Guten Abend!
In der letzten Zeit fällt mir immer wieder auf - oder war das schon immer so, und ich habe es nur nicht bemerkt? -, dass Rundfunksprecher (ich höre meistens den Deutschlandfunk) zusammengesetzte Substantive auf mir unverständliche Weise betonen.
Beispiele:
Lebensmittel --> wieso dann Lebensmittelkontrolle?
Arbeitskampf --> wieso Arbeitskampfmaßnahmen?
Hat man noch nie etwas von Haupt- und Nebenakzent gehört?`
Und gar: Haushalt -->> aber haushalterisch!
Nach welchen Regeln kommt dieser Unfug zustande?
Erbost grüßt
H.
Servus Hannes,
dieser hier:
Und gar: Haushalt -->> aber haushalterisch!
ist ein typischer Fall von Trick 17 mit Selbstüberlistung: Der Sprecher hat öfter mal den Klassiker „buchhalterisch“ gehört und nicht verstanden, dass diese Betonung von Buchhaltern selbstironisch verwendet wird, alldieweil sie dem schnöden Wörtlein einen „wissenschaftlichen“ Klang gibt - das darf man aber nur inter augures verwenden, die jeweils wissen, dass das, was sie treiben, eine höchst fantasielose Kunst ist, die nur Dritten bisweilen als eine seltene Magie erscheint.
Schöne Grüße
Dä Blumepeder
Hallo,
Klassiker „buchhalterisch“ gehört
„wissenschaftlichen“ Klang
ich kannte mal einen, der sagte allen Ernstes ständig, er ginge jetzt in die „CafeTEria“ … So „wissenschaftlich“ war der nicht …
Gruß
Bona
Hallo,
Und gar: Haushalt -->> aber haushalterisch!
Nach welchen Regeln kommt dieser Unfug zustande?
dazu die Sprachberatung der Gesellschaft für deutsche Sprache:
„Die einschlägigen Wörterbücher enthalten im Grunde nur haushälterisch, doch haushalterisch mag, zumal in Fachkreisen, als Nebenform vorkommen; so kann man etwa im Grimm für frühere Zeiten Belege finden.
[…]
Die Betonung sollte allerdings nicht in dieser quasi volkstümlichen und umgangssprachlichen Form – analog »buchhaltérisch« – vorgenommen werden. Der Akzent müsste schon auf der ersten Silbe liegen, »háushälterisch«, »háushalterisch«, so auch »búchhalterisch«.“
Gruß
Kreszenz
Hallo Bona,
ich kannte mal einen, der sagte allen Ernstes ständig, er
ginge jetzt in die „CafeTEria“ … So „wissenschaftlich“ war
der nicht …
dein Bekannter war vielleicht unter Einfluss des Englischen, wo man das tatsächlich so ausspricht.
Gruß
MRW
Moin, H.,
Lebensmittel --> wieso dann Lebensmittelkontrolle?
das ist westfälisch, in seiner schönsten Form:
Fritzken, freu dich,
Fritzken, freu dich,
morgen gips Sell’riesalat!
(der Apostroph steht für die betonte Silbe, nicht als Auslassungszeichen.)
Arbeitskampf --> wieso Arbeitskampfmaßnahmen?
Nachrichtensprecher müssen ja irgendwo Akzente setzen. Ein Wort mit 5 Silben, davon nur die erste betont? Da zappen die Hörer gleich weiter.
Hat man noch nie etwas von Haupt- und Nebenakzent gehört?`
Ich nicht
Gruß Ralf
Moin
auch, Ralf!
Hat man noch nie etwas von Haupt- und Nebenakzent gehört?
Ich nicht
Schau in Wikipedia s. v. „Akzent (Linguistik)“!
Bildet ungemein
Gruß!
H.
Hallo,
Einfluss des Englischen
interessanter Aspekt, aber in diesem Fall unwahrscheinlich.
Gruß
Bona
Servus,
bei der Cafeteria handelt es sich schlicht um eine regional übliche Aussprache. Sowas gibts, vgl. den Tunnel, der nach Süden hin nicht bloß die Betonung, sondern gar das Genus wechselt. Und interessanterweise bilden sich solche regionalen Unterschiede auch für moderne Kunstworte heraus, vgl. den Volkswagen Jetta, der im Norden anders ausgesprochen ward als im Süden.
Gut, dass er nicht so lange gebaut wurde - ein großer Gewinn für die deutsche Einheit.
Nebenbei: Mit dem „wissenschaftlichen Klang“ habe ich tatsächlich bloß von dem Wort gesprochen, das ich genannt habe, und nicht von irgendwelchen anderen von irgendwem irgendwie anders Ausgesprochenen.
Schöne Grüße
Dä Blumepeder
Hallo,
eine regional übliche Aussprache
das finde ich interessant: Wo gibt es denn diese Aussprache (CafeTEria)? Der Bekannte stammte ursprünglich aus Gera, lebte aber schon lange in NRW.
Gruß
Bona
‚‚Sehr komische‘‘ Betonungen
Da hab ich auch ein schönes Beispiel. Ich treffe immer wieder Leute, die „PfefferMINZtee“ statt „PFEFferminztee“ bzw. „PFEFferminzTEE“ sagen. Die kann ich dann mit dem Beispiel „KLEIderschranktür“ davon überzeugen, daß ihre Aussprachevariante doof klingt.
Aber hier sagen z. B. auch viele „Matrejal“ statt „Material“ oder „Materjal“. Ersteres macht auch mich böse. Ich habe eh häufig den Eindruck, daß viele Leute überhaupt nicht darüber nachdenken, wie sie was aussprechen… Das befremdet mich immer wieder. Ganz besonders „schwillt mir der Kamm“, wenn ich grausig entstellte Wörter wie „einzelnd“ vernehmen muß. Wenn ich sowas höre, interveniere ich sofort, egal bei wem.
Da hab ich auch ein schönes Beispiel. Ich treffe immer wieder
Leute, die „PfefferMINZtee“ statt „PFEFferminztee“ bzw.
„PFEFferminzTEE“ sagen. Die kann ich dann mit dem Beispiel
„KLEIderschranktür“ davon überzeugen, daß ihre
Aussprachevariante doof klingt.
So streng bin ich hier nicht. Teilweise sind das regionaltypische Sachen. Bei „Petersilie“ wirst du finden, dass der Bayer „an PEtersil“ benutzt, wo ich wohne sagt man indes „PeterSIlie“
Ganz besonders „schwillt mir der Kamm“, wenn ich
grausig entstellte Wörter wie „einzelnd“ vernehmen muß. Wenn
ich sowas höre, interveniere ich sofort, egal bei wem.
Zwar interveniere ich nicht, aber es rollen sich mir die Fußnägel auf.
Noch schlimmer für mich ist „soundsoFARBEND“. Und zuletzt las ich hier im Forum „hölzernd“.
Stumm leidenD
Jo
Sprachmüll
Zwar interveniere ich nicht
Warum nicht? Sowas gehört doch eliminiert!
Ich will einfach vermeiden, daß sich solch ein „Sprachmüll“ unterbewußt auf mich überträgt. Deshalb kommt da keiner bei mir an einer hörbaren Korrektur vorbei.