Das zweite Ding ist ja wirklich ein Brüller! Ganz viel gewollt, aber nichts gekonnt. Und ich gebe dir mit der Einfügung in die Umgebung vollkommen Recht. Nichts gegen Individualität, aber man muss halt ein Gespür dafür entwickeln, was tatsächlich hinreichend individuell ist, um als Einzelstück durch zu gehen, und was einfach nur „verpflanzt“ aussieht. Und angesichts der bei den meisten Bauherren beschränkten Finanzen läuft eben ganz viel auf „Kataloghäuser“ hinaus, die gerade eben nicht hinreichend individuell sind. Und dann wird man schnell zum Gespött der Nachbarschaft, und im Fall des Falles die Hütte auch nicht mehr für einen angemessenen Preis los.
Als meine Eltern Anfang der 80er in einem kleinen Neubaugebiet bauten, das umgeben von kleineren Mehrfamilienhäusern aus der Nachkriegszeit ist, waren sich eigentlich alle ohne Absprache einig, dort modern, schlicht und praktisch zu bauen. Jemand baute sich auf ein Minigrundstück einen Riesenklotz, der den Eindruck einer umgebauten Scheune vermitteln sollte, und dann auch noch „hübsch“ im Landhausstil ausgestattet wurde. Voller Griff ins Klo! Das Ding heißt bis heute nur „die Scheune“, hat jahrelang leer gestanden, undjetzt endlich wieder einen Käufer gefunden, der offenbar damit leben kann, dass der riesige Klotz hauptsächlich aus einer großen Eingangshalle über beide Etagen mit Freitreppe besteht.
Hier hat neulich ein Bauträger diverse Mehrfamilienhäuser gebaut, deren Eingänge unter einem von keulenförmigen, irgendwie ionischen Säulen getragenen Balkon liegen. Da frage ich mich immer, wann Obelix um die Ecke kommt.
Im Nachbarort gibt es „klein Wildwest“, eine Reihe knallbunter Holzhäuser im Wildwest-Stil. Passt wunderbar zum österreichischen Stadl" im selben Ort und den kanadischen Blockhäusern ein Dorf weiter!
In die andere Richtung hat jetzt ein Bauträger eine Reihenhausanlage mit Pseudofachwerk gebaut, nachdem dort ein schöner alter Hof weggerissen worden war. Ist irgendwie auch kein gleichwertiger Ersatz. Fachwerk ist noch lange nicht gleich Fachwerk!
Sehenswert auch die Hazienda auf dem Weg zur Arbeit, die da hinter einem Lärmschutzwall hervorlugt. Da bildet der überdachte Laubengang auch schon fast die Grundstücksgrenze. Es reicht gerade noch für ein paar Palmen im Kübel, und passt perfekt an die B4 kurz vor Gifhorn.