Bei Nomen-Komposita im Deutschen gibt es zwischen dem (rechtsstehenden) Nach-Wort bzw. „Kern“ und dem (linksstehenden) Vor-Wort bzw. „Nicht-Kern“ meist Fugenmorpheme: Zum Beispiel e, (e)s, (e)n, er und einige weitere. Dadurch entsteht oft der Eindruck, daß es sich bei dem Vor-Wort um einen Genitiv oder einen Plural handelt. Das ist aber nicht der Fall.
Paradebeispiele: Eine Kind[es]-mutter kann Mutter mehrerer Kinder sein,
ein Kind[er]-mädchen betreut vielleicht nur 1 Kind,
ein Gast-haus hat viele Gäste,
aber ein Gäst[e]-haus vielleicht nur einen einzigen Gast,
eine Sonne[n]-finsternis ist die nur unserer einzigen Sonne.
Mit einiger Regelmäßigkeit bekommen feminine Nomen, die im Nom. Sing. eine e-Endung (Schwa-Endung] haben, als Vor-Wort in Komposita alle ein n-Morphen, so daß es wie ein Plural aussieht, obwohl es oft gar keiner sein kann.:
Beispiele stehen bereits da und du hast selbst welche in deiner Liste.
Andere:
Fuge → Fuge[n]-laut
Welle → Welle[n]-kamm
Krähe → Krähe[n]-fuß
Hölle → Hölle[n]-lärm
Blume → Blume[n]-vase
Seite → Seite[n]-zahl
Treppe → Treppe[n]-witz
Manchmal fällt aber auch das End-Schwa bei einem Femininum weg:
Zell[/]-kern aber Zelle[n}-genosse
Erd[/]-öl aber Erde[n]-dasein
Himbeer[/]-saft aber Beere[n]-extrakt
Oder
Tag-traum, aber Tag[e]-buch, und Tag[es]-licht
Und manchmal finden sich noch andere Fugenlaute, die auch keiner scheinbaren Flexionsendung zugeordnet werden könnten:
Liebe[s]-kummer, Arbeit[s]-vertrag.
Mit andren Worten: Es gibt manche Formbildungen, die mehr oder weniger regelmäßig sind, aber eine systenmatische Regel für alle Komposita gibt es nicht. Und: Mit Genitiv oder Plural hat es nichts zu tun.
Gruß
Metapher