Komiker! Was sonst?


Es ist bemerkenswert, dass diverse Medien wie ZON in Hauptartikeln - hier bereits im Untertitel zum Titel -

Der Komiker Wolodymyr Selenskyj hat sich ins Amt des ukrainischen Staatspräsidenten gewitzelt.

schreiben.

Das ist nicht vergleichbar mit „die rechtspopulistische AFD“ oder „die SPD-Vorsitzende Nahles“, man spricht auch nicht von „der Politiker Habeck“ oder „das politische AKK“. Das ist nackte Häme und purer Spott, keinesfalls ernsthaft, nicht einmal versuchend, wenn man einem vom Volk gewählten Staatspräsidenten eines anderen EU-Mitgliedslands so begegnet.

Ist damit der - nicht nachvollziehbare - Wunsch auf Fortführung einer gerade am Beispiel Ukraine deutlich gewordenen misslungenen Osterweiterungspolitik der EU verbunden?

Haben nicht zuerst die Komiker der EU versagt und plädieren jetzt auf „war doch alles nur Satire bisher“?

awM

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Falsch. Es ist die Nennung seines Berufs.
Und es wäre vergleichbar, wenn Hape Kerkeling als „Horst Schlemmer“ sich einer Direktwahl zum Kanzler stellen würde.

Hast du den Rest des Artikels gelesen? Die Welt versucht, Herrn Selenskyj zu erklären, was aber schwierig ist. Ach, einfach mal selber lesen.

Jetzt lies erst nochmal den Absatz ab

bevor du wieder mit

auf den hier scheinbar obligatorischen Punktefang mittels bashing hilfsweise ausweichen musst.

Das wäre eben nicht vergleichbar. Er ist als Selensky angetreten. Und er tritt vorerst und offensichtlich nicht mehr mit seiner Truppe auf (steht im Artikel, wenn man ihn zu Ende liest).

Nein, sie - zumindest ein Teil - hat eine erste Vorverurteilung parat, an welcher sie sich klammert, weil sie hinsichtlich der politischen Fähigkeiten eines Selenskyi nichts erklären kann mangels Erfahrung.

awM

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Richtig beobachtet, ich habe da ein falsches Beispiel abgegeben.
Es wäre so, als ob Hape Kerkeling „Bundeskanzler Müller“ als Hauptrolle spielen würde, um dann als „Herr Kerkeling“ zur Bundeskanzlerdirektwahl anzutreten. (Bundeskanzlerdirektwahl als fiktives Pendant zur Präsidentenwahl in der Ukraine, wir habe ja keine reale, vergleichbare Wahl)

Wenn dann die Times vom Komiker Kerkeling sprechen würde, wenn sie erklärt, warum es schwierig ist, ihn und seine Absichten einzuordnen, ja, dass es sogar schwierig ist, klare Aussagen von ihm zu bekommen, dann halte ich das für O.K.

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Nein, es gibt diesen Wunsch nicht. Eine Unterstellung.

Das ist eine populistische Rhetorik, wie Selenskyj sie auch anwendet.

Der gewählte ukrainische Präsident ist ein erfolgreicher Laienschauspieler jüdischer Abstammung. Das macht ihn zu einer Herausforderung für die Medien, sein Erfolg ist ein guter Beweis für die Grenzen der Wahlprinzipien der modernen Demokratie, im Guten wie im Schlechten. Ich wünsche dem leidenden ukrainischen Volk den Frieden und das Ende der groß-imperialen russischen Invasion. Wenn Selenskyi das meistert, wunderbar. Wenn er das gründlich verspielt, wird es eine Tragödie des europäischen Ausmasses, und dann wird keiner zu lachen haben.

Komische Grüße
peet

Und ich wünsche mir, dass die NATO mit dem Säbelrasseln vor Putins Haustür aufhört.

Wobei ich mich frage, wo hier die Invasion stattfindet.

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die gar nicht so mächtige NATO schützt dich und mich vor Putin. Dass sie etwas in der Art täte, was du gerade nachgesagt hast, kommt von Putin. Das sind Spuren der erfolgreichen Propaganda, die seit Stalin-Zeit in der Form der Friedensbewegung weiter von Kreml finanziert und gesteuert wird, mit allen gut erfundenen Blüten, die dazu gehören.

Und die Invasion kennst du bestimmt gut genug. Biste wohl zu bescheiden, um selbst zu benennen: Krim und die Ostbezirke der Ukraine sind Orte, die darunter leiden, seit 2014, mit zahlreichen Opfern.

Geheimtuerische Grüße
peet

Die Krim schon vergessen? Oder die russischen „Freiwilligen“, die für die selbsternannten Volksrepubliken Donezk und Lugansk ins Feld zogen/ziehen? Oder die russischen Waffensysteme, mit denen dort gekämpft wird?

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Hallo,

Das Stilmittel nennt sich Framing. Ist inzwischen beim deutschen Journalismus üblich. Schließlich geht es bei den Medien inzwischen - wie bei jedem gewinnorientierten Unternehmen hauptsächlich darum, etwas zu verkaufen. Hier geht es darum, Werbung zu verdicken und beim geneigten Leser eine Meinung zu bilden. Und da es jetzt erst mal Arbeit machen wird, den neuen Präsidenten „auf Linie“ zu bringen, diffamiert man ihn erst mal.

Schließlich könnte man auch schreiben, „der Schauspieler einer Politik-Parodie hat die Wähler mehr überzeugen können als das etablierte Berufspolitiker schafften.“

Zudem hat sich ja schon mal ein Schauspieler, der bis auf flotte Sprüche nicht viel auf dem Kasten hatte, zum Präsidenten gewählt. Oh - der Vergleich passt nicht jedem? Tut mir leid. Fakten existieren abseits der Meinung. (Wobei man Reagan im Gegensatz zum derzeitigen Potus-Darsteller lassen muss, dass der wenigstens so viel Angst hatte, dass er eine umfassende Abrüstung in die Wege geleitet hat.)

Grüße
Pierre

Laut Wiki ist er ebenfalls Jurist, Schauspieler, Synchronsprecher, Drehbuchautor, Fernsehmoderator, Filmproduzent und Gründer eines Filmstudios.

Klar kann man Menschen auf einzelne Merkmale reduzieren, nur was soll das bitte bringen? Der amtierende österreichische Bundeskanzler ist gelernter…nichts. Seinen Job macht er trotzdem ganz ordentlich.

Und noch eins - ja, ich werde polemisch - vielleicht macht ja der ukrainische Präsident bessere Scherze als es unsere Möchtegernanwärterin aufs Kanzleramt, AKK …

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Sowohl der Amtsinhaber als auch der Nachfolger sind für eine weitere Annäherung der Ukraine an die EU und den Westen. In der Frage ändert sich durch die Wahl nichts. Worauf willst Du also hinaus?

Das war wohl das kleinere Übel.
Die Russen hätten sonst wichtige Flottenstützpunkte verloren und wären da quasi nackt gewesen.

Das Thema ist also viel komplexer und nicht unumstritten. Aber es eignet sich immer wieder um Putin als den gierigen Invasoren hinzustellen.
Die Ukraine war es, die mit ihrer Hinwendung zum Westen und damit zur NATO die Aufweichung der 1997 verabschiedeten NATO-Russland-Grundakte betrieb.
Den Russen drohte die Aussperrung aus den bis dahin gemeinsam betriebenen Flottenstützpunkten im Schwarzen Meer.

Mich hat die Bezeichnung „Komiker“, die in den Wochen vor der Wahl für den Wahlkandidaten mit Namen „Selenskyj“ in der Ukraine bei uns üblich war, erst irritiert, dann verärgert. Erst als nach dem ersten Wahlgang deutlich wurde, dass er ernsthafte Chancen auf das Präsidentenamt hat, sind einige Medien auf die Bezeichnung „Schauspieler“ umgeschwenkt.

Ich muss zugeben: Als 1980 der Schauspieler Ronald Reagan Präsidentschaftskandidat in den USA war, war ich zunächst irritiert. Ein Schauspieler als Präsident eines Staates, in diesem Fall sogar einer Weltmacht???

Aber als ich in mich ging kam ich zu der Erkenntnis: Die wenigsten Politiker weltweit haben Politik studiert, nicht einmal Geschichte, was naheliegend wäre. Die meisten sind Juristen, aber daneben sind viele andere Berufe vertreten. Warum dann also nicht jemand, dessen Beruf vorher Schauspieler war?

Ich will damit nicht sagen, dass ich ein Freund der „Reaganomics“ wäre. Sein politisches Handeln passt nicht zu meinen Erwartungen. Aber er war halt gewählt und hat die Politik gemacht, die er für richtig hielt. Und die, die ihn gewählt haben, waren offenbar mit ihm zufrieden. Sonst hätten sie ihn nicht nach vier Jahren wiedergewählt.

Auch Selenskyj ist Schauspieler. Dass sein Revier, auf das er sich nach einiger Zeit spezialisiert hat, die Komik war, vermindert seine Kompetenz für sein zukünftiges Arbeitsfeld als Politiker ebenso wenig wie es sie vermehrt. Dass seine Spezialität die politische Satire war, spricht vielleicht sogar für ihn. Er hat nicht Witze um der Witze willen gemacht, sondern das Handeln der Politiker untersucht und ironisch durch den Kakao gezogen. So wie das bei uns die viele Jahre die hochangesehene „Münchner Lach-und-Schießgesellschaft oder die „Berliner Stachelschweine“ gemacht haben.

Ich kenne Selenskyj nicht, habe nie einen seiner Auftritte erlebt und kann ihn in keiner Weise einschätzen. Das könnte ich mit seinem Vorgänger Poroschenko aber auch nicht. Ich habe mich nie intensiv mit der ukrainischen Politik beschäftigt und habe das auch nicht vor.

Ich ärgere mich nur darüber, dass man jemanden, der von der deutlichen Mehrheit des Volkes in ein Amt gewählt wurde, mit der Nennung seines vorherigen Arbeitsfeldes von vornherein als nicht ernstzunehmen hinstellt.“Schauspieler“ ist ja schon eine Abwertung, aber ein „Komiker“ ist ja jemand, den man gar nicht ernst nehmen kann. Das Wort wird ja auch (jedenfalls bei uns) für jemanden benutzt, der nicht ernst zu nehmen ist, weil er uns etwas voralbert.

Wir sind nicht in der Ukraine, aber was dort passiert, ist nicht ganz ohne Einfluss auf die Politik ganz Europas. Warten wir ab, was Selenskyj bringt.

Grüße
Carsten

Kein Mensch bezweifelt, dass Putin der Meinung war, gute Gründe für die Annexion zu haben. Das ändert aber nichts an den Tatsachen. Der Konflikt hat übrigens (je nach Quelle) bis zu 13.000 Todesopfer gefordert, darunter die 300 Toten von MH17, die direkt auf das Konto der russischen Armee gehen. So viel zum ‚kleineren Übel‘.

Zwischen den Ländern gab es einen gültigen Pachtvertrag bis 2042 mit einer Option bis 2047. Im Gegensatz zu Russland wäre die Ukraine niemals in der Lage gewesen, diesen Vertrag einseitig zu brechen.
Um das Geld, das die Russen in die Krim und den Krieg im Osten gesteckt haben, hätten sie
sich in Noworossijsk eine topmoderne Basis hinstellen können. Komm mir also bitte nicht mit irgendeiner ‚Notwendigkeit‘ hinter der völkerrechtswidrigen Annexion der Krim.

Das Thema ist eigentlich ziemlich einfach. Nur die Unterstützer der Annexion müssen auf komplexe Konstrukte und hanebüchene Behauptungen zurückgreifen, um ihren Standpunkt auch nur ansatzweise vertreten zu können. Schon das alleine spricht Bände über die Glaubwürdigkeit dieser Position.

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Er ist wohl ein mittlerweile notwendiges transparentes und moderates Korrektiv in der sich drastisch verändernden politischen Welt. Wünschen wir ihm gutes Gelingen.

awM

Ok, kann man darüber diskutieren.

Aber es ist legal, realitätsnah, und ein geeignetes Mittel zur Gegenwehr.
Der Erfolg gibt recht, nicht der Misserfolg.

awM

Das zeigt durchaus abwertenden Charakter gegenüber einer leider noch drittklassigen Republik, was die Verfasstheit anbelangt. Aber bei Arnie oder Reagan haben sie sich ja sehr viele aus leitmedialen Bereich anfangs arrogant „amüsiert“ gezeigt.

Deine These zur EU ist aber aus der Nase gezogen und entbehrt jeglicher Grundlage. Quasi ein Ultraleichtgewicht vom Format einer bereits geplatzten Seifenblase.

Poroschenko hat die Erwartungen an ihn weit untererfüllt und hat seine verdiente Quittung erhalten. Dass ukrainische Wahlvolk hat die Gelegenheit beim Schopf ergriffen, einen Frischen zu wählen und nicht in die Schublade der Vorbelasteten gegriffen (bspw. Timotschenko).

Damit geht selbstredend einher, dass man sich eine Art „Errettung“ aus dem Filz früherer Staatsführung(en) erhofft. Da hat Poroschenko unterm Strich betrachtet, fast gar nichts geliefert. Der Neue ist nun auch nicht parteipolitisch vorbelastet. Im Prinzip ist er etwas wie Macron, aber mit noch deutlich weniger Vorgeschichte. Wollen wir hoffen, dass er sich nicht ebenso in Pathos ergeht und im Ansehen seines Wahlvolks radikal abrutscht.

Wenn hier jemand seit Jahren mit dem Säbel rasselt, dann ist es Putin vor der Haustür der NATO. Mit Drohgebärden, Bruch von völkerrechtlich bindenden Verträgen, Großmanövern wie zu Zeiten der UdSSR und vielem mehr.

Sie haben das widerstandslos durchgesetzt. Weshalb?

Die Ukraine ist ja trotz der Milliarden aus dem Westen nicht der Wohlfahrtsstaat in der EU, eher im Gegenteil. Und wenn die Russen in Bälde aufgrund des merkelgeförderten Nordstream 2 kein Gas mehr durchleiten und damit Zahlungen an die Ukraine absetzen, werden weitere Milliarden nichts dort ändern. Imho ist die Ukraine aus Sicht einer EU ein nützlicher militärischer Pufferstaat, ansonsten ein fail-state und gut für billige Arbeitskräfte. Mehr nicht.

awM

Auf die Art der Berichterstattung und die bewusste negative Beeinflussung.

Ein nicht unerheblicher Teil der Wähler hat übrigens gegen Poroschenko gewählt.
Weil er die geschürten Erwartungen nicht erfüllt hat.
Selenskyi wird es nicht leichter haben, im Gegenteil, der europäische „Westen“ hat ihm nicht einmal gratuliert. Alle haben nur die demokratische Entscheidung begrüßt. Einfach mal lesen, was da so geäußert wurde…

awM