Kohlendioxidfreie Verbrennung von Kohle?

Hallo Experten!
In der Tageszeitung Freie Presse, Sachsen, heute, hat der Chef der Envia (Energieversorger) über Windenergie gegeifert… kann man ihm ja auch nicht übelnehmen. Übrigens ein Kerr Karl-Heinz Klawunn.
Dann das beste zum Schluss:
Zitat:
" Nach Ansicht von Klawunn liegt die Chance für Deutschland in einer umweltgerechten Verwertung der Braunkohle. Die Entwicklung einer fast kohlendioxidfreien Verbrennung sei weit fortgeschritten."
Zitat Ende

Hab ich da was verpasst, oder ist das eine vorgezogene 1. 4. Zeitungsente? Die verbrennen den Kohlenstoff wohl zu Wasser oder wie???

Grüße, Steffen!

Hallo!

" Nach Ansicht von Klawunn liegt die Chance für Deutschland in
einer umweltgerechten Verwertung der Braunkohle. Die
Entwicklung einer fast kohlendioxidfreien Verbrennung sei weit
fortgeschritten."

Kohlenstoffhaltige Brennstoffe verbrennen natürlich zur entsprechenden Menge CO2, das ist die Folge der Massenerhaltung und damit unabänderliches Naturgesetz. Was der Begriff „CO2-frei“ meint, ist dass die Emission von CO2 reduziert oder ganz verhindert wird. Das erreicht man durch die Rauchgaswäsche, bei der das CO2 an speziellen anorganischen oder organischen Substanzen gebunden wird. Das ist heutzutage schon gängige Praxis. Allerdings wäre der Energieaufwand für die vollständige Entfernung zu hoch, mit anderen Worten unwirtschaftlich. Z.B. gibt es in der Nähe von Leipzig ein Braunkohle-Kraftwerk mit 2x930MW. Wöllte man alles CO2 entfernen, so würde sich die Leistung auf 700MW pro Block reduzieren.
Ich halte das für ökologisch und ökonomisch unsinnig.

Im englischen Sprachraum geht man sogar noch weiter, hier gibt es den Begriff „carbon sequestration“. Dieser Oberbegriff schließt folgende geplante oder vorgeschlagene Maßnahmen mit ein:

  • vollständige Entfernung des CO2 aus dem Abgas
  • Lagerung des CO2 in Salzstöcken oder Minen
  • Aufforstung, um CO2 in Biomasse zu binden
  • Einbringen von Eisensulfat in die Meere um das Algenwachstum zu beschleunigen (Effekt siehe Punkt darüber)
  • Züchten von Mikroorganismen, welche CO2 verzehren

Da gibt es die verrücktesten Ideen, kommt mir fast so vor als wollten die USA damit das Problem der Emissionsreduzierung geschickt umgehen.

mfG Dirk

Das erreicht man durch
die Rauchgaswäsche, bei der das CO2 an speziellen
anorganischen oder organischen Substanzen gebunden wird.

Tatsächlich?
Kann ich mir kaum vorstellen…, mit was soll denn das gebunden werden?
Schwefel schon,
aber wenn man das ganze CO² irgendwie chemisch bindet, würde das ja ein viel grösseres Volumen ergeben, als die verbrannte Kohle.
Da hätten wir ja um das Lippendorfer Kraftwerk keine Tagebau-restlöcher, sondern ehr ein Gebirge. Das würde ja volumenmässig erstmal den Kohlenstoff ausmachen, dann noch das Sauerstoffatom und Bindemittel dazu…
und CO² ist doch auch relativ reaktionsunfreudig…

Grüße, Steffen!

Hallo!

Tatsächlich?
Kann ich mir kaum vorstellen…, mit was soll denn das
gebunden werden?

Z.B. durch chemische Bindung in Alkalioxiden (hier entstehen Carbonate), Alkalicarbonaten und -aminen. Durch starkes Erhitzen lassen sich diese dann wieder in die Ausgangsstoffe zersetzen. Praktischer und heutzutage am meisten angewendet ist jedoch die physikalische Absorption in Lösungsmitteln bei der Rauchgaswäsche, z.B. Metanol (Rectisol-Verfahren), „Selexol“ (Dimethylether des Polyethylenglykols, mehr wird auch nie verraten), N-Methylpyrrolidon (Purisol-Verfahren), Mono- oder Diethanolamin (MEA- bzw. DEA-Verfahren). Der Vorteil ist auch der, dass mit vergleichsweise geringem Aufwand (im Gegensatz zur chemischen Bindung) das CO2 wieder aus dem Lösemittel entfernt werden kann.
Ziel ist die wertstoffliche Verwertung des CO2 in der chemischen Industrie. So verwendet man es für die Herstellung von Tensiden, Urethanen, zur Harnstoffsynthese oder man füllt es als Reingas in Kleingebinde ab (Kältemittel, CO2-Löscher).

mfG Dirk

Hallo!
Danke für die ausführliche Erklärung.

In dem Fall soll offenbar ein neuer, grosser Braunkohlentagebau in der Nähe von Cottbus gerechtfertigt werden.
Es geht hier um Millionen Tonnen von Braunkohle, die in den nächsten Jahrzehnten verstromt werden sollen.
In dieser Grössenordnung ist das aber sicher nicht machbar, oder?
Da müsste ja die Eisenbahn, welche die Braunkohle bringt, gleich rückzu das gebundene CO² abrtansportieren…

Grüße, Steffen!

Hallo Steffen,

wie schon geschrieben; wenn kohlenstoffhaltige (organische) Substanzen verbrannt werden, entsteht CO2 !
Exotische Varianten wie das Umsetzen mit Chlor oder Fluor oder sonstewas mal ausgenommen, aber es ging wohl um eine normaleAnlage.

Es gibt allerdings Denkmodelle(!) wie das CO2 aus den Rauchgasen entfernt werden kann, es wurde weiter unten auch schon erwähnt.
Der meines Wissens favorisierte Vorgang soll aber sein, daß das CO2 an sog. Molsieben adsorbiert wird und dann (nach Desorbtion) irgendwie(!) gelagert werden soll.
Da wiederum gibt es verschiedene z.T. recht exotische (besser gesagt hirnrissige) Vorschläge.
Als überkritisches CO2 soll es z.B. in der Tiefsee auf dem Meeresgrund gelagert werden, flüssig in alten Öllagerstäten etc.
Fast allen diesen Vorschlägen ist gemeinsam, aß der Wunsch der Vater des Gedanken ist. Ökonomische oder gar ökologische Belange wurden dabei nicht berücksichtigt bzw. ignoriert.

Alles in allem m.M. nach ein Versuch, die alt hergebrachte Kohlewirtschaft zu entschuldigen bzw. zu rechtfertigen.

Gandalf

Hallo Steffen,

nichts gegen die Freie Presse … aber vielleicht meinte Herr Klawunn Kohlenmonoxid? Ich würde mal unterstellen, der Redakteur hat das nicht ganz richtig wiedergegeben. Alles andere macht jedenfalls nicht viel Sinn.

Gruß,

lennie.

Hallo!
Den Gedanken hatte ich auch schon, es stand aber definitiv „Kohlendioxid“.
Weil mir das auch etwas merkwürdig vorkam, habe ich auch dieses Thema geschrieben.
Und wenn die Freie Presse mal was falsches schreibt, steht meist später eine Entschuldigung + Richtigstellung drin, da war aber nichts…

Ich denke auch, dass der Herr Klawunn durch Halbwahrheiten seine Kohleverbrennung rechtfertigen will.

Mal sehen, ob ich die Zeitung noch finde, dann kann ich mal einen Kommentar an die Redaktion schreiben, das wird auch manchmal veröffentlicht.

Grüße, Steffen!

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Hallo Steffen!

Zitat:
" Nach Ansicht von Klawunn liegt die Chance für Deutschland in einer
umweltgerechten Verwertung der Braunkohle. Die Entwicklung einer
fast kohlendioxidfreien Verbrennung sei weit fortgeschritten."
Zitat Ende

Hab ich da was verpasst, oder ist das eine vorgezogene
1.4.Zeitungsente? Die verbrennen den Kohlenstoff wohl zu Wasser oder
wie???

Nein das ist keine Zeitungsente und der Kohlenstoff wird auch nicht zu Wasser verbrannt sondern in unterirdische Depots gesperrt.
zB. in leere Erdgaslager.
Nachzulesen in PM Magazin 12 2004 „Das Treibhausgas kommt unter die Erde“
http://www.pm-magazin.de/de/aktuellehefte/inhalt/inh…

Gruß
Norbert

Grüße, Steffen!

Hallo
Also wenn das CO2 entfernt werden soll (das andere ist wohl noch unsinniger) dann kann man eigentlich auch gleich in Windenergie und andere Energien investieren.
MfG