Kombination aus Stadtvilla-Vorteilen und Bauernhaus: Beispiele gesucht

Hallo zusammen,

ich möchte ein Haus bauen, habe 3-4 (z.T. schwer vereinbare) Vorstellungen/Kriterien/Wünsche dazu und bin nun auf der Suche nach ähnlichen Häusern, um Anregungen zu bekommen. Falls jemand schon einmal etwas in der Art gesehen hat und mir einen Link schicken könnte, wäre das toll!

  • Optimalerweise in der 2. Etage gerade Wände (z.B. Stadtvilla)
  • Mein Traum wäre, wenn das Haus Elemente von alten Bauernhäusern/ Reetdachhäusern hätte (ich bin mir bewusst, dass die Kombination aus moderner Stadtvilla und traditionellem Bauernhaus schwer ist, aber es geht mir auch „nur“ drum, ein paar traditionelle Elemente aufzunehmen, um es ein wenig anders/besonders zu machen; Reetdach ist leider nicht erlaubt)
  • Vorgabe: mind. 35% Dachwinkel bei max 8,50m Firsthöhe
  • große Fenster, ggf. eine Seite voll verglast

Falls jemand schonmal etwas in der Art gesehen hat, wäre ich über die Info sehr dankbar!
Eli

von wo bist du?
bei solch konkreten Vorstellungen wirst du wahrscheinlich um einen Architekten nicht herum kommen…

Bei einem Neubau kann das eigentlich nur kitschig/unausgewogen werden. So etwas kann mE nur dann stimmig sein, wenn der traditionelle Teil ein vorhandenes Gebäude ist, das man dann erweitert oder umbaut und dabei dann die modernen Elemente einbringt.

Deine Ideen gehen so etwa in Richtung dieser ganzen unsäglichen „Friesenhäuser“, die man inzwischen bis runter in den bayerischen Wald in jedem Neubaugebiet findet. Je nach Traufenansatz und Dachneigung sowie Umfang des typischen quer stehenden Giebels (den man natürlich auch über beide Etagen voll verglasen kann) kann man da in der oberen Etage mehr oder weniger hohe Anteile von senkrechten Wänden realisieren. Aber da frage ich mich dann angesichts von Sprossenfenstern aus Kunststoff, „massiven“ Haustüren aus Alu. „schmiedeeisernen“ Verzierungen aus Druckguss und all dem verschnörkelten Messingkram immer, in welcher Zeit die Leute eigentlich leben?

Hi Baumi,

ja, den hab ich auch schon ausgewählt, aber es würd helfen, wenn wir zusammen auf paar sachen schauen, was in die richtige richtung geht. und auf der basis dann anpassen.

danke!

Hi Wiz,

danke für Deine Antwort.

Grds stimme ich Dir zu, dass ein altes Haus mit modernen Elementen die geeignetere Variante ist. Nur leider gibts das hier nicht :wink:

Bzgl. der Friesenhäuser, die Du beschrieben hast: Das ist, glaub ich, nicht das, was ich meine. Hast du einen Link, so dass ich mir das mal anschauen könnte? Kunststofffenster, ja, aber weder Giebel noch massives Alu noch Messing. Wie gesagt, schwer zu erklären.

Trotzdem danke!

Einfach Google-Bildersuche nach Friesenhaus: https://www.google.de/search?q=friesenhaus&source=lnms&tbm=isch&sa=X&ved=0ahUKEwjS9o2Yk5nYAhVkDcAKHeCXCtMQ_AUICigB&biw=1920&bih=930

Das hier https://www.massivhaus.de/wp-content/uploads/eco-kapitaen-160-ii-5123.jpg wäre so eine Variante mit dem typischen quer stehenden Giebel in recht großzügiger Auslegung und daher viel senkrechten Wandanteilen im OG. Dieses Haus (komplette Beschreibung hier: https://www.massivhaus.de/bauunternehmen/eco-haus/haeuser/kapitaenshaus-160/) hebt sich übrigens positiv vom Großteil der modernen „Friesenhäuser“ dahingehend ab, dass es in der gezeigten Ausstattung gerade auf all den ganzen billigen Kitsch verzichtet, und nur sehr dezent Reminiszenzen in Form der Kanneluren an der Innentreppe, dem Ziegelmosaik im Giebel und den gekreuzten Streben in der Haustür macht.

Sehr gut, vielen Dank!

Ja, genau so ein Friesenhaus soll es nicht werden. Tatsächlich eher in Richtung Stadtvilla.

Aber was eine sehr schöne Idee von Deinem Beispiel-Haus ist, ist das Mosaik. Das nehm ich gleich mal auf - Dinge dieser Art für außen suche ich. Einfach so ein paar kleine Dinge, die man vielleicht geschickt bei ner Stadtvilla einbauen kann.

Danke!!

Falls es allerdings noch einen Tip für einen Architekten gibt, dann schau ich mir dessen Häuser auch gern an.

ich weiß leider nicht von wo du bist, kenne aber einen wahnsinnig guten Architekten aus Österreich. Der zaubert dir wirklich ALLES was du willst. Egal welcher Stiel, egal welche Vorstellungen - der Typ ist für mich kein Architekt sondern Künstler. Hier seine Homepage:
http://planungen-frauenberger.stadtausstellung.at/
Die Homepage ist jetzt nicht so gut aufgebaut wie er wirklich ist :wink:
Weiters hat der sämtliche „Daten“ im Kopf, um ein Objekt „kostengünstig“ bauen zu können, sprich keine Sonderanfertigungen und Sondermaßstäbe (Statik, Elemente, Fenster, usw…) - das berücksichtigt der alles.

weiters kann ich dir noch einen Typen empfehlen, der hat sich eine Burg gebaut (so richtig mit Burggraben, Zugbrücke, usw…)
Der hatte einen Architekten mit dem er 2 Jahre lang quer durch Europa gefahren/geflogen ist und hat sich gemeinsam mit ihm verschiedenste Burgen angesehen. Jedes Element dass dem Kunden gefallen hat, hat dieser Architekt 1:1 Maßstabsgetreu nachgebaut.
Das Endresultat ist jetzt eine Burg, die aus verschiedensten Elementen diverser Burgen besteht - genialst…
Ich kenne leider den Architekten nicht, aber den Burgbesitzer. Hier seine Homepage:
http://www.burg-gernreith.at/index.php?id=2

Hier kannst du bei Interesse den Burgbesitzer direkt konaktieren der dir dann den Architekten vermitteln kann.
… ist halt etwas für das „größere Geldbörserl“

Gruß,

Baumi

Hallo,

bist du dir sicher dass nur Neigung und Firsthöhe vorgeschrieben sind?
Eine Seite voll verglast? Kann man alles machen, aber da hat der Statiker ein Wörtchen mitzureden und so ein Stahlträger, der dann gebraucht wird, kostet auch und bringt vergleichbar viele Probleme mit sich…

Und das finde ich z. B. nicht stimmig, und das ist einfach nur hässlich weil nix zusammenpasst…

Schau dir die Gegend an und die Häuser die dir in deinem neuen Wohngebiet gefallen.
Zu ausgefallene Häuser sind meist ein größerer Schandfleck als wenn man sich ein bisschen in die Umgebung einfügt

Grüße
miamei

Das zweite Ding ist ja wirklich ein Brüller! Ganz viel gewollt, aber nichts gekonnt. Und ich gebe dir mit der Einfügung in die Umgebung vollkommen Recht. Nichts gegen Individualität, aber man muss halt ein Gespür dafür entwickeln, was tatsächlich hinreichend individuell ist, um als Einzelstück durch zu gehen, und was einfach nur „verpflanzt“ aussieht. Und angesichts der bei den meisten Bauherren beschränkten Finanzen läuft eben ganz viel auf „Kataloghäuser“ hinaus, die gerade eben nicht hinreichend individuell sind. Und dann wird man schnell zum Gespött der Nachbarschaft, und im Fall des Falles die Hütte auch nicht mehr für einen angemessenen Preis los.

Als meine Eltern Anfang der 80er in einem kleinen Neubaugebiet bauten, das umgeben von kleineren Mehrfamilienhäusern aus der Nachkriegszeit ist, waren sich eigentlich alle ohne Absprache einig, dort modern, schlicht und praktisch zu bauen. Jemand baute sich auf ein Minigrundstück einen Riesenklotz, der den Eindruck einer umgebauten Scheune vermitteln sollte, und dann auch noch „hübsch“ im Landhausstil ausgestattet wurde. Voller Griff ins Klo! Das Ding heißt bis heute nur „die Scheune“, hat jahrelang leer gestanden, undjetzt endlich wieder einen Käufer gefunden, der offenbar damit leben kann, dass der riesige Klotz hauptsächlich aus einer großen Eingangshalle über beide Etagen mit Freitreppe besteht.

Hier hat neulich ein Bauträger diverse Mehrfamilienhäuser gebaut, deren Eingänge unter einem von keulenförmigen, irgendwie ionischen Säulen getragenen Balkon liegen. Da frage ich mich immer, wann Obelix um die Ecke kommt.

Im Nachbarort gibt es „klein Wildwest“, eine Reihe knallbunter Holzhäuser im Wildwest-Stil. Passt wunderbar zum österreichischen Stadl" im selben Ort und den kanadischen Blockhäusern ein Dorf weiter!

In die andere Richtung hat jetzt ein Bauträger eine Reihenhausanlage mit Pseudofachwerk gebaut, nachdem dort ein schöner alter Hof weggerissen worden war. Ist irgendwie auch kein gleichwertiger Ersatz. Fachwerk ist noch lange nicht gleich Fachwerk!

Sehenswert auch die Hazienda auf dem Weg zur Arbeit, die da hinter einem Lärmschutzwall hervorlugt. Da bildet der überdachte Laubengang auch schon fast die Grundstücksgrenze. Es reicht gerade noch für ein paar Palmen im Kübel, und passt perfekt an die B4 kurz vor Gifhorn.

Hallo Eli,

eventuell gibt es neben den beiden von Wiz einleuchtend aufgezeigten Optionen noch eine Dritte, nämlich Kopieren eines Hauses aus einer Zeit, als sowas Ähnliches bei vielen Häusern versucht wurde, die aber lange genug her ist, um nicht oder kaum mehr als Kitsch verachtet zu werden. Ich denke an den „Chalet-Stil“ in der auslaufenden Jugendstil-Epoche. Auch hier wird allerdings ein ‚Nachempfinden‘ unweigerlich zu etwas ziemlich Grausamem führen, man müsste tatsächlich eine Villa jener Epoche in allen Einzelheiten (Abweichungen allenfalls teilweise beim Material erlaubt) als Kopie nachbauen.

Allerdings: In der fraglichen Epoche waren die Stundenlöhne nicht nur für Arbeiter, sondern auch für Handwerker so niedrig, dass man sich heute sehr gut festhalten muss, wenn der Architekt sich zu erklären anschickt, was das Ganze kosten wird.

Schöne Grüße

MM

Ich würde mal auf Seiten aus der Schweiz nachforschen. Die sind bautechnisch und auch designmäßig in der Richtung gut drauf.
LG
Amokoma

Hi Baumi,

danke für Deine nette Antwort! Ja, da sprichst Du was Wichtiges an - dass der Architekt einen Überblick hat, welche Besonderheiten wie stark zu Buche schlagen. Während die Homepage in der Tat irritiert, klingt das sehr gut. Ich schreib ihn mal an, wobei ich fast aus Dänemark komme und persönliche Treffen sind ja bei so einem Projekt schon von Vorteil. Aber we’ll see. (Der Burgstil ist eher nicht meins - inhaltlich wie preislich :wink:

Danke Dir, sehr nett!
Eli

Hi Miamei,

auch Dir danke für Deine wertvollen Hinweise. Insbesondere die Bilder sind interessant. Und ja, das finde ich auch nicht adrett. Trotzdem interessant zu sehen, wie solche Gewerke aussehen.
Ja, ich nehm mir Deinen Hinweis mit dem „In-die-Umgebung-einfügen“ zu Herzen und werd das immer im Hinterkopf behalten.

Danke und schöne Weihnachten!
Eli

PS: GIbt weitere Vorgaben wie „keine 2 Vollgeschosse“, Farbe von Stein und Dach und so, aber Neigung und Firsthöhe sind das für mich augenscheinlich relevanteste, wenn man in Richtung Stadtvilla zu denken anfängt. Vielleicht kann man das Dach nicht mittig ausrichten, so dass die Südwest-Seite zumindest gerade Wände hat. Mal gucken.

Hi MM,

interessant. Chalet ist mir persönlich zu extrem, aber die Idee, es andersherum aufzuziehen, finde ich gut!!

Danke Dir!
Eli

??

Kommt drauf an. Jugendstil hatte örtlich unterschiedliche Schulen, nicht alles ist so abgefahren wie in Barcelona oder Nancy. Es gab in Deutschland relativ brave (Darmstadt) bis schwerfällige (Mannheim) Schulen, die allerdings weitgehend im Bombenhagel untergegangen sind. Der Mannheimer Jugendstil, eher altbacken und noch recht nahe beim wilhelminischen Historizismus, bzw. dessen klägliche Reste, die die über hundert Angriffe der RAF und der USAF überstanden haben, bietet eventuell Anregungen - auch wenn dort wenig ländlich-bäuerliche Motive verarbeitet sind:

http://www.deutsches-architektur-forum.de/forum/showthread.php?t=10311

Durchaus biedere Chalet-Bauten gibt es übrigens auch in Belgien entlang der Kanalküste, es muss nicht alles so abgefahren sein wie der „Chien Vert“ in De Panne:

Schöne Grüße

MM

Was Du alles weisst! Ganz vielen Dank!!