Komm an meine 'Grüne Seite' kommt woher

hallo zusammen,

kann mir einer sagen woher die Redensart „komm´an meine Grüne Seite“ stammt ? Und wieso grün und nicht blau oder rot ?

Vielen Dank und
viele Grüsse aus Hamburg
MeToo

Hallo !

ich wage es mal wieder, obgleich es hier von „Experten“ nur so wimmelt :

Komm an meine „Grüne Seite“ bedeutet: Komm zu mir, ich bin unschuldig, unverbraucht, frisch und kann mit dir von vorn beginnen.

Mit ängslichem Gruß, Max

Hallo,

hab grad zufällig meinen Röhrich da:

"Grüne Seite (die Herzseite); urspr. ist wohl die ‚frische, lebendige Seite‘ gemeint, die der Sitz der grünen Lebenskraft ist, dann auch die ‚günstigste, liebenswürdigste Seite‘ eines Menschen. Jedoch sei auch an die Farbensymbolik in der Kleidertracht des 15. Jh. erinnert sowie an die Blumensprache des MA, in der grün ausdrücklich den Anfang einer Liebe meint und in der letzten Steigerung der Symbolfarbe für die Liebe selbst gilt; so heißt es in der ‚Jagd von Hadamar‘ von Laber (1335-40):

Gruen anefanges meine
heile wünschet dem anefange,
so daz sich lieb vereine
mit lieb und daz es lieblich were lange.

Populär geworden ist die Rda. durch das schwäb. Volkslied aus Friedrich Silchers Volkslieder 1836 ‚Mädle, ruck. ruck, ruck an meine grüne Seite‘; als frühester Beleg darf gelten ‚kum grad zu mir, mins Cordelin, sitz an die grüne siten min‘ (Manuel Weinspiel 1548)."

Aus: Röhrich: Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten, Band 2, 1991

Gruß
Feanor

Hallo !

ich wage es mal wieder, obgleich es hier von „Experten“ nur so
wimmelt :

Komm an meine „Grüne Seite“ bedeutet: Komm zu mir, ich bin
unschuldig, unverbraucht, frisch und kann mit dir von vorn
beginnen.

Mit ängstlichem Gruß, Max

Kein Wagnis, lieber Max, du hast den richtigen Punkt aufgegriffen und genannt. Warum aber hast du den Röhrich nicht zu Rate gezogen?

Dort findet sich noch mehr und jetzt auch für Me too:

_ Grüne Seite
Im 20. Jahrhundert kam der Ausdruck ‚Grünzeug‘ als Parallelbildung zu ‚Junges Gemüse‘ auf, womit junge, unerfahrene Leute bezeichnet werden; die Redensart ist auch in Luxemburg geläufig: ‚esou grengt Gemeis‘. ‚Frisch‘, ‚unbearbeitet‘ meint auch das ‚grün‘ in den Zusammensetzungen: ‚Grüner Baum‘, ‚grüner Hering‘ (‚So jung und frisch wie grüne Heringe‘), ‚Grüner Speck‘, ‚Grüne Häute‘.
Grün in der ausgesprochen positiven Bedeutung von ‚günstig‘, ‚gewogen‘ findet sich in der Redensart von der Grünen Seite (die Herzseite); ursprünglich ist wohl die ‚frische, lebendige Seite‘ gemeint, die der Sitz der grünenden Lebenskraft ist, dann auch die ‚günstigste, liebenswürdigste Seite‘ eines Menschen.
Jedoch sei auch an die Farbensymbolik in der Kleidertracht des 15. Jahrhunderts erinnert sowie an die Blumensprache des Mittelalters, in der grün ausdrücklich den Anfang einer Liebe meint und in einer letzten Steigerung als Symbolfarbe für die Liebe selbst gilt; so heißt es in der ‚Jagd‘ von Hadamar von Laber (1335-40):

Gruen anefanges meine
heile wünschet dem anefange,
so daz sich lieb vereine
mit lieb und daz es lieblich were lange.

Populär geworden ist die Redensart durch das schwäbische Volkslied aus Friedrich Silchers Volksliedern 1836 »Mädle ruck, ruck, ruck an meine grüne Seite« (E.B. II, 348); als frühester Beleg darf gelten »kum grad zu mir, mins Cordelin, sitz an die grüene siten min« (Manuel Weinspiel [1548], 470). Die Redensart ist auch im Niederländischen bekannt als ‚iemands groene zijde‘, im Französischen sagt man bestimmter ‚s’asseoir du côté du coeur de quelqu’un‘.
In der gleichen Bedeutung ‚günstig‘, ‚gewogen‘, ‚wohlgesinnt‘, jedoch in der Regel nur verneinend, steht grün in der Redensart jemandem nicht grün sein: ihm nicht gewogen sein; niederländisch ‚niet groen zijn op iets‘. Der älteste Beleg findet sich im mittelhochdeutschen Passional (675, 74), in dem es von der heiligen Katharina heißt:

sus gienc die edele gotes dirn
sô hin uf den palas,
da die samenunge was
gegen ir vil ungrune.
[Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten: grün, S. 4. Digitale Bibliothek Band 42: Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten, S. 2356 (vgl. Röhrich-LdspR Bd. 2, S. 589) © Verlag Herder]_

Gruß Fritz

3 Like

Hallo Fritz!

Den Röhrich habe ich nicht.

Aber immer dieses Lied in den Ohren von dem Mädel , welches an seine grüne Seite hupfen soll. Oder rucken.
Meine Oma sang es immer, wenn sie in der Küche arbeitete. Im Sommer, bei offenem Fenster. Dazu das Lied von Mariechen, die weinend im Grase saß.

Gruß max

Vielen Dank
hatte diese Redensart heute in einem anderen Lied gehört aber vielen Dank für die ausführliche Erleuterung.

Viele Grüsse aus Hamburg
MeToo

Grün und Neapel
Maxe, maxe,

ich glaub du schwindelst.:smile:

Den Röhrich habe ich nicht.

Wenn du keinen Röhrich nicht hast und niemals nicht gehabt hast, wie kommst du dann zu diesem Zitat?

_Ein italienisches Sprichwort.

Neapel sehen und sterben: sagt man, wenn man etwas Schönes erblickt hat, in heller Begeisterung. Doch ist diese Übersetzung aus dem italienischen Sprichwort: ‚Vedi Napoli e poi muori‘ nicht ganz korrekt. Im Italienischen ist dieses Sprichwort ein Wortspiel mit dem Ortsnamen ‚Muori‘, einem kleinen Ort bei Neapel, den man erst nach Neapel sehen kann, und der Verbform ‚muori‘, sterben. Doch wird die klimatisch günstig gelegene Stadt Neapel als ein besonderer Ort empfunden: während der Italiener ein auf die Erde gefallenes Stück Himmel darin sieht, wurde es in Deutschland und Frankreich noch bis ins 19. Jahrhundert als Sitz der Zauberei und Nekromantie betrachtet.
[Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten: Neapel, S. 1. Digitale Bibliothek Band 42: Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten, S. 4316 (vgl. Röhrich-LdspR * Bd. 3, S. 1086) © Verlag Herder]_

*Das ist der Röhrich, Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten auf CD-ROM!

Gruß Fritz

Nicht geschwindelt!!

Wie ich gerade sehe, ist das wohl eine Lizensausgabe des Röhrich die ich hier habe, aber nur für „sprichwörtliche Redensarten“.

Also das habe ich vorher nicht gesehen und meine grüne Seite steht dort nicht drin.

gruß max

Interessannte (?) Erklärung ohne Röhrich
Servus MeToo et al !

Der Röhrich hat bestimmt recht, allerdings habe ich 'mal eine ganz andere und für mich (im wahrsten Sinne des Wortes) doch recht einleuchtende Erklärung gehört. Die grüne Seite ist die rechte Seite, begründet aus der Seefahrt, da die Positionslampen bei Schiffen (Hallo Max, alter Seebär) an backbord (=links) rot und steuerbords (=rechts) eben grün sind. Die rechte Seite ist wiederum die zu bevorzugende, da dieser Platz (z.B. bei Hofe) als Ehrenplatz anzusehen war. Wen der König zu seiner Rechten sitzen ließ, durfte dieses als besondere Ehrenbezeugung deuten. Weiterhin begründet im (evangelischen) Glaubensbekenntnis, in dem es heißt (kenn nur noch die alte Formulierung halbwegs aus dem Kopf): „… am dritten Tage wieder auferstanden von den Toten, aufgefahren gen Himmel, sitzend zu Rechten (!) Gottes …“ usw.

Grüße aus Wien
Helmut

Na, da stellt sich aber die Frage, was war früher, die Henne oder das Ei? Oder, mit einfachen Worten, was war früher, die Grüne Seite in der Dichtung oder die Farben der Positionslampen bei der Seefahrt!

Und da glaube ich, die Grüne Seite ist älter. Und deshalb sollte man doch annehmen, durch die Grüne Seite der Dichtung hat sich die Farbe bei den Positionslampen entwickelt. Sozusagen, das Pferd von hinten gesattelt oder eingezäunt? Wie war das noch?
gruß max

Hallo !

Gesetzlich vorgeschrieben und eingeführt wurde die Lichterführung bei der deutschen Seefahrt erst 1863/64.

Also kann die Grüne Seite nicht von den Positionslampen der Seefahrt herrühren.

Gruß Max