Hallo liebe Gärtner,
einige meiner Kohlpflänzchen wie auch Fenchelpflänzchen haben - nach dem Vorziehen auf der Fensterbank und seit dem Verpflanzen ins Beet - die seltsame Angewohnheit, sich immer wieder „hinzulegen“. Das heißt, z.B. der Fenchel bildet das kleine Knöllchen erst 1-2 cm über dem Boden, und der Strunk darunter ist nicht sehr stark - beim noch so sanften gießen beugt sich das Pflänzchen in die Horizontale und ich denke jedesmal, dass ich es nun umgeknickt habe, häufele wieder Kleinstmengen Erde darum damit der Strunk gestützt wird, aber am nächsten Tag ist es wieder das Gleiche. Ich vermute, dass in der Zwischenzeit der Strunk wieder in die Höhe gewachsen ist.
Beim Kohl ist es ähnlich, nur wächst der gleich nicht aufrecht, sondern mit seinem kleinen Trieb am Boden entlang statt aufrecht.
Ich lese nirgends, dass man täglich „anhäufeln“ muss. Was also läuft bei mir falsch? Zu viele oder wenig Nährstoffe? Hätte ich den Inhalt des Vorziehtöpfchens viel tiefer eingraben sollen? Irgendwas anderes?
Beeterde ist 1:1 Muttererde und Kompost (neues Beet), gießen tu ich frühmorgens und/oder abends.
Danke schon mal für Hilfe…! LG
Servus,
Du hast die Pflanzen direkt vom Fenster ins Beet gebracht, ohne Übergang?
Warte mal zwei Wochen ab, die werden noch stärker.
Wie schaut es mit dem Kompost aus, den Du da in solchen Mengen reingekippt hast? Wie schätzt Du seinen N-Gehalt ein? Geilwuchs muss nicht von zu wenig Licht kommen (wie das an der Fensterbank war), kann auch durch zu viel N oder ein ungünstiges Verhältnis N zu K gefördert werden.
Schöne Grüße
MM
- wenn tatsächlich eine ungleichmäßige Überversorgung mit N vorläge, ließe sich das mit einem K-betonten Dünger ausgleichen. Es geistern eine Menge „Bio-Universaldünger“ in Drogerie- und Baumärkten herum, die aus Rückständen / Nebenprodukten der Zuckerindustrie gemacht sind und teils ein enormes Übergewicht an K haben - so viel, dass man sie seriös nicht als „Universal-“ bezeichnen sollte.
Ein Übergewicht an N könnte auch im Substrat bei der Anzucht eine Rolle spielen. Falls Dich Deine Frage überhaupt noch interessiert, könntest Du mal beschreiben, was Du da verwendet hast.
Wie auch immer: Diese schlaksigen, schwachen Pflänzchen gibt es leicht bei Lichtmangel am Fenster - was für uns hell aussieht, ist für Pflanzen trübe Dämmerung. Lieber zwei Wochen später säen, dann wirkt sich das nicht so stark aus.
Schöne Grüße
MM
Hallo MM, danke für die Antworten!
K= Kalium? N= Stickstoff / Nitrat?
Der Kompost ist ein Industriekompost, ja ich weiß dass das nicht die beste Lösung sein soll, aber ich fange in diesem Garten erst an und hab noch keinen eigenen Kompost. Der Kompost roch ein wenig verbrannter als ich es gewohnt bin, mehr kann ich nicht darüber sagen. Die Qualität ist sonst augenscheinlich gut, laut einem befreundeten Gärtner.
Ja, ich hab die Pflanzen direkt vom Fenster ins Beet gebracht. Die meisten haben es gut vertragen, nur eben Fenchel und Kohl haben diesen seltsamen Wuchs. Beide stehen an den sonnigsten Stellen, vielleicht spielt das auch mit rein?
Was blöd ist, mir ist erst eines der betroffenen Pflänzchen eingegangen, das kümmernde Kleine konnte ich einfach so aus dem Boden ziehen. Und heute kamen zwei weitere hinzu.
Den anderen Pflanzen geht es momentan wie es aussieht gut, ja, sie werden etwas kräftiger.
Das gleiche Problem hatte ich in meinem letzten Garten auch schonmal, ich würde gern wissen was bei meinem Vorgehen nicht gut läuft.
Du sagst also, dass es zu viel Kompost ist? Würdest du regelmäßiges Düngen erstmal lassen?
Liebe Grüße
Servus,
ja, NPK (Stickstoff - Phosphor - Kalium) sind die drei wichtigsten Nährstoffe für Pflanzen, auch „Hauptnährstoffe“ genannt.
Des Rätels Lösung ist hier:
Zusammen mit
deutet das darauf hin, dass die Wurzeln von Fäulnis angegriffen waren und sich bei manchen wieder erholen, bei anderen nicht.
Es reicht dafür schon, wenn die Sämlinge kurze Zeit zu nass gestanden haben. N im Übergewicht trägt noch dazu bei - was für ein Substrat hast Du für die Anzucht verwendet?
War nur eine Möglichkeit, um das Ganze einzugrenzen. Das wäre bei Kompost mit hohem N-Gehalt in Frage gekommen, den gibt es aber nur bei Kompost, der mit viel häuslichen organischen Abfällen aufgesetzt ist. Der aus den Kompostwerken ist in der Richtung sicher nicht riskant. Falls Du ihn in Säcken beziehst: Der Gehalt an Grundnährstoffen muss da ausgewiesen sein.
Schöne Grüße
MM
Nein, den haben wir in den Hänger gekippt… aber gut, am Kompost liegt es schonmal nicht, sondern wohl eher daran, dass ich es zu gut gemeint hab mit dem Giessen. Das kann gut sein, eher so als zu wenig.
Für die Anzucht hab ich Anzuchteerde aus dem Baumarkt verwendet, den Sack hab ich aber leider nicht mehr. Das Vorziehen ging allerdings ziemlich gut!
Ich werd jetzt weniger giessen, ab dem Mulchen dann sowieso nicht mehr allzu viel.
Danke für die Hilfe!
Dann sind sie plötzlich UV Licht asgesetzt worden, was hinter einem Fenster nahezu fehlt. Pflanzen entwickeln aber erst UV Verträglichkeit, wenn sie langsam daran gewöhnt werden. Du hast zwar nichts vo Sonnenbrand gesagt, aber diese Übergangsphase ist bei allen vorgezogenen Pflänzchen zu beachten.
Udo Becker
Servus,
Offenbar ja nicht - wenn die Pflanzen bereits gleich nach Auspflanzen zum Kippen neigten, waren die Wurzeln schon vorher beschädigt. Gut entwickelt sind die Wurzeln, wenn sie zum Auspflanzen bereits überall seitlich und unten die Pflanztöpfchen durchdrungen haben; wenn man nichts von den Wurzeln sieht, sind sie geschädigt.
Auch bei
gibt es übrigens Sachen, die nicht besonders toll sind. Mehr als 100 mg/L N, 90 mg/L P, 500 mg/L K sollte nicht drin sein, außerdem deutlich mehr K als N - das Verhältnis 1:5 ist ganz gut. Außerdem kann der bei vielen Substraten verwendete schwach zersetzte Torf alle möglichen Pilze und auch Fäulnis fördern - Substrate ohne Torf sind sowieso vorzuziehen, wir machen grade zügig die allerletzten großen Hochmoore im Baltikum kaputt, es dauert dann ungefähr 15.000 Jahre, bis es wieder welche gibt: Diesen Schaden sind ein paar Geranien auf dem Balkon nicht wert.
(ach übrigens: Pflanztöpfchen gibt es auch torffrei, gefertigt aus Fichtenrindefasern, die beim Verarbeiten von Holzeinschlag anfallen. Die Teile kommen aus dem Elsaß und heißen Fertilpot)
Schöne Grüße
MM
Okay, ich hab einiges gelernt - worauf ich bei Anzuchterde und dem Kompost achten sollte (torffrei versteht sich aber auch bei mir von selbst), Pflänzchen nur langsam ans UV-Licht gewöhnen, und tendentiell hab ich wohl zu viel gegossen.
Nicht schlecht für das Ermitteln eines einzigen Problems, so kanns mit dem Lernen gern weitergehen. Vielen Dank für die Hilfe!
Wenn Du magst, lass Dir mal zu passendem Anlass John Seymours Klassiker „Selbstversorgung aus dem Garten“ schenken. Nicht so sehr zum systematischen Lernen geeignet, teilweise auch nur für südenglische Verhältnisse geschrieben und nicht ganz esoterik-frei, aber ganz einfach ein schönes Buch, und mit sehr vielen nützlichen Hinweisen von einem altgedienten Praktiker.
„Nicht ganz esoterikfrei“
Danke, ich schaus mir an!
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