen, wäre die Flucht niemals erfolgreich. Würde das Reh dem Verfolger auch entkommen sein, würde es wegen der fehlenden Isolation des durchgeschwitzten Fells schnell erfrieren, weil der kleine Körper eines Rehs eben schnell durchgekühlt ist.
Anders ist es beispielsweise beim Pferd. Die große Blutmenge eines Pferdes lässt sich nur durch „schwitzen“ richtig kühlen. Im Winter erfriert das Pferd trotzdem nicht, weil die Körpermasse bis zur Trocknung des Fells genug Wärme speichern kann. Ich denke allerdings hier mehr an Wildpferde als an teure Zuchtpferde, die im Winter eine Decke zum Abschwitzen benötigen…

Nebenbei bemerkt:
Sind Sie sich sicher, dass Sie das richtige Thema bei der Unterhaltung der zwei Jäger erfasst haben? Das mit dem Schwitzen hat zwar gepasst, doch Jäger verwenden den Begriff „Schweiß“ eigentlich traditionell in einem übertragenen Sinn, der aufgrund mittelalterlicher religiöser Tabuthemen Fachleuten das Gespräch über eigentlich kirchlich verbotene Dinge erlaubte: Schweiß = Blut! Ein Reh, was keinen Schweiß hatte, hat nicht geblutet. Der deutsche Begriff „Schweißhunde“ für Hunde, die auf der Fluchtfährte verletztes Wild suchen, sind ganz typisch „Bluthunde“ (engl. Bloodhounds).
Gerade Berufe wie Jäger und Metzger hatten es im Mittelalter nicht leicht mit der Kommunikation. Wie soll man sich unterhalten, wenn das gesamte Handeln gegen religiöse Grundsätze verstieß. Alles was mit dem Tod, Organen und Blut zu tun hatte, war schließlich Teufelszeug! Ach ja, den Teufel durfte man ja auch nicht beim Namen nennen, so dass es auch für den Teufel selbst auch solche Ersetzungen in der Sprache gab, die sich bis heute - nicht nur in besonderen Fachkreisen - gehalten haben. Man erkennt es an Sprüchen wie „Hol’s der Geier!“ oder „das weiß der Geier“. Der Geier (hier speziell: der Gänsegeier) als imposanter fliegender Aasfresser, den es im Mittelalter in ganz Europa stark verbreitet gab, war eine typische Umschreibung für den Teufel…
„Schwitzen wie ein Schwein“ geht im heutigen Sinne gar nicht, weil Schweine ebenso wie Rehe nicht über die Haut schwitzen. Diese Redefloskel meint auch „Bluten wie ein Schwein“ (nach dem Schächten, bzw. beim Ausbluten).
Die Redewendung „Blut und Wasser schwitzen“ macht ganz klar, dass es eine Gleichsetzung von Blut und Schweiß (Wasser) gibt. Tatsächlich können bei sehr großer Angst kleinste Blutgefäße unter der Haut platzen, so dass mit dem Schweiß (Wasser) Blut aus den Hautporen quillt. Aber solche Fälle sind zu selten und waren zum Zeitpunkt der Entwicklung dieser Redewendung wohl kaum ausreichend dokumentiert, als dass die Redewendung sich auf die (zufällige) Realität bezogen hat.

Mit freundlichem Gruß,
Peter L.

Hallo,

das stimmt schon, dass Rehe nicht schwitzen, bzw. nicht so wie wir Menschen. Das Alter spielt dabei eine unwesentliche Rolle.
Eine fachlich perfekte Antwort kann ich leider nicht liefern, dazu fehlt mir das notwendige Wissen.
Jedoch - wie weitere Tiere auch - besitzen Rehe nur wenige Schweißdrüsen. Der Temperaturausgleich - anders wie bei Menschen - erfolgt über den „Mund“, beim Reh genannt „Äser“.

Freundliche Grüße

  • Torsten -

wildtiere haben warmes blut.hatte jedoch bis anhin nie mit der erlegung zu tun und werde es auch nicht haben. mir spricht eher die zubereitung von wildtieren an wo ich gerne weiterhelfen würde. sorry das ich keine bessere antwort geben kann.schwitzen tun ja die meisten tiere auch das wild wo ja als lockstoff gilt wie bei vielen anderen. bei todesangst beim jagen ist dies sehr ausgeprägt wie bei den schweinen und anderen tieren auch. deshalb leidet auch das fleisch sehr darunter. verschiedene pfefferarten ist ein beisbiel oder kräftige marinaden um den stressgeschmack zu dämpfen. viele sind sicher nicht gleicher meinung und das ist auch gut so. jedenfalls würde ich nie fleisch kaufen das nicht von mir selbst eingebeitzt oder mariniert worden wäre. jedes wild sollte im ruhestand erledigt werden ohne durch den wald gehetzt worden sein. war ja schon mal dabei und es ist mir ein greuel was alles passiert. ich jedoch habe gute fotos geschossen und erfeuen mich ein leben lang sie zu betrachten. herzlichst. harp55