Kommt sowas aus den Genen?

Hallo,
kürzlich folgende Situation gesehen: ein junges Paar geht auf dem Bürgersteig, ruft das Töchterchen von vielleicht drei Jahren, das mehrere Meter hinterherdackelt, offenbar irgendwie nicht mitkommen will. Vielmehr motzt sie grade, will was, ist beleidigt oder sonstwas. Alles, jedenfalls jetzt bloß nicht mitkommen. Die Eltern, die Mutter, rufen, bitten, drängeln, nichts zu machen. Sie legt einen Arm hinter den Rücken, schauspielert, stellt ein Bein hinters andere, lehnt sich an die Hausmauer, zieht ein Brutsch, ziehrt sich, nichts zu machen. Wo sie das nur herhaben, wo haben sie das gelernt? Steckt das auch schon in den Genen? Das können die doch nicht gelernt haben, nicht durch absehen gelernt haben?

Für Tips danke Antal

Hallo,

Wo sie das nur herhaben, wo haben sie das gelernt?
Steckt das auch schon in den Genen? Das können die doch nicht
gelernt haben, nicht durch absehen gelernt haben?

Was meinst Du genau? Dass sie den Eltern nicht gehorcht? Das ist ein völlig normales Verhalten. Man wird nicht mit dem Wissen geboren, wo Grenzen sind, und viele der Grenzen/Normen des Lebens in unserer Gesellschaft sind einem Kind auch nicht logisch zu erklären (warum darf ich nicht im Restaurant laut schreien und rennen? warum muss ich immer bitte und danke sagen? warum muss ich das tun, was Mama sagt?).

In bestimmten Entwicklungsphasen wird daher gezielt ausprobiert, wie weit man gehen kann, welche Sanktionen unter Umständen zu befürchten sind, usw. So lernt man wo die Grenzen liegen.

Die spezifischen Verhaltensweisen, die das Kind gezeigt hat, sind vermutlich eine Kombination aus dem, was früher schon mal gewirkt hat („wenn ich laut kreische, kommt Mutti und tröstet mich“), Imitation und Improvisation.

Gruß,

Myriam

Hallo antal,

bei einem so kleinen Kind geschieht vieles noch unbewusst. Die geschilderte Gestik und Mimik wird daher größtenteils genetisch bedingt sein.
Nicht thematisch voll zutreffend, aber doch interessant für den Einstieg in das Thema ist der Artikel „Nonverbale Kommunikation“ /Körpersprache bei wikipedia.
Sicher wissen Psychologen dazu noch mehr beizutragen.

Freundliche Grüße
rotmarder

Hallo,
kürzlich folgende Situation gesehen: ein junges Paar

Hallo, ich bin selbst Mutter von 2 Kindern, meine Tochter ist 6 Jahre und mein Sohn 3 Jahre alt.

Dieses Verhalten ist nicht genetisch bedingt, sondern eine ganz natürlich und wichtige Entwicklungsphase bei Kindern.

Mit ca. 3 Jahren kommen die Kinder in die sogenannte Trotzphase, wo alles was die Eltern oder die Umwelt sagt angezweifelt wird.

Grenzen werden gesucht und ausgetestet. Das ist für die Eltern sehr nervenaufreibend und anstrengend, da wirklich jedes kleine bisschen auf Widerstand stößt.

Das Mittagessen schmeckt auf einmal nicht mehr, zum Zähneputzen haben sie keine Lust, sie wollen noch nicht ins Bett, sie wollen beim Frühstück nicht mehr am Tisch sitzen, jeder Einkauf entwickelt sich zur Katastrophe…

Das einzige was hilft ist Ruhe bewahren und konsequent sein, was allerdings leicht gesagt und schwer getan ist, gg

Da Eltern auch nur Menschen sind und irgendwann die Ruhe aufgebraucht ist, dann schreit man doch mal und debattiert sich durch den Tag nur um dann um 20 Uhr abends völlig ko auf der Couch zu sitzen und sich mächtig alt zu fühlen :wink:

huhu,

man muss vielleicht differenzieren.

das ausprobieren an sich liegt schon in den genen. jeder ist da anders.

aber ein großteil der folgen liegt dann in der erziehung. wie weit kann ich ausprobieren?was passiert mir, wenn ich reize? muss ich angst haben?

wie stark sich das kind diese fragen aber mehr oder weniger unbewusst stellt bzw. danach handelt, ist wohl noch nicht ganz erforscht. meines erachten liegt es hauptsächlich an der erziehung - welche ängste und stärken schaut sich das kind also von den eltern ab und wohin wird es von den eltern getrieben/gelenkt. die gene haben da meines erachtens nicht so viel mitspracherecht. die regeln eher grundlegende dinge, u.a. das lernen an sich, also ob es die kapazität hat oder nicht.

mfg:smile:
rené

Nachtrag
Rotmarder hat schon richtig gesehen, wonach ich gefragt habe: Nicht nach Trotzreaktionen und sonst sowas, sondern nach dem „gezierten Verhalten“, nach der Schauspielerei, das sie einfach noch nicht gesehen haben können, dennoch in voller Breite drauf haben: Ein Bein hinter das andere stellen, mit Augenaufschlag in den Himmel gucken, Schmollmund ziehen, sich überhaupt zieren, Arm gekünstelt hinter den Rücke, schauspielern.

Eben sehe ich die gleich Frage, meine Frage, in Tolstoj, Krieg und Frieden, erstes Buch, erster Teil, Kapitel XX: Zitat:

„…In der Hand hatte sie einen Fächer, den ihr eine der tanzenden jungen Damen zum Halten gegeben hatte. Sie nahm eine elegante Pose an, die durchaus den Regeln der feinsten Etikette entsprach (Gott mochte wissen, wo und wann sie das gelernt hatte), gestikulierte mit dem Fächer, lächelte über ihn hinweg und machte mit ihrem Kavalier Konversation“.

Sie, die Person über die berichtet wird, fast noch ein Kind, geht zum ersten mal zum tanzen. Hier bei Tolstoj also die gleiche Frage: Woher hat sie das?

Gruß Antal

Hallo antal,

diese Frage nach -vereinfacht gesagt- „Genetik oder Pädagogik?“ beim Ursprung von Gestik und Mimik werden dir die Verhaltensbiologen, bei denen es in letzter Zeit Ergebnisse neuerer Hirnforschungen gibt, oder auch die Entwicklungspsychologen wohl noch pointierter beantworten können.
Vielleicht stellst du diese Frage in den Brettern Biologie oder Psychologie oder mailst einen ausgewählten Experten persönlich an.
Es bleibt interessant.

Freundliche Grüße
rotmarder

Rotmarder hat schon richtig gesehen, wonach ich gefragt habe:
Nicht nach Trotzreaktionen und sonst sowas, sondern nach dem
„gezierten Verhalten“, nach der Schauspielerei, das …

Hallo Antal,

ich habe erst durch den Nachtrag deine Frage richtig (hoffentlich!) verstanden.

Ich kann lediglich beisteuern, was ich bei meinem Lesen über Adoption (sehr weitläufig) gelernt habe. Es gibt immer wieder Berichte, dass Fremd-Adoptierte, die zum ersten Mal als Erwachsene ihre biologischen Eltern kennenlernen, feststellen, dass sie nicht nur äußerliche Ähnlichkeiten oder Interessenähnlichkeiten entdecken, sondern auch gleiche Gestik und Mimik (z.B. dass man mit der gleichen Handbewegung an den Schläfen reibt, wenn man konzentriert zuhört).
Dies sind aber rein empirische Erzählungen und ich weiß nicht, ob es darüber Untersuchungen gibt. Auch sollte man bedenken, dass viele Gesten ja auch kultur/sozialgeprägt sind (es ist, z.B. nicht so selten, dass jemand beim Nachdenken seine Schläfen reibt). Dennoch lassen diese immer wieder geäußerten Beobachtungen vermuten, dass es eine vererbte Komponente auch von diesen Verhaltensweisen gibt. Mir wird auch nachgesagt, dass ich als Kind genauso mit Hand über die Nase fuhr und diese dabei hochzog (bäh!) wie meine Oma das gemacht haben soll, die aber starb, bevor ich geboren wurde.

Gruß
Elke