Mahlzeit,
das war das Verhandlungsergebnis. Sie wollte die Trennung, ich
schlug vor, dass wir die Zahl unserer Treffen pro Woche auf
ein bis zwei reduzieren, sie meinte, auch das wäre schon zu
viel Verpflichtung und schlug vor, es zunächst beim
gelegentlichen, unverbindlichen Sex zu belassen. Einerseits
wusste ich, dass es eine reine Stresssache bei ihr ist,
andererseits war es die Tage vorher auch schon praktisch
nichts anderes gewesen. Insofern war das nur ein geringes
Zugeständnis und schon am nächsten Tag war sie wie
ausgewechselt.
ändert aber grundsätzlich nichts daran, dass sie möglicherweise immer wieder die Beziehung zuerst in den Wind schießen würde, wenn es gerade mal zu viel wird. Ist halt die Frage, ob Du das aushalten kannst (und wie es mir schien, wie ich auch Deine Bemerkung dazu bez. des Knackpunkts verstanden hatte, ist das ja durchaus eine Angst bei Dir).
Außerdem gibt es schlimmeres als unverbindlichen Sex mit
dieser Frau haben zu müssen. Letztlich glaube ich auch,
dass das der richtige Weg war, weil die Affäre ein Terrain
ist, auf dem sie sich auskennt. Es dauerte übrigens nicht nur
nicht nur eine Woche, bis die Phase vorbei war, sondern nur
zwei Tage, bis ich vorbeikommen sollte, ohne dass sie Bock auf
Sex hatte. Der Weg war damals also goldrichtig. Ich wäre
tatsächlich sogar bereit, ihn wieder zu beschreiten, wenn es
dazu dient, ihr Beziehungsstress zu nehmen.
Bei mir persönlich macht sich aber genau durch das, was Du da schreibst, die Frage breit: „was ist für Euch Partnerschaft?“ Ich meine damit nicht, dass meiner Meinung nach alle Probleme gemeinsam beackert werden müssen. Auch kenne ich genügend Paare, deren Beziehung aus genau diesen Auf und Abs besteht: heute Partnerschaft, morgen ist es dann lieber ne Affäre, ausschließlich der körperlichen Betätigung zuliebe, übermorgen hat man wieder gemerkt, dass es doch Liebe ist… usw. - so geht das bei manchen Leuten ja über Jahre.
Nur dummer Weise könnte einer von beiden dann irgendwann mal Ernst machen mit dem „nö - hab dann doch keinen Bock auf Verantwortung…“. Oder „ich hab endgültig keinen Bock mehr auf das Hin und Her mit meinem Gefühlen“. Gut, Du kannst das alles leben, wenn Du damit klar kommst. Ich würde das nicht mehr wollen. Aber gut, ich bin ja auch etwas älter… und hab das alles zur Genüge hinter mir.
Sehr ernst und ihr wahrscheinlich sogar im Moment ernster als
mir. Ich glaube, sie ist sich nicht darüber im klaren, wie
belastend die Situation gerade für mich ist.
Aha - und genau DA sehe ich durchaus einen Widerspruch. Ihr ist es mit der Beziehung/Partnerschaft mit Dir sehr ernst, aber sie sieht nicht, dass Dich die Situation belastet?
Knapp 1 Jahr zusammen sein finde ich nun nicht gerade eine
fürchterlich lange Zeit. Schon gar nicht, wenn eine Mutter
dann auch für ihr Kind mitdenkt und sicher vorsichtiger sein
wird mit irgendwelchen Planungen und Versprechungen. Insofern
könnte ich durchaus nachvollziehen, dass sie Dich nicht ganz
so schnell in ihr Lebensumfeld komplett einziehen lassen
möchte.
Was aber eben sehr stark schwankt. Das Problem ist, dass ich
den Wechsel nicht rechtzeitig mitbekomme und sie ihn auch
nicht offen artikuliert.
Was für einen Wechsel meinst Du? Dass sie Dich mal einbezieht, mal nicht/eher fern halten möchte? Selbst, wenn sie das offen artikulieren würde, wäre für mich fraglich, WAS das für eine Partnerschaft ist. Sie zieht ihr Ding (warum auch immer - mag ja sein, dass das alles seine Gründe hat…) durch, ohne Rücksicht auf Verluste. Das nenne ich nicht „Partnerschaft“.
Ja, der Gedanke kam mir heute morgen auch. Ich bezweifle
allerdings, dass sie sich darauf einlässt, denn letztlich gibt
es dann nur noch einen anderen, der - aus ihrer Sicht - in
ihrem Leben herumpfuscht und ihr sagen will, was sie zu tun
und zu lassen hat.
Nun - Ihr scheint ja beide nicht gerade den IQ eines Knäckebrots zu haben… Es sollte ihr also durchaus nahezubringen sein, dass es manchmal sinnvoll ist, gemeinsam zu sprechen (der Mediator ist ja nicht dafür da, IHR oder Euch zu sagen, was zu tun ist). Dazu müsstest Du aber sicherlich erst einmal deutlich machen, dass Du ein ernsthaftes Problem mit Euch hast und Du einen Weg da heraus willst/brauchst.
Also ich habe durchaus die Erfahrung gemacht, dass jemand, der das NIEMALS hätte freiwillig machen wollen, dann - wenn auch murrend - mitgegangen ist und nach 24 Stunden Kommunikationstraining BEGEISTERT war (das war dieser Mensch bereits nach den ersten 3 Stunden), was es ausmachen kann - auch im eigenen positiven Erleben - wenn man ein paar Regeln in der Kommunikation beachtet.
Es ist ja nun auch nicht so, dass sie nicht
verstünde, was meine Bedürfnisse sind. Sie findet ihre
Bedürfnisse halt einfach nur wichtiger als meine.
Macht DAS jetzt irgendetwas BESSER? Ich finde eher im Gegenteil.
Was im
Prinzip auch OK ist (schließlich soll sich niemand verbiegen),
aber die Frage, die sich mir dauernd stellt, ist, wo die
Grenze ist.
Genau. Wo ist DEINE Grenze? Die ist ja eigentlich schon erreicht, denn Du kommst nicht locker klar mit der Situation und bist hier, um Dich auszutauschen, weil Du nicht mehr weiter weißt. Forumliere doch mal für Dich, wie Deiner Meinung nach und zu Deiner Zufriedenheit Eure Beziehung aussehen soll. Was ist das Minimum an gemeinsamer Zeit, was sind Deine Vorstellungen von KOmmunikation (mündlicher, egal ob von Angesicht zu Angesicht oder telefonisch), wie stellst Du Dir das Zusammenleben vor etc. - und dann überlege Dir, wo Du evtl. und welche Kompromisse eingehen könntest.
Und dann solltest Du genau mit diesem Status Deiner Vorstellungen mit ihr sprechen.
Dass ein Partner kompromisslos und ständig seine
Bedürfnisse vorzieht, kann m.E. auf Dauer keine Lösung sein.
als Partner jedenfalls aus meiner Sicht nicht.
Sehe ich prinzipiell genauso, nur ist es halt schwierig, zu
telefonieren, wenn ein Kind in der Gegend herumtobt, auch wenn
ich es nicht für gut halte, in der Gegenwart des Kindes
ständig SMS zu schreiben.
Das verstehe ich nicht. 1. Warum kann das Kind nicht für 10 - 30 Minuten ruhig sein bzw. spielen und die Mutter in Ruhe telefonieren? 2. Das Kind schläft ja auch irgendwann, warum kann die Mutter DANN nicht anrufen und in Ruhe mit ihrem Freund sprechen? SMS kosten doch genauso viel Aufmerksamkeit…
Die SMS sind auch nur dann unser
Mittel der Kommunikation, wenn wir nicht zusammen sind
(logischerweise). Das sind in guten Wochen zwei Abende, in
schlechten vier oder fünf. In guten Wochen kann ich auch auf
jede Kommunikation verzichten. So lange komme ich gerade noch
ohne sie klar. Es sind die schlechten Wochen, die mir zu
schaffen machen. Da wäre mir mehr Kommunikation einfach
wichtig.
Hm - und das könnte man auch genau umgekehrt sehen. Wenn ich im Stress mit meinem Partner bin, dann möchte ich u.U. einfach ein paar Tage Sendepause. Komplette Ruhe, um mich zu besinnen, nachzudenken whatever. Was sind denn Deine GEdanken, wenn gerade eine „schlechte Woche“ ist und sie nicht mit Dir kommunziert? Mal ganz davon abgesehen, dass DU es DANN für wichtig halten würdest, zu kommunizieren. Was sind Deine Gedanken und/oder Ängste?
Zwischen SMS und Termin lagen 50 Minuten.
Und? Also ich würde da vermutlich auch nicht zurückrufen. Vielleicht, weil ich mich noch kurz ausruhen möchte oder weil ich noch was vorbereiten muss.
Für ein Danke war da
allemal Zeit. Wäre mir auch noch egal gewesen, wenn sie sich
abends vom Hotel aus noch gemeldet hätte, nachdem der Termin
vorbei war.
Warum? Warum erwartest Du auf Deine Wünsche eine Antwort? Wenn sie Deine Nachricht erhalten hat, dann hat sie sich im besten Fall gefreut, dass Du an sie denkst. So ginge es jedenfalls mir. Und mein Partner würde da nichts zurück erwarten. Wenn ich mich zurückmelden würde, dann würde er sich auch freuen, klar - aber er wäre nicht enttäuscht, wenn nicht. Ebenso wenig, wie ich etwas ERWARTEN würde, wenn ich jemandem „gute Nacht“ oder „viel Glück“ oder ein „ich denk an Dich“ schicke. Das ist doch nur ein Gedanke, den ich dem anderen schenke. Erwartest Du auch auf jedes „ich liebe Dich“ o.ä. eine prompte Antwort? Und was passiert, wenn die nicht ohne Umschweife kommt?
Zug war. Oder am nächsten Vormittag als ich darauf wartete,
dass sie sich wegen unserer Mittagsverabredung meldet.
Hattet Ihr schon eine VErabredung? Warum sollte sie sich dann melden? Sollte sie die noch einmal bestätigen?
Ich glaube, die kommt extremer rüber als sie tatsächlich ist.
Das kann ich nicht beurteilen, aber offenbar habt Ihr ein deutlich unterschiedliches Kommunikationsbedürfnis. Das haben viele Leute. Manche kommen trotzdem miteinander klar - was ich dann damit begründet sehe, dass schlicht beide tolerant sind, sich Mühe geben, dem anderen Aufmerksamkeit zu geben und aber auch in der Beziehung ruhen und keine Unsicherheiten entstehen. Andere kommen nicht damit klar und quälen sich gegenseitig jahrelang bis einer von beiden die Faxen dicke hat.
In letzter Konsequenz ist es nicht der Abstand, der mir Sorgen
bereitet, sondern meine mögliche Reaktion darauf. Ich war
früher in Beziehungen auch sehr gut darin, meine Freiheit zu
beanspruchen und meine Partnerinnen nur in meine Nähe zu
lassen, wenn mir danach war. Das nahm wenigstens zweimal kein
gutes Ende. Ich will einfach nicht, dass ich in alte
Verhaltensmuster zurückfalle und glaube auch nicht, dass eine
Beziehung zwischen zwei Sturköpfen und Einzelgängern
funktioniert.
Schon klar, DU allein wirst es aber nicht ändern können. Dir allein kann nur klar werden/sein, ob Du so wie sie ist, sie liebst und mit ihr zusammen sein willst. Was, wenn sie sich nicht ändert? Was ist dann Dein Weg?
Es ist aber schon interessant, wie man beginnt, Dinge in einem
anderen Licht zu sehen, wenn man mal auf der anderen Seite
steht.
Ja - sicher. Das sind dann manchmal die schlimmsten .
Viel Erfolg
A.A.